Zielgruppe

Meine sehr verehrten Damen und Herren, geht es Ihnen manchmal auch so wie mir: Irgendwann möchte ich am Wochenende einfach nur mal auf dem Sofa sitzen, den Staub vom Fernseher weg pusten und rein schauen. Egal was läuft. Aber: Das geht hier in dieser Stadt ganz einfach nicht. Jedes Wochenende geht hier die Party ab. Eben noch „Rhein in Flammen“, gleich „Sieben auf einen Streich“ und nächsten Sonntag „125 Jahre Café Profittlich“. Und so weiter und so weiter.

Tja, vielleicht liegt das auch am fortgeschrittenen Alter. Keine Ahnung. Eben sprach ein junger Mann folgende Worte relativ gelassen aus: „Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste“. Otto Neuhoff. Jungspund. Der ist doch gefühlt 20 Jahre jünger als ich. Nee, Scherz! Der Rentenberater meines Vertrauens, Konrad Höffken, hat sich kurz mal mit meinen Rentenaussichten befasst. Irgendwie habe ich wohl Zeit meines Lebens noch nie wirklich gearbeitet: 250 Euro. Na gut, dann mache ich eben noch 30 Jahre lang Zeitung.

Und Herr Neuhoff macht noch 30 Jahre lang den Bürgermeister. Gemeinsam alt werden soll doch sehr schön sein. Um so besser, wenn man eine neue Hüfte am Start hat. Der Wirt unseres Vertrauens, Jürgen Eschbach, hat eine neue Hüfte bekommen. Operation gut verlaufen. Nun kann er wieder rennen. „Rhein in Flammen“ hat mir übrigens sehr gut gefallen. Besonders das Wetter, Inselfeeling pur, und natürlich die Bierbude der TV Eiche Spielmänner. Dort standen die Honnefer zesamme. So schön.

„De Räuber“ auf der Bühne haben niemanden so wirklich gestört. Mal ehrlich: Auch mit neuem Veranstalter und neuem Konzept hat sich das Besucherverhalten in keinster Weise verändert. Freitag will keiner kommen, Samstags tagsüber schlendern Familien vorbei, niemals so üppig, und Samstagabends wird es rappelvoll, wenn Schiffe und Feuerwerk für wunderschöne Augenfreuden sorgen. Mein Tipp für die Veranstalter: Wenn denn der Freitag etabliert werden soll, dann sollte man ihn klar positionieren: Beispielsweise als Tag für die Jugend: „Kids in Flammen“ mit „Part of the Crowd“. Dann wissen wir Rentner, dass wir da nichts zu suchen haben. Wir kommen dann Samstagabend vorbei, wenn Otto Neuhoff mit „Bäd Honnef“ die Insel rockt. Ganz einfach. Werbefuzzis würden sagen: „Das ist zielgruppenorientiert“.

Aber warum gebe ich hier den Veranstaltern eigentlich kostenlose Tipps? Schlaue Menschen würden damit ihre Rente aufbessern. Meine Tochter hat, charmant wie sie nun mal ist, die brutale Wahrheit aufgedeckt, gestern als sie mal kurz in Köln war: „Papa, du hast ja einen Bauch“. Rentner, Bauch, Rhein in Flammen. Ich will auf´s Sofaaa.

Früher war Sofa ein Traum. Frankenfeld, Kulenkampff, Ehrhardt, Alexander, Rühmann, Millowitsch, Fury, Lassie. Und heute? Sind Sofas eigentlich schon in Rente? Apropos Sofa: Die Rolling Stones gehen im September auf Europa-Tour. Unfassbar. Die haben ihre Rente wohl auch noch nicht durch. Ich kann mich noch schwach daran erinnern: 1982 haben die Stones das Müngersdorfer Stadion quasi zerlegt. Im Vorprogramm spielten BAP und Peter Maffay. Keine leichte Aufgabe. 72.000 Fans warteten auf die Stones. „It´s only rock´n roll – but we like it!“ Immer noch.

Regen

Meine sehr verehrten Damen und Herren, vorab eine wichtige Information‌: Sehr geehrte Damen und Herren, sind Sie bitte so nett, und weisen in einer Ihrer nächsten Ausgaben noch einmal auf das gemeinsame Dreiländer-Konzert „Europa-Live“ am 13. Mai 2017 hin. Achtung: der Veranstaltungsort ist nicht, wie ursprünglich geplant, der Rathaussaal der Stadt Bad Honnef, sondern die Aula des Siebengebirgsgymnasiums Rommersdorfer Strasse 78. Dieses Konzert ist uns umso wichtiger, als wir hoffen, auch auf diesem Wege in dieser so euroskeptischen Zeit zeigen zu können, wie schön europäische und internationale Zusammenarbeit sein kann.

Weitere Projekte für 2018 sind bereits in der Vorbereitung. Mit den besten Grüssen Rainer Kubis, Partnerschaftskomitee Berck sur Mer. Europa ist wichtig und richtig, das wusste schon dieser Kanzler aus Rhöndorf. Leider müssen wir Europaliebhaber immer noch Flagge zeigen, wie eben auch bei diesem Konzert. Das die unterschiedlichsten Kulturen bestens miteinander feiern können und wollen, das hat einmal mehr das SPD-Maifest am vergangenen Montag gezeigt. Das Miteinander der Kulturen klappt hier vorbildlich, wohl einer der Gründe, dass der Plan gescheitert ist, hier eine „AfD“ für Bad Honnef und Königswinter zu installieren.

Schauen wir also auf die NRW-Landtagswahl, die für uns enorm wichtig ist, da es zu einem lukrativen Hobby der Stadtverwaltung geworden ist, die Fördertöpfe des Landes anzuzapfen. Wir können nun quasi mitentscheiden, wer zukünftig die Töpfe für uns füllt. 

Zwei Wochen vor dieser Wahl schmilzt offenbar der Vorsprung der SPD. Einer Forsa-Umfrage vom letzten Samstag zufolge, die für die Kölner Zeitungen „Stadt-Anzeiger“ und „Express“ erstellt wurde, kommen die Sozialdemokraten auf 35 Prozent, die CDU erreicht 29 Prozent. Die FDP legt mit zwölf Prozent um einen Punkt zu wie auch die Linke, die in der Forsa-Umfrage bei sechs Prozent landet.

Die Grünen und die AfD bleiben unverändert bei sechs beziehungsweise sieben Prozent. Damit könnten bei der Wahl am 14. Mai sechs Parteien den Einzug in den Landtag schaffen, aber, eine rot-grüne Regierungskoalition hätte demnach keine Mehrheit mehr. Wie dem auch sei, Bürgermeister Otto Neuhoff gab Denis Waldästl (Foto), dem jüngsten Landtagskandidat der SPD in NRW, beim Maifest mit auf den Weg nach Düsseldorf, die Landesregierung möge sich für die Kommunen stärker einsetzen. Die Haushaltssituation der Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen seien nach wie vor sehr kritisch. Das Maifest der SPD mit internationalen Speisen-und Musikangeboten ist das einzige große Volksfest, das noch im Kurpark statt findet. In diesem Jahr erstmals bei ungemütlichem Regenwetter. SPD-Vorstandsmitglied Klaus Munk fragte sich ganz leise, „ob das ein gutes Zeichen für die Landtagswahl ist“?

Gerücht

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie werden sich eventuell noch daran erinnern: Früher gab es die sogenannte „Kölner Liste“. Die regelte recht verbindlich, welche Geschäfte in oder außerhalb der Innenstädte ansiedeln durften, und welche nicht. So begab es sich, vor ungefähr 15 Jahren, dass im „Honnefer Süden“ beispielsweise ein Fachmarkt für Kinder/Babyartikel aufmachen wollte.

Das wurde abgelehnt, weil es in der Innenstadt bereits ein solches Geschäft gab. Und heute? Heute möchte sich dem Vernehmen nach ein großer Buchhändler in der Stadt ansiedeln, in der es bereits zwei kleine Buchhändler gibt. Dazu Centrumchef Georg Zumsande in einer Presseinfo: „Ein sehr ernst zu nehmendes Gerücht macht in der Innenstadt die Runde, dergestalt, dass die Mayersche Buchhandlung mit Buchhandel, Café – Shop, Zeitschriften, Schreibwaren u.V.m.  im ehemaligen Kaiser`s eine Niederlassung plant. Dies alles soll mit aufwändiger Sanierung in diesem Jahr über die Bühne gehen, eine Eröffnung ist zu Weihnachten 2017 geplant.

Sollte an diesem Gerücht was Wahres sein, wird die Einzelhandelsstruktur der Innenstadt in erhebliche Schieflage geraten. Kurzfristige Geschäftsaufgaben alteingesessener Bad Honnefer Familienbetriebe wären die Folge“. Postwendend erfolgte eine Stellungnahme der Stadtverwaltung: „Bezugnehmend auf die Anfragen von Vertreterinnen und Vertretern der Presse und der Werbegemeinschaft Centrum e.V. teilt die Stadtverwaltung Bad Honnef mit, dass sie am gestrigen Nachmittag erstmalig angesprochen wurde und die Information erhielt, dass die Mayersche Buchhandlung ein mögliches Interesse an der Ansiedlung in der ehemaligen Kaiser’s-Filiale in der Hauptstraße 42 habe.

Wie wahrscheinlich dies ist, kann derzeit städtischerseits nicht genau eingeschätzt werden . Die Informationen konnten im Kontakt zum Verpächter bislang nicht verifiziert werden. Auf die Form der Nutzung der Räumlichkeiten hat die Stadt keinen Einfluss. Sie steht jedoch im regelmäßigen Austausch mit dem Verpächter. Dabei ist u.a. das Ziel, die städtischen Interessen in den Entwicklungsprozess der Immobilie einzubringen“.

Die Buchhandlung Werber, die als Buchhandlung mit eigener Druckerei und Binderei 1887 vom Ettenheimer Buchdruckmeister Karl Werber gegründet wurde, war ursprünglich in der Hauptstraße 82 ansässig, Dort verkaufte Karl Werber neben Büroartikeln und Schreibwaren auch die im eigenen Haus gedruckte „Honnefer Volkszeitung“.

Ulrike Helmling, heutige Mitinhaberin des traditionellen Hauses, hat bereits ein mündliches Angebot von der Mayerschen Buchhandlung erhalten. Sie könne mit ihrer Kollegin ja gerne die Mayersche Geschäftsleitung übernehmen. Schlechte Karten bei Frau Helmling. Wir haben die Angelegenheit am Frühstückstisch im HIT besprochen. Heinrich Beth meint: „Kinder, das ist doch nur ein Sturm im Wasserglas.

Bei der Frequenz in der Innenstadt kann das kein Thema für Mayer sein“. Detlef Mai beruhigt auch. „Die loten doch nur aus“. Oder: „Wenn Buch, dann Werber“, das sei doch selbstverständlich. Aha, ich höre gerade, dass die „Kölner Liste“ nur die Angelegenheiten vor den Toren einer Stadt regelt, und nicht innerstädtisch. Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben. 

HWZ 555

Foto: Die Recken unseres Vertrauens

Meine sehr verehrten Damen und Herren, 555 Wochen, das ist nicht wirklich verdampt lang her. Oder doch? Ich mache das mal am iPhone fest. Das gab es damals noch nicht. Es wurde erahnt. Heute ist ein Leben ohne Smartphone kaum vorstellbar. Also doch. Die Welt hat sich in den vergangenen 555 Wochen brutal schnell gedreht.

Sie hat sich komplett verändert. Vor knapp 11 Jahren hieß meine Kommunikationsbörse Vierkotten. Heute heißt sie Facebook. Wann bekomme ich bei Facebook ein Kölsch? Quasi meine „Running Gags“ waren jahrelang die „Recken meines Vertrauens“  an der „Theke meines Vertrauens“. Die Thekenkultur gibt´s  wohl auch nur noch bei Facebook, Twitter, Google und Co.

Noch völlig ohne die neuen Medien kam es 2004, also noch zu HSZ-Zeiten, zu einem politischen Orkan in der Stadt. Wir erinnern uns: „Seit dem 14. Oktober 2004 ist nichts mehr wie es immer war. Schon am 26. September hatte sich Ungewöhnliches ereignet. Bei den NRW-Kommunalwahlen hatte die CDU, die seit 1945 die Mehrheit im Rat und alle Bürgermeister gestellt hat, zwar wieder die meisten Stimmen und – zusammen mit ihrem Ableger, dem „Bürgerblock“, und der FDP – erneut die Mehrheit im Stadtparlament errungen. Aber CDU-Bürgermeister- Kandidat Peter Brassel – fünf Jahre lang hatte er die Stadt regiert – schaffte nicht die standesgemäße absolute Mehrheit.

Ein Vorsprung von fast zehn Prozent auf seine sozialdemokratische Herausforderin Wally Feiden reichte nicht aus. Eine Stichwahl war angesagt“. Das Ergebnis ist bekannt. Und vor drei Jahren kam es zum nächsten Orkan rund um das Rathaus. Der parteilose Kandidat Otto Neuhoff nahm dort den Chefsessel ein. Wir leben schon in einer völlig veränderten Welt. Und de Bläck Fööss haben recht, wenn sie singen: “Wie soll dat nur wigger jon, wat bliev dann hück noch ston, die Hüsjer un Jasse die Stündcher beim Klaafe es dat vorbei? En d’r Weetschaff op d’r Eck ston die Männer an d’r Thek’ die Fraulückcher setze beim Schwätzje zosamme es dat vorbei“? Vorbei, jawohl. Mir klaafe nit mieh, mir twittern.

Aber da kann der Herr Neuhoff ja auch nichts dafür. Immerhin geht der Bürgermeister nach jeder Ratssitzung mit seiner Verwaltung und willigen Ratsmitgliedern auf ein Kölsch eben an diese Theke unseres Vertrauens. So wird doch noch ein Stückchen Tradition aufrecht erhalten. Ich persönlich finde es sehr schade, dass neben der Thekenkultur auch die Gesprächskultur immer mehr den Bach runter geht. Früher begann jede Woche für mich mit einem ausführlichen Klaaf mit interessanten Mitmenschen dieser Stadt, bevorzugt beim Franco. Zum Gedankenaustausch.

Die Zeiten sind längst vorbei. Ich glaube Herrn Gerdes oder Herrn Zumsande, beispielsweise, habe ich in diesem Jahr überhaupt noch nicht gesehen. Oder ich hab´s vergessen. Diese Ausgabe (Druckausgabe) sieht ein wenig anders aus, als die vorherigen 554 Ausgaben. Wir geben Ihnen mächtig was zum lesen auf die Augen. Geschichten, die zwar 555 Wochen alt sind, aber irgendwie doch immer noch aktuell wirken. Viel Spass beim schmökern in der Vergangenheit. Liebe Leserinnen und Leser, liebe Sponsoren, vielen Dank für ihr Vertrauen und ihre Zuneigung. bö

Elvis

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wer hätte das gedacht, der olle Adenauer ist mal wieder Titelheld geworden. Nicht nur bei uns, nein, auch auf dem aktuellen SPIEGEL.Dazu lesen Sie eine kurze Anmerkung auf der Seite 5 rechts oben (Anm.: In der gedruckten Ausgabe). Unsere Titelgeschichte hat der ehemalige politische Chefkorrespondent der Bild-Zeitung, Einar Koch, geschrieben, und darauf bin ich echt stolz. Und der Einar hat mir hier auch noch einen Satz mit auf den Weg gegeben: „Bei aller Wertschätzung des Herrn Bundesministers Altmaier als Festredner zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung in Rhöndorf – ich frage mich: Wie weit weg ist Adenauers Nachfolgerin als Kanzlerin und CDU-Bundesvorsitzende vom Gründungskanzler, auf den sich die CDU in ihrem Programm (und übrigens auch im Namen der Berliner Parteizentrale) so gerne beruft? Der Eindruck drängt sich auf: Frau Merkel hat mit Adenauer wenig bis nix am Hut“. Jawohl. Natürlich hat er gleich ein bisschen recherchiert und festgestellt, das Frau Merkel just am 50sten Todestag des „Alten“ mit ihrem Gatten auf Urlaub ist. Einar Koch hat Adenauer tatsächlich noch persönlich kennen gelernt. Ein wahrer Zeitzeuge. Der perfekte Übergang: Eines schönen Tages nahm mich mein Opa an die Hand und sagte: „Komm, wir gehen Elvis besuchen“. Ich war sechs Jahre alt, und es war Sommer. Mein Opa wohnte in Bad Homburg, und hin und wieder sind meine Eltern und ich von Köln aus dorthin getrampt. Die A3 gab es damals wohl noch nicht. Zurück zu Opa. Ich hatte natürlich keinen blassen Schimmer, was Opa damit sagen wollte. Elvis? Aber Spaziergänge mit dem Opa, die mochte ich wohl sehr gern. Die gingen immer durch den Wald. Kind und Wald, das passte perfekt zusammen. Keine Ahnung ob das stimmt, aber meine Eltern haben es mir immer wieder erzählt. Also: Opa schnappte mich unter den Arm und dann hoch auf die Schulter, und wir machten uns auf den Weg durch den Taunus von Bad Homburg nach Friedberg. Liegt quasi um die Ecke. An einem hohen Zaun am Waldrand machten wir Halt und schauten wie gebannt auf unzählige Wellblechhütten. Zwischen den Hütten, ganz in der Nähe des Zaunes, spielten einige junge Männer Fußball. Auf einmal zuckte mein Opa zusammen und nahm mich von seiner Schulter. Er streckte seinen Zeigefinger durch den Maschendrahtzaun und sprach die heute so legendären Worte völlig ruhig aus: „Da ist er, guck“. Ich guckte. Fast glatzköpfige Männer spielten Fußball. Toll. Überliefert ist, dass ich lieber mit Opa im Wald Stöckchen schnitzen wollte. Auch überliefert ist, dass eben einer dieser Fußballspieler Elvis war. Adenauer. Elvis. Einfach unkaputtbar. Sie haben ihr Zeitalter gerockt und geprägt. Ohne sie wären wir heute nicht da was wir heute sind: Eben bei Merkel. Scherz!  Nun ja. Irgendwie muss ich wohl noch eine Quintessenz  finden. An die Geschichte mit Opa und Elvis kann ich mich natürlich nicht wirklich erinnern. Die haben mir meine Eltern erzählt. Aber Elvis ist haften geblieben: Gestern war ich in Koblenz, in der Rhein-Mosel-Halle. Auf dem Programm stand „Elvis -Das Musical“. Adenauer auf dem Titel, Elvis in Koblenz. Legenden leben eben etwas länger. Frohe Ostern zusammen… 

Frühlich cool

Meine sehr verehrten Damen und Herren, was war das für ein fantastisches Wochenende rund um den 1.April. Zum ersten Mal in diesem Jahr zog eine Holzkohlengrillduftwolke über die Stadt hinweg, im Kurhaus machten „n´joy“ und „Clax“ vor jeweils ausverkauften Rängen sehr deutlich, warum wir so stolz auf sie sind. Die Dragons gewinnen ein wichtiges Spiel, unsere Handballer steigen auf und unsere Fußballer nicht ab.

An diesem wunderbaren Wochenende hätte der FC auf jeden Fall gegen den HSV gewinnen müssen. In Rhöndorf hat das Restaurant „Chamai“ seine Tore geöffnet, nein, eine neue Boutique ist diesmal nicht an den Start gegangen. Die Frühlingsglücksgefühle dürfen am kommenden Wochenende weiter tanzen: Mit „Fühl dich Frühlich“, mit dem Anrudern rund um das Bootshaus, mit Minigolf auf der Insel, und ja, die Biergärten dürften mittlerweile auch alle wieder begehbar sein.

Keine Zeit also für schlechte Laune. Die mutmaßlichen Park- und Pollerprobleme werden sich sowieso in Luft auflösen. „Fühl dich Frühlich“ heißt doch frei übersetzt: Cool bleiben. Heinz Willi Fleischhacker, der Löstige, unser Heimatforscher, hat sich einmal mehr mit der Vergangenheit unserer Stadt beschäftigt. „Weil wir doch so viele Neubürger haben, die informiert werden müssen“, sagt er. Macht Sinn.

In der nächsten Ausgabe lernen Sie dann die schaurig schöne Vergangenheit unserer Nachbarstadt Königswinter kennen. Ja, der Herr Fleischhacker schreckt vor rein gar nichts zurück. Telefon. Peter Christian Müller: „Seit wann sind Sie ein Grüner“? Oha! Das war keine Frage, das war ein Donnergrollen. Unsere Titelgeschichte in der letzten Ausgabe sei eine einzige Wahlwerbung für die „Grünen“ gewesen.

Peter-Christian Müller hat für die Bildzeitung, das Handelsblatt, den Spiegel, den Stern und die Augsburger Allgemeine gearbeitet. Ein wunderbarer Kollege. Ein Selhofer. Ein FDPler. Ja, die Grünen haben ihre Sicht der Dinge beschrieben, in einem Rückblick auf die ersten drei Ottojahre. Legitim. Lieber Herr Müller, das sollte ihre FDP dann auch mal tun. Und dann die CDU, die SPD, der Bürgerblock, Herr Rauw… So! Noch ein bisschen Politik. Sie erinnern sich, es geht um die Einrichtung eines Innenstadtrings im Einbahnverkehr für die Hauptstraße, Weyermannallee, Luisenstraße und Bahnhofstraße.

Der Ausschuss für Umwelt, Wald, Verkehr, Feuerschutz und Rettungswesen hat die Verwaltung beauftragt, für das Karreé Hauptstraße – Weyermannallee – Luisenstraße – Bahnhofstraße die Einrichtung eines Innenstadtringes in Einbahnverkehr zu prüfen. Und die Verwaltung hat geprüft: „Wie es das Rahmenkonzept zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept deutlich macht, bestehen viele sich überschneidende Nutzungsansprüche und Anforderungen an den öffentlichen Raum im Bereich der Innenstadt.

Zusätzlich werden diese Ansprüche mit den (neuen) Zielen der integrierten Stadtentwicklung überlagert. Eine singuläre Prüfung, Planung und Umsetzung einer zweiten Karreelösung ist – ohne diese in einem integrierten Gesamtkontext der Innenstadt zu betrachten – nicht empfehlenswert. Sie könnte sich bei gleichzeitiger Erstellung des Integrierten Handlungskonzept (InHK) eventuell sogar förderschädlich auswirken“. Soviel dazu.

Ludwig v.B.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Weltgeschichte muss quasi umgeschrieben werden. Gerade rechtzeitig zum 1.April erblickt ein schier unglaubliches Dokument das Licht der Öffentlichkeit. Aber lesen Sie selbst: „Im kürzlich entdeckten und beachteten Fund einiger Handschriften Ludwig van Beethovens als Teil eines Nachlasses unbekannter Provenienz fand sich für die Region Bedeutendes. Mögen die Briefe des Komponisten sonst eher schmachtend und vom Inhalt her banal sein, so kann insbesondere Bad Honnef hier aufhorchen. Folgt man dem Zeugnis, so spielt der Weinberg im Norden Rhöndorfs eine durchaus relevante, amouröse Rolle. Offensichtlich improvisierend auf dem Knie geschrieben verbindet Beethoven seine physische Existenz mit einem Ausflug der Eltern dorthin.

Mehr noch empfiehlt er die Gegend Wanderern und Rastenden. Pikant ist dies besonders angesichts der Sperrung des Hohlwegs am Domstein. Gemäß den gar nicht so spärlichen Angaben des großen Bonners ist die beschriebene Stätte recht exakt dort zu verorten. Das Kuratorium der NRW-Stiftung hofft jedenfalls, hierüber Klarheit bis zum Jubiläumsjahr 2020 schaffen zu können. Sollte Beethoven so in gewissem Maße zum „Honnefer Jung“ avancieren, so wäre es nur konsequent, motiviert die Mühen zur Wiedereröffnung des Hohlweges zu intensivieren“. Das schwer lesbare Originalschriftstück haben wir für Sie aus dem Altdeutschen übersetzen lassen:

„Wien im fruehen Maerzen AD 1827. Unsterbliche Geliebte, nie wird verlautet seyn von meinen Lippen, wer Ihr seyet hinter der Complimentierung. Unerfüllet die Lieb umso dräuender, da dero Zeit der Hingabe mir im Gedächtniß haftet. Ließ mich vors Haus tragen aus dem Bette, an daß mich Lunge und Leber fesseln. Sitze am Grase und stelle mir für versetzet zu sein ins Rhenania der Jugend.

Einstmals am güldenen Fluße im Haus numero 515, getaufet in st. Remigien. Erfahren solle Ihr heut ein kleines Geheimniß, daß ich gezeuget im Wingert zu Rhoendorp am wilderen Ufer. Dort wo der Felsen Siegfried testieret die unsterblichen Tathen des großen Recken samt Fafnir, der diesem seine hörnerne Haut lieh. So lehrte es die Mutter, die junge Witwe, daß sie gebet dem neuen Gatten den Sohn. Romantik sey dort am Domstein, Nathur und ein Bett weich wie von Daunen. Sie hat mich erbethen wie die Vielen aus Rhoend. und dem Hunefe im süden, die dort unter dem Monde sich überwälthigen lassen vom Gefuehle. Das ist ein mysthische, verzaubernde Gegent.

Selbst suchet ich sie mit dem seeligen Ännchen und Hannah v. Honrath, die mir am Drachenfels nah war und viel inniger als im Hause am Neumarkt zu Cölln. Der Rhein bracht die Inspiration, die meine drei Wiener Graeffinnen nicht bräuchten. Und auch nicht die Buergerlichen, deren Marie zum sittsamen Lohne den Autograph meiner Appassionata erhielth und Lisbeth die Chimaere Für Elise. Mir ist nunmehr nichts mehr gegeben als meine Hinnfälligkeit. Empfinde als Glueck, die Conversation der Anderen nicht hören zu können im Verzicht auf Rohr und Hefte. Mag mein Bild mitnehmen und kein fremdes in’s Elysium . Grueßet mir den Drachenfels und sorgett dafuer, daß seine Auen wie Wege offen seyen für viel Leut, die dort sich laben. Auf immer der Eure Ludwig vB.

Chamai

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es tut sich etwas in meiner Lieblingsbranche, der Gastronomie. Aus dem Weinhaus Hoff in Rhöndorf wird das Restaurant Chamai. Neueröffnung am 1.April. Echt! Warum Chamai? Weil der neue Pächter Chamai heißt, Clemens Chamai. Der Koch und der Verpächter, Carsten Schmitz, kennen sich seit ewigen Zeiten aus Oberhausen, dort hatte Chamai eben ein Restaurant und Schmitz einen Fischladen. Und nun kommen die alten Kumpels aus dem Ruhrgebiet in Rhöndorf wieder zusammen.

Im Chamai wird es eine deutsch-französische Küche geben, mit Schwerpunkt frischer Fisch. Mit einem riesigen Weinangebot obendrauf. Im vorderen Bereich des Restaurants entsteht ein Bar-Bistro-Bereich, dort kann der Gast Kleinigkeiten zu sich nehmen, oder ein gepflegtes Gaffel-Kölsch trinken. Derzeit wird im Restaurant noch heftig gearbeitet, „aus der geplanten Renovierung ist eine umfangreiche Sanierung geworden“, so Chamai. Immerhin: Die neue Theke steht schon.

Die Gasträume sollen insgesamt heller und freundlicher werden. Die Öffnungszeiten: Täglich von 17 bis 22 Uhr, außer Dienstags. Und was macht der ehemalige Koch Wolf Neumann? Der kocht nun, wie bereits mehrfach angedeutet, im Inselcafé. Damit ist er zurück gekommen an die Wurzeln seiner Kochkunst. Vor 35 Jahren hat er im Inselcafé angefangen und jetzt krönt er dort seine Karriere. Welch ein wundervoller Satz. Auch im „Haus imTurm“ hat sich, wie bereits berichtet, einiges verändert. Am markantesten dort ist sicherlich die Bar im Eingangsbereich geworden, an der man losgelöst vom Restaurant Cocktails, Wein oder frisch gezapftes Bier genießen kann.

Das Eastwood hatten wir kürzlich schon erwähnt, dort eröffnet am 15.April ein Bistro. Bar und Bistro. Das Getränkeangebot in der Stadt wird immer umfangreicher. Wie schön. In einem der ältesten Häuser in der Stadt, in der Hauptstraße neben Beth, haben zwei neue Geschäfte ihre Pforten geöffnet: Tamaris und SOHO. Dort gibt´s Schuhe,Accessoires und Mode für die Damenwelt. Davon können wir ja gar nicht genug bekommen. Bad Honnef: Die Damenmodestadt am Rhein. Sehr schön. Eben hat mich ein Neubürger angerufen. Der ist total begeistert von dieser Stadt, „ich hätte nie geglaubt, dass man so schön leben kann“. Welch ein Kompliment. Von Parkraumnot hat er nichts gesagt.

Apropos: Der Vertrag ist unterschrieben. Die Künstlertruppe „Antiform“ zieht bei „Kaisers“ ein. So entsteht im Herzen der Stadt ein lebendiges Kunst- und Kulturzentrum in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring. Bis eben ein „echter“ Nachmieter gefunden wird. Das wird aber aller Wahrscheinlichkeit kein Lebensmittelversorger mehr sein. Denn der zieht ein Stückchen weiter unten ein, in das dann umgebaute Postgebäude. Die Bauarbeiten sollen im Herbst beginnen. Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende…

Alter (2)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist unfassbar, es ist lange leicht zu ignorieren, aber eines Tages absolut nicht mehr zu bestreiten: Jeder Mensch wird älter. Das ist aber auch der einzige Trost. Nein. Trost ist, wenn man im Alter auf ein schönes Leben zurück schauen kann. Ich war am Wochenende mit meinem Sohn (31) und meiner Mutter ((87) bei meiner Tochter (26) in Berlin (Neukölln).

Drei Generationen. Spannend. Mutter hat am Brandenburger Tor als Kind Adolf Hitler zuwinken müssen. Erinnerungen bleiben. Und nun steht sie vor dem Adlon und stellt fest: „Das hat sich hier aber schwer verändert“. Unglaublich. Auch diese Frau hat alles erlebt, von Hitler bis zum iPhone. Welch eine Bandbreite. Davon habe ich mal gerade 50 Jahre mitbekommen, also quasi von Willy Brandt bis zum iPhone. Das ist schon eine ganz andere Zeitspanne. „Lass uns zu Fuß gehen“. „Bitte“? „Stell dich nicht so an“.

Für Kinder sind Eltern unkaputtbar. Omas sowieso. Ausreden haben keine Chance. Oma flüstert mir zu: „Ich würde mich gerne mal hinsetzen“. Nach gerade mal 17.000 Schritten. Mitten in Neukölln stehen noch die gut erhaltenen Reste eines Böhmischen Dorfes, das König Friedrich Wilhelm I 1737 hat errichten lassen. Interessant. Noch interessanter war der ausführliche Bericht von Oma über den Preußenkönig.

Der mit den langen Kerls. Sie wissen, was ich meine. Dem haben wir den noch heute hier und da existierenden Typus des preußischen Untertanen, den blinder Gehorsam, absolute Unterordnung, Gottesfürchtigkeit, Diensteifer, Unbestechlichkeit, Disziplin, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit auszeichnen sollen. Geradezu manisch verfasste der König zahllose Edikte, Vorschriften für das Verhalten seiner Untertanen, die peinlich genau befolgt werden sollen. Und da haben wir den gravierenden Unterschied. Oma, eher preußisch korrekt, und ich als 68er, eher genau das Gegenteil. Und die Kinder haben für sich beide Zutaten genial miteinander vermengt. Neukölln ist übrigens ein typischer Wohnbezirk, vor allem in den südlichen Ortsteilen wird es vorstädtisch-ländlich.

Im eigentlichen Stadtteil wohnen waschechte Neuköllner, junge Studenten und Familien aus etwa 160 verschiedenen Nationen mehr oder weniger friedlich beisammen. Über das „mehr oder weniger“ habe ich mich sehr gefreut. Berlin und das Alter. Das sind schon zwei reizvolle Themen. Früher, als ich noch jünger war, da war ich rein beruflich, jedes Jahr auf der ITB in Berlin. Oma hat Hitler zu gewedelt und nun wohnt meine Tochter dort. Früher roch es dort nach Trabbi und wir mußten noch über den Checkpoint Charlie zum Hotel rüber machen. Dieser Nervenkitzel ist heute nur noch Geschichte. Wie alles in Berlin. Wie alles im Leben. Und wenn das Alter noch so furchtbar ist, die Lebensgeschichten, die wir alle mit uns herum schleppen, die geben dem ganzen doch einen Sinn. Auch wenn wir das meiste längst schon wieder vergessen haben. Vergessen werden. Wie sagte Hans-Joachim Fuchsberger noch so schön: „Alt werden ist nichts für Feiglinge“. In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende allerseits…

Fööss

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Fastenzeit beginnt. Heißt: In 40 Tagen ist Ostern.Biblischer Hintergrund für die Festsetzung der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte ist das ebenfalls 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste.

Die Zahl 40 erinnert aber auch an die 40 Tage der Sintflut, an die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zog, an die 40 Tage, die Mose auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes verbrachte, und an die Frist von 40 Tagen, die der Prophet Jona der Stadt Ninive verkündete, die durch ein Fasten und Büßen Gott bewegte, den Untergang von ihr abzuwenden.

Da passt es doch super in den Reigen hinein, dass ich vor 40 Jahren die Bläck Fööss kennen gelernt habe. Das ist mir bei der Pressekonferenz mit den Fööss zum Abschied von Peter Schütten am Dienstag erst so richtig bewusst geworden.

Mein Gott, was sind wir alt geworden. Zum großen Glück für mich, ist der Peter zur Zeit noch neun Jahre älter als ich. Was soll´s. Als damaliger Jungredakteur bei Prisma habe ich die Fööss quasi auf Schritt und Tritt begleitet.

Sie wissen, was ich meine: Sex, Drugs und Alkohol. Ohne Sex und Drugs. Mehr mit Kölsch. Die Fööss waren damals die Helden. Zu einer Zeit, in der Willy Millowitsch im Karneval alles überstrahlte. Hans Süper stand mit seiner Flitsch in den Startlöchern.“Weisste Wat Mr Fahre Met Dr Strossebahn Noh Hus“.

Genau, und das haben wir auch brav getan. Wen Marie Luise Nikuta in den Raum kam, dann herrschte sofort ehrwürdiges Schweigen. Nikuta war die Queen und so wurde sie auch behandelt.

De Fööss kamen mit langen Haaren und nackten Füssen auf die Bühnen. Das gefiel den Oberkarnevalisten überhaupt nicht. Aber das Publikum wollte es so. „Drink doch ene met…“. Unfassbar. Wer war de ahle Mann der su jän ens ene drinken däht. Doch dä hätt vill zu winnig Jeld, su lang hä och zällt? Dieser Song ist unkaputtbar. Wenn der damals in den Kneipen aus den Boxen dröhnte, dann wurde hemmungslos gebützt, geschmust und mindestens ganz eng geschunkelt. Und wenn dann die eigene Freundin stinkig wurde, dann half uns der Willy aus der Patsche:

„Ich binne ne Kölsche Jung, watt willste mache…?“ Hat immer geklappt, oder eben: „Et hätt noch immer jot jejange“. Was waren das für Zeiten? Der Kneipenkarneval brummte. Der Sitzungskarneval war unfassbar steif. Viele Jecken trugen Abendgarderobe oder Gardeuniformen.

Die Fööss kamen in Jeans daher. Das war damals ein Tabubruch. Vor 40 Jahren war der Sitzungskarneval in Köln steif statt ungezwungen, feierlich statt fröhlich. Die Bläck Fööss waren unbekümmert, mit nackten Füßen und langen Haaren, sie hielten dem zur Selbstzufriedenheit neigenden rheinischen Karnevals-Establishment den Spiegel vor.

Die Bläck Fööss haben den Karneval nicht umgekrempelt, weil sie das als ihre Aufgabe gesehen hätten, sie hatten keine Mission. Es war ihre unverfälschte Art, Musik zu machen, die den Kölner Karneval nachhaltig veränderte. Ohne die Bläck Fööss wäre Karneval in Köln heute wie Karneval in Mainz, erkannte kürzlich die WELT. Ein schrecklicher Gedanke.