Rosen

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Rosenfest liegt hinter uns, die Johannes-Kirmes (ab 22.Juni) liegt vor uns, und mittendrin, am kommenden Wochenende, findet die Grillmeisterschaft im Freizeitbad auf der Insel Grafenwerth statt. Am 29.Juni heißt es dann schon wieder „Schlemmerabend“. Nichts los hier, oder? Ich glaube, es ist 18 Jahre her, da musste ich, damals noch für die Honnefer Volkszeitung, einen Bericht über das allererste Rosenfest der Neuzeit hier in der Stadt schreiben.

Damals war ich nicht nur 18 Jahre jünger, also so um die 30, ich war irgendwie auch ein grundehrlicher Typ, und ich kannte quasi niemanden hier in der Stadt. Nur Herrn Tamoj und Herrn Zumsande vom damaligen Stadtforum. Für alle Neuzugezogenen: Das Stadtforum war seinerzeit für die Organisation der Großveranstaltungen zuständig. Im Stadtforum waren alle wichtigen Menschen aus dieser Stadt vereint. Sie können sich sicher lebhaft vorstellen, wie beliebt ich mich mit dem Beitrag gemacht habe, denn ich schrieb wahrheitsgetreu: „Es war ein schönes Fest, aber leider ohne Rosen…“.

Aiaiai. Alle waren sauer auf mich. Es hat sich nichts geändert. Auch in diesem Jahr habe ich kaum Rosen gesehen. Scherz, Herr Zumsande! Heute würde ich schreiben: „Die Stadt war übersät mit wunderschönen Rosen“. Der Zweck heiligt die Mittel. Das Rosenfest sorgt wie alle anderen Großveranstaltungen für Umsatz in den Innenstadtkassen. Rose hin oder her. Ich glaube, damals musste ich gleich nach dem Rosenfest auch über die Johannes-Kirmes berichten. Und ich schrieb: „Durch die Kirmes ist die Innenstadt eine Woche lang von der Außenwelt abgeschnitten. Der Einzelhandel klagt über heftige Umsatzeinbußen“.

Auch daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Kirmes ist das Kirchweihfest. Kirche und Kirmes gehören allerdings nicht mehr so wirklich in die heutige Zeit. St. Johann Baptist ist seit gefühlt einem Jahr geschlossen. Unser Pfarrer geht in den Ruhestand. Seinen Abschied feiert er in Selhof. Wozu also ein Kirchweihfest vor einer geschlossenen Kirche, das die Innenstadt wieder für eine Woche lahm legt? Ich verstehe das nicht, aber ich bin ja auch kein Katholik. Zudem: In den vergangenen Jahren fehlten der Kirmes ohnehin die wichtigsten Zutaten: Besucher!

Ja, auch die Kirmesleute mögen mich nicht. Seit 18 Jahren. Damit kann ich ganz gut leben. 18 Jahre, eigentlich ein Klacks. Damals gab es weder Google noch Facebook. Heute unvorstellbar, aber wahr. Begeben wir uns nun in die Gegenwart. Die Fußball-WM beginnt. Fünf Wochen Ausnahmezustand liegen vor uns. Fußball und sonst nichts. Außer eben Kirmes. Bin gespannt, ob an den Kirmestagen auf dem Marktplatz Public-Viewing angeboten wird.

Kommenden Sonntag spielt Deutschland in Russland. Gegen Mexiko. Mexiko? Da sollte ein Sieg möglich sein, oder? Ich kenne mich da nicht so wirklich aus. Was mir allerdings schwer auf die Nerven geht, sind die Starallüren unserer Fußballspieler. Sie sind mittlerweile so unnahbar und unantastbar. Dank Trainer. Trotzdem drücke ich dem deutschen Team die Daumen, denn ich wäre natürlich gerne ein deutscher Weltmeister. Wie damals in Kölle. 1974. WM in Deutschland. Ich sitze mit Wolfgang Overath in einer Kneipe in Köln-Weiden. Wir trinken Kölsch. Er sagt: „Morgen geht’s ab zur WM-Vorbereitung“. Heute undenkbar. Trotzdem ist er Weltmeister geworden.   

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