Vierzehn Jahre Aufschwung in Kasambya

So ging es damals los   von Peter Hurrelmann

Mitten in Uganda, wenige Kilometer vom Äquator entfernt, liegt das kleine Dorf Kasambya mit heute knapp 1.000 Einwohnern. Vor vierzehn Jahren lebten die Bewohner dort in bitterer Armut. Wenige hatten eine Zisterne an ihrer Hütte, um das Regenwasser vom Dach aufzufangen. Die meisten holten ihr tägliches Trinkwasser jedoch in den für Zentralafrika so typischen zwanzig Liter großen, gelben Wasserkanistern aus den schmutzigen Wasserlöchern der Umgebung. Wasserlöchern mit kontaminiertem, grauem Wasser, aus denen auch Tiere trinken und die voller Mückenlarven sind. Selbstverständlich musste das Wasser abgekocht werden und so lange stehen, bis es klar ist. Das Leben war von Subsistenz geprägt, das bedeutet jeder sorgte ausschließlich für sich selbst und seine oft große Familie. Ein kleiner Garten hinter der vom Verfall bedrohten Hütte, sorgte für die eintönige Ernährung der Familie. Armut und Perspektivlosigkeit herrschte überall, wie in vielen anderen Regionen Zentralafrikas. Die vielen Kinder gingen teilweise in eine staatlich nicht anerkannte Behelfsschule aus Bretterbuden, in der sie auch keinen Schulabschluss absolvieren konnten. Wir wollten den Menschen helfen, sich möglichst aus eigener Kraft, ohne Almosen und ohne Geschenke von uns aus ihrer Perspektivlosigkeit zu befreien. Wenn Investitionen notwendig sind, sollten, wenn irgend möglich Gegenleistungen erfolgen. Das war unsere Idee. 

Wir sind ein Team mit zwölf ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern aus Bad Honnef und Umgebung. Die einzigen Verwaltungskosten entstehen durch Bankgebühren für Überweisungen nach Uganda. Wir treffen uns monatlich und stehen per WhatsApp permanent mit den Projektmanagern in Kasambya in Kontakt.

Ohne Trinkwasser und Gesundheit kein Fortschritt

Das damals laufende Projekt der Wasserversorgung mit Zisternen stellte sich schnell als viel zu teuer heraus, da bei jeder Hütte zusätzlich zum Wassertank das Strohdach gegen ein Wellblechdach mit Regenrinne ausgetauscht werden musste und es wurde eingestellt. Um die Wasserversorgung kurzfristig zu verbessern, hat unser Projekt den Bewohnern gezeigt, wie sie mit einfachen Mitteln fünf bis sechs Meter tiefe Brunnen mit Brunnenringen und Handpumpe neben den Wasserlöchern bauen können und die Materialien finanziert. Das Wasser war klar, musste aber immer noch abgekocht werden. Im Frühjahr haben wir durch ein ugandisches Unternehmen einen 74 Meter tiefen Brunnen bohren lassen, der Kasambya und die nähere Umgebung mit sicherem Trinkwasser versorgt. Es kann ohne Behandlung getrunken werden und schmeckt wirklich gut.

Der Gesundheitszustand der Menschen damals war schlecht. Malaria, HIV und viele andere Krankheiten blieben oft nicht zuletzt aus Kostengründen unbehandelt. Malarianetze fehlten völlig und bei den üblichen Hausgeburten starben oft die Kinder aber auch Mütter. Unser Projekt hat Moskitonetze beschafft und die Bewohner in deren Nutzung geschult. Weiterhin haben wir vier Gesundheitshelfer durch einen Arzt ausbilden lassen. Sie können heute Diagnosen erstellen, erste Hilfe leisten, einfache ärztliche Behandlungen vornehmen, über Ernährung und andere gesundheitliche Aspekte beraten, impfen und schwangere Frauen mit einem Mutterpass bis zur Geburt begleiten. Kurz vor der Geburt entscheiden sie, ob die Mutter in der zwei Kilometer entfernten Krankenstation entbinden soll oder bei Risikogeburten in das Krankenhaus im 20 Kilometer entfernten Mityana gebracht werden muss. Durch diese Maßnahmen konnte die Sterblichkeit von Mutter und Kind bei der Geburt auf NULL reduziert werden. Ein erster Schritt zur Geburtenreduktion, denn wenn weniger Kinder sterben, werden auch weniger gezeugt sagen Studien der Vereinten Nationen aus Schwellenländern Asiens und Südamerikas.

„Wir wünschen uns eine gute Schule“

Der Wunsch der Bewohner nach einer guten Schule für ihre Kinder war von Anfang an sehr groß. Eine gute Schule kann aber nur eine private Schule sein, für die die Eltern Schulgeld für ihren Kinder zahlen müssen. Im laufenden Schulbetrieb muss sich die Schule finanziell selbst tragen. Also mussten die Menschen zunächst lernen, wie man mit einer Überschussproduktion in der Landwirtschaft Geld verdienen kann. Sie gründeten eine Genossenschaft und unser Projekt baute ihnen ein Lager, in dem die Feldfrüchte so lange lagern, bis der Markt leergekauft ist. Dann werden die gelagerten Feldfrüchte wie Mais, Bohnen und Kaffee zum höheren Preis verkauft. Nach einigen Schwierigkeiten hat die Genossenschaft dann sogar eine Spargruppe gegründet, mit der sie heute mit Hilfe von Microkrediten finanziell auf einigermaßen sicheren Füßen stehen.

Bildung ist Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben

Eine Analyse, die eine versierte Lehrerin 2013 vor Ort erstellte ergab, dass es in naher Zukunft Bedarf für eine private Hauptschule für 500 Kinder in Kasambya gibt. Ein Architekt erstellte Pläne. Die schwierigste Aufgabe lag im Kauf eines passenden Grundstückes. Der Besitzer des favorisierten Grundstückes war verstorben und es dauerte drei Jahre um die Erben zu ermitteln. 2016 war es dann soweit. Der erste Bauabschnitt mit neun Klassenräumen, Toiletten und Spielplatz konnte errichtet und im Januar 2017 in Betrieb gehen. In zwei weiteren Bauabschnitten kamen eine Mensa mit Küche, zwei Schlafsäle mit Duschen und Toiletten, Waschplätze für Wäsche, 20 Lehrerwohnungen und ein Verwaltungsgebäude hinzu. Das Gelände ist gepflastert und mit einer Mauer umgeben und der Zugang ist nur über ein mit Wachpersonal besetztes Tor möglich. 

Beste Voraussetzungen um gute Lehrer zu bekommen, denn jeder Lehrer möchte natürlich an einer guten Schule arbeiten. Aber auch beste Voraussetzungen um ein geregelten Schulbetrieb zu gewährleisten. Wenn die Schule nach fast zwei Jahren hoffentlich im Januar wieder eröffnet, werden wieder bis zu 150 Internatskinder auf dem Campus wohnen und lernen. Weitere bis zu 350 Kinder werden täglich fußläufig von 8 bis 17.00 Uhr in die Schule kommen. Ein ganz besonderes Augenmerk haben wir auf die Stärkung der Mädcheninteressen gelegt. Mädchen sind damals während der Menstruation nicht zur Schule gegangen, da es keine Hilfsmittel wie Binden oder Tampons für sie gab. Binden werden mittlerweile von einer Nähgruppe selbst hergestellt. So versäumen auch die Mädchen unserer Schule den Unterricht nicht mehr. Alle Schüler und Lehrer sowie das sonstige Personal dürfen kostenlos das sichere Trinkwasser des neuen Brunnen aus 74 Metern Tiefe nutzen. Dazu sind sechs Wasserauslässe auf dem Campus installiert. Ein Riesenfortschritt! Das alles war nur durch viele Spenden und die großartige Unterstützung der „Aktion Weltkinderhilfe“ aus Bad Honnef möglich, die uns neben finanzieller Hilfe auch beratend zur Seite stand. Vielen Dank! Weitere Infos unter www.fachco.de. In der nächsten Woche berichten wir davon, wie es weitergehen soll. Bleiben sie gespannt.

Bad Honnefer bauen eine Schule in Afrika (Teil 1)

Von Peter Hurrelmann

Eigentlich wollten wir damals den Menschen im 500-Seelen Dorf Kasambya in den fruchtbaren Wäldern am Äquator Ugandas zu gutem Trinkwasser verhelfen und damit auch ihre schwierige Gesundheitssituation verbessern. Die Idee, ihren vielen Kindern zu einer guten Zukunft zu verhelfen war auch von Anfang an da, aber den Bewohnern fehlte damals eine wesentliche Voraussetzung dafür. Sie hatten kein Geld, um die Schulgebühren ihrer Kinder zahlen zu können.

Denn die Schule, die wir dort bauen wollten, sollte sich von Anfang an finanziell selbst tragen. Mittlerweile arbeiten wir zehn Jahre Hand in Hand mit den Dorfbewohnern zusammen. Wir haben sie unter anderem bei der Entwicklung der Landwirtschaft unterstützt und ihnen Wege gezeigt, wie sie sich damit aus ihrer Armut befreien können. Es waren zehn spannende Jahre, in denen wir und auch die Bewohner Kasambyas sehr viel voneinander gelernt haben. Eine Zeit, die wir nicht mehr missen möchten.

Wer sind wir?
„Hand in Hand for a better life“ ist eine Initiative aus zwölf Mitstreitern, Honnefer Bürger, Menschen aus der Region und einige Auswärtige, die die Bewohner Kasambyas seit zehn Jahren mit Hilfe zur Selbsthilfe Schritt für Schritt aus ihrer Armut geführt haben. Wir handeln dabei nach festen Prinzipien: Es gibt möglichst keine Geschenke. Fast alles erfordert, wenn möglich eine Gegenleistung. Transparenz steht an oberster Stelle. Gesammelte Spenden gehen direkt in die Umsetzung geplanter Projektvorhaben und jeder Spender soll das nachvollziehen können. Ob man einen Sack Zement, die Kosten für eine Geburt, eine Schulbank, Ziegelsteine oder einen HIV Test stiftet, alle Spenden kommen an und werden genau dafür verwendet. Und jetzt steht es da. Das neue Schulgebäude mit neun Klassenräumen, in dem gut 300 Kinder von guten Lehrern unterrichtet, ihre siebenjährige Grundschulzeit absolvieren können. Am 30. Januar war es dann endlich soweit und wir machten uns auf, die Schule vor Ort einzuweihen.

Auf nach Uganda!
Ein Aufenthalt in Uganda ist spannend. Es vergeht kaum eine Stunde ohne Überraschungen und manchmal ist es schwierig, cool und locker zu bleiben und den Humor zu bewahren. Es ist auch eine Reise von alt nach jung. Eine Reise aus Deutschland, dem Land, dessen Bewohner mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren zu den ältesten Ländern der Erde zählt, in das weltweit jüngste Land, in dem die Menschen durchschnittlich 14 Jahre alt sind. Und bei so vielen Kindern sind Schulen besonders notwendig.

Morgens 3.00 Uhr. Wir sind zu zweit. Mein Mitstreiter aus unserem Team heißt Gabor und gemeinsam schleppen wir unsere sieben Koffer ins Auto. Bad Honnef – Frankfurt – Brüssel – Kampala mit 124 Kilo Übergepäck in Form von medizinischem Gerät, wie Arterienklemmen, Geburtszangen und elektronischen Apparaturen. Eine freundliche Spende eines Arztes, die wir in Uganda zugunsten unseres Projektes an ein Krankenhaus verkaufen wollen. Ein anderer Arzt unserer Stadt hatte uns noch 15 Kilo Verbandsmaterial für unsere Krankenstation mit auf den Weg gegeben. Brüssel – Kampala: Neun Stunden Flug, Landung um 21.00 Uhr Ortszeit.

Die Einreise
Bevor wir zum Immigration Officer durchdringen, müssen wir unseren gelben Impfpass vorzeigen. Es wird kurz, willkürlich irgendeine Seite aufgeschlagen und ich bezweifle, dass der Health-Officer lesen kann, was dort steht. Aber Vorschrift ist Vorschrift. Dann geht’s zur Einreise. Der Immigration-Officer war anscheinend zur Ausbildung in den USA, denn er fragt nach demselben Schema mit demselben versteinerten Gesicht. Außerdem gibt es am Counter neuerdings Kameras und Scanner zur Erfassung biometrischer Daten. Die gleichen wie bei der Einreise in USA. Ich werde nur nach dem Grund meines Aufenthalts gefragt. Gabor muss allerdings beim Nachbarschalter das volle Programm mit Scannen beider Hände und Fotografie der Iris absolvieren. Warum er und nicht ich, lässt sich nicht ergründen. Wir waren beide schon Uganda. Hinter der Einreise das Kofferband. Erster Erfolg: Alle Koffer sind da! Uns konnte im Vorfeld niemand wirklich sagen, wie unsere Geräte zolltechnisch zu behandeln sind. Aber gerade als der Zoll unsere Koffer per Röntgenscanner kontrollieren will, kommt, wie vorher vereinbart, der Polizeichef des Bezirks Edward S. in die Abfertigung, wimmelt die Zöllner ab und wir können gemeinsam unter seinem Schutz unbehelligt den Flughafen verlassen. Laut fällt ein Stein vom Herzen. Father John-Paul Jjumba, ehemaliger Hausgeistlicher des KSI, begleitet seit Jahren unser Projekt und weil der Polizeichef sein Freund ist, hatte er diesen Empfang für uns vorbereitet. Großartig!

Acht spannende Tage am Äquator
Stephen, unser Projektleiter vor Ort, holt uns mit einem Kleinbus ab. Unterwegs erklärt er uns schon mal das Programm, das er nach unseren Vorschlägen vorbereitet hat. Unser Aufenthalt ist komplett durchgetaktet. Stephen hat ganze Arbeit geleistet und unseren geplanten Wunschablauf minutiös bis ins Detail umgesetzt. Bürgermeister, Schulaufsichtsbehörde, Schulkomitee, Konstruktionsteam und Projektleitung der Schule, zwei Gesundheitshelfer, Dorf-Projektteam Kasambya, 26 Patenkinder und die Krankenstation mit ihren Schwestern. Um Mitternacht erreichen wir Mityana und unsere Unterkunft. Am nächsten Morgen geht’s los. Fast jeder hatte sich mit einer Agenda vorbereitet. Wir durften sogar während der Sonntagsmesse in der vollen Kirche der Gemeindestation auf der Kanzel Werbung für unsere Schule machen. Eine Audienz beim „Kabaka“, dem König von Buganda, hat leider nicht geklappt. Solche Termine muss man unglaublich lange vorbereiten und nur wenige hätten die Chance auf eine Audienz, sagte man uns. Übrigens das Königreich Buganda ist ein Teil Ugandas in dem man Luganda spricht. In der nächsten Ausgabe geht’s ums Wasser und um Geld.     Fortsetzung folgt