Verlorener Herbst

Während sich in diesem Jahr der Sommer nicht verabschieden wollte, warteten wir ein bisschen sehnsüchtig auf den Herbst. Diese romantische Jahreszeit, die uns gemächlich zurück ins gemütliche Heim führt. Biergärten schließen, für die Eisdiele ist es zu kalt, und außerdem wird es so früh dunkel, dass wir langsam, aber sicher lieber zu Hause bleiben. Erstes Kerzenlicht erleuchtet dann die Abende.

Das bunt gefärbte Laub spiegelt ein letztes Aufflammen der Natur wider – bevor wir uns endgültig für den Winter einpuppen. Aber diesmal warteten wir vergeblich. Der Sommer blieb standhaft. Und der dicke Pullover im Schrank. Herbst, wo bleibst DU? – Ich mag Dich! Auch wenn ich ein zwiespältiges Verhältnis zu Dir habe! Ich bewundere Deine unvergleichlichen Farben, Deine frische Luft, Dein besonderes Licht. Aber dann kommen Deine Stürme, die Dunkelheit, die Kälte – die Vorboten des Winters.

Doch in diesem Jahr gab es kein langsames Sich-daran-gewöhnen. Der Sommer nahm widerstrebend seinen Abschied und hatte mit seiner Inbrunst bereits die Bäume braun gefärbt. Unmittelbar darauf kam schon die vorweihnachtliche Stimmung: Gerade noch waren die Tage lang, und plötzlich gehen sie früh dem Abend entgegen. Printen, Sternchen-Deko und Lichterketten mahnen an das baldige, unausweichliche Fest. Sogar die Kirchenglocken scheinen bereits lauter zu läuten: Kommet Ihr Kinderlein! Kommet! – Wo bist Du, Herbst? Unser Mittelsmann zwischen Sommer und Winter.

Hat Dich dieser Sommer mit seinem heißen Temperament überwältigt? Haben Dich dann die weihnachtlichen Gefühle überrascht? – die sowieso gerne sehr früh daher kommen! Hast Du Dich deshalb zurückgehalten? Herbst, mein Freund! Ich möchte Dich nicht verloren geben! Ich brauche Dich, um einigermaßen entspannt dem Winter ins Auge sehen zu können. Herbst, zeig mir Deine Kraft, Deine Farben, Deine Bilder! Franziska Lachnit (2018)

Abschied

In diesem Jahr stirbt der Sommer einen langsamen Tod. Offenbar wasserscheu geworden, hatte er schon früh keine Lust, die Erde mit Regen zu tränken. Wir nahmen das zum großen Teil erfreut zur Kenntnis. Manche aber eher betrübt, denn die immerwährende Trockenheit und Hitze verbrannte das Gras, ließ die Ernte verschrumpeln und die Bäume verdursten. Bereits nach ein paar Wochen Sommerzeit lag die Welt in Gelb und Braun da.

Ein früher Herbst? Nein! Ein Sommer, der sich selbst so heftig feiert, dass er zwar knülle ist, aber noch lange nicht am Ende. Die Party geht weiter. Tagsüber wirft die Sonne ihr tiefliegendes Licht gleißend ins Auge, um uns aufdringlich an ihre Gegenwart zu erinnern. Kaum hat sie sich vom Himmel losgerissen, beglitzern zahllose Sterne die Nächte, die so unerwartet lau daherkommen, dass wir bis zur Sperrstunde im Biergarten verweilen.

Arbeiten? Schlafen? Das will niemand. Nicht in diesem unsterblich erscheinenden Sommer. – Die Kalenderblätter fallen. Es wird Zeit für den Abschied. Der Herbst klopft an. Doch der Sommer bittet ihn nicht herein. Stattdessen hält er, ein wenig entkräftet, die Stellung. Will nicht gehen. Und bleibt. So beglückt er weiterhin die Sonnenanbeter und Biergartenbesucher. Aber ewig kann auch dieser Sommer nicht überleben.

Denn nun schleicht sich heimlich – vorläufig nur für den Frühaufsteher erkennbar – der Herbst heran. Er weiß jetzt, wie er den Sommer besiegen kann; kennt seine Waffen! Nebel steigt auf – vom Fluss bis in die Höhen – und verhüllt den Sonnenaufgang. Die Temperaturen lassen frösteln. Und wenn die Sonne am späten Nachmittag durch den Dunst schimmert, fallen die Schatten schon sehr lang. Wind pustet um die Häuser und zupft das trockene Laub von den Bäumen. Nur langsam erkennt dieser Sommer seine späte Niederlage an und überlässt Herbst und Winter die Herrschaft. Franziska Lachnit (2018)

Tanz der Lichter

Ein helles Flackern an der Wand, lässt sie mitten in der Nacht wach werden. Das Flackern kommt von draußen, dringt durch das Fenster und strahlt an die Wand. „Schon wieder Geisterstunde? “, denkt sie und steigt wie ferngesteuert aus dem Bett. Sie zieht eine Jacke über das Nachthemd, schlüpft barfuß in die Gummistiefel, die immer an der Tür bereit stehen. Dann verlässt sie das Haus, um die Geister zu begrüßen.

Ein Blick hoch zum Himmel: Ja! Dort tanzen sie: Weiße Dämonen. Zaghaft lodernde, lila Flammen. Grüne Flaschengeister – endlich frei – schweben über die Bergkuppe hinab ins Tal. Egal, wohin sie ihren Blick wendet, tauchen immer wieder neue Geistergestalten auf. Da ist ein Sandsturm, der ihr entgegenwallt. Und sich dann in einen Zeitlupe-Nieselregen verwandelt. Der vermeintliche Regenvorhang wabert auf und ab – hin und her.

Gespenstisch. An anderer Stelle hat wohl ein wahnsinnig gewordener Maler seine Zeichen in den Himmel gekratzt. Mit seiner Hand hinterließ er fünfspurige Striemen. Plötzlich sind sie aber verschwunden. Wie von Geisterhand verwischt. Jetzt wölbt sich ein weißer, reiner Bogen – ein farbloser Regenbogen –  von westlichem zu östlichem Horizont. Auch er entwickelt sich zu einem zärtlichen Regenvorhang – bewegt sich langsam auf und ab. Inzwischen fröstelt sie in ihrem Nachthemd unter der Jacke und mit den nackten Füßen in den Gummistiefeln.

Dennoch möchte sie dieses nächtliche Fest nicht verlassen. Sie fühlt sich unendlich frei in diesem Moment. Andererseits verbunden. Eine Verwandte der Nacht, der Lichter und der Geister. Erst als Wolken heimlich über den Himmel kriechen und den Glanz verschlingen, kann sie sich abwenden. Sie kehrt ins Haus zurück und kuschelt sich wieder ins Bett. In ihren Träumen tanzt sie nun weiter mit den Lichtern. Franziska Lachnit (2018)

Zwei Frauen

Sie trafen sich gelegentlich bei Festen. Es waren die Feste der Familie der einen und der Freunde der anderen. Weitere Berührungspunkte gab es damals nicht. Bis zu dem Jahr, als die jüngere der beiden heiratete und die Ältere Witwe wurde. Ob eines mit dem anderen zu tun hatte oder nicht, auf jeden Fall nahm weder die eine noch die andere mehr an den Festen teil, bei denen sie sich zuvor regelmäßig über den Weg liefen.

Stattdessen begegneten sie sich ab sofort häufig auf der Straße. Die eine auf dem Heimweg und die andere unterwegs in die Stadt – oder umgekehrt. Sie grüßten sich. Sie wechselten höflich Worte. Sie blieben stehen und begannen Gespräche. Aus den Gesprächen auf der Straße wurden Verabredungen im Café. Und so begann eine besondere Freundschaft. Sie erzählten sich das, was sie zuvor nur engsten Vertrauten erzählt hatten. Sie tauschten sich über Gefühle und Erfahrungen aus, als würden sie sich bereits ein Leben lang kennen.

Dass sie keine gemeinsame Vergangenheit hatten, war vielleicht der Grundstein ihrer gegenseitigen Offenheit. Wer weiß? – Aber dann meinte das Schicksal, mal wieder Göttin spielen zu müssen und legte dunkle Wolken über den Tag, über das Leben. Eine der Frauen wurde von der Dunkelheit verschluckt. Die andere Frau sah einen Schatten verschwinden. Sie streckte noch den Arm aus, um die Freundin zu halten.

Aber wer kann einen Schatten schon festhalten? …  Dennoch gibt es immer wieder Tage, an denen aus dem Schatten ein Mensch wird. Eine Frau, die zuversichtlich dem Sonnenlicht entgegenblinzelt und sich mit ihrer Freundin im Café trifft. Gemeinsam feiern die zwei Frauen dann den Augenblick und ihr ganz persönliches Fest! Franziska Lachnit 2018

Leben und Sterben 

Er kam im Leben nicht gut zurecht. Oder kam er mit dem Leben nicht zurecht? Umso mehr hat er es herausgefordert: „Wenn das Leben schon anstrengend und unbarmherzig sein muss, dann will ich mich kräftig dagegen stemmen und alles tun, um ihm Freude und Genuss abzuringen!“ Wenn man jung ist, klappt das.

Man bricht aus den bürgerlichen Bahnen, rebelliert und glaubt, damit etwas zu leisten. Das geht so lange gut, bis man mitbekommt, dass die Schule beendet und die Lehre abgeschlossen ist. Die Eltern erwarten nun, dass man sich endlich um sich selbst kümmert. Aber wie macht man das? Nicht die Schule, nicht die Ausbildung und auch nicht die Eltern bereiten einen auf diese Aufgabe vor! Hier beginnt das Dilemma: „Ich will mich nicht anpassen, muss aber einen Job und eine Wohnung finden!“

Mit einem Quäntchen Glück und viel Anstrengung – und immer mehr Anpassung – meistert er die Herausforderungen. Innerlich jedoch lebt weiterhin der Rebell. Er flüstert immer wieder: „Das ist nicht Dein Leben! Brich aus! Hol Dir das, was Du willst!“ Wirklich ausbrechen kann er nicht. Dennoch versucht er sich zu holen, was ihm sein innerer Rebell einredet. Ein Motorrad muss her! Eine exquisite Marke und sehr viele PS. Das allabendliche Bier wird gelegentlich mit Rum oder Wodka ergänzt. Zur weiteren Veredelung verhilft selbstverständlich das Rauchen.

Am wohlverdienten Feierabend greift er wiederholt ins Päckchen von saftig-frischem Tabak, um viele Zigaretten und den ein oder anderen Joint zu wickeln. Das macht Appetit auf Döner. Und den gibt’s zum Glück gleich um die Ecke! Beduselt, beseelt und fettig tröpfelt der Abend in die Nacht … Schlafen wie im künstlichen Koma. Dann leider das Aufwachen am Tag. Aber eines Tages wachte er nicht mehr auf. Statt des Lebens hatte ihn nun der Schlaf in ewige Gefangenschaft genommen. Franziska Lachnit (2018)

Big Brother is watching you

Neue Datenschutzverordnung hin oder her! Schön und gut? Etwas irritiert nahm ich vor einiger Zeit einen Online-Hinweis für mich wahr: „Milk & More – StreetScooter erobert Großbritannien“ – ein Artikel perfekt abgestimmt auf meinen Streifzug „Milch & Eier“. Nur war zu dem Zeitpunkt mein Beitrag weder im Print noch online zu lesen. Lediglich unserem verehrten Verleger und Chefredakteur lag meine Story per E-Mail vor.

Ihm möchte ich aber wirklich nicht unterstellen, dass er mit Google & Co. kooperiert! Die anderen Beiträge, „empfohlen von POCKET“ (Wer oder was’ n das?), waren für mich OK. Es ging dabei um Themen, zu denen ich gegoogelt oder bei Amazon etwas gesucht hatte. Also nachvollziehbar! Aber anscheinend liest ein „Big Brother“ unsere Mails. So stellte es sich für mich dar. Moment! Ich hatte nach Bildern von Milchkannen gegoogelt … Kann es wirklich sein, dass man unsere winzigen Interessen dermaßen nachverfolgt? Ein paar Tage später berichtete mein Sohn von Online-Tipps, die für ihn völlig irrelevant waren.

Es handelte sich hierbei um MEINE Themen: Immobilien und Schreibwettbewerbe. Eigentlich wäre es schön gewesen, wenn ICH diese Hinweise erhalten hätte. Mein Sohn konnte rein gar nichts damit anfangen. Dass das alles mit der IP-Adresse zu tun hat, kann ich noch nachvollziehen, aber dass wir trotz aktualisierter, aufwendiger Datenschutzverordnung dermaßen durchleuchtet und belästigt werden, grenzt an Orwell’sche Phantasie und übersteigt diese sogar!

Kann es sein, dass der Datenschutz nicht unsere Persönlichkeit schützt, sondern unsere Daten? Und zwar insofern, dass diese konserviert und jederzeit abrufbar und verwendbar  sind?! Seit ich im Internet unterwegs bin, hatte ich immer das Motto „Zeige nichts, was Du nicht zeigen willst!“. Nach meinen jüngsten Erfahrungen habe ich aber sogar Respekt vor jeder trivialen Online-Recherche. Franziska Lachnit (2018)

Montagskaffee

Montags in der City. Bekanntlich eine ruhige Angelegenheit. Und doch darf man sich in unserem Städtchen immer wieder für Überraschungen bereithalten. Ich schlenderte also neulich an einem Montag ohne konkrete Intentionen mit einer Freundin durch Bad Honnef.

Mein letztes Montags-City-Erlebnis hatte meine Erwartungshaltung deutlich entspannt. Aber zum Glück nahmen wir einen Umweg nach Hause, denn dabei kamen wir an einem äußerst einladenden Ambiente vorbei: Ein Tischchen mit Kaffeetassen darauf, ein paar Sessel darum herum. Ein Schild lehnt an der Säule: PAUSE. „Och jo!“ – Eine Pause hätten wir jetzt tatsächlich gerne und treten in das Ladenlokal hinter dem netten Kaffeehaustischchen – Wow! Tolles Ambiente! Beeindruckende Wohnaccessoires!

Einfach einladend schön! Und ebenso werden wir begrüßt: Was darf ich für Sie tun? (Oh ha! Sie könnten mein Haus neu einrichten! Mir zeigen, wie man guten Geschmack hat und diesen umsetzt!) – Ich hätte gerne eine Pause und einen Kaffee dazu! – Sehr gerne! Suchen Sie sich einen gemütlichen Platz aus und ich bringe Ihnen den Kaffee … Mit Milch & Zucker? – Nur mit Milch, bitte. Meine Freundin wünscht Wasser. Alle Wünsche erfüllten sich.

Wie im Märchen! Toll! Davon hätte ich gerne mehr … Und tatsächlich: Wie gewünscht, so erfüllt: Entspannt saßen meine Freundin und ich gemütlich auf unserem Altfrauen-Popo, schlürften die dargebotenen Getränke und tratschten stundenlang mit dem Hausherren über … die Stadt, die Geschäfte, die Feste, die schönen und die schönsten Seiten des Lebens. Nebenbei saugte ich immer wieder die stilvolle Atmosphäre auf. Könnte ich sie bis nach Hause retten? Ja! Aber nur in meiner Fantasie. Schade, denn für mehr, müsste ich mich wohl in eine Prinzessin verwandeln und den herzblütigen König erobern. Das ist dann aber doch zu viel Märchen für mich! So kehre ich einfach nur verträumt ins stillose, aber dennoch gemütliche Heim zurück. Franziska Lachnit (2018)

Vergessene Berufe

Es war einmal der Milchmann. Und der Eiermann. Davon habe ich bereits erzählt. Aber es gab auch mal den Mann an der Pfandflaschenannahme. – Eine Legende aus unserer Jugend, nach der ich mich just heute innig zurücksehnte, weil der Pfandflaschenautomat meine Flaschen nicht haben wollte.

Obwohl ich sie doch in genau diesem Geschäft gekauft hatte. Und es gab mal den Rentner, der – für ein Zubrot – pflichtbewusst die Einkaufswagen am Supermarkt so schob, dass sie gleichmäßig verteilt waren. Diesen Einkaufwagen-Sortierer vermisse ich sehr. Hat er doch immer darauf geachtet, dass es kein Ungleichgewicht in den Einkaufswagen-Garagen gab.

Er sorgte stets für eine vernünftige und kundenfreundliche Verteilung der Karren. Heutzutage scheint es diese hilfreiche Organisationskraft nicht mehr zu geben.  Als Supermarkt-Kunde muss man zu allererst darauf achten, wo man sein Auto abstellt. Wer nicht aufpasst, ist schnell von einer wachsenden Einkaufswagenschlange verbarrikadiert. Viele Manöver braucht man dann, um sich zu befreien.

Man parkt also besser ein bisschen abseits. Und dann die Wege, die der Kunde einkalkulieren muss, wenn er Leergut mitbringt. Ich selbst bin zum Glück noch gut zu Fuß, aber wie ergeht es denjenigen, die es nicht sind? Folgendes Szenario: Der Kofferraum spuckt das Leergut aus: 3 Wasserkisten, 1 Bierkiste und eine dicke Tasche mit Einzelflaschen. Das trägt man nicht mal eben zum nächsten Einkaufswagen.

Den muss man jagen! Bei jedem Besuch im Supermarkt denke ich sehnsüchtig an den alten Mann, der vormals die Einkaufswagen sinnvoll arrangierte. Wo ist er? Wegmodernisiert? Oder hatte er keine Lust mehr auf seinen Job? – der doch so sinnvoll ist! – aber nun zu den vergessenen Berufen gehört. Und oft denke ich beim Einkaufen: „Ich komme erst wieder, wenn der alte Mann da war, um die Einkaufswagen zu sortieren!“ Franziska Lachnit (2018)

Fußball-WM 2018

 Was unser verehrter Chefredakteur und Verleger schreiben kann, kann ich gelegentlich auch – nur anders: In diesem Fall über Fußball. Die blamable Pein für unsere Nation liegt nun lange genug zurück, und die verletzen schwarz-rot-goldenen Herzen sollten halbwegs wiederhergestellt sein. Jetzt gilt es, die Sympathien gleichmäßig zu verteilen. Ich halte und schreie ausschließlich für europäische Mannschaften.

1. Achtelfinale also Frankreich – Hurra! 2. Achtelfinale für Portugal – Oh je! Und dann kam das erste Dilemma: Spanien gegen Russland. Hierbei schlug mein vernarbtes Herz eindeutig für den Gastgeber. Der hat die Fans aber extrem auf die Folter gespannt. Verschlafen geht diese Elf in die erste Halbzeit, kassiert das erste Tor und wacht erst richtig auf, als sie mit einem Strafstoß den Ausgleich erzielt.

Dann wurde diese Partie spannend wie ein Flitzebogengefecht. Und am Ende habe ich gejubelt, als wären die Schwarz-Rot-Goldenen noch im Spiel! Irgendwohin muss man sein Herz ja hängen. Nächster Zwiespalt: Kroatien versus Dänemark. Die rot-weiß Karierten haben sich bisher in guter Verfassung gezeigt. Während die rot-weiß Gekreuzten eher mein Herzensfavorit sind – den Familienurlauben und unserem ehemaligen Bambini-Trainer geschuldet. Ich kann es nicht ertragen und ziehe vorzeitig die Bettdecke über den Kopf … Letztendlich weine ich Tränen.

Die der Trauer für Dänemark und die der Freude für Kroatien. Nächstes Spiel steht unter dem Motto: Immer gegen den Favoriten! – Pech! Brasilien weist Mexiko in die Schranken. Dann spielt mein heimlicher Star Belgien (eine passende Blumenkette habe ich ja schon!) gegen die Ameisenarmee Japans. Wäre deren Torwart weniger Ameise und mehr Bär, hätten die Belgier alt ausgesehen. Glück gehabt – in letzter Minute! Und heute? Dienstag, 3. Juli 2018. Schweden und England jubeln! – und ich auch. Aber wer das liest, kennt bereits die Fortsetzung. Franziska Lachnit (2018)

Montags in der City

Das Wochenende ist schon wieder vorbei. Die Hamsterkäufe von Freitag aufgebraucht. Ich gehe also in die Innenstadt, um die häuslichen Vorräte aufzufrischen. Was ist das? Mein Haus- und Hoflieferant für Gemüse & Obst hat sich ganz galant für zwei Monate in den Urlaub abgeseilt. Was nun? NETTO? – definitiv keine Alternative! Ich finde mich also damit ab, in den nächsten Wochen ohne Gemüse zu kochen.

Ein bisschen betröppelt gehe ich durch die Fußgängerzone … Ich könnte mir zur Entschädigung eine Flasche Wein mit nach Hause nehmen! Nee, klappt nicht! Der Weinhandel hat montags geschlossen. Vielleicht einen tröstenden Kaffee am Marktplatz? Ach, schade – auch geschlossen. Jetzt wäre ich doch tatsächlich für einen Frust-Klamotten-Kauf bereit! Klappt auch nicht. Die Damenbekleidungsboutique meines Vertrauens hat offensichtlich montags geschlossen.

Die Post hat geöffnet, und ich bin schon beinahe selig. Auf jeden Fall sehr dankbar, dass ich mein Einschreiben auf den Weg schicken kann. Doch als ich einen Abstecher zu meinem Autohändler machen möchte, stehe ich wieder vor verschlossenen Türen: Mittagspause. „Bin ich echt so spät dran?“ Also – wird mir daraufhin bewusst – befinden sich auch die freundlichen Mitarbeiter der Sparkasse zu Mittag, so dass ich meine Serviceanfrage ohne Antwort wieder mit nach Hause nehmen muss.

Vielleicht könnte ich selbst eine Pause einlegen und mich mit hausgemachter Pasta verköstigen lassen? Fehlanzeige! Montags Ruhetag! Desillusioniert, beinahe frustriert brauche ich jetzt unbedingt ein Erfolgserlebnis. „Etwas zum Genießen wäre genau das Richtige!“, denke ich und finde tatsächlich ein passendes Geschäft, das geöffnet hat. Mit einer Flasche Sekt in der Tasche bummel ich heim. Die Vorfreude auf deren Verzehr stimmt mich positiv und gelassen. Dann komme ich eben am Dienstag wieder in die City! Beschwipst nimmt dieser Montag seinen weiteren Lauf. Franziska Lachnit (2018)