Frühlich cool

Meine sehr verehrten Damen und Herren, was war das für ein fantastisches Wochenende rund um den 1.April. Zum ersten Mal in diesem Jahr zog eine Holzkohlengrillduftwolke über die Stadt hinweg, im Kurhaus machten „n´joy“ und „Clax“ vor jeweils ausverkauften Rängen sehr deutlich, warum wir so stolz auf sie sind. Die Dragons gewinnen ein wichtiges Spiel, unsere Handballer steigen auf und unsere Fußballer nicht ab.

An diesem wunderbaren Wochenende hätte der FC auf jeden Fall gegen den HSV gewinnen müssen. In Rhöndorf hat das Restaurant „Chamai“ seine Tore geöffnet, nein, eine neue Boutique ist diesmal nicht an den Start gegangen. Die Frühlingsglücksgefühle dürfen am kommenden Wochenende weiter tanzen: Mit „Fühl dich Frühlich“, mit dem Anrudern rund um das Bootshaus, mit Minigolf auf der Insel, und ja, die Biergärten dürften mittlerweile auch alle wieder begehbar sein.

Keine Zeit also für schlechte Laune. Die mutmaßlichen Park- und Pollerprobleme werden sich sowieso in Luft auflösen. „Fühl dich Frühlich“ heißt doch frei übersetzt: Cool bleiben. Heinz Willi Fleischhacker, der Löstige, unser Heimatforscher, hat sich einmal mehr mit der Vergangenheit unserer Stadt beschäftigt. „Weil wir doch so viele Neubürger haben, die informiert werden müssen“, sagt er. Macht Sinn.

In der nächsten Ausgabe lernen Sie dann die schaurig schöne Vergangenheit unserer Nachbarstadt Königswinter kennen. Ja, der Herr Fleischhacker schreckt vor rein gar nichts zurück. Telefon. Peter Christian Müller: „Seit wann sind Sie ein Grüner“? Oha! Das war keine Frage, das war ein Donnergrollen. Unsere Titelgeschichte in der letzten Ausgabe sei eine einzige Wahlwerbung für die „Grünen“ gewesen.

Peter-Christian Müller hat für die Bildzeitung, das Handelsblatt, den Spiegel, den Stern und die Augsburger Allgemeine gearbeitet. Ein wunderbarer Kollege. Ein Selhofer. Ein FDPler. Ja, die Grünen haben ihre Sicht der Dinge beschrieben, in einem Rückblick auf die ersten drei Ottojahre. Legitim. Lieber Herr Müller, das sollte ihre FDP dann auch mal tun. Und dann die CDU, die SPD, der Bürgerblock, Herr Rauw… So! Noch ein bisschen Politik. Sie erinnern sich, es geht um die Einrichtung eines Innenstadtrings im Einbahnverkehr für die Hauptstraße, Weyermannallee, Luisenstraße und Bahnhofstraße.

Der Ausschuss für Umwelt, Wald, Verkehr, Feuerschutz und Rettungswesen hat die Verwaltung beauftragt, für das Karreé Hauptstraße – Weyermannallee – Luisenstraße – Bahnhofstraße die Einrichtung eines Innenstadtringes in Einbahnverkehr zu prüfen. Und die Verwaltung hat geprüft: „Wie es das Rahmenkonzept zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept deutlich macht, bestehen viele sich überschneidende Nutzungsansprüche und Anforderungen an den öffentlichen Raum im Bereich der Innenstadt.

Zusätzlich werden diese Ansprüche mit den (neuen) Zielen der integrierten Stadtentwicklung überlagert. Eine singuläre Prüfung, Planung und Umsetzung einer zweiten Karreelösung ist – ohne diese in einem integrierten Gesamtkontext der Innenstadt zu betrachten – nicht empfehlenswert. Sie könnte sich bei gleichzeitiger Erstellung des Integrierten Handlungskonzept (InHK) eventuell sogar förderschädlich auswirken“. Soviel dazu.

Ludwig v.B.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Weltgeschichte muss quasi umgeschrieben werden. Gerade rechtzeitig zum 1.April erblickt ein schier unglaubliches Dokument das Licht der Öffentlichkeit. Aber lesen Sie selbst: „Im kürzlich entdeckten und beachteten Fund einiger Handschriften Ludwig van Beethovens als Teil eines Nachlasses unbekannter Provenienz fand sich für die Region Bedeutendes. Mögen die Briefe des Komponisten sonst eher schmachtend und vom Inhalt her banal sein, so kann insbesondere Bad Honnef hier aufhorchen. Folgt man dem Zeugnis, so spielt der Weinberg im Norden Rhöndorfs eine durchaus relevante, amouröse Rolle. Offensichtlich improvisierend auf dem Knie geschrieben verbindet Beethoven seine physische Existenz mit einem Ausflug der Eltern dorthin.

Mehr noch empfiehlt er die Gegend Wanderern und Rastenden. Pikant ist dies besonders angesichts der Sperrung des Hohlwegs am Domstein. Gemäß den gar nicht so spärlichen Angaben des großen Bonners ist die beschriebene Stätte recht exakt dort zu verorten. Das Kuratorium der NRW-Stiftung hofft jedenfalls, hierüber Klarheit bis zum Jubiläumsjahr 2020 schaffen zu können. Sollte Beethoven so in gewissem Maße zum „Honnefer Jung“ avancieren, so wäre es nur konsequent, motiviert die Mühen zur Wiedereröffnung des Hohlweges zu intensivieren“. Das schwer lesbare Originalschriftstück haben wir für Sie aus dem Altdeutschen übersetzen lassen:

„Wien im fruehen Maerzen AD 1827. Unsterbliche Geliebte, nie wird verlautet seyn von meinen Lippen, wer Ihr seyet hinter der Complimentierung. Unerfüllet die Lieb umso dräuender, da dero Zeit der Hingabe mir im Gedächtniß haftet. Ließ mich vors Haus tragen aus dem Bette, an daß mich Lunge und Leber fesseln. Sitze am Grase und stelle mir für versetzet zu sein ins Rhenania der Jugend.

Einstmals am güldenen Fluße im Haus numero 515, getaufet in st. Remigien. Erfahren solle Ihr heut ein kleines Geheimniß, daß ich gezeuget im Wingert zu Rhoendorp am wilderen Ufer. Dort wo der Felsen Siegfried testieret die unsterblichen Tathen des großen Recken samt Fafnir, der diesem seine hörnerne Haut lieh. So lehrte es die Mutter, die junge Witwe, daß sie gebet dem neuen Gatten den Sohn. Romantik sey dort am Domstein, Nathur und ein Bett weich wie von Daunen. Sie hat mich erbethen wie die Vielen aus Rhoend. und dem Hunefe im süden, die dort unter dem Monde sich überwälthigen lassen vom Gefuehle. Das ist ein mysthische, verzaubernde Gegent.

Selbst suchet ich sie mit dem seeligen Ännchen und Hannah v. Honrath, die mir am Drachenfels nah war und viel inniger als im Hause am Neumarkt zu Cölln. Der Rhein bracht die Inspiration, die meine drei Wiener Graeffinnen nicht bräuchten. Und auch nicht die Buergerlichen, deren Marie zum sittsamen Lohne den Autograph meiner Appassionata erhielth und Lisbeth die Chimaere Für Elise. Mir ist nunmehr nichts mehr gegeben als meine Hinnfälligkeit. Empfinde als Glueck, die Conversation der Anderen nicht hören zu können im Verzicht auf Rohr und Hefte. Mag mein Bild mitnehmen und kein fremdes in’s Elysium . Grueßet mir den Drachenfels und sorgett dafuer, daß seine Auen wie Wege offen seyen für viel Leut, die dort sich laben. Auf immer der Eure Ludwig vB.

Chamai

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es tut sich etwas in meiner Lieblingsbranche, der Gastronomie. Aus dem Weinhaus Hoff in Rhöndorf wird das Restaurant Chamai. Neueröffnung am 1.April. Echt! Warum Chamai? Weil der neue Pächter Chamai heißt, Clemens Chamai. Der Koch und der Verpächter, Carsten Schmitz, kennen sich seit ewigen Zeiten aus Oberhausen, dort hatte Chamai eben ein Restaurant und Schmitz einen Fischladen. Und nun kommen die alten Kumpels aus dem Ruhrgebiet in Rhöndorf wieder zusammen.

Im Chamai wird es eine deutsch-französische Küche geben, mit Schwerpunkt frischer Fisch. Mit einem riesigen Weinangebot obendrauf. Im vorderen Bereich des Restaurants entsteht ein Bar-Bistro-Bereich, dort kann der Gast Kleinigkeiten zu sich nehmen, oder ein gepflegtes Gaffel-Kölsch trinken. Derzeit wird im Restaurant noch heftig gearbeitet, „aus der geplanten Renovierung ist eine umfangreiche Sanierung geworden“, so Chamai. Immerhin: Die neue Theke steht schon.

Die Gasträume sollen insgesamt heller und freundlicher werden. Die Öffnungszeiten: Täglich von 17 bis 22 Uhr, außer Dienstags. Und was macht der ehemalige Koch Wolf Neumann? Der kocht nun, wie bereits mehrfach angedeutet, im Inselcafé. Damit ist er zurück gekommen an die Wurzeln seiner Kochkunst. Vor 35 Jahren hat er im Inselcafé angefangen und jetzt krönt er dort seine Karriere. Welch ein wundervoller Satz. Auch im „Haus imTurm“ hat sich, wie bereits berichtet, einiges verändert. Am markantesten dort ist sicherlich die Bar im Eingangsbereich geworden, an der man losgelöst vom Restaurant Cocktails, Wein oder frisch gezapftes Bier genießen kann.

Das Eastwood hatten wir kürzlich schon erwähnt, dort eröffnet am 15.April ein Bistro. Bar und Bistro. Das Getränkeangebot in der Stadt wird immer umfangreicher. Wie schön. In einem der ältesten Häuser in der Stadt, in der Hauptstraße neben Beth, haben zwei neue Geschäfte ihre Pforten geöffnet: Tamaris und SOHO. Dort gibt´s Schuhe,Accessoires und Mode für die Damenwelt. Davon können wir ja gar nicht genug bekommen. Bad Honnef: Die Damenmodestadt am Rhein. Sehr schön. Eben hat mich ein Neubürger angerufen. Der ist total begeistert von dieser Stadt, „ich hätte nie geglaubt, dass man so schön leben kann“. Welch ein Kompliment. Von Parkraumnot hat er nichts gesagt.

Apropos: Der Vertrag ist unterschrieben. Die Künstlertruppe „Antiform“ zieht bei „Kaisers“ ein. So entsteht im Herzen der Stadt ein lebendiges Kunst- und Kulturzentrum in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring. Bis eben ein „echter“ Nachmieter gefunden wird. Das wird aber aller Wahrscheinlichkeit kein Lebensmittelversorger mehr sein. Denn der zieht ein Stückchen weiter unten ein, in das dann umgebaute Postgebäude. Die Bauarbeiten sollen im Herbst beginnen. Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende…

Alter (2)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist unfassbar, es ist lange leicht zu ignorieren, aber eines Tages absolut nicht mehr zu bestreiten: Jeder Mensch wird älter. Das ist aber auch der einzige Trost. Nein. Trost ist, wenn man im Alter auf ein schönes Leben zurück schauen kann. Ich war am Wochenende mit meinem Sohn (31) und meiner Mutter ((87) bei meiner Tochter (26) in Berlin (Neukölln).

Drei Generationen. Spannend. Mutter hat am Brandenburger Tor als Kind Adolf Hitler zuwinken müssen. Erinnerungen bleiben. Und nun steht sie vor dem Adlon und stellt fest: „Das hat sich hier aber schwer verändert“. Unglaublich. Auch diese Frau hat alles erlebt, von Hitler bis zum iPhone. Welch eine Bandbreite. Davon habe ich mal gerade 50 Jahre mitbekommen, also quasi von Willy Brandt bis zum iPhone. Das ist schon eine ganz andere Zeitspanne. „Lass uns zu Fuß gehen“. „Bitte“? „Stell dich nicht so an“.

Für Kinder sind Eltern unkaputtbar. Omas sowieso. Ausreden haben keine Chance. Oma flüstert mir zu: „Ich würde mich gerne mal hinsetzen“. Nach gerade mal 17.000 Schritten. Mitten in Neukölln stehen noch die gut erhaltenen Reste eines Böhmischen Dorfes, das König Friedrich Wilhelm I 1737 hat errichten lassen. Interessant. Noch interessanter war der ausführliche Bericht von Oma über den Preußenkönig.

Der mit den langen Kerls. Sie wissen, was ich meine. Dem haben wir den noch heute hier und da existierenden Typus des preußischen Untertanen, den blinder Gehorsam, absolute Unterordnung, Gottesfürchtigkeit, Diensteifer, Unbestechlichkeit, Disziplin, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit auszeichnen sollen. Geradezu manisch verfasste der König zahllose Edikte, Vorschriften für das Verhalten seiner Untertanen, die peinlich genau befolgt werden sollen. Und da haben wir den gravierenden Unterschied. Oma, eher preußisch korrekt, und ich als 68er, eher genau das Gegenteil. Und die Kinder haben für sich beide Zutaten genial miteinander vermengt. Neukölln ist übrigens ein typischer Wohnbezirk, vor allem in den südlichen Ortsteilen wird es vorstädtisch-ländlich.

Im eigentlichen Stadtteil wohnen waschechte Neuköllner, junge Studenten und Familien aus etwa 160 verschiedenen Nationen mehr oder weniger friedlich beisammen. Über das „mehr oder weniger“ habe ich mich sehr gefreut. Berlin und das Alter. Das sind schon zwei reizvolle Themen. Früher, als ich noch jünger war, da war ich rein beruflich, jedes Jahr auf der ITB in Berlin. Oma hat Hitler zu gewedelt und nun wohnt meine Tochter dort. Früher roch es dort nach Trabbi und wir mußten noch über den Checkpoint Charlie zum Hotel rüber machen. Dieser Nervenkitzel ist heute nur noch Geschichte. Wie alles in Berlin. Wie alles im Leben. Und wenn das Alter noch so furchtbar ist, die Lebensgeschichten, die wir alle mit uns herum schleppen, die geben dem ganzen doch einen Sinn. Auch wenn wir das meiste längst schon wieder vergessen haben. Vergessen werden. Wie sagte Hans-Joachim Fuchsberger noch so schön: „Alt werden ist nichts für Feiglinge“. In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende allerseits…

Fööss

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Fastenzeit beginnt. Heißt: In 40 Tagen ist Ostern.Biblischer Hintergrund für die Festsetzung der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte ist das ebenfalls 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste.

Die Zahl 40 erinnert aber auch an die 40 Tage der Sintflut, an die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zog, an die 40 Tage, die Mose auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes verbrachte, und an die Frist von 40 Tagen, die der Prophet Jona der Stadt Ninive verkündete, die durch ein Fasten und Büßen Gott bewegte, den Untergang von ihr abzuwenden.

Da passt es doch super in den Reigen hinein, dass ich vor 40 Jahren die Bläck Fööss kennen gelernt habe. Das ist mir bei der Pressekonferenz mit den Fööss zum Abschied von Peter Schütten am Dienstag erst so richtig bewusst geworden.

Mein Gott, was sind wir alt geworden. Zum großen Glück für mich, ist der Peter zur Zeit noch neun Jahre älter als ich. Was soll´s. Als damaliger Jungredakteur bei Prisma habe ich die Fööss quasi auf Schritt und Tritt begleitet.

Sie wissen, was ich meine: Sex, Drugs und Alkohol. Ohne Sex und Drugs. Mehr mit Kölsch. Die Fööss waren damals die Helden. Zu einer Zeit, in der Willy Millowitsch im Karneval alles überstrahlte. Hans Süper stand mit seiner Flitsch in den Startlöchern.“Weisste Wat Mr Fahre Met Dr Strossebahn Noh Hus“.

Genau, und das haben wir auch brav getan. Wen Marie Luise Nikuta in den Raum kam, dann herrschte sofort ehrwürdiges Schweigen. Nikuta war die Queen und so wurde sie auch behandelt.

De Fööss kamen mit langen Haaren und nackten Füssen auf die Bühnen. Das gefiel den Oberkarnevalisten überhaupt nicht. Aber das Publikum wollte es so. „Drink doch ene met…“. Unfassbar. Wer war de ahle Mann der su jän ens ene drinken däht. Doch dä hätt vill zu winnig Jeld, su lang hä och zällt? Dieser Song ist unkaputtbar. Wenn der damals in den Kneipen aus den Boxen dröhnte, dann wurde hemmungslos gebützt, geschmust und mindestens ganz eng geschunkelt. Und wenn dann die eigene Freundin stinkig wurde, dann half uns der Willy aus der Patsche:

„Ich binne ne Kölsche Jung, watt willste mache…?“ Hat immer geklappt, oder eben: „Et hätt noch immer jot jejange“. Was waren das für Zeiten? Der Kneipenkarneval brummte. Der Sitzungskarneval war unfassbar steif. Viele Jecken trugen Abendgarderobe oder Gardeuniformen.

Die Fööss kamen in Jeans daher. Das war damals ein Tabubruch. Vor 40 Jahren war der Sitzungskarneval in Köln steif statt ungezwungen, feierlich statt fröhlich. Die Bläck Fööss waren unbekümmert, mit nackten Füßen und langen Haaren, sie hielten dem zur Selbstzufriedenheit neigenden rheinischen Karnevals-Establishment den Spiegel vor.

Die Bläck Fööss haben den Karneval nicht umgekrempelt, weil sie das als ihre Aufgabe gesehen hätten, sie hatten keine Mission. Es war ihre unverfälschte Art, Musik zu machen, die den Kölner Karneval nachhaltig veränderte. Ohne die Bläck Fööss wäre Karneval in Köln heute wie Karneval in Mainz, erkannte kürzlich die WELT. Ein schrecklicher Gedanke.

Hillige

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Session neigt sich dem Straßenkarneval zu, die ersten Knospen sprießen, glückliche Menschen nehmen ihren Kaffee bereits in freier Natur ein. Schön! Und es gibt ein wenig Gesprächsstoff, mal ganz unabhängig von Trump und Schulz. Martin Schulz. Der Enkel von Willy. Keiner hat die SPD bisher so glücklich gemacht wie Willy Brandt. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. So, wie jetzt eben Martin. Ich bin der Martin. Ich kann´s. Und er strahlt in jede Kamera, wie zuvor nur Gerhard Schröder, eins aus: „Keiner wird mich aufhalten“. Aber zurück nach Bad Honnef. Unser Martin Schulz heißt Otto Neuhoff. Mein letztes gemeinsames Getränk mit ihm liegt jetzt schon 27 Tage zurück. Ich mache mir Gedanken. Zum aktuellen Gesprächsstoff in dieser schönen Zeit: Auf Platz 1 liegt das Parkraumbewirtschaftungskonzept, auf Platz 2 liegt der Zugweg, der einmal mehr nicht durch die Innenstadt führt. Mehr Probleme haben wir nicht. Herr Kirscht kommt daher getänzelt. Er strahlt. „Alter“, so beginnt er jedes Gespräch mit mir. Dafür hasse ich ihn. „Alter, ich muss dir was erzählen. Du kannst aber noch nicht darüber schreiben“. Großartig. Mir fehlen hier an dieser Stelle noch genau 2.200 Buchstaben. Dagegen ist die Hölle ein seichter Mittelmeerstrand. Gleich habe ich einen Termin im Rathaus. Das rettet mich aber auch nicht wirklich. Bei Kaisers a.D. brennt Licht. Was ich nicht schreiben darf, ist: Bei Kaisers a.D. wird wohl Übergangsweise eine Künstlergruppe einziehen und dort für Leben sorgen. Und: Am 7.Juli findet ein Wahnsinnskonzert in Bad Honnef statt. In einer lauen Sommernacht, dort unten am Rhein. Nein, Herr Kirscht, ich sach nix. Bitte? Ah, ok. Kein Konzert. Eine Talk Show. So, im Rathaus war es auch sehr interessant.Thema: Kindersoldaten. Ein grauenvoller Gedanke. Weltweit wird am „Red Hand Day“, dem 12. Februar, auf die Situation von Kindersoldaten hingewiesen und ein Ende der Rekrutierung von Minderjährigen gefordert. Zentrales Element der Red Hand Day-Kampagne ist das weltweite Sammeln von roten Händen. Diese wurden auch in Bad Honnef von den Konfirmandinnen und Konfirmanden gesammelt. Mit der Weitergabe der Hände an Politiker soll die Forderung der weltweiten Initiative verschiedenster Kinderrechtsorganisationen unterstützt werden, sich für das Ende des Missbrauchs von Kindern als Soldaten einzusetzen. 1. Beigeordnete der Stadt Bad Honnef, Cigdem Bern, fügte ihren Handabdruck hinzu. Die Hände werden von ihr an den Bundestagsabgeordneten unseres Wahlkreises, Dr. Norbert Röttgen, weitergeleitet, der diese wiederum nach Berlin mitnimmt. Knapp 100 rote Hände aus Bad Honnef unterstützen so diese wichtige Initiative. Wir sehen uns bei der Kölschen Mess. Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, dem 19. Februar, um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Johann Baptist. Er steht unter dem Motto: „Mer dürve schon he und jetz Hillige sinn.“

Mädchensitzung

Meine sehr verehrten Damen und Herren, leev Jecke, ich sage nur das eine Zauberwort: „Mädchensitzung“. Sie wissen, das ist die Sitzung mit dem Knopfdruck. Jörg Pütz drückt auf einen imaginären Knopf, und die Mädels im Saale stehen fortan sechs Stunden lang auf den Stühlen und rocken ab. Danach gibt´s die dritte Halbzeit im Foyer.

Ich schaffe das nicht mehr. Aber das ist ein ganz anderes Thema. „Mädchensitzung“ in Bad Honnef, dieser Begriff ist längst zu einer Marke geworden. Zu einem Markenzeichen für gute Mädchen-Laune. Mit ohne Männer. Im Saal. Auf der Bühne schon. Der Präsident, die staatsen Elferräte, die unglaublichen Dreamboys. Wenn dazu beispielsweise die StattGarde Colonia Ahoj aufschlägt, Cat Ballou, de Räuber oder de Klüngelköpp, ja, dann brennt die Hütte lichterloh. Lassen wir dazu zwei Damen zu Wort kommen: Die Urhonneferin Sylvia Köjer, die alle bisherigen 18 Mädchensitzungen und viel mehr mit erlebt hat, und unsere neue 1.Beigeordnete Cigdem Bern, die zum allerersten Mal in ihrem Leben eine Mädchensitzung besucht hat.

Sie sagt: „Die total ausgelassene Stimmung im Kurhaus, mit den phantasievoll kostümierten Damen, hat mich von der ersten Minute an mitgerissen. Gute Laune scheint ja doch ansteckend zu sein, das habe ich bei dieser Veranstaltung gelernt. Präsident Jörg Pütz hat die Sitzung sehr professionell geleitet und sein Publikum begeistert.

Die Mischung aus lustigen Wort-und Musikbeiträgen war perfekt. Umgehauen haben mich aber die Dream Boys. Unfassbar, was die an diesem Abend geleistet haben. Da konnte man ihre Wertschätzung dem Publikum gegenüber förmlich spüren. Die Jungs haben sich total verausgabt“. Sylvia Köjer hat den Wandel von der ehemaligen Weiberfastnachtssitzung mit Präsidentin Margarete Pütz zur heutigen Mädchensitzung hautnah mit erlebt.

„Damals haben wir die Sitzung mit eigenen Kräften bestritten, heute findet ja alles was im rheinischen Karneval Rang und Namen hat, den Weg zu uns ins Kurhaus. Das ist phänomenal. Beides hatte und hat aber seine Berechtigung, um die Närrinnen glücklich zu machen. Heute fällt mir auf, dass sich die Mädchen richtig viel Mühe mit ihren Kostümen geben. Sie wollen einfach gut aussehen. Die Sitzung hat an Niveau gewonnen.

Und: Aus einer Sitzung ist längst eine Party geworden, bei der niemand mehr sitzen bleiben kann. Präsident Jörg Pütz hat die Veranstaltung kontinuierlich weiter entwickelt. Das ist die Würze, die den Bad Honnefer Karneval ausmacht“. Wundervolle Worte. Ich kann und will dem nichts hinzufügen. Alaaf zusammen…

Haushalt

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein großer Tag steht vor der Tür. Donnerstag, da wird die HWZ gerade ausgeliefert, findet eine Ratssitzung statt. Aber nicht irgend eine.

Der Haushalt 2017 wird vorgestellt und abgesegnet. Gewiss wird es zuvor wieder erquickliche Diskussionen geben. Denn: Nicht alles, was die Verwaltung vorschlägt, kann einfach so durch gewunken werden.

Zu den Fakten: „Während der Dauer der öffentlichen Auslegung des Haushaltsplanentwurfes für das Haushaltsjahr 2017 sind 18 Einwendungen gegen die in der Ratssitzung am
25.02.2016 beschlossene Erhöhung der Grundsteuer B ab 01.01.2017 eingegangen. Dazu nimmt die Verwaltung wie folgt Stellung: Die Stadt Bad Honnef befindet sich seit dem Haushaltsjahr 2012 in einem genehmigten Haushaltssicherungskonzept.

Danach ist zwingend vorgegeben, den Haushaltausgleich im Jahre 2017 zu erreichen. Mit einem Haushaltsausgleich im Jahr 2017 wird erstmals seit Jahren die volle Handlungsfähigkeit – auch in Bezug auf notwendige Investitionen – wieder hergestellt und der Abschmelzung des Eigenkapitals entgegen gewirkt.

Hierdurch ergeben sich für die Stadt Bad Honnef Gestaltungsspielräume im Hinblick auf eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt. Für den Haushaltsplan 2016 nebst Haushaltssicherungskonzept bis 2017 hat die Verwaltung bereits folgende Konsolidierungsmaßnahmen abgearbeitet: Fortführung der Finanzkommission aus Verwaltung und Rat unter Begleitung der Gemeindeprüfungsanstalt zum Thema „Aufgabenkritik“. Verschiedene Projekte wie „Haushaltssanierung“ (Personalkosten, Mieten und Pachten, OGS, Raumbedarf, Geschäftsaufwendungen, sonst. Sach- und Dienstleistungen, Unterbringung Asylbewerber etc.). Für den Haushaltsplan 2017 nebst Haushaltssicherungskonzept bis 2017 schlägt die Verwaltung folgende Konsolidierungsmaßnahmen vor:
– Erhöhung Grundsteuer A um 20 v. H. auf 280 v. H.
– Erhöhung Grundsteuer B um 210 v.H. auf 730 v. H.
– Erweiterung des Parkraumbewirtschaftungskonzeptes
Erreicht die Stadt Bad Honnef in 2017 nicht den Ausgleich, wird sie keine Haushaltsgenehmigung von der Kommunalaufsicht erhalten und sich bis zu Erstellung eines neuen Haushaltssicherungskonzeptes gemäß § 76 Abs. 2 Satz 3
GO NRW beziehungsweise der Genehmigung der Kommunalaufsicht in der vorläufigen Haushaltsführung befinden.

In diesem Fall dürfen nur die gesetzlich vorgeschriebenen und/oder vertraglich gebundenen Aufwendungen geleistet werden. Neue Investitionen dürfen nicht begonnen werden. Der Kommunalaufsicht ist laufend Bericht zu erstatten und Rechenschaft abzulegen. Vorrangiges Ziel der Stadt Bad Honnef muss es sein, ihre dauerhafte
Leistungsfähigkeit zu sichern und den Haushaltsausgleich aufgrund der Deckung der Aufwendungen durch die Erträge ab dem Haushaltsjahr 2017 wieder herzustellen, um die Allgemeine Rücklage und damit das Eigenkapital zukünftig nicht weiter aufzuzehren“.

Natürlich haben die Fraktionen im Vorfeld mit sich und dem Haushaltsplan gerungen. Bürgermeister Otto Neuhoff sagte dem GA: „Die Zeit für Geschenke ist vorbei“. So liege die Gesamtverschuldung des Gesamthaushaltes bei 50 Millionen Euro, davon rund 20 Millionen Euro Kassenkredite. Der Sanierungsstau in öffentlichen Gebäuden und bei der Infrastruktur liege bei geschätzten 65 Millionen Euro. Na denn, guter Rat.

Parken

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Leserbriefe sind rar geworden, im Facebook-Zeitalter. Daher freuen wir uns hier mal wieder auf eine Stellungnahme von Ursula Voll: „ Betreff: Ausweitung der Gebührenpflicht für öffentliche Parkplätze in Bad Honnef. Der Bürger kann nur noch mit dem Kopf schütteln über diese Kurzsichtigkeit unseres tollen Stadtrates und der „klugen“ Verwaltung. Denn diese Verantwortlichen für Bad Honnef haben den Gästen und den Einwohnern mal wieder „ein faules Ei“  ins Nest gelegt. Jeder Kaufmann weiß, dass man Kunden und Gäste überwiegend dadurch gewinnen kann, wenn man kostenlose Parkplätze anbietet. So schlau sind die Discounter an den Stadträndern schon lange. In Bad Honnef wird nur kurzfristig gedacht nach dem Motto: „Her mit den Einnahmen durch Parkuhren und Knöllchenjäger!“ Unter dem Strich werden die Einnahmen den schlaffen Stadtsäckel nicht füllen und die Verärgerung wird sich steigern. Mein Vorschlag: Stellt ein Schild am Ortseingang auf: „Vorsicht, Abzockerstadt Bad Honnef“. Dann weiß jeder Bescheid und kann unsere schöne Stadt weiträumig umfahren“. Soweit Frau Voll. Meine Meinung: Wir haben Trump an der Backe, den Brexit, Krieg und Terror. Was kümmern mich da die neuen Parkzonen? Ich bin, wie Sie wissen, häufig in Köln unterwegs. Wenn ich dort auf den Schrittzähler blicke, erkenne ich meistens mindestens 5.000 Schritte zwischen Parkplatz und dem ersten Wunschgeschäft. Total normal und nebenbei sehr gesund. UND: Knapp 70 Prozent aller Wahlberechtigten hier haben Otto Neuhoff zum Bürgermeister gewählt, weil sie ihm am ehesten zutrauten, diese Stadt wieder auf Vordermann zu bringen. Ohne Einnahmen geht das nicht. Und so machen Verwaltung und Rat das, was sie in den vergangenen Jahrzehnten längst vergessen hatten: Geld einnehmen, um eben die Stadt wieder in Schuss zu bringen. Liebe Frau Voll, wenn Sie sich einmal umschauen wollen: All überall in unserem Landkreis sind die Gebühren und Steuern höher als bei uns. Wir liegen immer noch gut im Mittelfeld. Wir haben noch eine gut funktionierende Innenstadt und eine gut florierende „grüne Wiese“. Alles passt wunderbar zusammen. Wenn jetzt Lehrer, Ärzte oder Angestellt ein paar Meter weiter gehen müssen, um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen, dann ist jeder Schritt ein Schritt in eine bessere Zukunft für unsere Stadt. Cooler Slogan, oder? Schritt für Schritt in die Zukunft. Mit Wanderschuhen von Axel Schmidt. Hatte ich Ihnen eigentlich schon erzählt, dass ich in Köln eine Werbeagentur hatte? Zu meinen Lieblingskunden gehörten das „Festkomitee Kölner Karneval“ und die „Gaffel-Brauerei“. Ja ja, Vergangenheit und Zukunft sind hin und wieder ganz eng miteinander verknüpft. Das lebendigste Beispiel dafür ist mein Sohn, der mit „seiner“ Werbeagentur derzeit den Wahlkampf für Hannelore Kraft managet. Sohnemann ist zuständig für den Online-Auftritt unserer Ministerpräsidentin. Genug geworben. Freuen wir uns jetzt auf das erste große Karnevalswochenende der Session mit „Ramba Zamba“ der Ziepches Jecke im Kurhaus und mit der Sitzung der Großen Selhofer im Saal Kaiser. Die Session läuft…

Alter

Meine sehr verehrten Damen und Herren, aus gegebenen Anlass habe ich mich in den vergangenen Sekunden mit dem Alter befasst. Es kommt, das ist ganz gewiss. Aber wann? Oder ist es schon da? Auch bei mir? Auf jeden Fall tröstet es mich gewaltig, wenn ich lese, dass das Siebengebirge immerhin schon 40 Millionen Jahre alt ist. Und es sieht immer noch ganz gut aus. Es war schwer was los hier.

Das Nordseeufer reichte bis zum Dellenweg. Vor 37 Millionen Jahren. Unfassbar. Dagegen ist der Rhein noch blutjung. Vor 700.000 Jahren fing er an, sich hier durch das vulkanische Gelände zu schlängeln. Die zahlreichen Kurven im Rheinverlauf zeigen, dass das nicht immer so einfach war. Ein paar hunderttausend Jahre später schauten dann die Römer vorbei und bauten das aufgetürmte Vulkangestein wieder ab.

Man stelle sich vor, die Römer wären in Bayern geblieben, dann würden wir jetzt in den Alpen wohnen. Irgendwann, als die Leute noch lustig waren, nannte man das Siebengebirge „rheinische Alpen“. Immerhin haben wir ja noch den rheinischen Sauerbraten. Was muss ich hier lesen (ja, ich habe ein Buch) : „Selbst die Düsseldorfer Provinzialregierung erwarb 1886 einen Steinbruch im Siebengebirge“. Alle wollten nur unser Vulkangestein.

Als dann fast nichts mehr da war, gründete der VVS 1899 einen Verein zur Rettung des Siebengebirges. Immerhin: Wenn wir in Köln sind, dann können wir dem Dom fröhlich zuwinken und ausrufen: „Du bist uns“. 300 Jahre lang hat man seinerzeit den staatsen Drachenfels geplündert, um den Dom bauen zu können. Was wäre Köln ohne uns? Mir sin Kölle.

Der einzigartige, unvergessene Willi Ostermann saß beispielsweise regelmäßig im Löwenburger Hof und erfand dort die kölschesten aller Lieder, oder die: Da, wo die sieben Berge am Rheinesstrande steh’n, kannst du die blonden Mädel mit blauen Augen seh’n. Und an die schönen Stunden denkst du dann tausendmal, wo fröhlich sie marschierten durchs Nachtigallental, wo fröhlich sie marschierten durchs Nachtigallental“. Auf jeden Fall fahren die Spielmänner mit Hal Pölern enmol em Johr noh Kölle zu ihrem Dom, um dort die müden Jecken aufzumischen. Das ist auch am vergangenen Sonntag wieder perfekt gelungen. Trotz eisiger Kälte.

Ein Tourist aus Japan, also ein waschechter Japaner, meinte lachend: „Das ist typisch Kölle“. Wir haben das mal so stehen lassen. Die Spielmänner spielen, Jörg Putz entertaint. Egal wo, überall tosender Applaus. Im Gürzenich, in der Malzmühle, im Hänneschen-Theater, am Heumarkt, in der Altstadt. In unserem Revier eben. Wir kümmern uns um die Alten. Der Spielmannszug wird 105 Jahre alt, der Löwenburger Hof feiert seinen 117ten Geburtstag.

Sein Besitzer Hansi Hatterscheid ist allerdings noch nicht ganz so alt. Trotzdem wollen wir mit ihm die spannende Geschichte dieses Bad Honnefer Gasthofes aufschreiben. Der Verkauf seinerzeit hat Rat und Verwaltung schier zur Verzweiflung gebracht. 1986 hatte die Stadt dasTraditionslokal für 450.000 DM vom Land erworben.

2001 sprach sich die Politik für den Verkauf aus. „Eine Stadt braucht keine Kneipe“, hieß es. Zahlreiche Bürger und Teile der Verwaltung waren gegen den Verkauf. Die Stadt müsse das Ausflugslokal beschützen. Nun beschützt es Hansi Hatterscheid (Foto, sitzend). Ich werde mir Wanderschuhe besorgen und das Haus mal inspizieren. Moment. Herr Hatterscheid sagt, „da kommt man auch mit dem Auto hoch“. Na also…