Flammen

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; manchmal auch entsetzlich, also quasi entsetzlich entbehrlich. Nein, bevor ich mich da wieder verreite, im Moment ist wirklich nicht die Zeit, die Kultur zu ignorieren. Am Samstag erst haben sich tausende von Menschen am Rheinufer herum gedrückt, um schwimmende Lichterketten und ein bisschen explodierendes Schwarzpulver zu bestaunen. Ja ja, sagen Sie, schon dutzende Male erlebt, wo ist da der Thrill? Wo ist da die Kultur? In unserer bunt gemischten Clique, die erstmalig am Rhöndorfer Rheinufer gefeiert hat, war unter anderem auch der weibliche Besuch einer Freundin. Sie kommt aus Bali und macht zur Zeit an der Bonner Uni ihren Doktor in der Entwicklung ländlicher Gebiete. An der kindlichen Freude in ihren Augen habe ich gesehen, dass die Rhein-in-Flammen-Premiere sie doch ein wenig angerührt hat; vielleicht so wie wir als Touristen ein Drachenboot-Rennen vor dem Tempel bestaunen. Kultur berührt einen wohl eher, wenn man exotischen Ritualen beiwohnt, die noch zudem eine längere Tradition haben. Rhein in Flammen gibt es hier bei uns gerade mal seit 1956, da haben die Drachenbootrennen wohl eine längere Tradition. Wobei, die Römer sollen ja damals schon nachts mit Fackeln den Rhein hinunter gefahren sein. Bloß gut, dass die Strömung sie dann ans linke Rheinufer getrieben hat, und sie dort ihre Kultur verbreiten konnten. Die Legio I Augusta hat es bekanntermaßen nicht geschafft, an unserer Seite Fuß zu fassen. Nun, auch das Barbarentum kann man gepflegt kultivieren. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

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