Trennung

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; insbesondere die Kultur des Abschieds oder manchmal auch die beim Abschied. Nein, ich rede jetzt nicht vom Sterben. Es geht um Trennung, vom Lebensgefährten oder von einem Freund. Was lange währt, muss nicht immer bis zum bitteren Ende gut sein.

Der Umgang mit dem Prozess des Auseinandergehens offenbart viele Facetten der Gefühle, keine Frage, und der, der geht, hat es meist leichter, als der, der bleibt. Aber auch in Trennungsfragen kann man eine Mindestform des Anstands wahren. Das fällt zugegebenermaßen nicht immer leicht. Wenn Liebesentzug droht, können langjährige, positive Gefühle schon mal ins genaue Gegenteil umschlagen.

Es kann einem grauen, wie ehemalige Partner oder beste Freunde aufeinander einschlagen können. Das braucht kein Mensch. Da kann man sich schon fast davor fürchten, neue Verbindungen einzugehen. Beziehungen gehören zum Leben dazu, wir sind schließlich alle soziale Wesen.

Aber vor allem funktioniert menschliches Miteinander nur, wenn beide Seiten dahinter stehen. Die Erfahrung zeigt, dass man sich nach einer Zeit des Abstands oft wieder fried- und liebevoll auf einer anderen Ebene begegnen kann. Oder anders ausgedrückt: einem regnerischen November folgt auch wieder ein sonniger Mai, vielleicht sogar schon im April. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Uhrendrehen

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; die Uhrzeit allerdings ist es nicht. Haben Sie letzte Woche auch wieder beim fröhlichen Uhrendrehen mitgemacht? Fast so spannend wie Flaschendrehen, nur mit weniger knutschen. Schon im Nachspann vom Rosaroten Panther hieß es doch immer: „Wer hat an der Uhr gedreht?

Ist es wirklich schon so spät? Stimmt es, dass es sein muss?“ So weit kann ich das jedes Jahr wieder unterschreiben. Nicht, dass ich zu den militanten Uhrenumstellgegnern zähle, aber bei open petition, wo man für fast jedes Wunschkonzert seine Orchestermusiker findet, gibt es gleich mehrere Initiativen, die Zeitumstellung abzuschaffen.

Argumente dagegen gibt es genau so viele wie dafür. Dabei wurde bereits erstmalig während des 1. Weltkrieges im Deutschen Reich 1916 eine Zeitumstellung eingeführt, um länger kämpfen zu können. Nach der Ausführung 1919 wurde sie abermals im 2. Weltkrieg 1940 an- und 1949 wieder abgeschafft. Anschaffen, abschaffen, einführen, ausführen, vor, zurück. Wat soll dä Driss?

Seit der Erfindung von Nachtsichtgeräten und hochauflösenden Drohnen wird weltweit eh rund um die Uhr gekämpft. Flaschendrehen kann man auch im Hellen, im Dunkeln wiederum macht knutschen mehr Spaß. Ich glaub, ich geh gleich noch ins Kino. Aber heute ist nicht alle Tage, ich dreh wieder, keine Frage. Bis nächste Woche also, drehen Sie wohl.

Spiele

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; im Gegensatz zum Spielen. Dabei ist spielen doch eigentlich Teil unserer Kultur und hat als solcher auch Einzug in unsere Sprache gehalten; sei es nun beim Berliner Koalitionspoker oder beim Rasenschach in der Münchner Allianzarena (Vorsicht, Doppelspiel!).

Dass ich hier in Bad Honnef im Mühlenweg wohne, ist in diesem Zusammenhang wohl eher eine Petitesse am Rande; und sage jetzt keiner, ich befände mich in der Zwickmühle. In unserem Rathaus spielen sie ja zur Zeit eher Mensch ärgere dich nicht, zumindest, was das Liegenschaftsamt betrifft. Kursaal und Verwaltungsbunker (um nur zwei Beispiele zu nennen) sind so marode, da bekäme man beim Monopoly von der Bank noch nicht mal mehr die Hälfte als Hypothek.

Mit den Renovierungskosten dürfte sogar der Herausgeber dieser Postille an der Theke seines Vertrauens die geneigten Zuhörer schocken. Wie sehr spielen sogar die Kultur beeinflusst, zeigt sich darin, dass 2018 die 7 Mountains Music Night bereits am Samstag, den 2. Juni stattfindet – wegen der kurz danach beginnenden Rasenballsport-WM in Russland. Gegen das Lieblingsspiel der Deutschen kannste halt nicht anstinken, noch nicht mal mit Kultur. Na gut, ist meine Sommerpause etwas länger. Mal sehen, ob ich ein gutes Reisespiel finde. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Feuilletonisten

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; es sei denn, sie steht in der Zeitung. Im sogenannten Feuilleton, welches hier in der Honnefer Wochenzeitung außer in meinem bescheidenen Beitrag auch in der Literaturkolumne meiner geschätzten Kollegin Franziska Lachnit seinen Ausdruck findet, werden bekanntermaßen die Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten des Lebens in erbaulicher Weise dargestellt.

Natürlich kann man sich immer wieder fragen, ob Kultur essentiell für die Menschheit ist, wo so viele weitere Probleme in der Bundes-, Landes- und Lokalpolitik zu lösen sind. Etwas Erbauung braucht der Mensch, erfahrungsgemäß lebt er nicht vom Brot allein. Apropos Feuilleton, wahrscheinlich ist mein Herausgeber jetzt etwas überrascht, dass ich diesen Begriff für unsere kleine Lokalpostille präge, das war ihm bislang wohl selbst so nicht bewusst.

Damit reiht sich die HWZ ein in eine Reihe mit so berühmten Printprodukten wie Süddeutsche, Zeit oder FAZ, die gleich ganze Redaktionen hochbezahlter Feuilletonisten beschäftigen. Hört sich ja schon etwas pompös an, der Titel. Das Feuilleton ist manchem geradezu der Inbegriff der abgehobenen Hochkultur. Eigentlich wollte ich es ja auch nur mal erbaulich erwähnen. Ich glaube, ich bleibe lieber bei der Kolumne, Abgehobene gibt es rund um den Drachenfels (und oben drauf) schon genug. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Post

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber natürlich nicht bei uns. Trari, Trara, die Post ist da. Ich meine, unsere Hauptpost ist da, wo sie länger schon ist, am Saynschen Hof. Lange genug stand sie ja auf dem Prüfstand und steht sie in ein paar Jahren wohl wieder. Aber bis dahin hat sie Zuwachs bekommen. An der Seite zur Bahnhofstraße, wo bis vor einer Weile noch einige Kleingewerbetreibende residierten, die ob der unsicheren Zukunft zwischenzeitlich ihr Domizil gewechselt haben, ist in die verwaisten Räumlichkeiten nun die Kunst eingezogen.

Unsere Leerstandsspezialisten der Künstlergruppe Ant!form haben sich ihre nächsten Objekte unter den vielgerühmten Nagel gerissen. Nachdem es mit einer kulturellen Nutzung des alten Kaisers-Gebäudes leider nichts geworden ist (ich gestehe, da habe ich in einem vergangenen Kulturgeflüster meinen groß gewachsenen Schnabel wohl ein wenig zu weit aufgerissen; die vagen, mündlichen Vorabzusagen wurden seitens des Immobilienbesitzers leider nicht in Schriftform gegossen – mea culpa), haben die Honnefer Aktivisten nun endlich wieder ein heimisches Domizil.

Unter den Motti „Hungertuch“, „Enpassant“ und „Look at me“ gestalten 3 verschiedene Künstler die Räumlichkeiten auf ihre Art. Schauen Sie mal rein, wenn Sie durch die Bahnhofstraße schlendern, die Post kann nicht nur gelb. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber nicht in unserem Reichstagskasperletheater. Die Aktualität der Anlässe lässt mich wieder mal die Niederungen der rheinischen Kommunalpolitik verlassen und einen Blick an die Spree riskieren.

Der Bogen von der lokalen Kulturkolumne in die Berliner Politszene ist zwar weit, das Thema allerdings bewegt in dieser Woche natürlich auch die Nachbarschaft. Was niemand zu glauben wagte: der braune Kasper ist wieder da. Ist das der Niedergang der deutschen Politkultur, wenn grandpa‘s favourites mit einem Achtel der abgegebenen Wählerstimmen ins Parlament einziehen?

Oder ist Deutschland einfach nur in der europäischen Realität angelangt, wie es die Presse in den Nachbarländern verlauten ließ? Auf jeden Fall haben wir Wahlhelfer uns am Sonntag wahrlich nicht darum gestritten, wer die Stimmzettel für die sogenannte Alternative auszählen durfte. Wenn der Spitzenkandidat schon Gauleiter -sorry- Gauland heißt und mit der Alice weidelt, na dann Petry Heil.

Man kann nur hoffen, dass die vergreiste Großmutter und der bajuwarische Wachtmeister gemeinsam mit dem gelben Seppel und dem grünen Krokodil die Kasperfraktion ins Leere klappern lassen; Räuberhauptmann Martin hat sich bereits in die Kulissen verabschiedet, aber ganz links am Bühnenrand lauert ja immer noch die rote Hexe. Bis nächste Woche also, kaspern Sie wohl.

Wahlkabine

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; gerade im Urlaub – oder gerade im Urlaub nicht? Für die meisten ist er wohl schon vorbei, aber ich bin ja, bedingt durch meine sommerlichen Aktivitäten, eher der späte Urlaubsvogel.

Gehören Sie eigentlich zu denjenigen, die ihren Urlaub zum Kulturlaub machen? Gelegenheit zu kulturellen Neuentdeckungen gibt es reichlich, egal ob im In- oder Ausland. Wenn man allerdings, so wie ich, jahrein jahraus in Sachen Kultur unterwegs ist, dann braucht man auch davon mal eine Auszeit.

Und da ich sehr oft auf Veranstaltungen und in größerer Gesellschaft weile, suche ich während meiner Ferien vorzugsweise die Einsamkeit. Während Sie diese Zeilen lesen, befinde ich mich also noch mitten im Nirgendwo. Einfach treiben lassen, ohne Weg und ohne Ziel. Ich bin da sicherlich keine Ausnahme.

Es gibt so einige Menschen, die während der schönsten Zeit des Jahres genau diese Zeit einfach so auf sich hinunter prasseln lassen und die Seele in den Wind hängen. Aber egal, zu welcher Klientel Sie gehören, abschließend hätte ich doch noch einen Wunsch an Sie:

Suchen Sie am Sonntag zumindest mal kurz die Einsamkeit und zwar die in der Wahlkabine. Trotz oder gerade wegen des „spannenden“ Wahlkampfes. Die Kultur der Demokratie ist eine der wichtigsten. Bis Sonntag also, wählen Sie wohl.

Politik

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; auch und gerade in der politischen Diskussion; und erst recht so kurz vor den Wahlen. Da dieser Tage die letzte Musik der 7 Mountains Reihe für diesen Sommer erklang, konnte ich mich als interessierter Staatsbürger auch mal wieder der hohen Politik widmen, wenn auch mehr unfreiwillig.

Zuerst etwas enttäuscht ob meines ausgefallenen Entspannungstatorts blieb ich am sonntäglichen Abend beim angeblichen Duell um die nächste Kanzlerschaft hängen: Angela vs. Martin, Schlagabtausch mit Sedativcharakter. Noch bevor ich als Internetnutzer zumindest den Karteireiter wechseln konnte, war mir schon der Mausfinger eingeschlafen. Die schnurrende Katze auf meinem Schoß tat das Ihrige hinzu, sodass mich alsbald eine 99%ige Körperlähmung ergriff, die leider kurz vor dem Trommelfell stoppte.

Unfähig zu einer wie auch immer gearteten (Er-)Regung, Mundhöhle und Augäpfel ausgetrocknet, hörte ich also zu, wie die Argumente der beiden Kontrahenten – sorry – Prohenten aufeinander einprasselten wie Pusteblumensamen bei Windstille; Langeweile verbürgt. Der Höhepunkt des diesjährigen Bundestagswahlkampfes der alten um die neue GroKo war in etwa so prickelnd wie unser neues Dachmarkenlogo, nur weniger umstritten. Bis nächste Woche also, schlafen Sie wohl.

Pegel

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; je nach Lebenslage mehr oder weniger. Am steigendem Alkoholpegel z.B. kann man gut den schleichenden Niedergang der Kultur beobachten.

Ja ja, denken Sie, da spricht der F(l)achmann. Am letzten Partywochenende erst habe ich wieder mal gesehen, wie schnell jemand der Muttersprache verlustig gehen kann, wenn er sich das ein oder andere Promillchen zwischen die Leber schiebt.

Natürlich kommt es auch hier auf die einzelne Veranlagung an. Während die Einen langsam aber sicher in ihren persönlichen Seeligkeitszustand hinein dämmern und sich peu a peu der sozialen Interaktion entziehen, verwandeln sich Andere schlagartig in enthemmte Partytiere mit gesteigertem Nervpotential.

Mittlerweile gibt es auch kaum noch geschlechterspezifische Unterschiede, Frauen haben nach einer neuesten Erhebung im Alkoholkonsum aufgeholt und können den Männern nun die Flasche reichen.

Gerade bei der Milleniumsgeneration sind Männlein und Weiblein vereint im Rausch. Man(n)/Frau muss schließlich die Feste feiern, bis sie lallen, da braucht man nicht erst bis Karneval zu warten. Gelegenheit macht breit. Gesundes Leben hin oder her, der Rausch verfolgt die Menschheit seit ihrer Existenz. Bis nächste Woche also, trinken Sie wohl.

„Summer Jazz Festival“

Am Freitag, 1.9.2017 eröffnet das Marcus Schinkel Trio feat. Jo Kuchta die letzte Woche des diesjährigen 7 Mountains Summer Jazz Festivals im Siebengebirge. Der experimentierfreudige Bonner Pianist präsentiert unter dem Titel NEW PICTURES AT AN EXHIBITION eine Jazzrockshow der Extraklasse als Hommage an Keith Emerson. Dabei belässt es Schinkel nicht beim bloßen Nachspielen sondern nimmt wie es Keith Emerson selbst einmal beschrieb „ein Motiv, kehre sein Innerstes nach außen, stelle es kopfüber, spiele es dann anders herum und studiere es von allen Seiten.“

Für dieses Programm wurden seine bekannten Triomitmusiker Wim de Vries am Schlagzeug und Fritz Roppel am Bass durch den Bad Honnefer Multiinstrumentalisten und Sänger Jo Kuchta ergänzt. In der Show kommen neben Flügel und Keyboards auch exotische Instrumente wie Laserharp, Ribbon Controller, Midi-Melodika, Keytar und Schinkels eigene Erfindung, das  Rotarykeyboard, zum Einsatz. Das Konzert beginnt um 21 Uhr und findet im kleinen Saal des Maritim-Hotel Königswinter, Rheinallee 3 statt.

Der Eintritt ist frei, um telefonische Anmeldung unter 02223-7070 wird gebeten.Die weiteren Konzerte des 7 Mountains Summer Jazz Festivals sind: Samstag, 2.9., 19 Uhr – Johann May & Peter Kowal (Latin Grooves) – Anleger 640, Rheinstr. 7, Bad Honnef, Sonntag, 3.9., 12 Uhr – Blipso Juice (Gypsyjazz) – Park Reitersdorf, An St. Göddart 12, Bad Honnef, Montag, 4.9., 21 Uhr – Brother Snakeoil & The Medicine Men (Blues & Rock) – Club Pseudonym, Linzer Str. 18, Bad Honnef, Mittwoch, 6.9., 18 Uhr – Richard Münchhoff & Friends (Jazz, Soul & Pop) – Freizeitbad Insel Grafenwerth, Bad Honnef. Auch die vorgenannten Konzerte sind eintrittsfrei. Weitere Informationen gibt es unter www.7msj.de. hk