RHEINMEILE: Sommergespräch mit Hans Hatterscheid

 

Wir haben den Bad Honnefer Gastronom Hans Hatterscheid auf der Insel Grafenwerth besucht und mit ihm über die Branche, seine aktuellen Projekte und seine ganz persönlichen Auszeiten gesprochen.

Du bist seit über 50 Jahren in der Gastronomie tätig, seit rund 40 Jahren mit Deinen eigenen Betrieben. Was gab für Dich damals den Ausschlag für die Branche?

Das kann ich schnell beantworten: Gastronomie habe ich einfach im Blut. Das liegt in der Familie, so war es schon bei den drei Generationen vor mir. Meine Eltern führten mehrere Betriebe und haben mich schon früh mit eingebunden.

Die als legendär geltenden Bonner In-Treffs „Pendel“ und „Die Falle“ hast Du geführt und zu echten Highlights entwickelt. Betriebe wie das „Milchhäuschen“ und den „Löwenburger Hof“ im Siebengebirge, die „Scheinbar“, den Biergarten „RheinAir“ und den „Anleger 640“ hast Du aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Gibt es für Deinen Erfolg ein Patentrezept?

Das Ganze ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Ich bin irrsinnig gerne Gastgeber und liebe den Reiz des Neuen. Bis heute bin ich immer meiner Intuition gefolgt. Ein Patentrezept gibt es dafür aber nicht.

Wie hat sich die Branche mit der Zeit entwickelt? Was sind die aktuellen Herausforderungen?

Der Verwaltungsaufwand hat meiner Meinung nach stark zugenommen. Mittlerweile sind Gastronomen fast mehr mit Verordnungen, Auflagen und Gesetzesänderungen beschäftigt, als sich um die Gäste zu kümmern. Auch wenn ich das dank meiner jahrelangen Erfahrung gut im Griff habe, wäre es wirklich wünschenswert, wenn ein Gastronom sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren könnte.

Mit der Übernahme der Gastronomie auf der Insel Grafenwerth verlässt Du erstmals beruflich das Festland. Was ist dort geplant?

In dem Restaurant und dem angeschlossenen Biergarten wird es gute Gastronomie für jedermann geben. Die Atmosphäre soll ungezwungen und leger sein und ein Stück Urlaub vermitteln – quasi Insel Feeling direkt vor der Haustür. Mir ist wichtig, dass die Gäste mit einem Lächeln auf den Lippen gehen. Den Biergarten haben wir bereits provisorisch geöffnet, die Eröffnung des Restaurants folgt nach umfangreicher Sanierung im Mai 2020.

Die Rheinmeile GmbH ist die Dachorganisation Deiner drei aktuellen Betriebe. Was bedeutet Rheinmeile?

Rheinmeile ist nicht einfach nur ein Name, sondern Programm! Vom Biergarten „RheinAir“ zum „Anleger 640“ und von dort bis zur Insel Grafenwerth: das sind jeweils rund eine Meile Entfernung. Meine drei Gastronomiebetriebe sind an den Rheinkilometern 639 – 640 – 641 zu finden. Mit drei Betrieben unter einem zentralen Dach entstehen auch eine Menge Synergieeffekte. Das habe ich in der Struktur der GmbH verankert.

Auch ein Vollblut-Gastronom braucht mal eine Pause. Bei Dir war es eine längere Auszeit in Portugal. Was hat Dir das Ganze gebracht und was hat Dich letztendlich bewogen, wieder zurück ins Rheinland zu kommen?

Ich brauchte 2008 einfach mal Abstand zur Gastronomie, das ist ein Job ohne Ruhepausen. Ich stand und stehe für eine „gläserne Gastronomie“ und arbeite auch im Zeitalter der 5-Tage-Woche immer noch gerne täglich 10 Stunden und mehr in meinen Betrieben. Für meine Familie wollte ich mehr Zeit haben – die Entscheidung haben wir natürlich auch als Familie gemeinsam getroffen. In Portugal hatten wir dann eine wunderbare Zeit, aber ohne Gastronomie kann ich einfach nicht, da habe ich Hummeln im Hintern. Unsere drei Straßenhunde und unsere Straßenkatze Paula haben wir aus Portugal mitgebracht – sie erinnern uns täglich an die schöne Zeit.

Und wenn doch nochmal die Auszeit ruft: Was sind Deine Lieblings-Auszeit-Orte im Umkreis?

Ich entspanne wunderbar beim Joggen am Rhein und im wunderschönen Siebengebirge. Ansonsten arbeite ich da, wo andere Urlaub machen. Und in Zukunft sehe ich mich schon beim Stand Up Paddling auf dem Rhein, vom Biergarten „RheinAir“ über den „Anleger 640“ bis hin zur Insel Grafenwerth.

Vita Hans Hatterscheid (* 26. März 1953 in Hachingen) wuchs als Sohn einer Gastronomen-Familie auf. Seit seinem sechsten Lebensjahr ist das rheinische Bad Honnef Sitz der Familie. Nach der mittleren Reife und einer Lehre als Industriekaufmann sammelte er seit 1971 Berufserfahrung in Buchhaltungen mehrerer mittelständischer Unternehmen. 1980 erfolgte der vollständige Wechsel in die Gastronomie mit der Übernahme der Bonner Bistro-Bar „Pendel“. 1981 übernahm Hatterscheid den Disco-Club „Die Falle“, den er bis 1985 führte. 1986 machte er aus dem elterlichen Betrieb „Hotel Düsseldorfer Hof“ in Bad Honnef die Kult-Kneipe „Scheinbar“. Nach einer kurzen Auszeit in Brasilien pachtete Hatterscheid 1990 das „Milchhäuschen“ im Siebengebirge. 2002 folge der Kauf des „Löwenburger Hofs“, den er sanierte und zu einem Ausflugs – und Wanderlokal mit Eventlocation weiterentwickelte. 2008 verpachtete Hatterscheid den „Löwenburger Hof“ und nahm gemeinsam mit seiner Familie eine fünfjährige Auszeit in Portugal. Nach seiner Rückkehr übernahm er 2012 den Rheinbreitbacher Biergarten, den er seitdem unter dem Namen „RheinAir“ führt. 2015 kam das Restaurant an der Bad Honnefer Fähre hinzu, das seitdem unter dem Namen „Anleger 640“ ein renommierter Treffpunkt am Rheinufer ist. 2019 gründete Hatterscheid die RheinMeile als Management-GmbH seiner gastronomischen Betriebe. Im gleichen Jahr erhielt er den Zuschlag für die Gastronomie auf der Bad Honnefer Insel Grafenwerth. di

„Die Insel“

Mittwoch,29.Mai 2019,12 Uhr: Bürgermeister Otto Neuhoff und Hans Hatterscheid unterschreiben den Vertrag für das „Inselcafé“, das zukünftig „Die Insel“ heißen wird. Am 1.Juli 2019 soll der Betrieb losgehen. Dann wird es bis zum Mai kommenden Jahres eine Übergangslösung im Biergarten geben. Bis dahin soll auch das Gebäude saniert sein, rechtzeitig zu den geplanten Veranstaltungen im Rahmen des Beethoven-Festivals auf der Insel Grafenwerth.

Bürgermeister Otto Neuhoff sagte, nachdem er für die Stadt Bad Honnef unterzeichnet hatte: „Ich freue mich, dass ich einen Bad Honnefer Gastronomen an meiner Seite habe und dass wir uns einig geworden sind.“ Auch mit Blick auf das Beethovenjahr 2020 sei nun ein verlässlicher Partner für das Inselcafé gewonnen worden. Hans Hatterscheid bedankte sich für das Vertrauen der Stadt Bad Honnef, das er sichtlich bewegt entgegennahm.  Er ist ein erfahrener Gastronom. Am Rhein gehören zur übergeordneten Gesellschaft RheinMeile bereits der RheinAir Biergarten in Rheinbreitbach und das Restaurant Anleger 640 an der Rheinfähre in Bad Honnef. Das Inselcafé ist jetzt hinzu gekommen.

Die Pläne für das Inselcafé sind schon weit gereift. Restaurant und Biergarten werden mit Rücksicht auf eventuelle Hochwasserereignisse umgestaltet, wobei das Gebäude erhalten bleibt. Der Zugang für die Gäste wird direkter von vorne möglich sein. Das Planungsbüro Stefan Raffauf kümmert sich um die Umgestaltung. Die Projektsteuerung liegt bei der Grabow GmbH mit Frank Grabow. Zum Planungsteam gehört  Daniel Sanjuan, der bereits einen Namen gefunden hat: „Die Insel“ ist eine Bezeichnung, die schon lange allgemein als Synonym verwendet wird. Ein Logo, das einen Anker zeigt, wurde entwickelt. Events, die mit und ohne Wasser auskommen, werden angeboten werden.

Schließlich soll es im Mai 2020 soweit sein und auch das Restaurant mit einer Einweihungsfeier eröffnet werden.

Hans Hatterscheid erzählte dann auch von dem Gedanken, was für ein schönes Bild es wäre, wenn sich zu Rhein in Flammen eine Menschenkette vom RheinAir Biergarten bis zum Inselcafé bilden und die drei Gaststätten, die fußläufig gut zu erreichen sind, verbinden könnte. Die Insel mit Inselcafé und Neugestaltung der Inselspitze werde Strahlkraft entwickeln, so Bürgermeister Otto Neuhoff. Er sagte: „Eine deutlich verbesserte Qualität wird für die Bürgerinnen und Bürger erreicht, wobei der ursprüngliche Charakter von Grafenwerth erhalten bleibt.“ cp

Foto: Vertragsunterzeichnung für die Verpachtung des Inselcafés – v. l. : Erster Beigeordneter Holger Heuser, Hans Hatterscheid und Bürgermeister Otto Neuhoff

Hans Hatterscheid übernimmt das Inselcafé

In seiner nicht-öffentlichen Sitzung hat der Rat der Stadt Bad Honnef am gestrigen Abend über die Verpachtung des Inselcafés entschieden. Vertragspartner der Stadt wird die RheinMeile GmbH. Die Laufzeit des Vertrages beträgt zunächst zehn Jahre. Für beide Vertragsparteien besteht die Möglichkeit einer zweimaligen Verlängerung um jeweils fünf Jahre. Die Eröffnung des Biergartens ist für den 1.6.2019 anvisiert. Außerdem wird die Sanierung des Gebäudes vorbereitet und ab Herbst umgesetzt.

Bürgermeister Otto Neuhoff: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Die Gäste des Inselcafés können sich schon in Kürze auf die Eröffnung des Biergartens freuen. Im nächsten Jahr – pünktlich zum Beethoven-Jubiläum – feiert dann auch das renovierte Inselcafé seine Wiedereröffnung.“ Mit Hans Hatterscheid hat die Stadt einen der erfahrensten Gastronomen an Bord geholt. Ein Interview mit ihm folgt. eb 

„Wo die alten Rittersleut…“

Sanierung beginnt

Der altehrwürdige Löwenburger Hof im Siebengebirge auf Grund und Boden der Stadt Bad Honnef wurde Anfang der Woche eingerüstet. Inhaber Hans Hatterscheid lässt die denkmalgeschützte Fassade des Altbaus aufwändig sanieren. Der Löwenburger Hof gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Siebengebirge.

Das Haus war bis 1904 das „Forsthaus im Siebengebirge“, zuständig für das gesamte Honnefer Waldgebiet, allerdings „mit Einkehrmöglichkeit“. 1910 wurde es seiner jetzigen Bestimmung zugeführt. Dort wo heute der Gasthof steht, befand sich im 16. Jahrhundert der Bau-und Viehhof der Löwenburg. Eine Versorgungsstation für die damaligen Rittersleute. bö

Der Traum von der „Rheinmeile“

DAS SOMMERGESPRÄCH: Heute mit Hans Hatterscheid

Hans Hatterscheid vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Dennoch: Es gibt ja viele „Neuzugezogene“, die sich noch nicht so wirklich auskennen, hier in der Stadt. Hatterscheid ist seit 50 Jahren in 4.Generation in der Gastronomie tätig. Vor einigen Jahren hat er sich eine Auszeit in Portugal gegönnt. Dort hat er schnell festgestellt: „Ohne Arbeit geht es nicht“. So kommt er zurück in seinen Heimatort und übernimmt kurz hinter der Landesgrenze in Rheinbreitbach einen heruntergekommenen Biergarten und macht ihn zu einem der beliebtesten Biergärten zwischen Koblenz und Bonn.

Einige Jahre später übernimmt er die abgetakelte „Fährschänke“ und macht sie zu einem angesagten Szene-Treff mit portugiesischer Küche. Aus der „Fährschänke“ wurde der „Anleger 640“. „Aus schäbig mach schön“, das scheint seine Berufung zu sein. Bewiesen hat er das vor vielen Jahren bereits im „Milchhäuschen“ und im „Löwenburger Hof“. Lange Vorrede, kurzer Sinn, Hatterscheid hat auch im „hohen Alter“ noch Pläne und Träume. Darüber reden wir mit ihm am „Anleger 640“, wo er wohl eher zufällig vor seinem Logo Platz nimmt. „Ich würde gerne die „Rheinmeile“ zwischen meinem Biergarten „RheinAir“ und dem Inselcafé auf der Insel Grafenwerth touristisch aufwerten.

Dafür sollte der Leinpfad zwischen Rheinbreitbach und Bad Honnef entlang des Rheinufers wieder geöffnet werden. Auf der Rheinbreitbacher Seite ist der Weg bereits frei geschnitten worden, auf Bad Honnefer Seite leider noch nicht. Um am Rhein entlang wieder flanieren zu können, wäre ein Holzsteg über die Südkribben bis zur Insel genial“. Die „Hotspots“ entlang der „Rheinmeile“ seien dann das Inselcafé, das Freibad, die „Blaue Sau“, der „Anleger 640“ und „RheinAir“.                  

„An der Nordseite der Strecke kämen als weitere Highlights dann noch der Jachthafen, die Restaurants „Rheingold“ und „Rheingarten“ und das „Eisatelier“ hinzu. Eine attraktivere Wohlfühlstrecke für Radfahrer oder Fußgänger gibt es dann sicherlich kaum entlang des Rheins“, schwärmt Hatterscheid, der ob dieser wunderbaren Visionen nun auch an dem Inselcafé interessiert ist, für das die Stadt bekanntlich einen neuen Pächter sucht. „Natürlich wäre das eine Herausforderung für mich, diese einzigartige Location wieder zur alten Blüte zurück zu führen.

Im Zusammenhang mit der geplanten Aufwertung der Nordspitze der Insel ist das Rheincafé ein Juwel. Im Moment bin ich in Verhandlungen mit möglichen Investoren. Mit einem Investor im Rücken würde ich mich bei der Stadt bewerben“. Themenwechsel. Auch ein Gastronom ist ja nur ein Mensch, auch wenn es manchmal schwer fällt, das zu glauben.

Private Einblicke: „Was gehört für dich zu einem perfekten Tagesablauf dazu“? „Morgens am Rhein entlang joggen, ein gemütliches Frühstück,Tageszeitung lesen. Dann kann es losgehen“. „Was macht dich wütend“? „Unehrlichkeit“. „Dein Lieblingsgericht“? „Sardinen vom Grill mit Salzkartoffeln“. „Wo gehst du hin, wenn du mal raus willst“? „Auf ein gepflegtes Bier zum Vierkotten, oder zum La Bruschetta. Die Fischsuppe bei Franco ist göttlich. Im Winter bin ich gerne im Weinhaus Steinbach“. Das nächste „Sommergespräch“ führen wir mit Bürgermeister Otto Neuhoff.                                                                                                                                                            bö 

GESCHICHTE: Der Löwenburger Hof

 

Unser Hausberg! Unser Wanderlokal!

Rückblick: Die Weichen für die Zukunft des Löwenburger Hofes sind gestellt: In einer nichtöffentlichen Sitzung des Vergabe- und Liegenschaftssausschusses erhielt der Bad Honnefer Gastronom Hans Hatterscheid den Zuschlag für den Kauf des Ausflugslokales im Siebengebirge. die Übergabe des Löwenburger Hofes ist für den 1. Januar 2003 vorgesehen.

Im Vorfeld der Entscheidung gab es eine teilweise heftige Auseinandersetzung über die Verkaufsabsichten der Stadt. Das Gebäude hatte die Stadt in den 80er Jahren erworben. Mehrfach war die Entscheidung in den städtischen Gremien vertagt worden.

In der entscheidenden Sitzung votierte der Stadtrat mit 21 Ja- und zwölf Nein-Stimmen bei vier Enthaltungen für den Verkauf und entschied zugleich, dass sich der Vergabe- und Liegenschaftsausschuss mit den Details beschäftigen soll. In dem Gremium würden die Kaufinteressenten dann ihre Konzepte vorstellen.

Und so geschah es. Letztlich den Ausschlag gegeben haben wird wohl die gastronomische Erfahrung, die der künftige Eigentümer mitbringt: Seit 13 Jahren betreibt der Gastronom das Ausflugslokal Milchhäuschen, das wie auch der Löwenburger Hof inmitten des Siebengebirges gelegen ist. Zu seinem Konzept sagte Hatterscheid, dass der Löwenburger Hof „hundertprozentig Ausflugs- und Wanderlokal“ bleiben wird.

Nach der Übergabe stehe als vordringlich die Renovierung und Erneuerung der Küche an. Danach wolle er sich sukzessive des ganzen Hauses annehmen. Eine sofortige Komplettrenovierung „ließe sich nicht rechnen“, sagte er damals. Zudem soll das Haus „nicht einen Tag“ die Pforten für die Renovierung schließen, notwendige Arbeiten sollen vielmehr „in kleinen Schritten“ absolviert werden.

Soweit die eher neuere Geschichte des Ausflugslokals. Das Haus war bis 1904 das „Forsthaus im Siebengebirge“, zuständig für das Honnefer Waldgebiet, allerdings „mit Einkehrmöglichkeit“. 1910 wurde es seiner jetzigen Bestimmung zugeführt. Aber zurück zu den Anfängen: Dort wo heute der Gasthof steht, befand sich seinerzeit der Bau-und Viehhof der Löwenburg. Quasi die Versorgungsstation für die Rittersleute. Die Kriegszüge am Ende des 16. Jahrhunderts, unter denen das Amt Löwenburg besonders litt, ließen sie zur Ruine werden.Von da an ist die langgestreckte Höhenburganlage des 13. Jahrhunderts mit Hochburg, Zwinger und Vorburg immer stärker verfallen. Erhalten sind die Zisterne im Burghof und zwei Seitenmauern des ehemaligen Bergfrieds der Hochburg mit den Grundmaßen zehn mal zehn Meter. Der Bergfried selbst wurde teilweise 1832 – und 1881 ganz – wegen Baufälligkeit abgetragen, nachdem zuvor eine Initiative zur Erhaltung und Sanierung der Ruine gescheitert war. 1834 erfolgten erste Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen an der Turmruine. Gegen 1718 bis 1750, als die Burg nicht mehr bewohnt war, wurde der Hof zu einem Gefängnis umfunktioniert.

Die Löwenburg selbst wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von Heinrich II., Graf von Sayn, der aus dem Westerwald vorgedrungen war, als Grenzfeste gegen die kurkölnischen Burgen Drachenfels und Wolkenburg errichtet. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals am 29. August 1247 als castrum Lewinberg bei der Aufteilung des saynischen Erbes durch Gräfin Mechthild von Sayn, die sich dabei das Wohnrecht auf der Burg vorbehielt. Die Hauptburg, Vorburg und der nördliche Außenbering entstanden im 13. Jahrhundert. Durch die Erbfolge gelangte die Burg 1269 an die Neffen Mechthilds, eine Linie der Grafen von Sponheim-Heinsberg, die sich ab sofort als Herren von Löwenburg bezeichnete. Der Hauptort ihrer Herrschaft wurde Honnef.

So wechselhaft die Geschichte der Burg war, so wechselhaft war die Geschichte des Gasthauses mit 120 Innen-und 150 Außenplätzen. Inklusive 20 Hotelbetten, die von Gesellschaften auch heute noch gerne genutzt werden. Erstaunlich: In der über 100jährigen Geschichte des Hauses gab es bisher nur sechs Pächter. Von 1937 bis 1962 war es die Familie Riethmüller, danach waren nacheinander zwei Pächer eingezogen, „unter deren Regie die Attraktivität des Restaurants stark zurück ging“. 1974 übernahm Karin Thomas den Gasthof. „In mühsamer Arbeit, und gegen viele Wiederstände brachte ich den herunter gewirtschafteten Betrieb mit meinem Mann Paul wieder auf Vordermann“. Die „gut geführte Küche“ mit bürgerlichen Speisen und Wildspezialitäten lockte nicht nur Wanderer in den Hof. 1985 gab es ein wenig Aufregung.

Das Land NRW wollte den Löwenburger Hof an einen Bonner Gastronomen verkaufen. Karin Thomas bangte um das liebevoll eingerichtetes Anwesen. Glückes Geschick: Der Verkauf kam nicht zustande, da der Gastronom seiner Zahlungspflicht nicht nachkam. 1986 wurde das Haus dann an die Stadt Bad Honnef verkauft. Karin Thomas konnte weiter machen. Zu den Stammgästen gehörten zu dieser Zeit viel Bonner Minister samt Anhang, und Fernsehstars wie Alfred Biolek. In der Ära Riethmüller gehörten Konrad Adenauer und Willi Ostermann zu den prominenten Gästen.

Namensgleichheit: Der erste Pächter hieß auch Thomas. Wilhelm Thomas. Er führte den Löwenburger Hof von 1910 bis Mitte der dreißiger Jahre. Zeitsprung: Im Jahre 2001 kam wieder Unruhe in die Angelegenheit: Die Stadt Bad Honnef wollte den Löwenburger Hof verkaufen. Zahlreiche Bürger und Stadtpolitiker fanden die Idee, die Stadt solle sich zwecks Einnahmeverbesserung von dem Traditionslokal lösen, nicht wirklich gut. Dennoch. Im Aushang des Immobilien-Center der Sparkasse war es deutlich zu lesen: Das Objekt wurde für 650.000 DM angeboten. Wohnfläche 644 Quadratmeter, Grundstücksfläche 8728 Quadratmeter.

Stephan Schütte vom VVS schrieb damals deutliche Worte in der HVZ: „Kurzsichtige Haushaltszwänge vernebeln offenbar den Blick für gemeinwohlorientierte Zukunftsprojekte“. Es nutzte nichts. Glück für Hansi Hatterscheid. Mit dem Versprechen, das Haus auch weiterhin als Ausflugslokal sicher zu stellen, und mit dem nötigen Kleingeld, übernahm er Anfang 2003 den Löwenburger Hof. 2007 verpachtete er ihn weiter an Maria Schmitt und Reinhold Kaebe. Und der Löwenburger Hof ist immer noch das Bad Honnefer Ausflugslokal im Siebengebirge am Fuße des Bad Honnefer Hausbergs. Allerdings ist die Zufahrt nur über Königswinter möglich. Und: Der Löwenburger Hof hat die Postleitzahl und die Telefonvorwahl ebenfalls aus Königswinter. bö

Fotos/Dokumente: Hans Hatterscheid