„Feiertage“ in Bad Honnef

Angenehmer kann ein Wochenende nicht beginnen. Freitagnachmittag baten Margret und Juppi Pütz in die Cafeteria des HIT Marktes, um, schon traditionell, Spenden an Bad Honnefer Vereine zu übergeben. Zu der Feier ihrer „Diamantenen Hochzeit“ hatte das Paar auf Geschenke verzichtet, um Geld für gute Zwecke zu sammeln. 5.500 Euro kamen dabei zusammen, die an städtische Institutionen/Hilfsorganisationen verteilt wurden, die das ganze Jahr über im Dienste der Bürger stehen. Norbert Grünenwald, Chef der TV Eiche Spielmänner, brachte es auf den Punkt. „Wenn wir und andere Vereine die Familie Pütz nicht hätten, dann würden wir längst nicht dort stehen, wo wir jetzt stehen“. Gleich am darauf folgenden Samstag wurde seine These untermauert, mit dem Uniformappell der Spielmänner vor dem „Vierkotten“. Ohne die „staatsen Stadtsoldaten“ sei der Bad Honnefer Karneval überhaupt nicht mehr denkbar. Volkstümlich ging es dann sogleich in Selhof weiter, mit dem Kirmes-Fassanstich durch Bürgermeister Otto Neuhoff. Die Tradition in Bad Honnef lebt, dank der edlen Spender. bö    

BAD HONNEF: Diamant-Hochzeit

Margret und Karl Josef (Juppi) Pütz: 60 Jahre Glück und Engagement

Ihre Eltern hatten ein Milchgeschäft. Seine Eltern betrieben einen Tante Emma Laden. Quasi eine gute Ausgangsposition. Außerdem kannten sich Margret und Karl Josef von klein auf, aus der Schule. Aber nichts passierte. Dann verloren sie sich fast komplett aus den Augen – aber nicht aus dem Sinn. Margret machte eine Lehre bei Hettlage in Köln, Karl Josef begann eine Lehre beim Kaufhof in Bonn.

Aber zum Glück war er Mitglied bei der Honnefer „Liedertafel“. Der damaligen Chorgemeinschaft, die auf der Insel Grafenwerth ein Oktoberfest organisierte. Und es kam, wie es kommen sollte. Bei einer Polonaise schaute Karl Josef der Margret „ganz tief in die Augen“. Zwei Jahre später, am 27. Mai 1959 folgte die standesamtliche Trauung. Zuvor fuhren ihre Brüder Helmut und Friedel allerdings zur Begutachtung des Auserwählten nach Bonn. Schlechtes Timing für ihn.

Denn er war in diesem wichtigen Moment grade dabei, Heringe aus einem Fass zu fischen. So musste sich Margret von ihren Brüdern die Frage gefallen lassen, „was willst du denn mit diesem Heringsbändiger?“ Wohl nicht so ganz ernst gemeint, denn schon ein halbes Jahr später wurde kirchlich geheiratet. Es folgten die Söhne Jörg (1961) und Dirk (1964). Glücksmomente. Dagegen liefen die Geschäfte in den elterlichen Betrieben nicht mehr wirklich so glücklich.

Die ersten Selbstbedienungsmärkte schossen aus dem Boden. „Tante Emma“ hatte langsam aber sicher ausgedient. Margret und Karl Josef Pütz, die beide die Selbstständigkeit lieben, war klar: „So einen „modernen“ Markt müssen wir auch in Bad Honnef eröffnen“. Eine mutige Vision. Aber: 1967 wurde aus der Vision Wirklichkeit. Und das Glück stand ihnen wieder zur Seite. In einer leer stehenden Halle der Marmeladefabrik Brassel am Honnefer Kreuz konnten sie ihren „SB-Netto Markt“ eröffnen.

Gemeinsam mit Margret´s Bruder Helmut Kloss und seiner Gattin Margret. Der Beginn einer allseits bekannten Erfolgsgeschichte. Aber nicht nur geschäftlich ging es weiter bergauf. Das Paar engagierte sich sowohl im gesellschaftlichen Leben der Stadt, als auch in unzähligen karitativen Bereichen. So haben beide der „KG Halt Pol“ mit neuen Akzenten zu neuer Blüte verholfen, großzügig Bad Honnefer Vereine unterstützt und für soziale Zwecke gespendet. Blicken wir einmal 60 Jahre zurück in eine vollkommen andere Zeit.

Eben in die Zeit von „Tante Emma“: Einkauf und Zubereitung der Speisen waren damals völlig anders. Obst und Gemüse gab es, den Jahreszeiten entsprechend, meist aus dem eigenen Garten. Für den Winter wurde Obst eingekocht. Im Keller standen Regale voller Einmachgläser mit Erdbeeren, Kirschen, Mirabellen, Birnen, Pflaumen oder Apfelmus. Eingekauft wurde fast ausschließlich in „Tante-Emma-Läden“, wo man an der Ladentheke warten musste, bis man an der Reihe war und die Verkäuferin jeden Artikel selbst heraussuchte, portionierte und abwog. Verpackt wurden die Portionen in Papiertüten, Getränke gab es durchweg in Glasflaschen.

Nach Hause getragen wurde der Einkauf im Einkaufsnetz oder -korb. Plastiktüten oder -verpackungen gab es nicht. Und dann stellten sie die bisherige Einkaufswelt in Bad Honnef auf den Kopf. Keine Spur mehr von „Tante Emma“. Dafür eine 300 Quadratmeter große Halle mit 1.000 Artikeln, recht übersichtlich präsentiert in langen Regalen. Unvorstellbar für die damalige Zeit. Entsprechend groß war der Andrang am Eröffnungstag, dem 3.März 1967. Das neue Einkaufsprinzip: „Durch die Vielfalt des Angebotes und den Verzicht auf allzu großen Service konnten wir unseren Kunden sehr günstige Preise bieten“. Das war allerdings nur der Anfang der Geschichte.

1.974 wurde erweitert. Im Honnefer Süden, gegenüber dem neuen Friedhof entstand eine 1.200 Quadratmeter große Halle. Das Sortiment wurde auf 12.000 Artikel erweitert. Am 12. Oktober 1978 wurde die Eröffnung eines Erweiterungsbaus gefeiert. Aus 1.200 Quadratmetern wurden 3.000 Quadratmeter. Das Warenlager war nun mit 15.000 Artikeln bestückt. 1988 schlossen sich „Pütz und Kloss“ der HIT-Gruppe an, ohne aber ihre Eigenständigkeit zu verlieren.

Am 2. März 1998 wurde der neue HIT Markt fertig gestellt, und die Familie konnten auf ein Werk zurückblicken, das seinesgleichen sucht. Aus kleinsten Anfängen entstand Bad Honnefs größtes Einkaufszentrum. Zurück zu Margret und Karl Josef Pütz privat. Über die schönsten Momente sagen sie: „Unsere Hochzeit. Die Geburt unserer Söhne Jörg und Dirk und natürlich unsere drei Enkelkinder die aus uns glückliche Großeltern gemacht haben“. Und sie sind sehr stolz darauf, dass ihre Söhne ihr Lebenswerk so erfolgreich weiter führen. Im heutigen HIT Markt. Bürgermeister Otto Neuhoff ehrte das Jubelpaar und bedankte sich im Namen der Stadt für ihr vorbildliches Engagement. Geschäftlich wie privat.                bö