Geschichten

Solche Geschichten schreibt nur das Leben: Christian S. machte sich zusammen mit einem Kumpel und einer kleinen Birke von Niederkassel auf den Weg nach Bad Honnef. Seiner Herzdame wollte er einen Maibaum setzen. Zunächst versteckten die Jungs den Baum im nahegelegenen Gebüsch, um ihn später bei Nacht und Nebel endlich zu schmücken und an der Laterne vor dem Haus der Liebsten zu befestigen.

Die Freude am 1. Mai war riesig und überstieg die Größe des Bäumchens um Längen. Fröhlich flatterten die bunten Bänder im Wind, und ein rotes Herz strahlte vor lauter Zuneigung. Doch eines Morgens der Schreck: „Der Baum ist weg!“ Nur noch das Herz lehnte einsam am Laternenpfahl. Wut und Traurigkeit wiegelten das verliebte Mädchen auf.

Was war geschehen? – Ordnung muss sein: Dem für die Sicherheit der Laternen zuständigen Tiefbauamt wurde ein Maibaum an einer Laterne gemeldet. Das Tiefbauamt, um die Sicherheit der Laterne besorgt, beauftragte den Bauhof, den Maibaum zu entfernen. Die Jungs vom Bauhof rückten also mit Kettensäge bewaffnet aus, um die gefährdete Laterne vor dem Baum, der ja eigentlich nur ein Bäumchen war, zu retten. Wer jetzt glaubt, dass die kleine Birke im Schredder gelandet ist, irrt sich gewaltig.

Eine Vermisstenmeldung beim Bauhof: Herr K. versprach, nach dem Bäumchen zu suchen. Sollte es unversehrt sein, würde man es zurück bringen. Dieses Versprechen klang fast zu schön, um wahr zu sein. Es wurde aber tatsächlich wahr: Am Nachmittag erschienen die Jungs vom Bauhof erneut: „Wir haben hier einen Maibaum!“ lächelte der junge Mann mit dem Bäumchen auf der Schulter.

„Wohin damit?“ – So unfassbar die Tatsache ist, dass man die Sicherheit einer Laterne durch einen Miniatur-Maibaum gefährdet sieht und diesen ohne Vorwarnung entfernt, so überraschend wunderbar können aber auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft daherkommen. Ein herzliches Dankeschön an den Bauhof! Franziska Lachnit (2018)

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