Klaus Wegner sieht Alternative

Inselprojekt kann ohne Mehrkosten und besserem Klima-, Natur- und Artenschutz erfolgreich werden“

Chancen für eine Vereinbarung mit dem BUND, eine Veränderung geplanter Maßnahmen und eine Kompensation gestiegener Kosten wurde leider bisher nicht genutzt. Bisher bemüht sich die Verwaltung allerdings nur um die Durchsetzung und Rechtfertigung ihrer Planung. 

Von der Intensivierung der Inselnutzung und der Bebauung des Stadtgartens, des Hockeyplatzes und des Sportplatzes der Gesamtschule, die vom Bürgermeister und von CDU, Bürgerblock und FDP verfolgt werden, kann kein Beitrag zu einer nachhaltigen ökologischen, sozialen und ökonomischen Entwicklung der Stadt erwartet werden. Seit Jahren wird von den Grünen als notwendige Ergänzung zum integrierten Stadtentwicklungskonzept ein Klimaschutzkonzept und ein Mobilitätskonzept gefordert, das Emissionsreduzierung anstrebt und auch die Bedingungen für den Radverkehr verbessert. Leider liegt beides bis heute nicht vor. 

Der Zustand und die Attraktivität der Insel könnten auch ohne Eingriffe in die weitgehend naturbelassene Nordspitze verbessert werden. Priorität sollten dabei nicht die Erweiterung gestalteter Flächen, die Intensivierung der Freizeitnutzung und die Vermarktung der Insel haben, sondern eine Qualitätsverbesserung vorhandener Wege, Plätze und Einrichtungen und ein Beitrag zum Klima-, Natur- und Artenschutz. 

Richtig ist, dass alle Fraktionen dem Inselprojekt im Rat und Planungsausschuss zugestimmt haben. Richtig ist allerdings auch, dass es aus der Fraktion der Grünen Bedenken und Anregungen gab, die von der Verwaltung ignoriert wurden. Ich habe jedenfalls in keiner Sitzung dem Projekt zugestimmt und bereits bei Antragstellung hinterfragt, ob das Projekt zur Umgestaltung der Insel den Zielen des Förderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ (z. B. Verbesserung grüner Infrastruktur, der Wohnqualität und des Stadtklimas) und der Priorität der Förderung (Begrünung von Stadtquartieren mit verdichteten baulichen Strukturen) entspricht. Zur Bewilligung des beantragten Projekts könnte beigetragen haben, dass Bad Honnef für verlorengegangene Bewerbung um Landesgartenschau eine Entschädigung erhalten sollte. 

Die Aussage der Verwaltung, dass es keine neuen Erkenntnisse zu dem Inselprojekt gebe, trifft zumindest in Bezug auf die Kostenentwicklung nicht zu. Bereits die Kostensteigerung von ca. 30 % beim 1. Bauabschnitt verändert die Kostenplanung. Bei einer entsprechenden Kostensteigerung für die weiteren Bauabschnitte könnte sich der Eigenanteil für die Stadt von 1,3 Mio. € auf über 2 Mio. € erhöhen. Die Verwaltung und Ratsmehrheit haben sich gegen die Aufhebung der Ausschreibung für den 1. Bauabschnitt ausgesprochen, die aufgrund der Mehrkosten für die angebotenen Leistungen möglich war. Sie haben auch den Einspruch gegen diese Entscheidung abgelehnt. 

Eine Kostensenkung könnte im 1. Bauabschnitt bereits durch den Verzicht auf die geplanten Wege und Spielinseln im nördlichen Teil der Insel erreicht werden. Dies könnte sich auch positiv für den Klima-, Natur- und Artenschutz auswirken. Außerdem könnten hohe Folgekosten für die Baumpflege zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit auf neu angelegten Wegen und Spielplätzen vermieden werden.

Freiwerdende Mittel, durch den Verzicht auf neue Spielinseln und Wege im Bereich der Nordspitze, könnten genutzt werden, um den vorhandenen Spielplatz und die Ballspielflächen aufzuwerten. Dies könnte z. B. durch weitere attraktive Spielgeräte und ergänzenden Sonnenschutz (Bäume und/oder Sonnensegel) erreicht werden. 

Der Spielplatz wurde erst 2009 bis 2011 mit viel Engagement des Stadtelternrats und Spenden in Höhe von ca. 35.000 Euro neugestaltet. Er wurde vor 7 Jahren im Spielplatztest des General-Anzeigers als Vorzeige-Spielplatz beschrieben. Kindern bietet er interessante, sichere und langlebige Spielgeräte, Eltern Entspannung und Sichtbeziehungen zum Rhein und Jugendlichen auf den naheliegenden Spielfeldern die Möglichkeit sportlich aktiv zu sein. Kritik betrifft vor allem die Pflege und den Zustand der Flächen unter Basketballkörben (Wasserpfützen, Matsch) und Spielgeräten (Vertiefungen). 

Auf die Aufstellung neuer, einheitlich designter Bänke an der Rheinpromenade könnte auch verzichtet werden, da die vorhandenen Bänke viel genutzt, bequem, robust und in einem recht guten Zustand sind. Im Projekt sind für Mobiliar (neue Spiel- und Sportgeräte, Bänke, Fahrradständer und Abfallbehälter) fast 800.000 Euro geplant. 

Freiwerdende Mittel könnten auch genutzt werden, um eine Entsiegelung aller bestehenden Wege, die asphaltiert und im schlechten Zustand sind, zu erreichen. Damit könnte auch ein attraktiver, barrierefreier Rundweg geschaffen werden. Bisher ist nur eine Entsiegelung des Weges an der Rheinpromenade geplant.

Auch die Aussage, dass Nachbesserungen lediglich zur Lage der Fahrradstell-plätze angeregt wurden und nur die Frage aufgeworfen wurde, ob die auf 3,5 m verringerte Breite ausreichen würde, ist eine sehr verkürzte Darstellung.

Fachleute und das Verwaltungsgericht werden beurteilen, ob es einen Konflikt mit dem Natur- und Artschutz gibt. Die Verwaltung könnte sich bereits darauf einstellen, dass auch damit neue Erkenntnisse gewonnen werden, die eine Änderung geplanter Maßnahmen erfordern. 

Auch die Aussage, dass das Land die Frist für die Umsetzung setzt, entspricht nicht ganz der Realität. Die Stadt hat mit dem Projektantrag einen Zeit-, Kosten- und Arbeitsplan eingereicht und selbst das geplant Projektende definiert. In be-gründeten Fällen ist eine Verlängerung der Projektlaufzeit ebenso wie die Ver-schiebung der jährlich geplanten und genehmigten Mittel möglich. Diese müssen gut begründet und rechtzeitig beantragt werden. Allerdings erhöht sich die Förderung damit nicht. Ebenso ist eine Änderung geplanter Maßnahmen möglich. Zum Beispiel, wenn sich die Stadt und der BUND darauf verständigen. Gut vor-stellbar ist, dass entsprechende Veränderungen, die sich positiv auf den Klima-, Natur – und Artenschutz auswirken und eine Kostensteigerung vermeiden, von der Bezirks- und Landesregierung begrüßt und bewilligt werden. Damit könnte sich auch die Zustimmung in der Bevölkerung zum Inselprojekt erhöhen. 

Der Verzicht auf geplante Eingriffe in die Natur und die Qualitätsverbesserung des Vorhandenen kann ein Gewinn für die Stadt, die Menschen und die Natur sein. 

Klaus Wegner, Bad Honnef