Die Waldhütte

Gemütlich zuckelt der betagte R4 über den holperigen Waldweg. Das Auto ist vollgestopft wie bei jeder Urlaubsreise. Vater sitzt am Steuer, Mutter auf dem Beifahrersitz mit der Provianttasche zwischen den Füßen. Auf der Rückbank necken sich Bruder und Schwester vor lauter Ungeduld. Die Koffer füllen den hinteren Fußraum, so dass dort die Kinder eine tolle Lümmelfläche haben. Im Heck stapelt sich das restliche Gepäck bis unter das Autodach. Jetzt lenkt Papa für die letzten Meter in einen kleinen Pfad.

Und dort steht sie: Die Hütte. Mitten im Wald. Ohne fließendem Wasser. Ohne Strom. Ihr diesjähriges Feriendomizil. Das Abenteuer kann beginnen! Während Mama und Papa Koffer, Schlafsäcke, Taschen voller Spielzeug und Lebensmittel für eine ganze Woche in die Hütte verladen, stürmen Kati und Flo ins Unterholz des Waldes. Sie entdecken einen Bach, der sich plätschernd durch diese Idylle schlängelt. Flo strotzt vor Tatendrang und würde am liebsten sofort alle Abenteuer erleben: Auf Bäume klettern, Feuer machen, auf die Pirsch gehen … aber Kati möchte sich erstmal die Hütte anschauen.

Auf dem Weg dorthin, werfen sie einen prüfenden Blick ins Klohäuschen, das – zum Glück – in gebührendem Abstand zur Hütte steht. „Hier stinkt’s!“ Beide rümpfen die Nase. Dann kehren sie zurück zu ihren Eltern, die sich inzwischen auf der Veranda niedergelassen haben. Dort brennt eine Petroleumlampe, denn die Dämmerung fällt bereits ins Tal. „Papa, bauen wir morgen ein Baumhaus?“, drängelt Flo. „Mal sehen!“ Papa grinst und nimmt einen Schluck von seinem Bier. Auch er möchte sich sofort ins Abenteuer stürzen. Aber der Abend bricht an. Der Wald wird stockdunkel. Alle haben Hunger und sind eigentlich ziemlich müde. „Morgen, wenn die Sonne wieder ins Tal blinzelt, dann soll unser Abenteuerurlaub richtig losgehen!“, verspricht Papa. Franziska Lachnit (2019)

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