Zweiklang

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; na gut, diesen Freitag wollen wir eine Ausnahme machen. Da ertönt nämlich ein Zweiklang sowohl zwischen den beiden 7gebirgsstädten als auch im Einklang zwischen verschiedenen Kunstformen. In Bad Honnef öffnen ab 19 Uhr ein weiteres Mal die mysteriösen Eingeweide des alten Postgebäudes ihre bunten Seitenpforten, in denen sich seit einiger Zeit unser lokales Künstlerkombinat Ant!form eingenistet hat. „Rhein Romantik!“, so der Titel der Fotoausstellung von und mit Frank Homann, Frank Landsberg, Helmut Reinelt und Jens Unglaube. Zwischen den Besuchern werden sich wohl auch 1-2 Musiker unserer local heroes, der Rhein Refugee Youngstars, mit  ihren Instrumenten tummeln. Zur gleichen Zeit erstrahlt in Königswinter wieder das Schlossleuchten auf Schloss Drachenburg, welches bei halbwegs passablem Wetter einen ordentlichen Menschenschwung meist auswärtigen Ursprungs den Berg hinaufschaufelt. Wem beim Aufstieg die Puste ausgeht, der kann knapp unterhalb des Schlosses bei fröhlichem Sange und herzhaftem Mahle verweilen. Ein altehrwürdiges Ausflugslokal hat nach langer Tradition in Familienhand und frischer Renovierung den Betreiber gewechselt. Bei der magischen Aussicht vom Wintergarten über die Terrasse auf den Rhein ist das sicherlich kein Ort, den wir Einheimischen kampflos den Touristen zur Exklusivnutzung überlassen sollten; allein schon aus Egoismus. Zur Wiedereröffnung spielt im Felders am Winzerhäuschen das Duo 2nd Movement Folk, Jazz und Rock. Kaum fängt er an, der Februar, ist auch die Musik wieder da. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Erben

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; dabei haben wir 2018 doch offiziell das europäische Kulturerbejahr. Kultur ist also vererbbar, soso. Wenn ich mir manche missratenen Sprösslinge von lieben Freunden so ansehe, kann ich es kaum glauben (einige haben auch garstige Eltern). So viele Adoptionen gibt es doch nicht. Aber lassen wir das. Was versteht man denn nun wirklich unter Kulturerbe? Streng genommen ist der Erbe oder die Erbin eigentlich die Person, die die Erbschaft antritt. Deshalb müsste es sich bei den betreffenden Stätten wie z.B. der Sagrada Familia in Barcelona, dem Kolosseum in Rom und natürlich unserem romantischen Oberen Mittelrheintal doch eigentlich um die europäische Kulturerbschaft handeln und bei uns allen um die Kulturerben. Haarspalterei. In ganz Europa wird es 2018 auf jeden Fall reichlich kulturelle Vielfalt geben, städte- und länderübergreifend. Seien es nun Gourmetfeste (unser lokaler Spezialist: Jürgen K.), Tanzshows (Anna-Lu M., übernehmen Sie) oder Musikpartys (7MMN am 2. Juni). Europäisch denken und rheinisch handeln ist kein Widerspruch, nicht wahr, Konrad A.? Lassen Sie uns die von der UNESCO ausgezeichneten Landschaften und Bauwerke mit allen Sinnen zelebrieren, auch wenn wir nur ins Obere Mittelrheintal blicken und (noch) nicht dazu gehören. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, egal ob ererbt, erarbeitet oder eingeladen. Bis nächste Woche also, erben Sie wohl.

Suse

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; zumindest manchmal. Jetzt haben Sie ein ganzes Jahr lang im Rahmen des Kulturgeflüsters die detailreichen Karikaturen unserer Illustratorin Susanne Klabunde bewundern dürfen und nun isse weg, die Suse. Schade.

Vor einigen Monaten zog es sie aus Studiengründen nach Höxter. Für einen Flussjungen wie mich schwer vorstellbar, einen Strom wie den Rhein gegen einen Bach wie die Weser einzutauschen. Aber jeder Jeck is anders. In Zeiten des Internets ist eine räumliche Trennung natürlich kein Grund für die Einstellung einer Online-Zusammenarbeit und es hat in den letzten Wochen noch irgendwie hingehauen.

Aber mancher Redaktionsschluss wurde denn doch immer weiter ausgedehnt, weil Susanne stark durch ihr Studium und anderweitige Auftragsarbeiten belegt war. Nun kamen noch handfeste, redaktionsinterne Gründe hinzu, weshalb Sie, liebe Leser, zukünftig wieder ihre hirneigene Grafikkarte für mein Geflüster bemühen müssen. Susanne brachte da eine 2. Ebene mit hinein, die selbst mich manchmal verblüfft hat.

In den letzten Kolumnen war ja bereits von Veränderung die Rede, und dass nicht immer alle in unserem Sinne sind. So auch hier. Dir auf jeden Fall lieben Dank, Suse, unser Teamwork hat mir mächtig Freude bereitet. Und den Lesern sei nochmal ihre Website doodle-icious.de zum Nachstöbern empfohlen. Bis nächste Woche also, stöbern Sie wohl.

Veränderung

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber doch hoffentlich nicht im Neuen Jahr, oder? Sind sie gut hineingekommen? Eher so mit Böllern und Raketen? Oder eher so mit gutem Essen und Trinken? Oder mit beidem? Aber höchstwahrscheinlich doch mit guten Vorsätzen.

Die meisten von uns möchten Dinge in ihrem Leben verändern. Ich z.B. habe mir fast die gleichen Sachen vorgenommen, die ich bereits für 2016 auf der Pfanne hatte, da ich sie 2015 nicht umsetzen konnte, obwohl ich schon 2014 keine Zeit dafür fand, und 2013 war auch zu stressig um die 2012 bereits aus 2011 kopierten Dinge umzusetzen. Und doch hat sich in dieser Zeit viel in meinem Leben geändert. Wir alle sind Produkte unserer Gewohnheiten und die sind bekanntlich hart zu brechen.

Und wenn einem schon zum Abschied von netten Menschen ein gut gemeintes „Bleib-so-wie-du-bist“ mitgegeben wird, wie soll man sich da noch aufraffen? Wird 2018 also ein anderes Jahr als 2017? Sicherlich. Werden wir uns ändern? Sicherlich auch; zwangsläufig, auch wenn wir es selbst manchmal nicht wahr haben wollen. Ob Veränderung immer in unserem Sinne ist, sei mal dahin gestellt. Aber dass sie stattfindet, ist Fakt, ob mit oder ohne unser Zutun. Bis nächste Woche also, bewegen Sie sich wohl.

Tanz

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; wie es aussieht, bereits zum 100. Male. Ein passendes Jubiläum für die Abschlusskolumne eines, vorsichtig ausgedrückt, interessanten Jahres 2017. Menschen meiner Generation (welcher nicht?) kennen das: kaum isses da, das Jahr, schon isses weg.

Die Zeit rennt einem mit zunehmendem Alter immer mehr davon. Kaum ist die letzte Rakete im Rauchnebel verglüht, werden schon wieder die neuen verkauft. Der Rhythmus der Jahreswechsel trommelt immer schneller auf einen herab. Während er im Kleinkindalter vorrangig als Langsamer Walzer einher kommt, wo die Spanne zwischen zwei Beats einen unendlich langen Zeitraum umfasst, wandelt er sich als Teenager zum Foxtrott; noch nicht allzu anstrengend, doch man freut sich schon aufs nächste Dinner for one.

Als junger Erwachsener erlebt man die Samba, in der man sich geschmeidig durch die Jahreszeiten bewegt, aber die einzelnen Steps immer mehr an Bedeutung verlieren, da dazwischen so viel stattfindet, was das Verstreichen eines Jahres zu einem puren Kalenderwechsel degradiert. Ganz unmerklich gehen wir in einen furiosen Jive über, welcher sich in einem: Wo ist nur das Jahr geblieben? manifestiert.

Und bevor wir uns versehen, befinden wir uns im Rock‘n‘Roll, bei dem Beine und Datumsblätter einem nur so um die Ohren fliegen. Das Leben ist ein kosmischer Tanz. Der alte Shiva hat es schon gewusst. Also darf ich Sie bitten für 2018? Oder ist Damenwahl? Bis nächstes Jahr also, tanzen Sie wohl.

Weihnachtsgeflüster

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; insbesondere jetzt, wo man allüberall in den Tannenspitzen goldene Lichtlein blitzen sieht. Dabei komm ich heut hoch vom Himmel her und bring euch gutes, neues Geflüster.

Alle Jahre wieder das gleiche Gedriss rund um den 24. Dezember: Christen, die lauthals Jubellieder singen, Christuskinder, die mit ihrem Segen in jedes Haus eindringen, Glöckchen, die im kalten Winter an der geöffneten Türe klingeln (obwohl ich dabei fast erfriere), Bübchen und Mädchen, die viele Gaben bekommen und erglühende Kerzen in den Stübchen, die fromme Herzen öffnen. Im Moment sieht es noch so aus, als ob am Sonntag Schnee leise rieseln würde, allerdings könnte auch Eisregen durch die heilige Nacht trommeln.

Dann würden Kummer und Harm nicht mehr still schweigen, wenn die Sorge des Lebens verhallt. Das traute, hochheilige Paar wacht einsam über den in himmlischer Ruh Schlafenden und der holde Knabe hat immer noch Stroh im lockigen Haar. Von fern und von nah tönt das Hallelujah der Engel dem Retter entgegen. Oh, wie lacht es aus des Sohnes göttlichem Munde, wenn es vom Kirchturm dröhnend zur Bescherung schlägt. Ich sattel dann mal meinen rotbenasten Rudolf und reite jingelnden Bells nach Bethlehem. Merry Christmas all together. Bis nächste Woche also, feiern Sie wohl.

Venedig

 

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber nicht bei der UNESCO. Die verleiht nämlich den Titel des Weltkulturerbes; und über ein solches möchte ich heute kurz parlieren. Ich meine Venedig. Bei der Suche nach einem Thema zur dieswöchigen Kolumne bin ich zufällig auf einen Bericht über La Serenissima gestossen.

Es gibt nicht viele Orte, in die ich wirklich verliebt bin. Venedig allerdings hat sich direkt beim ersten Besuch in mein Herz geschlichen. Im Gegensatz zum größten Teil der Touristen, die ab 9 Uhr auf dem Markusplatz einfallen und sich gegen 16 Uhr wieder verabschieden, durfte ich dort ein paar Tage in der Wohnung einer Künstlerfreundin logieren. Bei Nacht erst entfaltet sich der wahre Charme der Lagunenstadt.

Wenn Sie noch nicht dort waren, fahren Sie unbedingt mal hin. Da in unserer Region eh ein mediterranes Flair herrscht, plädiere ich dafür, ein wenig venezianische Lebensart einzuführen, zum Beispiel auf dem Rhein ein Vaporetto nach Bonn pendeln zu lassen (die Idee hatten übrigens schon Andere).

Karlottas wird zum Caffè Florian, auf dem toten Rheinarm dümpeln die Gondeln, das chronisch verstopfte Honnefer Kreuz wird zur Seufzerbrücke und Otto I. zum Dogen ernannt. Die Feuchtigkeit des Rathausfundamentes passt ins Bild. Bad Honnef, das Venedig vom Rhein. Aber dagegen wird wohl der Stadtrat von Nizza sein Veto einlegen. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

 

 

Refugees

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; nicht jedoch das gute Zusammenleben der Kulturen. Und da in der Vorweihnachtszeit gute Nachrichten gerne gehört werden, möchte ich an dieser Stelle Aktuelles über ein Honnefer Vorzeigeprojekt berichten, die Rhein Refugee Youngstars. Anfang 2016 ist diese Band hervorgegangen aus Musikern, die im Flüchtlingscafé „gecastet“ wurden und die durch einige jüngere Honnefer ergänzt wurden.

Von Beginn an wurde die Projektarbeit durch das Aalkönig Komitee unterstützt und von einem professionellen Bandcoach geleitet. Der Träger ist der in solchen Projekten erfahrene Stadtjugendring, geprobt wird jeden Donnerstag im Haus der Jugend. Die mittlerweile 10 Musiker aus verschiedensten Kulturkreisen haben bereits etliche Auftritte absolviert, u.a. bei einem Landeswettbewerb in Bochum, und sind nicht nur in der Musik zusammengewachsen.

Nachdem im Laufe des Jahres in den hiesigen Phonosphere-Studios der selbstgeschriebene Song „Reich mir deine Hände“ (Achtung, Ohrwurm!) aufgenommen wurde, geht kurzfristig die selbst konstruierte Website www.rheinrefugeeyoungstars.com an den Start. Dort findet sich auch ein aktuelles Video. Schnuppern Sie mal rein. Und soeben hat das Aalkönig Komitee dankenswerterweise entschieden, die erfolgreiche Arbeit 2018 weiterhin zu unterstützen. Reich mir deine Hände. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Drachenburg

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber sicherlich nicht in der jetzt beginnenden Adventszeit. Unser abendländischer Kulturkreis ist ja so von der Geburt Jesu geprägt, dass niemand sonst sich einer so ausgiebigen Geburtstagsfeier rühmen kann.

Im Vor- und Umfeld der Erlöserparty hat sich mittlerweile im wahrsten Sinn des Wortes ein riesiger Weihnachts-Markt entwickelt. Aber ausnahmsweise möchte ich an dieser Stelle mal nicht meine kritische Konsumkeule schwingen. Eine aktuelle, sehr lesenswerte Kolumne der Süddeutschen geisselt in diesem Zusammenhang das vorweihnachtliche (Fr)Essverhalten der Deutschen.

Ein leichter Blick den Bauch hinab verbietet mir allerdings auch hierzu eine passende Bemerkung. Wer im Glashaus sitzt … Nein, in puncto Weihnachtsmarkt sei mir ein Hinweis auf wohl einen der schönsten in der Region und darüber hinaus gestattet. Am 2.12. öffnet auf Schloss Drachenburg in Königswinter wieder die Einzigartige Weihnachtszeit, die ersten 3 Adventswochenenden, samstags und sonntags, jeweils von 12 bis 21 bzw. 20 Uhr.

Da gibt es nicht nur zu futtern und zu konsumieren, sondern auch ganz viel zu sehen und zu hören. Dazu ein einzigartiges Ambiente, Charles Dickens lässt grüßen. Ich bin dort übrigens die ganze Zeit anzutreffen, sogar im Kreise einiger Mitmusiker. Erkennungszeichen: hellgrauer Zylinder und dunkler Gehrock. Bis zum Wochenende also, hören Sie wohl.

Jamaika

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; auch und gerade in der politischen Diskussion. Deshalb ist wohl gerade auch die Jamaika-Koalition gescheitert. Wenn der Pegel der Unkultur steigt, geht halt die ein oder andere Insel unter. Warum nur hat sich die hohe Bundespolitik eigentlich kein Beispiel an Bad Honnef genommen?

Ein parteiloser Bürgermeister, der von einer parteiübergreifenden Mehrheit auf die Brücke des schlingernden Rathauses geholt wird. Natürlich ist auch bei uns nicht alles gut, unter der Hand findet sich mittlerweile schon die ein oder andere kritische Stimme. Aber bislang wurde noch meistens ein Konsens gefunden. Vor allem reden unsere Lokalpolitiker miteinander. Ob nun beim Eschi (wohl leider nicht mehr lange) oder dann an einer anderen vertrauenswürdigen Theke: Hoch lebe die Grafenwerth-Koalition.

Hoffen wir nur, dass durch den politischen Klimawandel unsere schöne Insel nicht dauerhaft überspült wird, die gelegentlichen Rheinhochwässer sind ja meist nur von kurzer Dauer. Aber erst mal sehen, ob unsere ewige Angie jetzt weitermacht. Ein parteiloser Bundeskanzler, das wär doch mal was, vielleicht sogar ein gebürtiger Jamaikaner. Marley statt Barley – und No woman no cry als neue Nationalhymne. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.