Haupthaar

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Nachts, wenn fast alles schläft, ist einiges los in unserem Städtchen. Wussten Sie das? Ich habe mich mit einem Schutzmann unterhalten, ich glaube, so hieß der früher. Für alle Mitleser unter 20: Heute heißt der Schutzmann Bulle. Kleiner Geschichtsunterricht: „Es en Schiev kapott, es ene Müllemmer fott, hät d’r Hungk am Stätz en Dos. Kütt ene Schutzmann anjerannt, hät uns sechs dann usjeschannt, sät: Wat maat ihr sechs dann blos?Joh un do hammer widder hin un her üvverlaat un han för dä Schutzmann jesaat: Nä, nä, dat wesse mer nit mih, janz bestemp nit mih…“

Wann beginnt die Session? Jetzt aber zum Ernst des Lebens. Nachts wird recht häufig die Polizei nach Bad Honnef gerufen, vor allem wegen Schlägereien und häuslicher Gewalt. Und bei diesen Einsätzen sind die Täter nicht wirklich zimperlich, denn sie greifen auch oft die Polizisten gleich mit an. Von Respekt vor den Beamten keine Spur mehr. Besonders Jugendliche, wie soll ich’s sagen, die der deutschen Sprache nicht so richtig mächtig sind. Fremde Kulturen, fremde Sitten, ist klar. Aber wer bringt diesen Jungendlichen den richtigen Umgang mit Alkohol bei?

Niemand! Messerattacken auf Polizisten liegen offensichtlich im Trend. Bundesweit. Aber hier bei uns? Gut, die Kriminalitätsstatistik im Kreis sieht insgesamt besser aus als in den Vorjahren. Einbrüche und Raubüberfälle haben abgenommen. Aber die Gewaltbereitschaft nimmt nun mal zu. Alles nicht so einfach. Die Polizeireviere sind hoffnungslos unterbesetzt. Beispiel: Zu den Schlägereien vergangene Woche am Leverkusener Stadion wurden Einsatzkräfte aus unserer Wache in Ramersdorf angefordert. Unfassbar. In eigener Sache: Ich weiß ja, dass einige Mitmenschen meinen, wir würden bedingungslos eine „Bürgermeister-Zeitung“ machen, oder eben eine „HIT-Zeitung“.

Neuerdings würden wir auch nur noch die Botschaften der „Grünen“ verkünden. Das erinnert mich an meine Zeit in Köln. Da hieß es immer, die Kölnische Rundschau sei CDU-lastig und der Kölner Stadtanzeiger schreibe nur die SPD schön. Alles Unfug, aber menschlich. Gedanken sind zum Glück frei. Dazu passt die aktuelle Diskussion über das Aussterben der Innenstadt. Wir, der großartige Kilian Reichert und ich, haben vor genau 11 Jahren einen Film zu eben diesem Thema gemacht. „Tote Hose in der Innenstadt“. Schauen Sie mal rein. Sie werden feststellen, rein gar nichts hat sich verändert. Doch: Damals hatte ich noch schönes, weißes Haupthaar unter der Kappe. Aber sehen Sie selbst: https://www.youtube.com/watch?v=oAL_9yX1ZNs

Ab dem kommenden Wochenende können Sie diesen „Klassiker der Filmgeschichte“ auch auf unserer Homepage oder auf unserer Facebook-Seite bewundern. Ostern steht vor der Tür. Meine Tochter kommt auf Besuch in Köln vorbei. Ich darf sie vom Flughafen abholen. Mein Sohn setzt sich ab auf eine Insel kurz vor Afrika, um Golf zu spielen. Ich werde einen Strandspaziergang in Zandvoort machen. Früher haben wir Ostereier im Garten gesucht und gefunden. Aber auch diese Zeiten sind längst vorbei. Wieso denke ich eigentlich immer an die „guten alten Zeiten“? Früher gab es noch kein „Netflix“. Heute „netflixe“ ich stundenlang. Letzten Sonntag habe ich mir 10 Stunden lang „Jessica Jones“ reingezogen. Der Wahnsinn. Das gab es früher nicht. Aber den Denver-Clan. Die Serie läuft jetzt auch bei „Netflix“. Alles kommt wieder.

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