Das Beste kommt noch

An diesem Wochenende tagt die jährliche Klausur von Politik und Verwaltung zur Stadtentwicklung. Das lokale strategische Gipfeltreffen sieht Bad Honnef im Aufwind. Und doch gilt in freier Übersetzung die alte Weisheit der Rocker vom Land: „The best is yet to come.“

Gerade wird der Vertrag zur Errichtung des Rottbitzer Kreisverkehrs unterzeichnet. Jenes Kreisels, der lange als nicht machbar galt – und der bald das Nadelöhr des Aegidienberger Verkehrs-Chaos gängig macht. Auch gerade wurde der Bau einer 30 Millionen Euro teuren katholischen Gesamtschule tatsächlich vereinbart, um die städtische Bildungslandschaft abzurunden. Hätte das Jemand vor einigen Jahren als Vision ausgerufen, so hätte er vernichtende Diagnosen seines Geisteszustandes riskiert. Ebenfalls gerade wurden die Löcher zugeschüttet, unter denen eine taufrische Kanalisation murmelt. Die zwanzig Jahre zu sanieren versäumt wurde. Weil das zwar sinnvoll ist, aber auch teuer. Und irgendwie undankbar, denn nach Verschwinden der Baustellen droht schnelles Vergessen der verdienstvollen Maßnahme. Auch an den Breibandausbau und das schnelle Internet bis in den letzten kommunalen Winkel wird man sich schnell gewöhnen.

Vielleicht hätte sich die Honnefer Geschäftswelt von ganz allein, zumindest jedoch ohne den Appell aus dem Rathaus dynamisiert und das Internet endlich für Marketing oder Verkauf oder Werbung entdeckt. Fakt aber bleibt: Es gab diesen Appell. Und der schadete der bisherigen Strategie der Stadtfeste keineswegs, sprengte doch der heurige Martini-Markt alle sowieso schon erfreulichen Traditionen. Irgendwie ulkig muten die Reaktionen an; die Rede ist von „Sättigung“ und dass die City mehr Besucher nicht vertrüge, obwohl Shuttle-Service sowie die Einbeziehung des Öffentlichen Personenverkehrs oder entfernterer Parkplätze durchaus noch konkrete Ressourcen bieten. Da wird ein Konzept doch optimierbar sein in einer Stadt, die noch vor nicht allzu langer Zeit eine Landesgartenschau organisieren wollte.

Es sieht nicht nach Strohfeuer aus. Wichtige Zukunftsprojekte sind auf dem Weg oder bereits fixiert. Nach langer Zeit entsteht an der Aegidienberger Straße endlich eine Siedlung des Sozialen Wohnungsbaus mit mehr als dreißig Einheiten. Offen für die Initiative der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) des Kreises erledigte die Verwaltung schnell und gründlich die notwendige Planungsarbeit samt Genehmigungen. Erste Gewerbeneuansiedlungen stellen sich gegen den Trend des Exodus. Mit Villa Schaaffhausen und Aegidiusplatz bietet sich die ungewohnte Aussicht, dass auch Uralt-Probleme zu Lösungen geführt werden können. Ähnlich der Aegidienberger Mehrfachsporthalle, bei der es zwar Alle besser wussten – aber eben nicht hinkriegten. – Unklarer bleibt da noch, was unter Birkenstocks Regie an Erlebniswelt im Süden um das ehemalige Werksgelände sowie die alte Matura-Fabrik entsteht.

Ist das Hofberichterstattung? Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich diese Zeitung solchen Vorwurf nicht wirklich anzieht. Hier gilt rheinische Weisheit: Es ist, wie es ist. Der Aufbruch existiert; er macht die Realität vor Ort aus. Die natürlich etwas mit der lokalen Verwaltungsspitze zu tun hat. In Anlehnung an den letzten Tweet des legendären Gary Lineker zum Lobe des Trainers Jürgen Klopp: „This Otto fella seems to know what he’s doing“. Dieser Kerl scheint zu wissen, was er tut.

Was er hoffentlich auch weiß, wenn es um die Nachnutzung der großen Gewerbeimmobilien des KSI in Selhof, der TXL und des Penaten-Businessparks in Rhöndorf oder der GIZ im Süden geht. Denn da warten die entscheidenden Fragen kommunalen Wohlergehens; brachte doch das erhebliche Einwohnerwachstum der letzten zwei Jahre nichts außer Defizit bei parallel sinkenden Steuereinnahmen. Weil es einen Zusammenhang von mehr Menschen und mehr Einnahmen eben nicht gibt. Denn neue Leute brauchen neue Infrastruktur, die kostet. Abgesehen davon, ob es den Honnefern gefällt, die Stadt mit Vielen mehr zu teilen und so genau das zu riskieren, was die Stadt ausmacht – Natur, Grün, attraktive Umwelt. Bei der Skepsis gegenüber Wachstumskennzahlen geht es durchaus auch um nachhaltige Besitzstandssicherung. Nicht aber um Kleingeist, denn es gilt: Qualität statt Quantität.

Dem Bürgermeister ist zuzutrauen, dass diese Fragen Lösungen finden. Vor allem, wenn er weiter den „Dialog Bad Honnef“ hoch hält. Bürger zusammenruft, auch wenn dann manchmal die Gleichen meckern. Den Rat gewinnt und keinesfalls auszutricksen versucht. In der Tat ist es ein Problem, dass die Stadt über spezifische Kosten gerade für Familien besonders teuer wird. Und die CDU liegt richtig, wenn sie im Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK den Bereichen von Kultur und sozialem Leben mehr Raum widmen will. „Bad Honnef in Wert setzen“ macht als Satz eine gute Figur – wenn er bei ernsthafter Betrachtung hält, was die Phrase verspricht. Zweieinhalb Jahre mit furiosem Start und auch Durchbruch soll das strategische Stadtentwicklungstreffen weiter veredeln. Gern mit der Perspektive: Das Beste kommt noch. bhbö

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