Leben und Sterben 

Er kam im Leben nicht gut zurecht. Oder kam er mit dem Leben nicht zurecht? Umso mehr hat er es herausgefordert: „Wenn das Leben schon anstrengend und unbarmherzig sein muss, dann will ich mich kräftig dagegen stemmen und alles tun, um ihm Freude und Genuss abzuringen!“ Wenn man jung ist, klappt das.

Man bricht aus den bürgerlichen Bahnen, rebelliert und glaubt, damit etwas zu leisten. Das geht so lange gut, bis man mitbekommt, dass die Schule beendet und die Lehre abgeschlossen ist. Die Eltern erwarten nun, dass man sich endlich um sich selbst kümmert. Aber wie macht man das? Nicht die Schule, nicht die Ausbildung und auch nicht die Eltern bereiten einen auf diese Aufgabe vor! Hier beginnt das Dilemma: „Ich will mich nicht anpassen, muss aber einen Job und eine Wohnung finden!“

Mit einem Quäntchen Glück und viel Anstrengung – und immer mehr Anpassung – meistert er die Herausforderungen. Innerlich jedoch lebt weiterhin der Rebell. Er flüstert immer wieder: „Das ist nicht Dein Leben! Brich aus! Hol Dir das, was Du willst!“ Wirklich ausbrechen kann er nicht. Dennoch versucht er sich zu holen, was ihm sein innerer Rebell einredet. Ein Motorrad muss her! Eine exquisite Marke und sehr viele PS. Das allabendliche Bier wird gelegentlich mit Rum oder Wodka ergänzt. Zur weiteren Veredelung verhilft selbstverständlich das Rauchen.

Am wohlverdienten Feierabend greift er wiederholt ins Päckchen von saftig-frischem Tabak, um viele Zigaretten und den ein oder anderen Joint zu wickeln. Das macht Appetit auf Döner. Und den gibt’s zum Glück gleich um die Ecke! Beduselt, beseelt und fettig tröpfelt der Abend in die Nacht … Schlafen wie im künstlichen Koma. Dann leider das Aufwachen am Tag. Aber eines Tages wachte er nicht mehr auf. Statt des Lebens hatte ihn nun der Schlaf in ewige Gefangenschaft genommen. Franziska Lachnit (2018)

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