HISTORIE: Baudenkmal verfällt zusehends

Die Geschichte der Villa Schaaffhausen

Die Villa Schaaffhausen, eines der bekanntesten Baudenkmäler der Stadt, erhielt im April 1984 die Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Bad Honnef. Der 26. Mai 1846 ist der Geburtstag der Villa Schaaffhausen. An diesem Tag erwarb Hubert Schaaffhausen, das inzwischen 54 Morgen umfassende Gut für 18 000 Taler. Nach dem Tode von Hermann Schaaffhausen 1893, dem Sohn von Hubert, war seine Tochter Maria Anna Veronika die Nachlassverwalterin. Von ihr ging der Besitz an das Erzbistum Köln über.

Die Besitzung Schaaffhausen ist aus zwei Weingütern entstanden. Das „obere“ Gut gehörte der Familie Hagen, das „ untere „ der Familie Franken. Im Jahre 1770 kaufte der kurfürstlich kölnische Prokurator und kaiserliche Notar Peter Gottschalk Wasserfall beide Güter und errichtete im gleichen Jahr ein neues Haus. 1818 ging die Villa in den Besitz des Kölner Buchhändlers Lambert Bachem über, dessen Frau die Adoptivtochter und Erbin Wasserfalls war.

In den Jahren von 1825 bis 1836 wohnte dort William Dawson, der Schwiegersohn des Herzogs von Wellington, des Siegers der Schlacht von Waterloo. 1841 erwarb es der englische Seekapitän Lewis Agassiz für 10 966 Taler.
Wie oben erwähnt, kaufte Hubert Schaaffhausen am 26.Mai 1846 die Villa. 1847 legte er vom Annatal her, das er nach seiner Frau benannte, die Wasserleitung an, die heute noch als „Römerquelle“ Trinkwasser spendet.

1856 ließ der neue Besitzer den Rest des alten Wassserfallschen Hauses abreißen und durch den heute an der Straße gelegene Südflügel ersetzen. Hubert Schaaffhausen war Kaufmann und Teilhaber der Firma Schaaffhausen und Dietz in Koblenz gewesen, die lackierte Blechwaren herstellten. Nach seinem Tod, er starb mit 88 Jahren, erbte sein Sohn Hermann das Anwesen. Hermann Schaaffhausen (1816 – 1893) war einer der wichtigsten Mitbegründer der modernen naturwissenschaftlichen Anthropologie (Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung) in Deutschland.

Sein größtes und bekanntestes Verdienst war die richtige Einordnung des von Johann Fuhlrott im Jahre 1856 gefundenen Neanderthalerschädels als fossile Menschenform. Er war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften des In- und Auslandes. Er ließ den Turm errichten, indem eine Kapelle eingerichtet wurde. Als seine Frau Anna, Maria 1871 starb, ließ er zu ihrem Andenken den Rundtempel im Park erbauen. Letzter männlicher Namensträger war der Geheime Justizrat Hubert Schaaffhausen, Sohn von Hermann Schaaffhausen, der 1927 verstarb.

Er liebte die Servatiuskapelle und die jährlich zweimal stattfindenden Prozessionen. Am Prozessionsweg (damals Schmelztal) heute Mucherwiesental, stiftete er für Segensspendung 1903 ein Steinkreuz, das nach ihm benannt wurde. Dann gibt es noch die „Schaaffhausenkanzel“, die auf halber Höhe am Westhang des Korferberges gelegene kleine Steintrasse.

Von den 1870er Jahren bis zur Jahrtausendwende, erlebte die Villa Schaaffhausen ihre Glanzzeit. Vertreter der wissenschaftlichen Welt und des deutschen Hochadels waren zu Gast. Auch Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II., der im Jahre 1879 im Annatal eine Eiche pflanzte, die später den Namen „Kaisereiche“ erhielt. Als Königin Sophie von Schweden zum ersten Mal Honnef zum Kuraufenthalt wählte (1892), wohnte sie in der Villa Schaaffhausen.

Auch im Jahre 1894 stieg sie hier ab und traf sich mit Königin Elisabeth von Rumänien, (Carmen Sylva), Königin Emma der Niederlande und dem Großherzog von Luxemburg. Während des letzten Krieges und in den Nachkriegsjahren, war das Haus Obdach für ausgebombte Kölner Familien. Von 1957 – 1982 Kinderheim 1957 richtete Pfarrer Wüsten in der Villa für die Pfarre St. Johann Baptist ein Kinderheim ein, das „Kinderheim zur Kleinen hl. Therese“: Es war ein Erbpachtvertrag auf 75 Jahre mit einer symbolischen Jahresmiete von einer Mark.

Die Leitung des Kinderheims übernahm die Gräfin Elisabeth von Strachwitz.Besuch beim Bundeskanzler: Kinder aus der Villa Schaaffhausen brachten Konrad Adenauer 1960 ein Ständchen. Bundespräsident Heinrich Lübke und seine Frau Wilhelmine besuchten die Villa im Advent 1965. 1984 übernahm das Ehepaar Günter und Hannelore Fölsing das Anwesen in Erbbaurecht vom Eigentümer, dem Erzbistum Köln und leiteten dort ein Familien- und Gesundheitszentrum. Nach dem Tod Günter Fölsings 2009, führte Frau Hannelore das Unternehmen eine kurze Zeit bis zum endgültigen Ende. Schon mehrere Jahre ist die Villa Schaaffhausen unbewohnt, verfällt und Park und Nutzgarten verwüsten mehr und mehr.
Heinz Willi Fleischhacker

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