BAD HONNEFER RESTAURANTBESUCH: Gilberts im Domkapitel Hof

Zu Tisch mit Helge Kirscht

Vor genau 10 Jahren übernahmen Angela und Rudi Gilbert das ehrwürdige Gemäuer aus dem Jahre 1601 und machten es zu einem der angesagtesten Restaurants in der Region. Genau: Region! Angela Gilbert sagt: „So schätzungsweise 80 Prozent unserer Gäste kommen aus Köln, Bonn, Linz, Mehlem, Bad Godesberg oder Königswinter“. Abends.

Mittags kommen viele Geschäftsleute aus den umliegenden Firmen und Institutionen, um die preiswerten aber leckeren Gerichte von der Tageskarte zu genießen. Bevorzugt in dem mediterranen Innenhof des Fachwerkhauses, der umgeben ist mit Feigen-, Oliven- und Kiwibäumen. An einer uralten, freigelegten Bruchsteinmauer rankt Wein in die Höhe, in der Mitte des Hofes plätschert ein Brunnen unermüdlich vor sich hin.

„Hier kann man ja ganz schön abhängen“, meint Musikprofessor Helge Kirscht, mit dem ich zum Mittagessen verabredet bin. Kirscht ist mitten drin in seinem Summer-Jazz-Festival, heute Heinbar, morgen Maritim Hotel in Königswinter, übermorgen Club Pseudonym. Läuft. Und in genau einem Monat findet seine achte 7 Mountains Music Night statt, „Und mein Adrenalin geht jetzt schon wieder heftig nach oben“. Kein Wunder. Eine Nacht (Samstag, 1.Juli ) mit 20 Konzerten in 16 Locations, in den Shuttle-Bussen, plus Rahmenprogramm am Freitag im Weingut Broel und Sonntag im Weinhaus Hoff.

In diesem Jahr sind zwei neue Veranstaltungsorte dabei, Konzeptstore Herzblut und das neue Restaurant Chamai. Angela Gilbert serviert Hähnchenbrust Milanese an Tomaten Penne Rigate, das Tagesgericht. Herr Kirscht bevorzugt Gambas zu einem leichten französischen Rosé-Wein. Angela Gilbert sagt: „Unsere Küche ist ein Resultat aus der klassischen französischen Küche gepaart mit saisonalen Lebensmitteln und nach Verfügbarkeit auch regionalen Spezialitäten.

Neben hochwertigen einfachen Gerichten bis hin zu exklusiven Menüs bieten wir immer verschiedene  Fisch-, Fleisch- und auch vegetarische Speisen an, um jedem Wunsch gerecht zu werden. Durch das geschickte Einsetzten von modernen Küchentechniken finden auch Elemente aus der Avantgarde  einen Platz in  unserer Küche“. In der Küche zaubert normaler Weise Rudi Gilbert, heute ist „De Tschieev“ allerdings unterwegs in seiner gleichnamigen Freizeitbadaußenstelle. „Wir sind Workaholics“ schmunzelt Frau Gilbert, „wir brauchen keinen Urlaub“.

Es scheint so. Im vergangenen Jahr haben die Gilberts bekanntlich die Freizeitbad-Gastronomie auf der Insel Grafenwerth kurzerhand mit übernommen. Aber nicht nur das: Gilbert ist zudem Dozent an der IUBH. Kochlehrer also. Seine Ausbildung hat er im Hamburger Plaza-Hotel absolviert. Ungefähr zur gleichen Zeit war seine Gattin im Berliner Grand Hotel Esplanade bereits „Chef de rang Service“. Neben den Fleisch-und Fischgerichten, Salat und Pasta, wird kanadischer Hummer aus dem Meerwasserbecken angeboten.

„Das gibt es wohl auch nicht an jeder Ecke“, runzelt Herr Kirscht völlig zu Recht seine Musikerstirn. Hier Hummer, US-Steaks, Dorade oder Gambas in vollendeter Form zubereitet und serviert. Und dort im Freizeitbad Fritten, Pizza und Curry-Wurst. Wie die Gilberts diesen Riesenslalom durch die Geschmackswelten schaffen, dazu mehr in der kommenden HWZ. Herr Kirscht? „Schreib noch, dass ich mich sehr darüber freue, dass meine Hauptsponsoren bei der 7 Mountains Musik Night wieder mitmachen. Nämlich die BHAG, Gaffel und Sion und gleich vier der im Rat der Stadt Bad Honnef vertretenen Parteien. Und ganz neu die Beefer“. bö

Bad Honnefer Restaurantbesuch: Chamai

Foto: Clemens Chamai (o.) Carsten Schmitz (u.) 

Zu Tisch mit Carsten Schmitz im Chamai

Er heißt Schmitz. Carsten Schmitz. Dennoch gehört er nicht zum kölschen Hochadel. Nein, Herr Schmitz kommt aus dem Pott, genauer, aus Oberhausen. Sein Vater Hänschen Schmitz gehörte mit seinem Fisch-Spezialitätengeschäft zu den letzten Oberhausenern Originalen. Sohn Carsten wollte nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten, er übernahm nicht das elterliche Fischgeschäft, sondern das Hotel Weinhaus Hoff in Rhöndorf.

Und hier schließt sich der Oberhausener Kreis: Fischrestaurantbesitzer Werner Chamai war Kunde bei Schmitz Senior, sein Sohn Clemens übernahm im April das Restaurant Weinhaus Hoff und versah es mit seinem Namen: Chamai. In Oberhausen gehörte das Chamai zu den angesagtesten Adressen im gesamten Revier. In Rhöndorf fügt es sich nahtlos ein in die Liste der gehobenen Gastronomie mit den feinen Adressen Caesareo, Dom Kapitelhof oder Haus im Turm. Chamai´s Vorfahren stammen aus Frankreich, die Liebe zur französischen Küche wurde 1975 nach Oberhausen importiert und ist nun in Rhöndorf angekommen.

Vom Nachbartisch höre ich lobende Worte: „ So eine tolle Bouillabaisse habe ich zuletzt in Marseille gegessen. Einfach wunderbar“. Diese typisch französische Fischsuppe mit gegartem Speisefisch und Meeresfrüchten ist in der Tat ein Highlight auf der Speisekarte von Clemens Chamai. Herr Schmitz sagt: „Ich finde es bewundernswert, wie der Clemens traditionelle französische Küche so frisch aufpeppt, als wäre sie eben erst erfunden worden“.

In der Tat. Denn wir alle wissen: Die gute alte Bouillabaisse wurde erstmals Anfang des 16.Jahrhunderts in den Geschichtsbüchern erwähnt.  Natürlich ordern auch wir die Fischsuppe als Vorspeise. Ein bekannter Fernsehkoch, Björn Freitag, würde die legendären Worte hauchen: „Richtig lecker“. Nach dem Klassiker werden Riesengarnelen gereicht und Zanderfilet. Ursprünglich. Ohne fette Saucen, die den Geschmack verzerren.

Zander schmeckt nach Zander, die Garnelen schmecken auf den  Zauberpunkt zubereitet, saftig, knackig, frisch. Zauberwort frisch. Zauberwort Frankreich. Der frische Fisch kommt vom Pariser Fischmarkt direkt nach Rhöndorf. Die Zutaten wie das Gemüse kommt von den Märkten aus der Region. „Ich habe kein großes Lager, also ist alles was ich anbiete, immer ganz frisch“, meint Clemens Chamai.  Herr Schmitz bestätigt das, und er wirft einen ungeheuerlichen Satz in den frisch renovierten Gastraum: „Oberhausen könnte auch zum Rheinland gehören. Wir sind da auch immer so fröhlich“.

Ein Kölsch bitte. So ein Satz muss ertränkt werden. Im Chamai ist die Weinkarte, wie es sich für einen Weinort gehört, endlos lang. Aber, es gibt auch frisch gezapftes Gaffel Kölsch. Und Pils. Der Gastraum auf zwei Ebenen lädt ein zum Genießen und Verweilen. Im Eingangsbereich, rund um die Theke, ist Platz für ein Feierabendbierchen. Frischer Fisch in allen klassischen Variationen ist der Clou im Chamai. Aber es gibt selbstverständlich auch Fleischgerichte vom Rind oder Kalb.

Meine Meinung: Ich finde den Mut und die Kochkunst von Clemens Chamai bewundernswert. Er kommt aus wohlbehütenden Kreisen von Oberhausen in die verwöhnte Gastronomiehauptstadt Rhöndorf. Weil sein Freund Carsten Schmitz ihn rief. Nun ist er da. In den ersten Wochen seit der Eröffnung im April war das Restaurant überwiegend komplett ausgebucht. Chamai hat eine Nische gefunden: Fisch! Vor 50 Jahren hat Franco Soravia die Stadt erobert, vor 30 Jahren Nico Tucci. Zeit für eine neue gastronomische Eroberung. Und einer, der Franco und Nico von Anfang an unterstützt hat, ist nun Stammgast im Chamai: Dirk Koch. Ein gutes Omen. bö

Bad Honnefer Restauranttests

Sie gehörten zu den Klassikern. Die ultimativen Restauranttests in der Honnefer Volkszeitung, in der Honnefer Sonntagszeitung und letztendlich auch in der Bad Honnefer Wochenzeitung. Geliebte, gelebte Tradition. Unvergessen die Restaurantbesuche mit meiner großartigen Kollegin Gudrun von Schönebeck. In den vergangenen Jahren gab  es leider nur noch vereinzelte Besuche mit wechselnden Partnern. Beispielsweise mit Timm Schmidt, Lucie Leyendecker oder Claudia Lennartz. Das soll sich nun ändern. Denn: Nicht wenige Leser fordern uns quasi energisch dazu auf. Also tun wir es wieder: Wir gehen für Sie essen und trinken, damit Sie wissen, wo es sich lohnt, einmal die eigene Küche kalt zu lassen. Es gibt wahrlich schlimmeres, zugegeben. Zur Erinnerung hier nachfolgend die letzten Restaurantbesuche aus dem Jahre 2015. In der kommenden HWZ stellen wir Ihnen das neue Restaurant „Chamai“ in Rhöndorf vor. bö

Zu Tisch mit Lucie Leyendecker

Angefangen habe ich mit den Restauranttests in der Honnefer Volkszeitung. Und weil das so schön nahrhaft war, habe ich bei der Honnefer Sonntagszeitung gleich damit weiter gemacht. Dort mit der Kunst-und Kulturgöttin Gudrun von Schönebeck. Das war spannend, nicht nur für mich, sondern natürlich auch für die Gastronomen. Ich weiß nicht mehr, vor wem die Restaurantbesitzer mehr Angst hatten, vor der Adeligen oder vor dem Kölschbanausen. Es hat auf jeden Fall viel Spass gemacht. Offensichtlich auch den Lesern, denn ich werde heute noch, über zehn Jahre danach, von etlichen Mitmenschen darauf angesprochen. Also hat mich mein Aufsichtsrat wieder auf die Restaurant-Tour durch Bad Honnef geschickt. Erstes Ergebnis: Es hat sich fast gar nichts verändert, in der Gastronomie-Landschaft vor unserer Haustür. Gut, ein „Spanier“ kam und ging, und ein „Sion-Brauereiausschank“ eröffnete und schloss ganz schnell wieder ab. Im Markt3 wechselten die Besitzer, ja, das war´s. Zur Partnerwahl: Ich habe vor, jedes Restaurant mit einem anderen „Mittester“ zu besuchen, da meine adelige Kollegin nun nicht mehr zur Verfügung steht. Im La Bruschetta treffe ich mich mit Lucy Leyendecker, der Koordinatorin des Generationenprojektes vom Bündnis für Familie. Sie sagt: „Generationenprojekte“ sind Strukturen, Einrichtungen und Angebote, bei denen der generationenübergreifende Gedanke im Vordergrund steht. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Zusammenhalt zwischen den Generationen stärken, Unterstützungsstrukturen zwischen den Generationen festigen und die Bereitschaft zum Dialog und zur Übernahme von Verantwortung unter den Generationen fördern“. Soweit , so gut. Ihr Blick schweift durch den Gastraum. Sie deutet auf die Treppe im Eingangsbereich. Sie sagt: „Man kann nicht immer alles haben“. Zwei junge Damen sorgen für einen reibungslosen Service. Hausherr Mekavj Abdel Mohsen strahlt die Ruhe und Gelassenheit aus, die seine Stammgäste so sehr lieben. Er kennt sie alle, und weiß was sie bevorzugen. Ohne unnötig viele Worte wechseln zu müssen. Frau Leyendecker und ich ordern Pinot Grigio, eine große Flasche Wasser und Rinderfilet an pikanten Spaghetti. Der Wein ist perfekt gekühlt, die Spaghetti sind wahrlich pikant, das Steak ist marzipanzart. Alles richtig gemacht. Frau Leyendecker überlegt, ob das Restaurant auch kindertauglich ist. Wir fragen den Chef. Er sagt: „Natürlich“. Wir arbeiten die Testkriterien ab: Location, Erscheinung, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Wohlfühlfaktor, Qualität der Speisen und Getränke, Timing, Preis/Leistung, Sauberkeit. Frau Leyendecker zeigt bei jedem Punkt mit dem Daumen nach oben. Dr. Dr. Stein Tveten schaut vorbei. Nein, wir müssen noch nicht geliftet werden. Glück gehabt. Das La Bruschetta ist der Klassiker der italienischen Esskultur in Bad Honnef. Gründungsvater Gianfranco Soravia befindet sich zum Zeitpunkt unseres Besuchs im wohlverdienten Urlaub. bö   

Zu Tisch mit Claudia Lennartz

Zum 30sten Geburtstag des „Rheingold“ hat er seinem Restaurant eine neue Küche und eine neue Bestuhlung inklusive Sonnenschirme auf der Terrasse spendiert. Und eine großartige Idee umgesetzt: In die ehemalige Lounge zog das „Eisatelier“ ein. Somit ist der „Urlaubsort“ an der Rheinpromenade perfekt. Mediterrane Küche, riesige Terrasse, Eisdiele. Ein Hauch Kroatien mit Rheinblick. Dejan Bibic übernahm das Restaurant 2005 von seinen Eltern Bosko und Barica Bibic, die eben vor 30 Jahren die Küche des Balkans in die Stadt brachten. Sohn Dejan, Küchenmeister und Hotelbetriebswirt, gab der Speisekarte nach und nach internationalen Feinschliff. Zu den Balkangerichten gesellten sich Fisch-, Fleisch- und Pastaspezialitäten. Auf der Wochenkarte findet der Gast zudem wechselnde asiatische Gerichte, oder eine üppige Folienkartoffel. „Die Lust am kochen, tüfteln und ausprobieren ist bei mir nach wie vor sehr stark ausgeprägt, denn bekanntlich isst das Auge ja mit“. Ich, ein bekennender Grilltellerfan, besuchte das Restaurant in der vergangenen Woche mit meiner Kosmetikerin Claudia Lennartz, die in diesem Jahr auch schon ihr 15stes Berufsjubiläum in der Stadt feiert. Da Schönheit ja irgendwie auch durch den Magen geht, bestellen wir gesundheitsbewusst Salate zu Schollenfilet und Riesengarnelen, beides garniert mit gedünstetem Gemüse. Das Rheingold gehört zu den wenigen echten Ausflugslokalen in Bad Honnef. Bei den ersten Sonnenstrahlen, wie in der vergangenen Woche, bevölkert sich die Terrasse im Nu mit Ausflüglern aus der Region zwischen Köln und Koblenz, aber auch Einheimische finden traditionell den Weg in die Rheinpromenade. „Zu mir kommen immer noch Gäste, die sich vor 30 Jahren bereits bei meinen Eltern wohl gefühlt haben“, sagt Bibic Junior nicht so ganz ohne Stolz. Frau Lennartz ist glücklich mit ihrem Schollenfilet, „wie bei Muttern“, meine Garnelen mit Knoblauch erinnern mich an schöne Sommerabende auf Mallorca. Perfekt. Es muss nicht wirklich immer der Grillteller sein. Oder doch? Frau Lennartz schaut auf den noch leeren Jachthafen, „wenn bald alles wieder grün ist, dann gleicht das hier einem kleinen Paradies“. Zu den Testkriterien: Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, der Chef berät und serviert persönlich, Wohlfühlfaktor, Preis-Leistung, Qualität, da geht der Daumen von Frau Lennartz blitzschnell nach oben. Das Restaurant ist unbedingt familien-gruppen-und seniorentauglich. bö