Adventskalender

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; deshalb möchte ich heute mal eine Lanze für den Adventskalender brechen. Wie? Sie meinen, da bin ich aber 2 Wochen zu früh? Gefühlt seit kurz nach Ostern liegen die Teile schon bei Aldi/Lidl/Netto, die ersten sind schon leer gefuttert.

Zu welcher Spezies Adventskalenderverschenker gehören SIE eigentlich? Zu den Fertigkäufern der austauschbaren 08/15-Pappe mit dem zuckerverseuchten Billigschokosurrogat oder der geschlechterspezifizierten Dinger mit 24 Biersorten für den Mann im Mann, 24 Parfümproben für die dufte Dame oder (political correct) 24 Parfümbieren für Transgender? Oder werden Sie gar selber kreativ und basteln einen? Vielleicht sogar mit Fantasie statt mit Kalorien? Wenn Sie damit jetzt noch nicht fertig sind, dann wird es langsam Zeit.

Vielleicht verschenken Sie 24 x 1 Stunde für ihre(n) Partner(in) oder für die Kiddies, mit Vorschlägen, was man zusammen machen kann. Zeit ist wertvoll und besonders zum Advent meist viel zu knapp. Zur Anregung googlen Sie z.B. mal: kultureller Adventskalender Bonn (warum eigentlich nicht Bad Honnef?), da finden Sie einige Beispiele aus (wer hätte es gedacht) dem Kulturleben. Machen Sie sich Gedanken, 14 Tage bleiben Ihnen noch. Forcieren Sie nicht immer das Übergewicht Ihrer Liebsten. Der übriggebliebene Discountermüll wird eh wieder zu Osterhasen eingeschmolzen. Bis nächste Woche also, basteln Sie wohl.

Trennung

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; insbesondere die Kultur des Abschieds oder manchmal auch die beim Abschied. Nein, ich rede jetzt nicht vom Sterben. Es geht um Trennung, vom Lebensgefährten oder von einem Freund. Was lange währt, muss nicht immer bis zum bitteren Ende gut sein.

Der Umgang mit dem Prozess des Auseinandergehens offenbart viele Facetten der Gefühle, keine Frage, und der, der geht, hat es meist leichter, als der, der bleibt. Aber auch in Trennungsfragen kann man eine Mindestform des Anstands wahren. Das fällt zugegebenermaßen nicht immer leicht. Wenn Liebesentzug droht, können langjährige, positive Gefühle schon mal ins genaue Gegenteil umschlagen.

Es kann einem grauen, wie ehemalige Partner oder beste Freunde aufeinander einschlagen können. Das braucht kein Mensch. Da kann man sich schon fast davor fürchten, neue Verbindungen einzugehen. Beziehungen gehören zum Leben dazu, wir sind schließlich alle soziale Wesen.

Aber vor allem funktioniert menschliches Miteinander nur, wenn beide Seiten dahinter stehen. Die Erfahrung zeigt, dass man sich nach einer Zeit des Abstands oft wieder fried- und liebevoll auf einer anderen Ebene begegnen kann. Oder anders ausgedrückt: einem regnerischen November folgt auch wieder ein sonniger Mai, vielleicht sogar schon im April. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Uhrendrehen

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; die Uhrzeit allerdings ist es nicht. Haben Sie letzte Woche auch wieder beim fröhlichen Uhrendrehen mitgemacht? Fast so spannend wie Flaschendrehen, nur mit weniger knutschen. Schon im Nachspann vom Rosaroten Panther hieß es doch immer: „Wer hat an der Uhr gedreht?

Ist es wirklich schon so spät? Stimmt es, dass es sein muss?“ So weit kann ich das jedes Jahr wieder unterschreiben. Nicht, dass ich zu den militanten Uhrenumstellgegnern zähle, aber bei open petition, wo man für fast jedes Wunschkonzert seine Orchestermusiker findet, gibt es gleich mehrere Initiativen, die Zeitumstellung abzuschaffen.

Argumente dagegen gibt es genau so viele wie dafür. Dabei wurde bereits erstmalig während des 1. Weltkrieges im Deutschen Reich 1916 eine Zeitumstellung eingeführt, um länger kämpfen zu können. Nach der Ausführung 1919 wurde sie abermals im 2. Weltkrieg 1940 an- und 1949 wieder abgeschafft. Anschaffen, abschaffen, einführen, ausführen, vor, zurück. Wat soll dä Driss?

Seit der Erfindung von Nachtsichtgeräten und hochauflösenden Drohnen wird weltweit eh rund um die Uhr gekämpft. Flaschendrehen kann man auch im Hellen, im Dunkeln wiederum macht knutschen mehr Spaß. Ich glaub, ich geh gleich noch ins Kino. Aber heute ist nicht alle Tage, ich dreh wieder, keine Frage. Bis nächste Woche also, drehen Sie wohl.

Spiele

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; im Gegensatz zum Spielen. Dabei ist spielen doch eigentlich Teil unserer Kultur und hat als solcher auch Einzug in unsere Sprache gehalten; sei es nun beim Berliner Koalitionspoker oder beim Rasenschach in der Münchner Allianzarena (Vorsicht, Doppelspiel!).

Dass ich hier in Bad Honnef im Mühlenweg wohne, ist in diesem Zusammenhang wohl eher eine Petitesse am Rande; und sage jetzt keiner, ich befände mich in der Zwickmühle. In unserem Rathaus spielen sie ja zur Zeit eher Mensch ärgere dich nicht, zumindest, was das Liegenschaftsamt betrifft. Kursaal und Verwaltungsbunker (um nur zwei Beispiele zu nennen) sind so marode, da bekäme man beim Monopoly von der Bank noch nicht mal mehr die Hälfte als Hypothek.

Mit den Renovierungskosten dürfte sogar der Herausgeber dieser Postille an der Theke seines Vertrauens die geneigten Zuhörer schocken. Wie sehr spielen sogar die Kultur beeinflusst, zeigt sich darin, dass 2018 die 7 Mountains Music Night bereits am Samstag, den 2. Juni stattfindet – wegen der kurz danach beginnenden Rasenballsport-WM in Russland. Gegen das Lieblingsspiel der Deutschen kannste halt nicht anstinken, noch nicht mal mit Kultur. Na gut, ist meine Sommerpause etwas länger. Mal sehen, ob ich ein gutes Reisespiel finde. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Feuilletonisten

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; es sei denn, sie steht in der Zeitung. Im sogenannten Feuilleton, welches hier in der Honnefer Wochenzeitung außer in meinem bescheidenen Beitrag auch in der Literaturkolumne meiner geschätzten Kollegin Franziska Lachnit seinen Ausdruck findet, werden bekanntermaßen die Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten des Lebens in erbaulicher Weise dargestellt.

Natürlich kann man sich immer wieder fragen, ob Kultur essentiell für die Menschheit ist, wo so viele weitere Probleme in der Bundes-, Landes- und Lokalpolitik zu lösen sind. Etwas Erbauung braucht der Mensch, erfahrungsgemäß lebt er nicht vom Brot allein. Apropos Feuilleton, wahrscheinlich ist mein Herausgeber jetzt etwas überrascht, dass ich diesen Begriff für unsere kleine Lokalpostille präge, das war ihm bislang wohl selbst so nicht bewusst.

Damit reiht sich die HWZ ein in eine Reihe mit so berühmten Printprodukten wie Süddeutsche, Zeit oder FAZ, die gleich ganze Redaktionen hochbezahlter Feuilletonisten beschäftigen. Hört sich ja schon etwas pompös an, der Titel. Das Feuilleton ist manchem geradezu der Inbegriff der abgehobenen Hochkultur. Eigentlich wollte ich es ja auch nur mal erbaulich erwähnen. Ich glaube, ich bleibe lieber bei der Kolumne, Abgehobene gibt es rund um den Drachenfels (und oben drauf) schon genug. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Post

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber natürlich nicht bei uns. Trari, Trara, die Post ist da. Ich meine, unsere Hauptpost ist da, wo sie länger schon ist, am Saynschen Hof. Lange genug stand sie ja auf dem Prüfstand und steht sie in ein paar Jahren wohl wieder. Aber bis dahin hat sie Zuwachs bekommen. An der Seite zur Bahnhofstraße, wo bis vor einer Weile noch einige Kleingewerbetreibende residierten, die ob der unsicheren Zukunft zwischenzeitlich ihr Domizil gewechselt haben, ist in die verwaisten Räumlichkeiten nun die Kunst eingezogen.

Unsere Leerstandsspezialisten der Künstlergruppe Ant!form haben sich ihre nächsten Objekte unter den vielgerühmten Nagel gerissen. Nachdem es mit einer kulturellen Nutzung des alten Kaisers-Gebäudes leider nichts geworden ist (ich gestehe, da habe ich in einem vergangenen Kulturgeflüster meinen groß gewachsenen Schnabel wohl ein wenig zu weit aufgerissen; die vagen, mündlichen Vorabzusagen wurden seitens des Immobilienbesitzers leider nicht in Schriftform gegossen – mea culpa), haben die Honnefer Aktivisten nun endlich wieder ein heimisches Domizil.

Unter den Motti „Hungertuch“, „Enpassant“ und „Look at me“ gestalten 3 verschiedene Künstler die Räumlichkeiten auf ihre Art. Schauen Sie mal rein, wenn Sie durch die Bahnhofstraße schlendern, die Post kann nicht nur gelb. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Herbstblues

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; allerdings sollten wir besonders in der üseligen Jahreszeit unsere Esskultur pflegen. Die Schlemmerabende, das neue Format unseres umtriebigen Centrums e.V., sind leider soeben für diese Saison zu Ende gegangen. Passend zum letzten Termin hatten alle Teilnehmer noch Glück mit dem Wetter, 20° + und die Füllung der Innenstadt hatte Stadtfestformat.

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, gerade wenn die Tage kürzer werden und man es in Gesellschaft ausüben kann. Doch leider war schon der Budenabbau am nächsten Tag von einem Temperatursturz mit schlagartig steigender Befeuchtung begleitet. Wohl dem, der sich in den warmen 4 Wänden verkriechen konnte.

Passend dazu streikte dann kurzfristig meine Heizung, laut meines dankenswerterweise umgehend erscheinenden Heizungsmonteurs ein weit verbreitetes Einstellungsphänomen der Steuerung in der Übergangszeit. So konnte ich denn bei langsam ansteigender Wärme mal wieder zur Gitarre greifen, um meinem Herbstblues Ausdruck zu verleihen. Aber schon ein Heißgetränk und ein leckerer Happen aus dem Ofen machten aus dem Herbstblues einen Oktoberlimbo.

Also achten Sie in der nächsten Zeit besonders auf die Füllung Ihrer Speisekammer, Ihre Stimmung wird es Ihnen danken. Wir treffen uns wieder zum Rudelfuttern auf dem Martini-Markt. Bis nächste Woche also, speisen Sie wohl.

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber nicht in unserem Reichstagskasperletheater. Die Aktualität der Anlässe lässt mich wieder mal die Niederungen der rheinischen Kommunalpolitik verlassen und einen Blick an die Spree riskieren.

Der Bogen von der lokalen Kulturkolumne in die Berliner Politszene ist zwar weit, das Thema allerdings bewegt in dieser Woche natürlich auch die Nachbarschaft. Was niemand zu glauben wagte: der braune Kasper ist wieder da. Ist das der Niedergang der deutschen Politkultur, wenn grandpa‘s favourites mit einem Achtel der abgegebenen Wählerstimmen ins Parlament einziehen?

Oder ist Deutschland einfach nur in der europäischen Realität angelangt, wie es die Presse in den Nachbarländern verlauten ließ? Auf jeden Fall haben wir Wahlhelfer uns am Sonntag wahrlich nicht darum gestritten, wer die Stimmzettel für die sogenannte Alternative auszählen durfte. Wenn der Spitzenkandidat schon Gauleiter -sorry- Gauland heißt und mit der Alice weidelt, na dann Petry Heil.

Man kann nur hoffen, dass die vergreiste Großmutter und der bajuwarische Wachtmeister gemeinsam mit dem gelben Seppel und dem grünen Krokodil die Kasperfraktion ins Leere klappern lassen; Räuberhauptmann Martin hat sich bereits in die Kulissen verabschiedet, aber ganz links am Bühnenrand lauert ja immer noch die rote Hexe. Bis nächste Woche also, kaspern Sie wohl.

Wahlkabine

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; gerade im Urlaub – oder gerade im Urlaub nicht? Für die meisten ist er wohl schon vorbei, aber ich bin ja, bedingt durch meine sommerlichen Aktivitäten, eher der späte Urlaubsvogel.

Gehören Sie eigentlich zu denjenigen, die ihren Urlaub zum Kulturlaub machen? Gelegenheit zu kulturellen Neuentdeckungen gibt es reichlich, egal ob im In- oder Ausland. Wenn man allerdings, so wie ich, jahrein jahraus in Sachen Kultur unterwegs ist, dann braucht man auch davon mal eine Auszeit.

Und da ich sehr oft auf Veranstaltungen und in größerer Gesellschaft weile, suche ich während meiner Ferien vorzugsweise die Einsamkeit. Während Sie diese Zeilen lesen, befinde ich mich also noch mitten im Nirgendwo. Einfach treiben lassen, ohne Weg und ohne Ziel. Ich bin da sicherlich keine Ausnahme.

Es gibt so einige Menschen, die während der schönsten Zeit des Jahres genau diese Zeit einfach so auf sich hinunter prasseln lassen und die Seele in den Wind hängen. Aber egal, zu welcher Klientel Sie gehören, abschließend hätte ich doch noch einen Wunsch an Sie:

Suchen Sie am Sonntag zumindest mal kurz die Einsamkeit und zwar die in der Wahlkabine. Trotz oder gerade wegen des „spannenden“ Wahlkampfes. Die Kultur der Demokratie ist eine der wichtigsten. Bis Sonntag also, wählen Sie wohl.

Politik

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; auch und gerade in der politischen Diskussion; und erst recht so kurz vor den Wahlen. Da dieser Tage die letzte Musik der 7 Mountains Reihe für diesen Sommer erklang, konnte ich mich als interessierter Staatsbürger auch mal wieder der hohen Politik widmen, wenn auch mehr unfreiwillig.

Zuerst etwas enttäuscht ob meines ausgefallenen Entspannungstatorts blieb ich am sonntäglichen Abend beim angeblichen Duell um die nächste Kanzlerschaft hängen: Angela vs. Martin, Schlagabtausch mit Sedativcharakter. Noch bevor ich als Internetnutzer zumindest den Karteireiter wechseln konnte, war mir schon der Mausfinger eingeschlafen. Die schnurrende Katze auf meinem Schoß tat das Ihrige hinzu, sodass mich alsbald eine 99%ige Körperlähmung ergriff, die leider kurz vor dem Trommelfell stoppte.

Unfähig zu einer wie auch immer gearteten (Er-)Regung, Mundhöhle und Augäpfel ausgetrocknet, hörte ich also zu, wie die Argumente der beiden Kontrahenten – sorry – Prohenten aufeinander einprasselten wie Pusteblumensamen bei Windstille; Langeweile verbürgt. Der Höhepunkt des diesjährigen Bundestagswahlkampfes der alten um die neue GroKo war in etwa so prickelnd wie unser neues Dachmarkenlogo, nur weniger umstritten. Bis nächste Woche also, schlafen Sie wohl.