„Jeder Mensch ist ein Clown“

ERINNERUNG: Thomas Geutebrück, Gründer von Comicus, ist tot 

Am Anfang war kein Circus. Auch kein Comicus. Nur der Spaß an der Freud in Clownskostümen. 1964 lud Thomas Geutebrück zehn Freunde, Klassenkameraden, in sein Elternhaus ein, um Karneval zu feiern. Es war ein Karnevalssamstag. Und das war’s. Bis zum nächsten Jahr. Und Jahr für Jahr wurde weiter gefeiert. Zu dem Samstag kam der Sonntag hinzu, und irgendwann auch der Montag. Der Freundeskreis wuchs. Gute Partys sprechen sich halt schnell herum. Und die Partyzone im Elternhaus wurde zu klein. So wurden Ausweichsquartiere gesucht und gefunden: Leerstehende Häuser, die kurz vor dem Abriss standen. Geschichte. 30 Jahre später trafen sich die „Honnefer Clowns“ im Rhöndorfer „Böllchen“. Es sollte geschehen, was eigentlich undenkbar war. „Wir mussten aus versicherungstechnischen Gründen einen Verein gründen“, erinnerte sich der Gründervater Thomas Geutebrück, „und ich bin Präsident auf Lebenszeit“. Ein Verein mit Satzung.

Disziplin ist darin nicht erwähnt. Rückblick: Helmut Schmidt wollte auf die bunte Truppe aus Bad Honnef dennoch nicht verzichten, als er 1980 zum Kanzlerfest bat. Der Kölner Rosenmontagszug holte sich den Circus Comicus 1988 als Bonbon in die Domstadt und bezahlte sogar Sattelschlepper und Sonderzug. Auf dem Bundespresseball 1993 im feinen Maritim war der »Circus« Attraktion des Abends. Doch was der vornehme Hanseat Schmidt nicht missen wollte und selbst im noblen Maritim Ministerherzen aus dem Takt brachte, hielt der Bonner Festausschuss schlichtweg für chaotisch und unzumutbar. Und so wurden sich die Funktionäre 1995 einig: Eine Gruppe, die sich nicht benehmen kann, muss draußen bleiben, wenn sich Vaterstädtische und Stadtsoldaten in ihre Uniformen werfen, um rheinisches Brauchtum zu zelebrieren.

Seit Jahren hatte sich der Streit hochgeschaukelt. Denn wenn vorne der Comicus auf die Pauke haute und den Zug zum Stillstand brachte, froren hinten die Soldaten in ihren dünnen Uniformen, und die Pferde wurden unruhig. Man habe mehrmals versucht, mit dem Circus zu reden, habe viel Geduld gehabt, ohne dass sich etwas änderte. Es folgte der Rausschmiss. Eine Protestlawine verschüttete fast komplett die organisierten Bonner Karnevalisten. Alle waren sich einig: Der Circus muss wieder her. Denn auf diesen Eisbrecher konnte auch der Bonner Zug nicht verzichten. Soldaten mit Holzgewehren marschierten 1995 staats und steif, wo sonst der fliegende Clown des Circus Comicus seine Spielchen mit den Jecken am Straßenrand trieb.

Auch das vom Comicus erfundene Roll-Bützchen, bei dem die weiße Clownsfarbe komplett über das Gesicht des »Opfers« gerollt wurde und sich so die Zahl der Clowns im Fluge verdoppelte, fiel aus. Die Clowns fehlten. Ein Jahr später waren sie wieder dabei. Zurück zur Vereinsgründung. Georg Imming erfand den Namen und das Logo: Circus Comicus. Nicht nur in Bonn sorgten die Clowns für Furore. Auch in Bad Honnef. „Lange Jahre gab es hier keinen Karnevalszug. 1996 organisierten wir dann einen eigenen Zug mit 10 Wagen. Dazu hatten wir alle Kindergärten eingeladen.

Die Hälfte davon machten mit. Das war die Rückkehr des Straßenkarnevals in Bad Honnef. Gleich im nächsten Jahr waren die etablierten Karnevalsvereine auch wieder dabei“, erinnerte sich Imming, „und kurze Zeit später wurden wir Mitglied des Festkomitees Honnefer Karneval“. Partyadresse: Feuerschlösschen. Aber auch das wurde im Laufe der Jahre zu klein. Imming: „Nun kam nur noch das Kurhaus in Betracht. Direktor Gerdes war völlig entsetzt, aber wir konnten uns einigen. Auflage: der Kursaal musste komplett abgedeckt werden. Fenster, Wände, Fußboden“. Im Zug fliegen die Clowns, im Kurhaus wird mit ihnen auf Teufel komm raus gefeiert. Aus 10 Clowns wurden 600. Tendenz steigend. Schabernack, Konfetti, Seifenblasen und Musik bringen die Jecken heute wie gestern in Rage. Motto: „Jeder Mensch ist ein Clown, aber nicht jeder hat den Mut, das auch zu zeigen“. Dank Comicus Thomas Geutebrück änderte sich das ganz schnell. (Lesen Sie die Geschichte des Bad Honnefer Unternehmers Thomas Geutebrück auf diebadhonnefer.de). bö    

Bad Honnef feiert Beethoven

Mit mehr als 30 Veranstaltungen huldigt die Stadt dem Komponisten und Naturfreund zum 250.Geburtstag.

Das Programm kann sich mehr als sehen lassen: Mit mehr als 30 abwechslungsreichen und teils international besetzten Veranstaltungen huldigt die Stadt Bad Honnef Ludwig van Beethoven zu dessen 250. Geburtstag. Höhepunkt der Feierlichkeiten im Beethovenjahr wird eine Festival-Woche vom 29. Mai bis zum 7. Juni unter dem Motto Lieder.Freude.Miteinander. sein, bei der unter anderem Altmeister Albert Hammond die Bühne rockt. Im frisch restaurierten Bad Honnefer Kurhaus lädt vorab Konstantin Wecker mit seinem aktuellen Programm zu einem „Abend der Brüderlichkeit“ ein. Tags drauf singt die US-amerikanische Ikone Jocelyn B. Smith zusammen mit dem Gospelchor n’Joy ihre „Songs of Substance“. Klassikfans kommen unter anderem bei Meisterklassen und Konzerten mit Julia Banse (Sopran) und Helmut Deutsch (Klavier) auf ihre Kosten. Zum krönenden Abschluss wird auf der Insel Grafenwerth der Pastorale Tag des BTHVN 2020 unter Mitwirkung des Beethoven-Orchesters Bonn begangen. 

„Kultur ist mehr als Unterhaltung. Kunst und Kultur sind wirkmächtige Triebfedern verbürgter Lebensfreude“, so Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff, der das vielfältige Programm am Freitag gemeinsam mit Ralf Birkner von der Beethoven Jubiläums Gesellschaft, Konzertveranstalter Ernst Ludwig Hartz und Torsten Schreiber als künstlerischem Leiter im Rathaus vorstellte. Er freue sich besonders, dass der „größte Sohn der Region“ und seine Werke in Bad Honnef auf ganz unterschiedliche Weise und den verschiedensten Blickwinkeln gewürdigt werden.

„Beethoven ist ein Geschenk für uns alle“, betonte Birkner, kaufmännischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums Gesellschaft, und verwies damit besonders auf den Pastorale Tag, der auf der Insel Grafenwerth begangen wird. Birkner betonte die gesellschaftspolitische Relevanz und die internationale Aufmerksamkeit der Aktion, deren Schirmherr Generalsekretär der Vereinten Nationen António Manuel de Oliveira Guterres ist: „Mit dem Pastorale Tag findet das größte von uns initiierte Projekt seinen Abschluss in Bad Honnef.“

Die Feierlichkeiten umfassen neben großen Konzerten auch kleinere, sehr feine Veranstaltungen, die auf die vielen Facetten Beethovens als Weltbürger, Tonkünstler, Humanist, Visionär und Naturfreund Bezug nehmen.

Darunter sind Wanderungen durch die Rhöndorfer Weinberge mit einem rezitierenden Konrad Beikircher und Enno Kalisch, ein eigens für die Stadt geschriebenes Theaterstück über den glühenden Beethoven-Verehrer Hermann Schaaffhausen und seine Großcousine, die „Rheingräfin“ Sybille Mertens-Schaaffhausen, ein Konzert des Kölner Polizeichors mit Lieblingsliedern Konrad Adenauers sowie Kammer- und Orgelmusik in Bestbesetzung. Ohne Noten, aber dafür mit ganz aktuellem Bezug, bietet die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus bei einem Symposium Einblicke in kulturpolitische Strategien im Bonner Kanzleramt und setzt Musik und Politik in den Dialog.

Im Schloss Hagerhof, dessen Gymnasium sein 60-jähriges Bestehen begeht, spielt die international renommierte Künstlerin Sheila Arnold Beethoven-Sonaten auf einem flämischen Hammerklavier aus dem 19. Jahrhundert. Dort können Interessierte ebenfalls erleben, wie zwei Titanen der Liedkunst, die Sopranistin Julia Banse und der Pianist Helmut Deutsch, öffentlich Meisterklassen unterrichten. Zur Eröffnung des Festivals Lieder.Freude.Miteinander. konzertiert das Duo im Kursaal und intoniert unter anderem die Vier ernsten Gesänge von Johannes Brahms, die einst in Bad Honnef uraufgeführt wurden.

Auch die Jüngsten der Stadt beteiligen sich an der Geburtstagsfeier Ludwig van Beethovens. 140 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und und 17 Jahren aus sechs Bad Honnefer Schulen führen in einem Zirkuszelt auf der Insel Grafenwerth ihre getanzte Interpretation der späten Streichquartette des Bonner Komponisten auf. Die ganz Kleinen zwischen drei und sechs Jahren zeigen beim Beethoven-Früherziehungstag ihre Freude an der Musik.

„Mein besonderer Dank gilt den kooperierenden Vereinen und ihren ehrenamtlichen Kräften. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung und ohne bürgerschaftliches Engagement wäre ein solch ambitioniertes Gemeinschaftswerk nicht zu stemmen“, betonte Neuhoff und regte an, zu Weihnachten doch einfach gemeinsame Zeit im Beethoven-Jahr 2020 zu verschenken.

Tickets zu den Veranstaltungen gibt es unter anderem bei BonnTicket. Weitere Informationen sowie das komplette Programm stehen im Internet auf der Seite www.meinbadhonnef.de. Programmbroschüren werden zeitnah im Bad Honnefer Einzelhandel und bei der Stadtinformation im Rathaus ausgelegt.

Der „kleine“ Auftakt zum Beethovenjahr findet in Bad Honnef übrigens bereits am dritten Adventswochenende statt. Für Samstag, 14. Dezember, 18 Uhr, laden Bad Honnefs Stadtbücherei und Musikschule zu Gitarre und Gesang in den Kunstraum am Rathausplatz ein. Nach dem Konzert spielen die Querflöten- und die Harfenklasse der Musikschule Weihnachtliches im Bad Honnefer Kaminzimmer am Markt. „Beethoven von Kindern für Kinder“ gibt es am Sonntag, 15.12., ab 11 Uhr im Kunstraum. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei, Spenden sind gerne gesehen. jh

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1.    Reihe: Bürgermeister Otto Neuhoff mit (v.l.) Johanna Högner, Wirtschaftsförderin Stadt Bad Honnef, Ernest-Ludwig Hartz, Konzertveranstalter, Harald Schmeling, Kreisparkasse Köln, Erster Beigeordneter Holger Heuser, Sonja Schwalbe, Tourismusförderung und Ralf Birkner, kaufm. Geschäftsführer der BTHVN Jubiläums GmbH.

Rhöndorfer Gemütlichkeit

Advents-und Weihnachtsmarkt im Weinort

Zwei Tage lang drehte sich im malerischen Weinort Rhöndorf wieder alles um die Weihnachtszeit. Im Café Profittlich, auf der Drachenfelsstraße und auf der großen Hoffläche vor dem Haus im Turm boten Künstler und Kunsthandwerker ein breites Angebot an Weihnachtsschmuck und weihnachtliche Accessoires an, dazu gab es – genau richtig zum kühlen Wetter – heißen Glühwein, Eierpunsch und dazu den hellen Profittlich-Punsch, eine Mischung aus Weißwein, Orangensaft, Hochprozentigem und einer geheimen Gewürzmischung.

Und da Essen bekanntlich Leib und Seele zusammen hält, konnten sich die Besucher mit den verschiedensten süßen und herzhaften Leckereien verwöhnen lassen, dazu die weit über die Grenzen der Region bekannten Erzeugnisse aus Peter Profittlich´s Backstube mit nach Hause nehmen: den legendären Christstollen, mit dem der Rhöndorfer Bäckermeister bereits an der Weltmeisterschaft der Stollenvielfalt teilgenommen hatte und natürlich Weltmeister wurde, die mit feinsten Zutaten gebackenen Plätzchen, neue Lebkuchen-Kreationen und Makronen, die meist noch ofenheiß vernascht wurden, dazu eine Vielzahl von anderen Köstlichkeiten.

Ob im Café oder rund um die flackernden Feuerkörbe am Haus im Turm, der Rhöndorfer Adventsmarkt ist an Gemütlichkeit, jenseits aller Hektik, kaum zu überbieten. Am 3. Advent findet auch der Weihnachtsmarkt auf dem Ziepchensplatz statt. bö

Angekommen

INTEGRATION: Engagement auf allen Ebenen   Teil 4

Ganz am Anfang schauten wir alle wie gebannt auf die Flüchtlingswelle, die nach Europa schwappte. Wochenlang. Täglich. Quasi live im Fernsehen. Anfangs war alles ganz weit weg. Dennoch waren die Bilder sehr schwer zu ertragen. Zu den besonderen Ursachen der Flucht nach Zentraleuropa gehören der Bürgerkrieg in Syrien, das Vorrücken und Anschläge der Taliban im Rahmen des Kriegs in Afghanistan sowie der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien, humanitäre Versorgungskrisen in Syriens Nachbarstaaten, bewaffnete Konflikte und humanitäre Krisen in Somalia, Sudan, Südsudan, Eritrea, Nigeria, der Krieg in der Ukraine seit 2014, sowie Armut und Arbeitslosigkeit in vielen Westbalkanstaaten. Zu den Faktoren, die die Flucht nach Zentraleuropa schubweise verstärkten, gehören der Zerfall von „Pufferstaaten“ wie Libyen, die relative politische Stabilität in reicheren Staaten Europas und die zeitweise Aussetzung der Dublinregeln in der EU. Der starke Anstieg im Sommer 2015 ging wesentlich auf akute Versorgungsengpässe in Flüchtlingslagern um Syrien zurück: Nachdem Staaten ihre Hilfszusagen an das UNHCR nicht eingehalten hatten (Deutschland etwa halbierte diesbezügliche Beiträge 2014), war der auf 1,3 Milliarden angesetzte UNHCR-Plan für syrische Flüchtlinge im Frühjahr 2015 nur zu 35 % finanziert. Folglich musste das UNHCR die ohnehin bescheidenen Zahlungen an regionale Flüchtlingslager kürzen, so dass deren Versorgung großenteils den Nachbarstaaten zufiel. Am 5. September 2015 entschied die deutsche Bundeskanzlerin in Absprache mit Ungarns und Österreichs Regierungen, dort festsitzende oder zu Fuß marschierende Flüchtlinge ausnahmsweise ohne Grenzkontrollen in Deutschland einreisen zu lassen, und sicherte syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen ein Bleiberecht in Deutschland zu. Somit war die Flüchtlingswelle „nicht mehr weit weg“, sondern ganz nah, auch in Bad Honnef. Einer der ersten syrischen Flüchtlinge hier war Adel Alkavaritt, Busfahrer aus Damaskus, der mit seinem Sohn nach Deutschland gekommen war. Seine Frau lebte zu der Zeit noch in der syrischen Hauptstadt im Kellergewölbe seines von IS-Terroristen zerstörten Hauses. 

„Wenn die Flüchtlinge bei uns ankommen, dann haben sie tote Gesichter“, sagte Rita Pütz, die damals jeden Mittwoch ab 15 Uhr das „Café International“ im und am Gemeindehaus der Adventisten, St. Göddert 3, organisierte. „Beim ersten Mal im April waren mehr Helfer dabei als Flüchtlinge. Das hat sich schnell geändert. Beim zweiten Treffen waren wir über 100 Personen“. Davon 70 Flüchtlinge. Vieles hat sich geändert. Heute können einige der „Gesichter“ wieder lachen. Obwohl, das was viele gesehen haben, werden sie wohl niemals vergessen: Mord, Folter, Vergewaltigung, Zerstörung aus nächster Nähe. In ihrer neuen Umgebung fühlten sie sich schnell wohl. Pütz: „Wir kommen mit allen gut klar, sie sind angenehm und gastfreundlich, wenn wir sie in ihren Unterkünften besuchen. Sie sind auf den unterschiedlichsten Wegen nach Deutschland gekommen. Nicht alle auf den hoffnungslos überfüllten Booten.

„Einige sind per Bus oder mit dem Flugzeug hierher gekommen. Manche sogar zu Fuß“. Nach dem unfassbaren Leidensweg der Geflüchteten zog Bad Honnef schnell alle Register der Integrationsarbeit. Auf städtischer wie auf privater Ebene. Einer der ganz vorne mit dabei war: Christian Adams, Ur-Ur Enkel des ersten Bürgermeisters der Stadt. Seite an Seite mit der Verwaltung kümmerte er sich um die Renovierung und Ausstattung der Unterkünfte, besorgte Möbel, Hausrat und Kleidung, stellte Kontakte her und organisierte Behördenfahrten. Aber nicht nur das. Einmal in der Woche lud Familie Adams (vier Kinder, ein Hund), 20-25 syrische Geflüchtete zum gemeinsamen Kochen und Klönen ein. Daraus entstanden nicht nur lose Verbindungen, sondern einige feste Freundschaften, die zum Teil bis heute halten. Zum Teil. „Hin und wieder fühlten wir uns eher ausgenutzt, manchmal sogar bedroht“.

Dennoch: „Diese Zeit war für die ganze Familie eine wertvolle Bereicherung“. Und da viele Geschichten, eben auch Flüchtlingsgeschichten, zum Glück ein Happy Énd haben, kommen wir zu Khunaf Darwish mit ihrem Sohn Mohammad (Momo), der während der Flucht aus Syrien Anfang 2016 in Griechenland zur Welt kam. Auch sie wurden von den Adam´s in ihrem Haus aufgenommen. Khunaf`s Mann Ahmad lebte noch bis 2018 ohne Geld und Handy in einem stillgelegten Fabrikgebäude in Griechenland. In einem Flüchtlingslager. Ein deprimierender Behördenmarathon begann. Denn: Kein Ausweis, kein Geld, keine Familienzusammenführung. Verzweiflung. Nach und nach beschafften die Adam´s alle benötigten Unterlagen.

Aus Alfter, Bonn, Essen, Dortmund, Duisburg und Saarbrücken. Adams: „Dabei mussten wir feststellen, dass es damals zwischen den einzelnen Behörden null Kommunikation gab“. Trotzdem: Nach zwei schier endlosen Jahren entspannte sich die Lage. Alle Dokumente lagen endlich auf dem Tisch des Hauses. Nur Khunaf´s Mann Ahmad fehlte noch zum perfekten Familienglück. Irgendwann 2018 durfte Khunaf ihren Mann im griechischen Flüchtlingslager besuchen. Der Flug dorthin wurde natürlich von den Adam´s gesponsert. Kurze Zeit später konnte Ahmad ausreisen. Inzwischen wurde Tochter Fina geboren. Die junge Familie wohnt nun in Bad Honnef. Happy End. Fortsetzung folgt. bö

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Integration: Khunaf und Ahmad aus Syrien mit ihren Kindern Momo und Fina.                         

EXKLUSIV: Geutebrück, eine Erfolgsgeschichte aus Bad Honnef

Firmengründer Thomas Geutebrück ist tot

Geschäftsführung, Mitarbeiter und Partner der Geutebrück GmbH trauern um Thomas Geutebrück. Der Gründer des Unternehmens verstarb am 25. November 2019 im Alter von 84 Jahren nach längerer Krankheit. Vor 50 Jahren, fast auf den Tag genau, hat Thomas Geutebrück die Geutebrück GmbH in der Garage seines Nachbarn gegründet. Dort begann der internationale Siegeszug einer Marke, die heute Synonym für eine eigene, einzigartige Videosicherheitssoftware ist. In über 70 Ländern vertrauen Museen, Behörden, öffentliche Einrichtungen, kritische Infrastrukturen, Unternehmen aus der Energiewirtschaft oder der Industrie und internationale Banken auf Geutebrück.

Viele Erfolgsgeschichten, zumindest die interessanteren, fangen recht gewöhnlich und unscheinbar an. In einer Garage in Bad Honnef legte Thomas Geutebrück mit dem richtigen Riecher für zukunftsweisende Videotechnik und einem einzigen Mitarbeiter und einem Kunden 1970 den Grundstein für das beständig wachsende Unternehmen. Vom Vater, einem Werbefachmann, mit der nötigen Portion Vermarktungsgeist ausgestattet, startete Geutebrück mit „technischem Witz“ und Erfindergeist den Weg in die Selbstständigkeit. Er begann, Bausätze für Videokameras aus Fernost zu importieren und sie zusammenzubauen. Die Rechnung ging auf. GEUTEBRÜCKs Produkte fanden Anklang – und das sprach sich herum. Die Zahl der Kunden wuchs stetig. In einem exklusiven Beitrag für die HWZ schrieb Thomas Geutebrück vor 10 Jahren seine Erinnerungen auf: 

„Nach ersten – wenig erfolgreichen – Versuchen mit HiFi Bausätzen war ich auf der Suche nach einem Produkt, das dem Zeitgeist entsprach und schon fertig war, an dem niemand mehr löten müsste: Ich entdeckte eine Fernsehkamera. Ziemlich kompakt war das Gerät, nicht viel größer als die heutigen, obwohl, da mit einer „Vidikonröhre“ als Bildaufnehmer ausgerüstet auch noch eine Ablenkspuleneinheit im Gehäuse Platz finden musste. Fernsehkameras ähnlicher Art kannte ich nur von sehr großen Bahnhöfen.

Dort konnte man gelegentlich ein einzelnes klobiges Gerät entdecken, Siemens stand drauf, oder Grundig. Das entsprechende Sichtgerät stand offenbar auf dem Schreibtisch eines wichtigen Bahnbeamten, man sah es nie. Die Technik hieß damals „Industriefernsehen“. Ein Schwarz-Weiß-Fernsehgerät hatte fast jeder Haushalt, aber vor einer Kamera selbst hatte kaum jemand gestanden. Wie albern, Fratzen schneidend benahmen sich seriöse Besucher später auf unseren ersten kleinen Messeveranstaltungen, wenn sie sich selber auf dem Monitor sahen. Eine „Industriefernsehkamera“ von Grundig, so erfuhr ich, kostete mehrere tausend Mark.

Die japanische sollte 450 DM kosten. Da glaubte ich, sei doch wohl reichlich Spielraum drin, auch wenn ich nicht Siemens hieße. Mein erstes Kamerabild braucht einen Namen. Ich ersann TELEBILD. Es war die Zeit, in der die ersten Supermärkte entstanden. Noch bescheiden in der Ausdehnung, keiner wie ein heutiger Lidl oder Aldi. Es war aber offenbar leichter geworden, sich am Warensortiment ohne pekuniäre Gegenleistung, sprich, ohne zu bezahlen, zu bedienen. Mein Bruder wohnte damals in Köln und dank seines angeborenen Überzeugungstalents verkaufte er die ersten TELEBILD-Kameras an den Supermarkt „Zum Bösen Wolf“. 

Er kannte aus einer Kölner Altstadtkneipe jemanden, der war Industriedesigner. Der schweißte aus Stahlprofilen Wandhalterungen zusammen. Da TELEBILD neben einem Videoausgang einen, wenn auch simplen, Hochfrequenzmodulator besaß, ließen sich normale Fernsehempfänger als publikumswirksame Sichtgeräte benutzen. Unser erster Kunde hatte und plante noch weitere kleine Supermärkte. Im Gegensatz zu den Bastlerkunden der ersten Stunde, zahlte er – wenn auch zögerlich – seine Rechnungen. Jetzt war es an der Zeit, eine ordentliche Firmenform zu finden. Die GVT – Geutebrück Videotechnik KG entstand Eine Firma zu gründen und zu führen ohne die geringsten betriebswirtschaftlichen Kenntnisse – nun das Risiko sah ich gar nicht! Ich sah überhaupt kein Risiko, was konnte ich schon verlieren, außer 10.000,00 DM gespartes Geld. Da mir meine wenigen eingekauften Fernsehkameras, Objektive und 23“ Monitore nicht gerade aus den Händen gerissen wurden, studierte ich weiterhin die abonnierte und monatlich erscheinende  Zeitschrift JEE, um mein Vertriebsprogramm zu diversifizieren. 

Ich entdeckte eine weitere Firma, die Fernsehkameras anbot: IKEGAMI hieß sie. Ich schrieb Ikegami nach Japan, dass ich interessiert sei, ihre Kameras und Monitore zu importieren und in Westdeutschland zu verkaufen. – Das Antwortschreiben kam aus Düsseldorf, man schrieb mir sogar auf Deutsch. Man sei eine Import-Export-Firma, vertrete unterschiedliche japanische Firmen und sei sehr interessiert daran, mit mir zu reden, da man einen oder mehrere Vertriebspartner für „Ikegami-Produkte“ suche. Ein Herr Masche kündigte seinen Besuch an und bat das vorgeschlagene Datum zu bestätigen. Ich tat es, denn der Termin gab mir 3 Tage Zeit zum Nachdenken. Im elterlichen Haus gab es einen relativ großen Raum, vom Eingangsbereich der Haustür durch eine Glaswand getrennt. Dieser Raum sollte mein Büro werden. Bisher stand dort ein abgelegter Schreibtisch aus dem Büro meines Vaters, darauf eine Olympia-Reiseschreibmaschine und ein Telefon. Eine zu bescheidene Ausstattung, um Herrn Masche davon zu überzeugen, dass ich Ikegami-Produkte in hinreichender Menge verkaufen könnte. Eine Ein-Personenfirma mit Reiseschreibmaschine sicherlich nicht. Zumindest eine Sekretärin musste her, mit einer ordentlichen Schreibmaschine. IBM-Kugelkopfmaschinen waren damals die „Renner“ in den Chefsekretärinnenbüros. Ich dachte nach – dann kam mir die Idee! 

Ich rief einen Bekannten, Herbert Gelsdorf,an, man kannte sich von gemeinsamen Karnevalsveranstaltungen – übrigens den Anfängen des inzwischen wohlbekannten Circus Comicus. Er war der Inhaber der VW-Vertretung,Er hatte eine Sekretärin, Ännemie, und möglicherweise eine IBM-Kugelkopfmaschine. Die musste er mir ausleihen für nur eine Stunde! Er hatte Verständnis für mein Problem, fand  meinen Plan aber ziemlich abenteuerlich. Er verband mich zurück zu seiner Sekretärin. Ich erklärte ihr welches Schauspiel sie zu geben hätte, bat sie reichlich Arbeit und möglichst viele Aktenordner und natürlich ihre IBM-Kugelkopfschreibmaschine mitzubringen. Sie fand`s spannend! 

Am entscheidenden Tag baute sie ihre Aktenordner und natürlich die beeindruckende IBM-Schreibmaschine auf. Ich instruierte sie, welche Begriffe sie ins Telefon sprechen sollte (Objektivbrennweite, Kabellänge, Netzanschluss usw.), ein typisches Kundengespräch hatte ich für sie notiert. Damit das Telefon auch schellte, hatte ich einen Freund angewiesen, so alle 5 – 10 Minuten anzurufen. Es führte eine Tür vom „Vorzimmer“ in elterliche Wohnzimmer. Mein Vater verdiente mit seiner nach dem Krieg aus dem Nichts aufgebauten Düsseldorfer Werbeagentur nicht schlecht und so war dieser Raum dem Stil der Zeit entsprechend mit skandinavischen Teakholzmöbeln eingerichtet. Ein Regal mit gesammelten Werken von Goethe, Heine und Kafka sowie ein 12-bändiger alter Brockhaus 1929 aus dem Besitz meiner Großmutter, ausgebombt in Bochum, aber irgendwie gerettet, zeugten von Bildung und Kultur. Hier wollte ich Herrn Masche empfangen! Ännemie sollte Kaffee servieren, den meine Mutter in der Küche kochen würde. Herr Masche kam. Er brachte noch jemanden mit. Größere Firmen schicken immer mindestens zwei Leute, vielleicht weil man einem alleine nicht trauen kann. Ich war alleine, mit Sekretärin Ännemie!

Ich hatte mich im großen Wohnzimmer mit einem Aktenordner, privaten Kram enthaltend, niedergelassen, Arbeit vortäuschend. Den Rücken des Aktenordners hatte ich vorsorglich überklebt. Es stand jetzt „Industriefernsehen“ darauf. So hieß das bei Grundig und Siemens damals. 

Ännemie führte die beiden Herren zu mir hinein. Die Tür zum Vorzimmer blieb leicht angelehnt, damit man das Hämmern des Kugelkopfes der „IBM-Kugelkopfschreibmaschine“ und die Anrufe gut hören konnte. Sie rief ihn an, es könne jetzt losgehen und schon schellte das Telefon zum ersten Mal. 

Herr Masche und sein Adlatus waren beide Kaufleute und wollten von mir wissen, was man mit Fernsehkameras  alles bewirken könne, wo man sie denn brauchte und wohin man sie teuer verkaufen könne. Ich sprach von den gerade entstehenden Lebensmittel-Supermärkten, von der Industrie, wo jemand etwas auf einem Förderband überwachen musste, von dem nicht einsehbaren elektrischen Schiebetor, dass der Pförtner im Auge haben sollte usw.

Die Herren glaubten wohl genügend technische Kompetenz und Marktkenntnisse heraushören zu können. Davon, dass die Firma schon sehr aktiv im Geschäft war, hörte man durch die angelehnte Tür. Der großzügige Raum, in dem unser Gespräch stattfand, war zwar als Konferenzraum ungewöhnlich, hinterließ aber Eindruck. Die Frage, ob das alles mein Eigentum sei, wurde wohl aus Höflichkeit nicht gestellt. Vielleicht waren die Herren aber gewöhnt, Wohlstand  bei ihren Geschäftspartnern vorzufinden und die Idee, danach zu fragen, kam ihnen nicht.

Bevor sie sich herzlich verabschiedeten versprachen sie, sich schriftlich bei mir zu melden. Ich bekam den Vertrag, aber auch ein Problem! 

Das mir zugeschickte Vertragsdokument sah vor, dass ich von jedem angebotenen Gerät ein Muster kaufen musste. Damit war die Liquidität der gerade entstehenden Minifirma komplett aufgezehrt. Ein Telefonanruf aus Hannover sollte unsere Firmengeschicke in eine ganz neue Richtung lenken: 

„Guten Tag Herr Geutebrück, ich bekam Ihre Rufnummer von der Firma Nichimen in Düsseldorf. Wir sind neben Ihnen die zweite Vertretung für Ikegami-Produkte in der Bundesrepublik.“

Ich erschrak! Wir waren`s nicht alleine. Herr Masche war vorsichtig. Er hatte noch eine zweite Firma für das Ikekami-Programm erwählt, zudem eine weitaus größere. Mir fiel ein, dass in dem mir überreichten Vertragsdokument das Wörtchen „exklusiv“ nicht vorkam.  

Mir hatte diese Nachricht für einen kurzen Augenblick die Sprache verschlagen und dann fuhr Herr Schmidt fort: Seine Firma hätte eine Telescheckanlage für den Bankenbereich im Programm gehabt, aber die würde nun nicht mehr hergestellt. Bedauerlicherweise hätte er so eine Anlage einer Firma Büroneuform angeboten, den Auftrag sogar bestätigt und nun könne er nicht liefern. Ob ich nicht wüsste, welcher andere Hersteller im Ausland solche Systeme liefert oder ob die Firma Geutebrück evtl. so etwas mit Ikegami-Kameras herstellen könne. Jetzt reckte ich mich und stand wohl einige Sekunden mit stolzgeschwellter Brust vor meinem Schreibtisch. Da ruft eine Weltfirma, die noch kaum existierende kleine Klitsche  an und bittet um Rat!

Da ich nicht wusste, was eine Telescheckanlage war, sagte ich, ich würde darüber nachdenken. Ich rief einen Bekannten an, von dem ich wusste, dass er irgendetwas an Banken verkaufte und er klärte mich auf: Eine Telescheckanlage überträgt das Bild eines Schecks oder eines anderen Geldauszahlungsbelegs per Fernsehsignal auf einen Videomonitor auf einen anderen Arbeitsplatz. 

Die Beschaffung von „Barem“ vom eigenen Konto gestaltete sich damals nicht so einfach und lässig wie heute. Damals füllte man ein Scheckformular aus, ging damit zu einem Disponenten, der zog eine Karteikarte, prüfte Kontostand, Dispokredit und Unterschrift. 

Er zeichnete das Formular ab und damit ging`s zum Kassierer, dort gab`s Geld.

Es gab aber auch privilegierte Bankkunden. Geschäftsinhaber, Handwerker, die oft viel einzahlten und andere mit stets positivem Kontostand. Kurzum solche, über die der Kassierer gut informiert war. Diese Privilegierten gingen direkt zur Kasse, ihr Scheckformular musste nicht einer peinlichen vorangehenden Prüfung unterzogen werden.

Um dieses Zweiklassensystem zumindest nach außen nicht sichtbar werden zu lassen, wurden Telescheckanlagen eingeführt. Jeder Kunde konnte direkt zum Kassierer gehen, der legte diskret den Scheck auf eine Glasplatte und das Bild des Schecks erschien auf dem Monitor des angewählten Disponenten. Der zog seine Karteikarte wie zuvor auch und drückte auf die grüne Taste. Hatte der Kassierer „rot“ gedrückt, gab es ein peinliches Kopfschütteln des Kassierers. Hatte der Disponent bei einem ihm wichtig erscheinenden Kunden Zweifel an der Abzeichnung des Schecks, dann drückte er die Taste eines sogenannten übergeordneten Disponenten. Das war bei kleinen Banken stets der Kassenstellenleiter. Wurde eine Kassenstelle größer, war es durch diese Technik problemlos möglich, die Mitarbeiter mit den Kundenkarteikästen aus dem Kassenraum in andere Gebäudeteile umzusiedeln.

Dieses technische Organisationsmittel hielt ich für äußerst sinnvoll, da ich selber immer erst zu dem Herrn mit der Kundenkartei gehen musste. Ich rief Herrn Schmidt zurück: Ich könne ihm zwar keinen Hersteller nennen, aber ich würde prüfen, ob wir so etwas fertigen könnten. Es würde allerdings etwas dauern. Herr Schmidt war froh auf diese Weise den drängelnden Kunden loszuwerden, empfahl mir das Geschäft direkt abzuwickeln und gab mir eine Telefonnummer. Ich wählte die Nummer von Herrn Ried: Man hätte hervorragende Kontakte zur Bankenwelt und könne viele Anlagen dieser Art verkaufen. Ich wurde nach Düsseldorf eingeladen. 

Seine Spezialität waren Aktenablagesysteme,seine Kunden waren Bankeinrichter. Die Bankeinrichter lieferten Wandvertäfelungen, Einbauschränke, Kassentheken und Teppichböden, alles, was eine edel eingerichtete Bank benötigte. An Technik allenfalls Schreibmaschinen und einen Münzenzähler. Mehr Technik gab es damals noch nicht.

Ich beeindruckte mit meinem „Fachwissen“ über Fernsehkameras und er erzählte mir, dass er über einen seiner Bankeinrichter eine größere Bank mit einer Telescheckanlage ausgerüstet hätte,  Er säße jetzt auf Aufträgen und könne nicht liefern. Da seine Preise aber deutlich unter denen der Konkurrenz lägen, würden seine Kunden sich gedulden. 

Also, wir sollten fertigen, an Herrn Ried verkaufen, er an den Bankeinrichter und der wiederum an die Bank. „Und installiert der Bankeinrichter dann die Anlage?“ fragte ich. „Nein Herr Geutebrück. Das können die doch gar nicht, das müssen Sie machen, das muss im Preis mit drin sein!“ Spätestens hier hätte ich passen müssen.

Wie sieht eine Telescheckanlage in der Praxis aus? Wer stellt die Mechanik her? Wie soll ich die Steuerung entwickeln? Und war da nicht so eine Art Druckwerk drin? Woher nimmt man so was? Und dann in Banken Kabel verlegen und in die edelholzfurnierten Theken hineinsägen, um Geräte einzubauen?  Und Kabel verlegen durch vornehme Büros? – Das musste man ablehnen als Ein-Mann-Unternehmen mit der kinderbetreuenden Ehefrau im Büro. Mein „Ja“ klang fest und sicher, nur in meinem Inneren spielten sich Tragödien ab. 

Herr Ried gab mir einen Auftrag mit: Eine kleine Scheckanlage bestehend aus Arbeitsplätzen für einen Kassierer, einen Disponenten und einen übergeordneten Disponenten. Anzuliefern an, und zu montieren bei der Sparkasse Neuenrade im Sauerland.

Hätte ich damals „Nein“ gesagt, gäbe es die Firma Geutebrück in der jetzigen Form möglicherweise nicht. 

Die erste Telescheckanlage wurde gebaut und funktionierte. Telefon- und Videoleitungen wurden mit Relais geschaltet. Zur Herstellung von Platinen fehlten die Mittel, also wurden Drähte auf der Oberfläche einer Pertinaxplatte verlegt. Und dennoch, alles arbeitete wie geplant. 

Herr Michels und ich fuhren zur Sparkasse Neuenrade ins Sauerland um dort unsere erste Telescheckanlage zu installieren. Wie zuvor schon erklärt, war die bildhafte Prüfung eines zur Bargeldabhebung präsentierten Schecks hierarchisch organisiert. In der kleinen Sparkasse Neuenrade gab es allerdings nur einen übergeordneten Disponenten, und das war der Herr Direktor selbst, der Leiter der Sparkasse

Herr Ried hatte uns informiert, dass der Monitor für den Übergeordneten schon vorhanden sei. Wir brauchten keinen mitzubringen, wir würden vor Ort ein Möbel vorfinden, in das ein 31-Zentimeter Blaupunkt-Fernsehgerät eingebaut sei. Mit dem Gerät könne der Herr Kassenstellenleiter fernsehen und die Telescheckanlage ließe sich auch aufschalten. Letzteres zogen wir zunächst in Zweifel, denn Herr Ried verstand nichts von Technik und ein Fernsehgerät mit Eingang für ein Videosignal, ohne Umbau? Aber so war es dann, dieses Blaupunktgerät hatte einen Videoeingang.

Das Mahagoni-furnierte Möbelstück war pultförmig ausgeführt und beinhaltete neben dem Blaupunktfernsehgerät noch weitere Geräte: ein Telefon, eine Wechselsprechanlage, ein Einbauradio und ein Telefonwählgerät. All diese modernen Kommunikationsgeräte, die eines Bankdirektors würdig waren, standen nicht mehr lose auf dem Schreibtisch herum, sondern waren in einem edlen Beistellmöbel integriert.

Unsere Telescheckanlage war erfolgreich installiert und wir führten sie dem Kassierer und dem Bankleiter vor. Man war begeistert, ob dieses modernen Organisationsmittels. 

Zwei Tage später traf ich mich mit Herrn Ried in seinem edlen holzgetäfelten Büro in Düsseldorf, Goethestraße, um abzurechnen. Anstatt mir einen Scheck zu überreichen, erklärte er mir, dass er gerade nicht flüssig sei, denn die Bank Neuenrade hätte ja auch noch nicht bezahlt aber viele Geschäfte stünden noch in Aussicht, wir würden noch viele Telescheckanlagen bauen müssen und zu jeder gehöre auch immer eines seiner Beistellmöbel. Er selber aber sei kein Techniker, und, um Verantwortungsdifferenzen wie die in Neuenrade zu vermeiden, sollten wir doch zusammen eine neue Firma gründen. Den Namen hätte er sich schon überlegt: „INFORM“  Und so gründeten wir die INFORM GMBH.

Der „Firmensitz“ war noch  im Lohfeld. Eines Tages kündigten sich zwei Herren aus Meckenheim an. Wir sollten mal vorführen, wie gut ein vom Videorecorder aufgezeichnetes und dann vom Wiedergabemonitor abfotografiertes Bild sei. Den Fotoapparat brachten die Herren selber mit. Die Herren kamen, Visitenkarten präsentierten sie nicht. Sie nannten noch nicht mal ihre Namen – Sie kamen in hochgeheimer Mission!

Wir hatten bereits einen Videorecorder, gegenüber heutigen Techniken und Ansprüchen war die Qualität der Geräte und Bänder dürftig, aber es war der Stand der Technik. Einer unserer kleinen Mannschaft musste Modell stehen, mal näher mal weiter …

Und die Herren fotografierten von einem 30 cm Monitor die Wiedergabe der Aufzeichnung – und dann das Konterfei des Modells direkt. Da die geheimnisvollen Herren eine Polaroid-Kamera mitgebracht hatten, war der Vergleich sofort sichtbar. Er war enttäuschend. Auch wenn ein Polaroid-Bild nicht die Qualität einer üblichen Fotoaufnahme hatte – der Umweg über die noch bescheidenere Videoaufnahme bedeutete einen heftigen „Qualitätssprung“ nach unten.

Die Herren verabschiedeten sich, und wir machten uns Gedanken über den Grund dieser Vorstellung. Es lag nahe, dass es wohl um Fahndungsfotos ging. Bald erfuhren wir, was das BKA erreichen wollte: Die Baader-Meinhoff-Gruppe hatte inzwischen viele Sympathisanten und Mitglieder gewonnen, und hatte natürlich auch finanziellen Bedarf. Was lag also näher, als sich das Geld dort zu besorgen, wo es in ausreichenden Mengen und kleinen Scheinen lag: bei den Banken. Banküberfälle gab es immer wieder.

Das Bundeskriminalamt interessierte sich aber besonders für diese terroristische Gruppe, man wollte Gewohnheiten und die Bewegungsprofile erfassen, möglichst auch noch die Konterfeis der Täter. Da die Gewinnung von Täterbildern und Fahndungsfotos über den Umweg mit Fernsehkameras zu miserablen Ergebnissen geführt hatte, empfahl das BKA der übergeordneten Behörde für ein Gesetz zu sorgen, dass die Installation von automatischen Fotokameras in allen Banken zur Vorschrift machen sollte. 

Es gab ganz vereinzelt solche Kameras. Und es gab tausende von Banken! Die größte Gruppe waren die Sparkassen mit ca. 40.000 Zweigstellen, gefolgt von den Volksbanken. Ein riesiger Markt! Aber, wer von den bisher mit Videokameras handelnden Firmen hatte geeignete automatische  Fotokameras, die nach der vom BKA erarbeiteten Vorschrift 2 Bildern/Sek. mit hoher Auflösung machen sollten, wenn sie ausgelöst wurden

Ich erinnerte mich an eine Werbung in der japanischen technischen Zeitschrift, die ich aufbewahrt hatte. Dort inserierte eine japanische Firma eine motorisch angetriebene Fotokamera, die den Anforderungen des BKA entsprach. Ein Telex nach Japan wurde 2 Tage später positiv beantwortet. Ich möge zur Erklärung des deutschen Marktes und Diskussion über Stückzahlen bei Exklusivität – wie von mir erbeten – nach Tokyo kommen“. Und er kam. Überzeugte. Und siegte. Heute wird das Unternehmen von Tochter Katharina Geutebrück und ihrem Mann Christoph Hoffmann geleitet. tg/bö

Bad Honnef in Berlin ausgezeichnet

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Deutsche UNESCO-Kommission zeichneten auch in diesem Jahr herausragende Bildungsinitiativen für nachhaltige Entwicklung aus. Die Jury war sich einig, dass das Bad Honnefer Netzwerk „Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit“ ebenfalls herausragende Arbeit zur strukturellen Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland leistet. Die Mitglieder aus Bad Honnef können stolz sein, denn in der Kategorie Netzwerke wurden ihre Aktivitäten gewürdigt. Am 20. November 2019 nahmen Bürgermeister Otto Neuhoff, Daniela Paffhausen (Bad Honnef AG) und Maria-Elisabeth Loevenich (Netzwerkkoordinatorin), stellvertretend für die Bad Honnefer Netzwerkmitglieder, die Auszeichnung in Berlin entgegen.

Zahlreiche Institutionen der Kategorien Lernorte, Netzwerke und Kommunen hatten auch dieses Jahr erneut gezeigt, wie sich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in vorbildlicher Weise umsetzen lässt. Unter dem Motto „Ausgezeichnet“ prämierten Staatssekretär Christian Luft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) Professorin Dr. Maria Böhmer 55 Lernorte, 36 Netzwerke und 9 Kommunen für ihr herausragendes Engagement für Bildung für nachhaltige Entwicklung.

In der positiven Beurteilung der Jury in Bezug auf Bad Honnef heißt es: „Das Netzwerk ‚Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit‘ verfolgt das Ziel, Bürgerinnen und Bürger über die drängenden Ressourcenfragen unserer Zeit zu informieren und die Kompetenz der Zivilgesellschaft als Change Agents zu fördern. Das Netzwerk hat seine BNE-Aktivitäten in unterschiedlichen Bildungsbereichen verstetigt und neue Lernformate und Lernangebote entwickelt. Es trägt vorbildhaft dazu bei, Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Region zu verankern.“

Die Bad Honnefer Partner des Netzwerkes sind die Stadt Bad Honnef, das Abwasserwerk der Stadt Bad Honnef, die Bad Honnef AG und die Internationale Hochschule Bad Honnef IUBH. Netzwerkkoordinatorin ist Maria-Elisabeth Loevenich. In Bad Honnef und der Region ist „Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit“ bereits fest etabliert. Durch vielfältige Aktionen leistet das Netzwerk einen hervorragenden Beitrag, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz bei Erwachsenen wie auch Kindern und Jugendlichen zu wecken. „Bad Honnef summt“ oder zahlreiche Nachhaltigkeitsprojekte in Schulen und Kindertagesstätten tragen dazu bei.

Seit 2016 zeichnet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) im Rahmen der nationalen Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung einmal im Jahr Bildungsinitiativen aus. Die Auswahl trifft eine Jury aus Mitgliedern der Nationalen Plattform BNE sowie Vertretern des BMBF, der Freien Universität Berlin und der DUK. Neben Lerninhalt, Methoden und Lernprozessen richten die ausgezeichneten Akteurinnen und Akteure ihr Handeln auf Bildung für nachhaltige Entwicklung aus. Sie orientieren auch die eigene Bewirtschaftung an Prinzipien der Nachhaltigkeit. Somit tragen sie dazu bei, Bildung für nachhaltige Entwicklung strukturell in der deutschen Bildungslandschaft zu verankern. Als offizieller Beitrag zum Weltaktionsprogramm stellen sie sich auf der Internetseite des BNE-Ortals vor und profitieren vom Austausch mit anderen Akteurinnen und Akteuren in einem breiten Wissens- und Praxisnetzwerk.

Foto (BNE der Deutschen UNESCO-Kommission): „Ausgezeichnet“, das Bad Honnefer Neztwerk „Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit“ – v. l.  Dr. Catrin Hannken (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Daniela Paffhausen (BHAG), Bürgermeister Otto Neuhoff, Maria-Elisabeth Loevenich (Netzwerkkoordinatorin) und Minister a. D. Walter Hirche von der Deutschen UNESCO Kommission

„Kaminzimmer“ Bad Honnef eröffnet

Heute (22. November) öffnete das kuschelige „Kaminzimmer“ auf dem Marktplatz seine Pforten. Und es ist urgemütlich. Rindenmulch auf dem Boden, offene Feuerstellen und lauschige Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Täglich(außer Sonntags) von 14-22 Uhr. Natürlich gibt es auch allerlei Gaumenfreuden. Damit ist die Weihnachtszeit in Bad Honnef eingeläutet. Bummeln, genießen, einkaufen-die Stadt ist bereit. bö

Martin Brehm neuer Direktor

„Maxx by Steigenberger“ ist die jüngste Marke der Deutschen Hospitality, zu der auch die Steigenberger Hotels and Resorts, IntercityHotel und die Marke „Jaz in the City“ gehören. Luxus wie in den bekannten Steigenberger Grand Hotels wird man in Bad Honnef nicht finden, vielmehr stehe „Maxx“ für Qualität, die man sich leisten kann – ein Stadthotel „für Junge und Junggebliebene, die aktiv am Leben teilnehmen“, so Thomas Steger bei der Eröffnung vor einem Jahr. Er hat das „Maxx“ auf die Erfolgsspur gebracht, „als Nordlicht habe ich die Zeit in Bad Honnef sehr genossen“. Gestern war „Schlüsselübergabe“ an seinen Nachfolger Martin Brehm. Auf den Norddeutschen folgt nun ein waschechter Westfale aus Münster. Und er sagt genau das, was wir alle hören wollen: „Bad Honnef ist eine entzückende Stadt. Ich fühle mich hier sehr wohl“. bö

„Das ist ein gutes Gefühl“

INTEGRATION: Engagement auf allen Ebenen   Teil 3

„In der Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und die eigene Familie haben sich im Lauf der Jahrhunderte Millionen von Migranten auf den Weg gemacht“, daran erinnerte Papst Franziskus erst kürzlich wieder. Jesus Christus selbst habe den dramatischen Auszug von Flüchtlingen erlebt, als er mit seinen Eltern nach Ägypten floh. Die Geschichte der Menschheit ist also damals wie heute eine Flüchtlingsgeschichte. Jeder Flüchtling aber ist mehr als eine zusätzliche Arbeitskraft, mehr als ein weiterer Steuerzahler und Finanzier der Renten. Er bereichert uns kulturell und spirituell.

Schon vor 2.000 Jahren überlebte der Emigrant aus Nazareth nur, weil seine Eltern mit ihm vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten geflohen sind. Sein Leben und seine Lehre wurden eine Bereicherung für die ganze Welt. Zu unserer Zeit ist der charismatische Religionsführer Dalai Lama zum »spirituellen Lehrer der Welt und zum großen Vorbild für Toleranz« (Barack Obama) geworden, nachdem er 1959 aus Tibet nach Indien geflohen war. Die ganz großen Ereignisse der weltweiten „Flüchtlingsgeschichte“ werden sich nicht wiederholen lassen, dennoch prägen sie nach wie vor unser Leben, besonders in den Kommunen. Wie in den ersten beiden Folgen (HWZ 687 und 689) bereits beschrieben, ist Bad Honnef bei der Flüchtlingsthematik besonders gut aufgestellt, „weil sie sofort von Bürgermeister Otto Neuhoff zur Chefsache erklärt wurde“, meint Hotelier Carsten Schmitz aus Rhöndorf.

„Ich war 2015 auch ganz neu hier und ich war total begeistert von dem ausgeprägten Engagement der Stadtverwaltung und der vielen Bürger“. Das kannte Schmitz aus seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, nicht wirklich. Angesteckt von der Welle der Hilfsbereitschaft kümmerte sich Schmitz, in Absprache mit der Stadtverwaltung, fortan um die Belange der Flüchtlinge, organisierte Gerätschaften und Möbel und lernte ganz schnell das bürgerschaftliche Netzwerk sowie die „unfassbare“ Willkommenskultur in der Stadt kennen. Aber: „Ich habe auch sehr schnell festgestellt, dass für diese Menschen neben all den vielen Möglichkeiten, die sie in dieser Stadt haben, eins ganz besonders wichtig ist, nämlich Beschäftigung und damit soziale Anerkennung.

Den ganzen Tag nur „abhängen“ macht depressiv. Gut, einige, besonders jüngere Migranten, nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau. Anfangs. Wenn sie dann selber merken, wie wichtig das ist, dann ist das Thema schnell vom Tisch“. So arbeiten immer wieder Migranten im Hotel „Weinhaus Hoff“, das er mit „meiner Chefin“ Ehefrau Inga leitet. „Das ist ganz nebenbei ein Glücksfall für uns, denn Mitarbeiter für die Gastronomie sind aktuell sehr rar gesät. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, obwohl es auch heute noch große Unterschiede gibt. So sprechen manche perfekt deutsch, andere hingegen kaum. Viele waren in ihrer Heimat eben nicht auf einer Schule“. Aber: „Alle sind glücklich und zufrieden, die Arbeit macht ihnen sichtlich Spass, ob in den Zimmern, in der Küche oder im Garten. Und unser Lohn ist definitiv das schöne Gefühl, Gutes zu tun“. So funktioniert eben die Willkommenskultur. bö                        Fortsetzung folgt    

Foto: Mustafa Faqiri, Carsten und Inga Schmitz und Alem Asmerom

Überraschung im Kursaal

Die Überraschung erstaunte selbst die Fachleute: Während der aktuellen Sanierung des Bad Honnefer Kurhauses wurde die ursprüngliche Farbgebung des Kursaales entdeckt. Der Anstrich von Decke und Wänden war in den 1920er-Jahren ganz anders gewesen als der, der ihm in den letzten Jahren gegeben worden war.

Sigrun Heinen vom LVR-Amt für Denkmalpflege hatte vor ein paar Wochen eigenhändig Wand und Decke untersucht. Unter vielen Farbschichten verborgen, gelang es ihr die Originalfarbe auszumachen: Es sind dezente und helle Töne, angelehnt an die Wiener Variante des Jugendstils, der als Secessionsstil bezeichnet wird. Tatsächlich sind die Formen und Farben des Kursaals so gut wie identisch mit dem Wiener Jugendstil. „Die Bevölkerung und alle, die den Saal besuchen werden, werden strahlen, ob der Helligkeit des Saales“, sagte Architekt Michael C. Deisenroth. Es wird die Veränderung sein, die auffallen wird. Auf dem Foto in Schwarzweiß von 1923, als die Separatisten den Kursaal verwüstet hatten, ist zu erahnen, wie hell der Saal gewesen sein musste. Jetzt steht es fest.

Luis Kohl von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bad Honnef sagte: „Wir haben tiefer gekratzt. Das, was wir jetzt reinszenieren, ist dicht an dem Bild, wie der Kursaal 20 Jahre nach der Bauzeit im Jahr 1907 ausgesehen hat.“  Ein heller Eichenboden muss im Kursaal gewesen sein und dementsprechend wird auch der neue Boden hell sein. Durch die neue Farbgebung entsteht ein etwas größerer Aufwand als geplant, aber der Kostenanstieg um 4 Prozent ist maßvoll, zumal Kostenpuffer vorhanden sind. Förderanträge werden gestellt. „Auch Details sind unglaublich wichtig“, so Luis Kohl. „Das zeitgemäße Bild wird für den Denkmalschutz hergestellt werden.“ Interessante Details ergänzen das Farbbild. Die Ornamente an den Längsseiten sind blau, die an den Stirnseiten türkis.

Die brandschutz- und sicherheitstechnische Sanierung läuft weiter auf Hochtouren. Die Außenarbeiten konnten ohne Verzögerungen fertiggestellt werden. Das Foyer zum Kursaal ist bereits fast fertig. Es ist schallgedämpft, der Anstrich passt bereits. In der nächsten Woche soll der Aufzug geliefert und eingebaut werden, der es behinderten Menschen ermöglicht, zu den Sanitärräumen im Untergeschoss zu gelangen. Das äußere Gerüst ist schon lange entfernt, das Gerüst im Kursaal steht noch, aber auch hier ist absehbar, dass es voraussichtlich Ende des Monats abgebaut werden kann. Noch wird es von Stuckrestaurator Helder Horta und Malermeister Guido Mäuerer genutzt für den Decken- und Wandanstrich.

Der Löwenburgraum hinter dem Kursaal wird als Tagungsraum genutzt werden. Auch hier wird sich nach der ursprünglichen Farbgebung gerichtet. Eine Originaldecke ist auch im Zugang zum Löwenburgraum freigelegt worden. Das Jugendstiltreppenhaus wird farblich angepasst. Auch wenn es nicht mehr ganz gelingen wird, es originalgetrau herzurichten, sind schon jetzt sehr schöne Details herausgearbeitet.

Der wuchtige grüne und beigegelbe Anstrich des Kursaals ist Geschichte. Die Bad Honnefer Bürgerinnen und Bürger können sich auf einen Kursaal zum Feiern und Tagen freuen, der einen dezenten, leichten und luftigen Eindruck machen wird. cp

Foto: Der helle Farbanstrich an Decke und Wand des Bad Honnefer Kurhauses macht einen deutlichen Unterschied.