„Wir brauchen Ausdauer, Disziplin und Zielorientierung!“

Interview mit BM Otto Neuhoff zum Beginn der neuen Amtszeit

HWZ: Die neue Amtszeit beginnt zeitgleich mit dem zweiten Lockdown in der Corona-Pandemie. Wie wirkt sich das auf die Arbeit und auf ihre Ziele aus?

BM: Das bedeutet für die Arbeit der Stadtverwaltung vor allem eine enorme Konzentration, die andere Dinge in den Hintergrund rücken lässt. Der Krisenstab tagt wieder – zuletzt mehrfach in der Woche, um die erforderlichen Vorbereitungen für die Umsetzung der Maßnahmen zu treffen. Durch den ersten Lockdown haben wir natürlich einige Erfahrung, auf die wir jetzt zurückgreifen können. Trotzdem sind die Maßnahmen in der Allgemeinverfügung unterschiedlich und müssen sorgfältig begleitet werden. Die Zusammenarbeit mit dem Kreisgesundheitsamt ist dabei von besonderer Bedeutung. Und natürlich die Kommunikation der Maßnahmen.

HWZ: Wie fallen die Reaktionen auf die Maßnahmen bisher aus?

BM: Sehr unterschiedlich, jedenfalls aggressiver als in der ersten Phase. Den einen gehen diese nicht weit genug, anderen viel zu weit oder erscheinen sie im Einzelnen unsinnig. Das jeweils auch in einer zum Teil deftigen Sprache. Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass wir in Deutschland bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen sind.  Und wer bitte möchte denn die Verantwortung für Entscheidungen mit dieser Tragweite übernehmen? Ungeachtet der persönlichen Bewertung gilt es doch im Interesse aller die Regelungen einzuhalten und den Ball flach zu halten. Verschwörungstheorien oder Hysterie helfen da nicht weiter, sondern lenken von der eigentlichen Aufgabe, solidarisch gesund durch die Pandemie zu kommen und dabei keinen wirtschaftlichen Totalschaden zu erleiden, ab.

HWZ: Wie wirkt sich das auf die lokale Wirtschaft aus? Wie wird die Einhaltung der Allgemein-Verfügung kontrolliert? Wo können sich die Bürger informieren?

BM: Das ist natürlich ein harter Einschnitt insbesondere für unsere Gastronomen und kleineren Unternehmen wie z.B. in der Kosmetik und Fußpflege. Da ist wirklich eine Menge geleistet und investiert worden, um die Hygienebestimmungen einzuhalten. Ich hoffe, dass die versprochene Unterstützung des Bundes bzw. des Landes wirklich kurzfristig erfolgt, sonst drohen schwere Folgen. 

Die Einhaltung der Bestimmungen wird wie im Frühjahr kontrolliert. Dafür wird aus verschiedenen Ämtern zusätzlich Personal in den Ordnungsaußendienst gesteckt. Die Kollegen sind flexibel und motiviert. Aber natürlich ist klar: Wir werden das nur alle gemeinsam gut bewältigen und zwar mit Ausdauer, Disziplin und Zielorientierung. Das hat beim letzten Mal gut geklappt und so sollten wir es auch wieder angehen. 

Die aktuellen Infos gibt es wie immer auf der Homepage der Stadt, des Kreises über die sozialen Medienkanäle der Stadt.

HWZ: Apropos Zielorientierung, was macht die Entwicklung der Innenstadt? Die Händler brauchen ja gerade im Weihnachtsgeschäft Unterstützung …

BM: Ja klar, das Weihnachtsgeschäft ist für unseren Einzelhandel kurzfristig ganz wichtig, gerade weil der Martini-Markt ausgefallen ist. Deswegen mein persönlicher Appell an uns alle: Berücksichtigt bei Euren Weihnachtseinkäufen gerade auch unsere Händler und Unternehmer. Das Kiezkaufhaus kann dafür gute Dienste leisten. Wir wollen ja auch nach Corona hier noch ein gutes Angebot vorfinden. Deswegen haben die BHAG und die Stadt auch spontan entschieden, das Centrum bei der Weihnachtsaktion z.B. mit der Beleuchtung zu unterstützen. Mittelfristig wird uns die Entwicklung am Saynschen Hof helfen, die City auf ein neues Niveau zu heben und das Herz der Stadt für uns zu erhalten.

HWZ: Gutes Stichwort: Wie und wann geht´s am Saynschen Hof weiter? 

BM: Wir haben in Kürze einen Abstimmungstermin mit den Investoren und Eigentümern, um über die grobe Zeitplanung, die Synchronisierung der Projekte zu sprechen, damit der Übergang möglichst gut gelingt. Das ist ja mit drei großen Projekten schon eine gewaltige Herausforderung. Unser Ziel ist es im Frühjahr mit mindestens einem Projekt in die Offenlage gehen zu können, wenn der Planungsausschuss grünes Licht gibt, kann das gelingen. Dann könnte tatsächlich 2022 die Bauphase beginnen.

HWZ: … und was steht jetzt ansonsten noch bis Weihnachten im Vordergrund?

BM: Ganz wichtig ist jetzt, dass wir am 5. November in der konstituierenden Sitzung mit dem neuen Rat in arbeitsfähige Strukturen kommen. Die Ausschüsse müssen gebildet werden und noch in diesem Jahr möglichst ihre Arbeit aufnehmen. Auch das ist unter Corona-Bedingungen nicht ganz einfach. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit flexiblen Raumkonzepten den Ausschüssen die Arbeitsaufnahme ermöglichen können und zwar so, dass die Risiken einer Infektion minimal sind. Die erste Sachentscheidung steht bereits auf der Tagesordnung: Der zweite Förderantrag für den sanierungsbedürftigen Teil der Sporthalle an der Menzenbergerstraße. Wir sind darauf angewiesen, bei den notwendigen Sanierungsmaßnahmen die Unterstützung des Landes soweit wie möglich in Anspruch zu nehmen. Unsere finanzielle Situation wird in den nächsten Jahren durch die Pandemie erheblich belastet werden.

HWZ: Wir wünschen einen guten Start in die neue Amtsperiode!

„Gemeinschaft, Solidarität und Disziplin sind gefragt“!

Interview mit Bürgermeister Otto Neuhoff

 „Corona in Bad Honnef“

HWZ: Spätestens seit 14 Tagen ist auch in Bad Honnef das Corona-Virus das alles dominierende Thema geworden. Bilder aus Italien schockieren uns. Wie nehmen Sie das wahr, was hat sich verändert?

BM: Sehr emotional: Für Bad Honnef ist der erste Fall am 11. März ausgewiesen worden, damit ist das Virus in Bad Honnef angekommen. Wir haben schon vorher einen szändigen Krisenstab gebildet, der im Verbund mit dem Gesundheitsamt des Kreises (inkl. Rettungsdiensten und Krankenhaus) in höchster Intensität die Maßnahmen steuert. Die Entwicklung der vom Land verordneten Maßnahmen ist allerdings extrem dynamisch gewesen, die Umsetzung in den Kommunen ist eine sehr herausfordernde Aufgabe. So etwas hat es bisher nicht gegeben. Wie es unser Ministerpräsident Armin Laschet formuliert hat: „Es geht um Leben und Tod!“ Auch hier in Bad Honnef! 

HWZ: Wie stellt sich in Bad Honnef konkret die Lage dar. Wie viele Corona-Infektionen gibt es? Wie viele Menschen sind in Quarantäne?

BM: Stand jetzt sind in Bad Honnef 14 Corona – Infektionen nachgewiesen worden. Insgesamt sind rund 100 Personen in Quarantäne. Damit sind wir bis jetzt im Vergleich noch relativ gut durch die Krise gekommen. Allerdings ist das keine Garantie dafür, dass das so bleibt. Dafür ist entscheidend, wie konsequent wir uns vor allem an die Verhaltens-Maßregeln halten: die sozialen Kontakte auf das unabdingbare Maß reduzieren und uns dabei unbedingt an die Abstands- und Hygieneregeln halten. Oberstes Ziel ist nach wie vor die Unterbrechung der Infektionskette. Wir müssen die Krankenhäuser vor der totalen Überlastung schützen!

HWZ: Wie haben sich die Honnefer bisher in der Krise geschlagen, wird die Verordnung des Landes zum Schutz vor Neuinfizierungen beachtet?

BM: Anfänglich mussten wir feststellen, dass ein eher lässiger Umgang mit den Beschränkungen des öffentlichen Lebens gepflegt wurde. Die Gefahren wurden auch hier in Bad Honnef massiv unterschätzt. Mit der Zeit ist die Disziplin zumindest in der Öffentlichkeit besser geworden. Die letzten gröberen Verstöße haben wir letzten Freitag festgestellt. Das Wochenende war nach unseren Beobachtungen dann schon weitgehend in Ordnung. Ausnahmen gab´s trotzdem: Zum Beispiel werden die Absperrungen der Spielplätze immer wieder aufgebrochen. Das ist ärgerlich, verursacht im Ergebnis einen hohen, unnötigen Aufwand.

HWZ: Wie wird die neue härtere Regelung des Landes vom Wochenende überwacht? Was konkret müssen unsere Bürger erwarten?

BM: Die größte Bedeutung hat wohl, dass Zusammenkünfte und Ansammlungen in der Öffentlichkeit von mehr als zwei Personen untersagt sind und natürlich der Bußgeldkatalog, mit denen Verstöße deutlich härter geahndet werden sollen, die Mindeststrafe sind 200 €, die Höchststrafe 25.000 €! Das macht deutlich, wie ernst die Lage ist.

Wir haben unser Ordnungsamt mit Mitarbeitern anderer Fachdienste verstärkt, die Kapazität mehr als verdoppelt. Dadurch können wir die Kontrollen auch in den Abendstunden und am Wochenende in der nötigen Dichte aufrechterhalten. Auffällig ist, dass unsere Bürger die Arbeit unseres Ordnungsamtes sehr positiv begleiten. Das ist auch wichtig, um uns unsre Arbeit erfolgreich durchführen zu können.

HWZ: Worauf kommt´s jetzt besonders an?

Zum einen: Wir müssen in dieser Situation alle Menschen stärken, die für uns z.B. in den Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken und Lebensmittelgeschäften lebensnotwendige Versorgungsfunktionen garantieren. Das ist gelebter Dienst an der Gemeinschaft. Dort können wir unsere Dankbarkeit zeigen, auch dadurch, dass wir die Sicherheitsvorkehrungen beachten.

Zum anderen: Die Bedrohung wird noch einige Wochen dauern. Wir brauchen daher Solidarität und Disziplin. Jeder informiere sich bitte über die getroffenen Entscheidungen. Ich versuche zusammen mit meinen Mitarbeitern zeitnah – und zusätzlich zu überregionalen Medien – auch am Wochenende, die für Bad Honnef relevanten notwendigen Informationen über Soziale Medien, auf der städtischen Webseite und über Pressearbeit zu verbreiten. 

HWZ: Apropos Versorgung und Notbetreuung. Wie viele Kinder sind denn in der angebotenen Notbetreuung in den Kindergärten für die Eltern mit Schlüsselfunktionen untergebracht? 

BM: Ca. 30 Kinder in zehn von vierzehn Einrichtungen. Die Kinder sind da, wo Sie auch ihren Stammplatz haben, so bleiben die Bezugspersonen gleich. Unsere Erwartung ist, dass die Zahl steigen wird, weil die Landesregierung den Zugang jetzt erleichtert hat. Ein Betreuungsangebot gibt es auch, wenn nur noch ein Elternteil in einer Schlüsselfunktion tätig ist.

HWZ: Die in Quarantäne befindlichen oder auch Mitbürger, die zu einer Risikogruppe gehören, haben vermutlich einen höheren Unterstützungsbedarf, wie wird dem seitens der Stadt nachgekommen?

Das Bündnis für Familie bietet mit Stadt und dem Kiezkaufhaus zusammen Unterstützung an, die gerne angefordert werden kann, z.B. den Einkaufs-Service, um einer Gefährdung vorzubeugen. Wir haben dabei das „Patenprinzip“ aus der Flüchtlingskrise übernommen. Wer Bedarf hat oder mithelfen will: einfach bei der Stadt per Mail oder Telefon melden (s.u.). Ein Bedarf ist derzeit von ca. 50 Personen angemeldet, mehr als 100 Freiwillige haben sich bereits gefunden, toll, so geht Gemeinschaft in schwierigen Zeiten!

Wo bekomme ich Informationen ?
Corona-Hotline Rhein-Sieg-Kreis: 0224113-3333
Patientenservice: 116 117
Zentrale Service-Rufnummer der Stadt: 184-180
Bad Honnef hilft: sozial@bad-honnef.de
Städtische Webseite „meinbadhonnef.de“