GESAMTSCHULE: Leitideen, Fakten, Umfeld

Bürgerinformation im Rathaus

Die Menschen im Ratssaal hörten konzentriert zu. Keine Unterbrechung. Kein Kuli fiel, kein Stuhl wurde gerückt. Die Delegation des Kölner Bistums erklärte ihr Konzept der Schule für Bad Honnef. „Offen“ soll sie sein. „Modern“ in der Ausrichtung, modern in Methoden, modern in Anlage und Ausstattung. „Lern-Cluster“ wolle sie bieten, die drei Abteilungsleiter würden in diese Cluster integriert. Dienstags, mittwochs und donnerstags im Ganztagsbetrieb.

Von besonderem Interesse sind die Leitideen, an denen sich St. Josef didaktisch und pädagogisch ausrichtet. Denn die Diözese verfügt ja über nur wenig Erfahrung mit Gesamtschulen – und es ist noch nicht lange her, dass eine solche in katholischer Trägerschaft schon als reine Vorstellung für Heiterkeit gesorgt hätte. Hier wurde die Neugier mit klassischen Zielen bedient. Die Schule solle „Beheimatung“ bieten, „Verantwortung“ fördern. „Teambildung“ sei wesentlicher Aspekt.

Warum allerdings „Differenzierung“ als vierter Begriff in der ersten Reihe der konzeptionellen Grundbausteine ausgerechnet für eine Gesamtschule genannt wurde, darauf darf man gespannt sein. „Lernen und leben“ fasse als geeignetes Motto die Gesamtausrichtung zusammen. Darin habe „dieser Standort“ eine lange Tradition. St. Josef „wird als katholische Schule erkennbar sein“; so bleibt die historische Kapelle im Haus Magdalena integrierter Teil des Gesamtbetriebes.

Im Sommer 2021 sei alles fertig. Bis dahin erführe der laufende Lernbetrieb keine Ausfälle. Der Plan ist so einfach wie überzeugend; er umfasst gerade einmal zwei Bauphasen. Zunächst werden bisherige Aula und Sporthalle sowie Bettenhaus, „neue“ Kapelle und Foyer der Tagungsstätte abgerissen; auf diesem Gelände entsteht der komplette neue Schulkomplex.

Ist der fertig, so ziehen alle Klassen in dieses Domizil um. Nun kann das bisherige Schulgebäude verschwinden und einer neuen Zweifachsporthalle Platz machen. Es geht Zug um Zug. Mit maximal vier Geschossen. Unter Wahrung des eindrucksvollen Baumbestandes und des Denkmalschutzes betreffend die historische Villa Magdalena. Selbst die Dächer werden als „fünfte Fassade“ attraktiv gestaltet, sodass Alles vom Drachenfels herab gut aussieht. Bismarck- und Rommersdorfer Straße werden um ihre Kreuzung herum durch Verbreiterung entschärft.

Ohne Zweifel ist das gut geplant. So gewinnt Bad Honnefs Schullandschaft nachhaltig. Was die Veranstaltungsteilnehmer entsprechend würdigten. Sorge bereitete allerdings das Nebengeschäft, welches das Bistum realisieren möchte: Bebauung des bisherigen Sportplatzes mit Wohnungen. So ließe sich auch die letzte Lücke in der Projektfinanzierung füllen, nachdem ca. 87 Prozent der Gesamtkosten durch die Öffentliche Hand gefördert würden. Die Anzahl der Schüler wird sich verdoppeln, denn eine vierzügige Gesamtschule mit neun Jahrgangsstufen ersetzt eine zweizügige Realschule mit sechs Jahrgängen. Dem stünde nur noch ein Drittel des heutigen Außengeländes gegenüber. Das hieße: Schulsport outdoor vor Ort vorbei, jugendgerechte Entfaltung auf dem Gelände stark eingeschränkt. Zudem wird jedwede Reserve zur Korrektur der optimistischen Annahme über „genügend Außenfläche“ artfremd verbraucht.

Muss das sein? In unbeabsichtigter, aber entwaffnender Weise brachte es die städtische Planungsabteilung auf den Punkt: Das Bistum hat nachgerechnet, und es reicht für die Schüler auch ohne den Sportplatz. „Da ergab sich dann eine Brachfläche.“ Dem wollten die Bürger nicht folgen. Was es im formal getrennten Verfahren zu einer Wohnbebauung zu beachten gilt. bh

Stadtentwicklung

Meine sehr verehrten Damen und Herren, vor dem Fest der Liebe schlagen die politischen Wellen meterhoch. Ich denke an die Nordsee…welch ein wohliger Gedanke… Nein, das Erzbistum Köln möchte der Stadt unbedingt eine nagelneue Gesamtschule im Werte von 30.000.000 Euro schenken. Dafür sind wir alle sehr dankbar! Zumal die Kölner neben der Schule noch eine Sporthalle, Typ Aegidienberg, eingeplant haben. Alles perfekt. Nun aber sickerte durch, dass das Bistum zur Refinanzierung den bisherigen Schulsportplatz an der Königin Sophie Straße bebauen will. Ganz grob gerechnet würde das Bistum dadurch 3.000.000 Euro erwirtschaften. Quasi ein Tröpfchen auf den heißen Gesamtschulstein. Was ich erfahren musste: Die Häuser in der Königin Sophie Straße gehörten damals, also vor gefühlt 100 Jahren, zum ersten sozialen Wohnungsbau im gesamten Rhein-Sieg-Kreis überhaupt. Wäre doch schön, wenn dort gegenüber jetzt mal ein paar vernünftige Villen hinkämen. Wo sind wir denn? Königswinter liegt nebenan. Zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um einen nicht öffentlichen Schulsportplatz, der jetzt eben dem Bistum gehört. Eine nicht wirklich repräsentative Umfrage unter vier Recken meines Vertrauens hat ergeben: Das Grundstück gehöre dem Bistum und die Eigentümer könnten nun damit machen, was sie wollten. Ich füge persönlich hinzu: Aber mit Einschränkungen. Also, das Thema heißt Innenstadtverdichtung! Ein Bestandteil des ISEK. Oder altmodisch: Schaffe, schaffe Häusle baue. Blicken wir zurück. Am Ende des 19.Jahrhunderts begann der erste Bauboom in der bis dahin eher ländlich geprägten Stadt mit einfachen Bürgern. 1898 lagen 250 Bauanträge vor, „die zur Ausführung kamen“. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass es zu dieser Zeit insgesamt nur 1.025 Häuser im gesamten Stadtgebiet gab, einschließlich Selhof. „Die Ursache für den Boom bildeten Fremdenverkehr und Kurbetrieb. Fremde kamen in die Stadt und errichteten Landhaus- und Villenbauten. Überdurchschnittlich viele der Zuzügler führten die Bezeichnung Rentner“. Das Stadtbild wurde also rasant verändert. Neue Straßenzüge wurden erschlossen und mit den für die Stadt typischen Einzel- und Doppelvillen bebaut. „Handel und Gewerbe expandierten“. Was ich damit sagen möchte: Den Anfang der Stadtgeschichte prägten Weinanbau, Fischfang und ein wenig Bergbau. Dann folgte der Kurbetrieb und mit ihm beispielsweise Königin Sophie. In ihrem Sog ließen gut betuchte „Rentner“ aus aller Welt hier ihre Villen erbauen. Die Villen sind geblieben. Allein, ein neuer Sog, der fehlt. Er könnte ISEK heißen. 1805 standen 450 Häuser auf Honnefer Grund und Boden. 1905 waren es dann schon knapp 1.500. Der Übersog früher wie heute war und ist: Der Reiz der Stadt in einer schier unvergleichlichen Landschaft. Der muss erhalten bleiben. Alles andere ist eher zweitrangig. Ich mache mich dann jetzt mal auf den Weg und zähle die Häuser, die heute hier stehen. Oder ich rufe das Bauamt an. Mal gucken, was schneller geht. Gesichert ist, dass die 250 Bauten aus dem Jahre 1898 immer noch dabei sind. Ein schönes Wochenende allerseits. Bevorzugt bei „Ramba Zamba“ auf dem Weihnachtsmarkt in Rhöndorf.