Rückzug

Seltsame Zeit. Endlich lockt uns der Frühling mit einem Hauch von Wärme, dem bezaubernden Duft der Blüten und einer sprießenden Farbenpracht, aber wir verkriechen uns weiterhin in unseren Buden. Einerseits, weil’s ja so sein soll und andererseits auch aus Furcht. Wer wenig fürchtet oder gar nichts, wagt sich hinaus. Im Wald begegnet man seit einiger Zeit viel mehr Spaziergängern als in „Normalzeiten“. Es ist schön, dass jetzt viele Menschen Zeit und Lust haben, in die Natur hinauszuwandern! Man begegnet sich zwar auf räumlicher Distanz, aber mit einer zwischenmenschlichen Verbundenheit ganz besonders freundlicher Art.  Das gefällt mir. Mir gefällt auch, dass da, wo man sich sonst tummelt und drängelt, weniger los ist. Wir erfahren und lernen Rücksichtnahme – größtenteils. Asoziale Gestalten, die in der Schlange bei den Einkaufswagen ausrasten, gibt es dennoch; immerhin nur wenige – so mein Eindruck. Inzwischen erlebe ich zumeist das Lächeln der Solidarität. „Lass uns einen Bogen umeinander gehen, aber ich grüße Dich von ganzem Herzen!“ Das mag schmalzig rüberkommen … Aber im Gegenzug gibt es Zeitgenossen, die sich verhalten, als wären alle Mitmenschen Aussätzige, nur sie selbst so rein wie eine frisch gedruckte Zeitung. Diese Leute durchbohren einen mit mordwilligem Blick. Man selbst fragt sich: Wieviel mehr Abstand soll ich denn noch einhalten? Sollte ich besser keinen Blickkontakt haben? Und sagen sollte man sowieso nix. Unsere leidgeplagten Einzelhändler stehen nicht nur in so einem Fall vor Rätseln. Kopfschütteln ist dann angesagt. Und bestenfalls ein humorvolles Lächeln auf den Lippen. Liebe Leute, bleibt gesund, fröhlich und freundlich! Franziska Lachnit (2020)

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