Zu Tisch mit Martin Luther

Auf Initiative der sehr engagierten Pfarrer Britta Beuscher und Uwe Löttgen-Tangermann hatte die evangelischer Erlöserkirche in Bad Honnef zu einem Abend eingeladen, der das Jubiläum der Reformation einmal in einem ganz anderen Licht darstellte. Nicht nur in Kerzenlicht, weil die zeitgenössische Atmosphäre doch sehr ernst genommen wurde, auch inhaltlich war es ein Abend, wie er so im Hause Luther durchaus stattgefunden haben könnte.

Luther hatte einen großen Hof, der von seiner Frau Katharina von Bora vorbildlich geführt wurde – wie sonst hätten alle im Haushalt lebenden Studenten und Bediensteten und Gäste aus lokaler Politik und Wirtschaft Wittenbergs regelmäßig Speis und Trank in ausreichender Menge vorfinden können. So kamen schnell 40 bis 50 Personen zusammen. Die Tafeln im Hause Luther waren berühmt für ihre Qualität; nicht nur die körperliche, auch geistige Nahrung wurde in Form angeregter Disputationen bei Tisch gewährt.

Dies nachzustellen war Ansinnen dieses Abends. Gewandet in zeitgenössische Kleider empfingen Katharina von Bora (Britta Beuscher) und Dr. Martinus Luther (Uwe Löttgen-Tangermann) die Gäste zu einen Abend bei bester Speis und gutem Trunk zu anregenden Gesprächen. Ein kleines Schauspiel über dem Ehealltag bei Luthers eröffnete den Abend; es wurde den Gästen ein auch heute noch alltägliches Bild gezeigt, bei dem der Eine kocht, der Andere auch nach mehrmaligem Rufen immer noch nicht von scheinbar wichtigerer Arbeit zu Tisch folgt – sich aber dann über die kalte Suppe beklagt.

Danach eröffnete eine Lauchcremesuppe die Speisenfolge vom Buffet, das der „Mittwochskoch“ der Gemeinde, Warin Schneider sowie Brigitte Nerger und Ulrike Wecklein, in bester Manier nach zeitgenössischen Rezepten zubereitet hatten. Luthers Gäste konnten sich an Bauernbrot, Schmalz, Geflügel, Geselchtem vom Schwein und eingelegten Heringen laben, dazu Bohnen und Rüben, die damals zu jeder Mahlzeit dazu gehörten. Zwischendurch wurden immer wieder kleine Traktate von und Anekdoten über Martin Luther vorgetragen.

Dass Martin Luther ein Mensch war, der neben allem theologischen Bemühen um Erneuerung mit beiden Beinen im Leben stand, wurde nur zu deutlich an einem Zitat über sein Lieblingsgetränk: Wer kein Bier hat, der hat nichts zu trinken. (Stephan Maaß und Ruth Bläser)

LUTHERJAHR: 1848 erste Ev. Gemeinde in Bad Honnef

500 Jahre Ev. Kirche 1517 – 2017

Anschlag der 95 Thesen am 31. Oktober 1517 (Auszug)

1. Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße etc.. will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine (stete) Buße sei.

21. Daher irren die Ablassprediger, die da sagen, das durch des Papstes Ablass der Mensch von aller Strafe los und selig werde.

27. Die predigen Menschentand, die da vorgeben, sobald der Groschen im Kasten klinge, führe die Seele von Stund an aus dem Fegefeuer.

28. Das ist gewiss, sobald der Groschen im Kasten klingt, dass Gewinn und Geiz kommen, zunehmen und größer werden: die Hilfe aber und Fürbitte der Kirche steht allein in Gottes Willen und Wohlgefallen.

29. Niemand ist des gewiss, dass er wahre Reue habe; viel weniger kann er gewiss sein, ob er vollkommene Vergebung der Sünden bekommen habe.

62. Der rechte wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit Gottes.
—————————————————————————————————————

Die gotteslästerlichen Praktiken mit den „Ablassbriefen“

Es gab viele Ablassprediger in Europa; der bemerkenswerteste unter ihnen war der Dominikanermönch Johann Tetzel. Er war ein großer Geldeintreiber für Rom. Aber allen ernsthaften Menschen ein Greuel.
Die Ablassprediger verkauften die „Ablassbriefe“ des Papstes, wodurch den Menschen die Sünden von einem gewissen Zeitraum vergeben werden sollten. Es war ein „reines“ Geschäft, selbstverständlich ohne nachweisbare Sicherheiten. Niemand kann sich die Ewigkeit vorstellen. Schon die endliche Lebenszeit hier auf Erden mit einem Alter bis zu 120 Jahren ist seitenst zu erreichen.

Papsttum und Bibel Jesus Christus zwei grundverschiedene Welten

Julius II, einer aus einer langen Reihe von Päpsten, die kein Hehl aus ihrem politischen Engagement und ihren italienisch orientierten Interessen machten und sich wie weltliche Fürsten keinerlei Freuden und Vergnügungen versagten. Im Januar 1511 als Luther in Rom weilte, belagerte Julius gerade die Festung Mirandola.

Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef

Der Reformator Martin Luther starb 1546 und schon 1550 wurde in der
Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel, evangelisch gepredigt und das hl. Abendmahl in beiderlei Gestalt ausgeteilt 1683 baute man eine eigene Kirche. Sie existiert noch heute in der Hauptstraße / Ecke Zipperstraße. Im 19. und 20. Jahrhundert gründeten sich die Oberkasseler Tochtergemeinden: Bonn 1816, Siegburg 1836, und Königswinter mit Honnef 1848. 1811 war von Zastro einziger evangelischer Bürger von Königswinter, etwas später Veutgen.

Am 22.06.1848 entwickelte sich in Königswinter mit Honnef bei rund 50 Seelen, eine Evangelische Filialgemeinde von Oberkassel. 1849 versammelten sich die Menschen in Königswinter, Hauptstraße 33 im »Zilles` schen“ Tanzsaal als eigener Betsaal, wobei die katholischen Christen 100 Taler zur Einrichtung beisteuerten. Der Pfarrer von Oberkassel hielt 14tägig Gottesdienst.

1876 beabsichtigte die Filialgemeinde Königswinter – Honnef die Lösung von der Muttergemeinde Oberkassel. In der Sitzung des Presbyteriums vom 27. Februar 1876 lautete der Beschluss: „Die evangelischen Bewohner der Bürgermeisterei Königswinter sowie die evangelischen Bewohner der Bürgermeisterei Honnef werden aus dem Gebiet der Kirche und Pfarrgemeinde Oberkassel ausgepfarrt.“ Am 20.08.1876 konstituierte sich eine selbständige Pfarrgemeinde. Die Gemeinde Königswinter – Honnef hielt von 1876 – 1895. Am 01.07.1895 kam es dann zur Errichtung einer eigenen Pfarrstelle in Honnef. Dem folgte am 13.10. der Amtsantritt des Pfarrers Karl Röhrig. Nach der Grundsteinlegung für die neue
Kirche am 29.05.1899, feierte man am 02.12.1900 die Einweihung der
Evangelischen Kirche (jetzt Erlöserkirche). Jedoch die Einweihung der 1.
Evangelischen Kirche in Honnef (Kapelle in der Linzer Straße), fand schon am 26.04.1871 statt. 1900 an die jüdische Gemeinde verkauft, 1938 durch den Terror der Nationalsozialisten zerstört, heute Tankstelle.

1966 übernahm Pfarrer Theodor Heinemann den Pfarrbezirk Bad Honnef-Nord und Pfarrer Dr. Arnd Hollweg die 2. Pfarrstelle des Pfarrbezirks Bad Honnef-Süd. Die Protestantischen Kirchen feiern den Anschlag an die Wittenberger Schlosskirchentür als ihren Gündungstag. Im Rheinland (Oberkassel), entstand schon um die 1550er Jahre eine evangelische Gemeinde.

„Ein feste Burg ist unser Gott“ In diesem Sinne praktizieren 500 Jahre später, im Jahre 2017 die Bad Honnefer evangelischen Christen durch ihre Aktivitäten und

dem Zusammengehörigkeitsgefühl, eine lebendige Kirche. Nicht zuletzt verbindet die Pfarrerin Britta Beuscher und Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann mit dem Presbyterium eine besondere homogene Zusammenarbeit, dazu starkes persönliches Engagement. Besonders erfreulich ist das gemeinsame Miteinander der katholischen und der evangelischen Christen. Zur Ökumene: Die Menschen sind dazu bereit – die ideologischen Theologen lassen sich Zeit.

Heinz Willi Fleischhacker