Verbesserungen auf dem Weg

Schlechte Noten beim ADFC-Fahrradklimatest

In einem gemeinsamen Pressegespräch haben der ADFC Bonn/Rhein-Sieg und die Stadt Bad Honnef über das aktuelle Fahrradklima und die vielfältig geplanten Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs informiert. Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Bonn/Rhein-Sieg für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis präsentierte zunächst die Ergebnisse des Fahrradklimatest 2020 für die Stadt Bad Honnef. Im Anschluss stellten Bürgermeister Otto Neuhoff und Erster Beigeordneter Holger Heuser vor, welche Aktivitäten die Stadt Bad Honnef in den kommenden Jahren konkret plant.

Der Fahrradklimatest wird alle zwei Jahre als Umfrage durchgeführt, in 2020 bereits bundesweit zum neunten Mal. Das Ziel der Befragung ist eine lebensnahe Rückmeldung für Verkehrsplaner und politisch Verantwortliche für den Ausbau und die Sicherheit des Fahrradverkehrs.

Leider schneidet die Stadt Bad Honnef im kreisweiten Vergleich weiterhin schlecht ab. Für gut befunden wurde allerdings die Einbahnstraßenregelung. Jedoch hat sich an vielen Stellen im Stadtgebiet die Rad Infrastruktur (sichere Radwege und Parkmöglichkeiten) in den letzten Jahren nicht wesentlich verbessert. Weiterhin vermisst werden ebenfalls zuverlässige, sichere Radverkehrsbedingungen in die Bergregion der Stadt. Es fehlen auch Fahrradstraßen mit Vorrangcharakter zur Etablierung von Radpendlerrouten. Verschlechterungen zu den Vorjahren wurden bei den Aspekten: Sicherheitsgefühl, Hindernisse, Konflikte mit PKWs, Radwegreinigung, Radweg Falschparker Kontrolle, Abstellanlagen und Fahrraddiebstahl von den Befragten geäußert.

“Wir nehmen durchaus wahr, dass sich die Stadt Bad Honnef um Verbesserungen bemüht. Allerdings steckt man überwiegend noch im Ankündigungsmodus“, so Dr. Peter Lorscheid. „Konzepte und Planungen sind nun mal nichts, was Menschen auf dem Rad vor Ort als Verbesserung wahrnehmen können. Die Stadt muss nun dringend konkrete Dinge umsetzen, dann werden 2022 die Bewertungen besser ausfallen. Gerade für das Rheinufer hat der ADFC ein Konzept vorgelegt, wo aus Sicht der Radfahrenden Veränderungen erforderlich sind, um zu einer sicheren Qualitätsradroute zu kommen.“

Bürgermeister Otto Neuhoff machte bei der Präsentation deutlich: „Wir haben nach dem Verlassen der Haushaltssicherung in den letzten Jahren zahlreiche Weichenstellungen für den Radverkehr vorbereitet, die wir jetzt Stück für Stück realisieren werden. Unser vorrangiges Ziel ist dabei die Verkehrswende zu schaffen. Das geht nur mit einer intensiven Förderung des Radverkehrs, umfasst unserer Meinung nach aber auch die anderen Verkehrsträger.“

Mit einer besseren Wegeführung und mehr Sicherheit für Radfahrer sowie einer Verbesserung und Attraktivitätssteigerung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) will die Stadt die klimafreundliche Mobilität im Stadtgebiet verbessern. Holger Heuser, Erster Beigeordneter der Stadt und zuständig für Straßenverkehr und ÖPNV: „Gemeinsam mit der Politik haben wir sowohl ein umfangreiches Buskonzept als auch das Radverkehrskonzept erarbeitet und beschlossen. Das sind zwei wesentliche Säulen für die Mobilität der Zukunft, auch in unserer Stadt.“

„Bad Honnef bietet durch seine Struktur oftmals kurze und direkte Wege,“ erklärte Bürgermeister Otto Neuhoff. „Diese Bedingungen gilt es zu nutzen, wenn wir auch den Autofahrern vermitteln wollen, dass sich Fahrradfahren im Alltag lohnt.“

Die Zielsetzung des Radverkehrskonzeptes, das Alltagsradfahren komfortabler, sicher und attraktiv für alle Nutzergruppen zu machen, wird über ein dreistufiges Konzept realisiert: die Entflechtung der Verkehrsströme, einer besseren Ausstattung der Ziel- und Übergangspunkte sowie die Förderung eines positiven Fahrradklimas durch kommunikative und informative Maßnahmen. „Mit diesem Orientierungs- und Handlungsrahmen“, so Fabiano Pinto, Geschäftsbereichsleiter Städtebau, „haben wir nun einen Folgeprozess aus dem integrierten Stadtentwicklungskonzept abgeschlossen. Mit dem Leuchtturmprojekt der Sanierung des Rheinradweges steigen wir in die Tiefbaumaßnahmen ein. Ergänzend verbessern wir aber auch die Alltagsmobilität an verschiedenen Stellen, wenn wir Poller und Drängelgitter austauschen und die Verkehrsführung über Kreuzungen neu gestalten.“

Begleitet durch einen regelmäßigen Austausch mit dem ADFC sollen diese Maßnahmen in den kommenden Jahren realisiert werden. Bereits im Sommer sind auf dem Fahrradfestival gemeinsame Aktionen geplant.

Foto: (v.l.): Bad Honnefs Wirtschaftsförderin Johanna Högner, Holger Heuser, Erster Beigeordneter und Bürgermeister Otto Neuhoff sowie die ADFC-Vertreter Dr. Peter Lorscheid, Lars Düerkop und Bernhard Steinhaus

Fahrradklima in Bad Honnef

ADFC: „Infrastruktur passt nicht mehr zu steigenden Ansprüchen“

Mit einer Gesamtnote von 4,5 liegt Bad Honnef beim Fahrradklimatest 2018 im kreis- weiten Vergleich auf dem letzten Platz. Im Rahmen einer gemeinsamen Presse- konferenz mit Bürgermeister Otto Neuhoff und Vertretern der Stadtverwaltung der Stadt Bad Honnef hat der ADFC Bonn/Rhein-Sieg die detaillierten Ergebnisse des Fahrradklimatests für Bad Honnef vorgestellt. Einleitend sagt Bürgermeister Neuhoff: „Ich bin über das Ergebnis extrem unglücklich, kann es aber verstehen.“ Als passionierter Radfahrer kenne er die Probleme aus eigener Erfahrung.

Der Fahrradklimatest ist eine bundesweit durchgeführte Befragung der Radfah- renden; die Befragung wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert und ist weltweit die größte ihrer Art. In Bad Honnef haben sich 82 Fahrradfahrende beteiligt, das ist ca. 50% mehr als bei der vorangegangenen Befragung 2016. Die Befragten bewerteten ihre Stadt oder Gemeinde hinsichtlich 27 fahrradbezogener Kriterien auf einer Schulnotenskala von 1-6; die Ergebnisse der im Herbst 2018 durchgeführten Befragung liegen nun vor.

Bad Honnef hat gegenüber 2016 deutlich um 0,4 Skalenpunkte nachgegeben. Dies ist schwächer als der allgemeine Bundestrend, der für vergleichbar große Städte nur um 0,2 Skalenpunkte nachgegeben hat (von 3,7 auf 3,9). „Auch wenn Bad Honnef eine vergleichsweise schwierige Topografie hat – wenig Platz am Rhein und überall sonst viele Berge –, ist uns das eindeutig zu wenig“, betont Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Für ihn stehe die Bewertung von Bad Honnef auch unter dem Zeichen des Pedelec- Booms: „In jüngerer Zeit wollen auch in schwierigerem Terrain mehr Leute Radfahren, und die vermissen offensichtlich eine geeignete Infrastruktur.“

Da reiche es nicht aus, sagt Lorscheid, wenn Bad Honnef weiterhin mit einer Traumnote 2,1 bei der Öffnung von Einbahnstraßen punktet. Alle anderen Bewertungen fallen mäßig bis sehr schwach aus, allein 8-mal vergaben die Befragten die Note 5,0 oder schlechter, unter anderem für Rad-Führung an Baustellen (5,2), Radweg-Breiten (5,1) und Falschparker-Kontrolle (5,0).

Vergleichsweise schwach schneidet Bad Honnef auch bei der Frage ab, ob sich alle Bevölkerungskreise am Radfahren beteiligen: Hier erreicht Bad Honnef die Note 4,1 – das ist um 1,0 Noten schlechter als in vergleichbaren Kommunen und auch um 0,8 Noten schlechter als noch 2016. Auch das passt ins Bild einer zunehmend Radfahr- willigen Bevölkerung, die sich durch mangelnde Infrastruktur daran gehindert sieht.

Schaut man sich die in der offenen Frage geäußerten Kritikpunkte an, wird immer wieder die fehlende Verbindung zwischen Berg- und Tallage genannt. Geschützte Bereiche für Radfahrende werden insbesondere im Innenstadtbereich vermisst. Bemängelt wird auch die Qualität des Radwegs am Rhein, im Bereich von Bad Honnef wie auch die Anbindung in Richtung Bonn.

Bürgermeister Otto Neuhoff hofft, dass das Ergebnis der Befragung in zwei Jahren wieder besser ausfällt. Dabei zählt er nicht nur auf die aktuellen Vorhaben, etwa mehr Fahrradabstellanlagen im Stadtgebiet zu installieren. Er verweist insbesondere auf die professionelle Erstellung eines Radverkehrskonzepts, das bis August beschlossen und als Maßnahme zur Förderung beantragt werden solle. Der Bürgermeister erhofft sich hieraus strukturelle Verbesserungen, die mehr Menschen auf das Fahrrad bringen und so zur Vermeidung von Auto-Kurzfahrten beitragen.

Helmut Biesenbach, beim ADFC für Verkehrsplanungsthemen in Bad Honnef zuständig, stimmt zu, dass die Arbeit an einem Radverkehrskonzept richtig und wichtig sei. Er betont: „Im Zuge der Umsetzung müssen möglichst bald wahrnehmbare Maßnahmen bei den Betroffenen ankommen.“ Für lange Planungs- und Umsetzungszeiten gebe es bei den Befragungs-Teilnehmern – überwiegend Alltagsradler – nur begrenzt Verständnis. „Wer jeden Tag mit einer Infrastruktur konfrontiert ist, die angesichts an Menge und Geschwindigkeit ansteigenden Radverkehrs immer klarer unterdimensioniert ist, erwartet zeitnah Lösungen für seine Probleme.“

Foto: Alan Rainbow/Pixelio