`n Joy: Gesang als Brücke

Einmal quer durch Deutschland ist der Gospelchor der evangelischen Kirche „‘n Joy“ aus Bad Honnef gereist. Das Ziel am verlängerten Fronleichnamswochenende: die evangelische Partnergemeinde der Honnefer Protestanten in Potzlow in der brandenburgischen Uckermark zu besuchen und eine alte Partnerschaft aufzufrischen.

 Nicht nur das Wetter spielte mit: Die 50 Sängerinnen und Sänger um Chorleiter Johannes Weiß erlebten eine herzliche Aufnahme und große Gastfreundschaft, genossen die frühsommerliche Landschaft der Uckermark mit ihren Badeseen und besuchten die polnische Großstadt Stettin mit ihrer modernen Philharmonie, dem Oder-Hafen und den Baudenkmälern aus preußischer und deutscher Zeit.  Sehr aufschlussreich und spannend waren die Gespräche mit Potzlower Bürgern über ihre DDR-Erfahrungen und die teilweise bitteren Erlebnisse nach der Wende. Insgesamt, so der Eindruck der Bad Honnefer Sängerinnen und Sänger, wächst das Selbstbewusstsein der Uckermärker wieder.

 Immer wieder erwies sich der Gesang als Brücke: Ob beim spontanen Flashmob für ein polnisches Brautpaar im Stettiner Schloss oder als Dankeschön für eine interessante Stadtführung des stellvertretenden Bürgermeistes durch die Kreisstadt Prenzlau, in der eine Landesgartenschau neues Bürgerbewusstsein entstehen ließ.

Höhepunkt der Reise war ein `n-Joy-Konzert in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Feldstein-Kirche von Potzlow. Eine halbe Stunde vor Beginn ging ein heftiges Gewitter über dem Ort nieder. Die alte Kirche mit ihren dicken Mauern verwandelte sich in einen Schutzraum, in dem eine dichte und fröhliche Atmosphäre entstand. Selbst der Black-Fööss-Song vom kölschen Stammbaum riss die Zuhörer von den Sitzen.

Sonderlich lebendig war die Partnerschaft zwischen den beiden Kirchengemeinden zuletzt nicht, wie Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann einräumt: Zu DDR-Zeiten pflegte jede evangelische Gemeinde eine Partnerschaft mit einer Gemeinde im Osten. Solche Beziehungen waren seit den 60er-Jahren eine wichtige Klammer zwischen den beiden Deutschlands. Geldspenden, religiöse und theologische Bücher gingen von Bad Honnef durch den Eisernen Vorhang, und persönliche Kontakte erwiesen sich – im Rückblick – als Nährboden für die Einheit. eb