Unterstützung wird noch immer gebraucht

INTEGRATION: Engagement auf allen Ebenen   Teil 2

Das Integrationskonzept der Stadt Bad Honnef gilt als vorbildlich. Obwohl die Kommune, wie alle anderen auch, zu Beginn der Flüchtlingswelle im Jahre 2015 quasi ins „eiskalte Wasser geschubst“ wurde. Klares Ziel des Konzeptes ist es nach wie vor, vorhandene Unterstützungsangebote transparent zu machen, so dass Informationen über Hilfe zur Integration besser zugänglich und damit die Inanspruchnahme erleichtert werden. Das Konzept zeichnet sich dadurch aus, dass es alle Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen eine eingeschränkte Teilhabemöglichkeit haben, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, einbezieht. Ziel ist es, Integration in Bad Honnef als ein selbstverständlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens umzusetzen. Und das hat funktioniert. Damals zu Beginn mit 500 Zugewanderten und heute noch mit zirka 250 anerkannten Geflüchteten, die weiterhin umfassende Hilfe bei der Integration erhalten. Koordiniert, organisiert und betreut wird die vom Fachdienst Soziales und Asyl der Stadt (Leitung: Nadine Batzella, Telefon 02224/184-194, nadine.batzella@bad-honnef.de) und derzeit rund 60 ehrenamtlichen Bürgern.

Ein wichtiger Bestandteil ist dabei die Sprache, ohne die Integration absolut nicht funktioniert. Ganz nah dran am „Puls“ der Asylanten sind Felix Trimborn und Jessika Voss. Sie koordinieren das ehrenamtliche Engagement in Bad Honnef-Tal, beispielsweise Kurse für Frauen mit Kindern, Integrationskurse, oder sie vermitteln die Geflüchteten, die ein tägliches Sprachkursangebot wünschen, für die also ehrenamtliche Kurse zu wenig sind, zum Integrations-Point in Troisdorf. Wichtig, neben der Sprache, ist für Geflüchtete fernab ihrer Heimat natürlich das Selbstwertgefühl jedes Einzelnen. Auch das wird individuell unterstützt und gefördert. Trimborn: „Grundsätzlich sagen wir: Jeder muss etwas machen, wenn nicht gerade gesundheitliche Gründe dagegen sprechen: Schule, Sprachkurse, gemeinnützige Arbeit, Ausbildung oder feste Arbeit. Beispiel: Gemeinnützige Arbeit: Wir haben die Möglichkeit zu gemeinnütziger Arbeit zu verpflichten: Beim Bauhof, in unseren Unterkünften, aber auch bei sozialen Einrichtungen in unserer Stadt (Marienhof, Haus Rheinfrieden). Dies wurde 2016, als es noch nicht so viele Sprachkurse gab, deutlich mehr genutzt. Beispiel Minijob: Die optimale Kombi zum Sprachkurs, um Selbstbestätigung über die Arbeit zu bekommen, um eigenes Geld zu verdienen und um Kommunikation zu üben“. Unter den Ehrenamtlichen, die die vielen kleinen individuellen Sprach- und Nachhilfekurse geben gibt es bereits einen Geflüchteten, der mittlerweile so gut ist, dass er anderen Deutsch-Nachhilfe gibt.

Stolz sind Trimborn und Voss auch auf „ihre Schützlinge“, die hier bereits Abitur gemacht haben oder eine Lehre absolvieren. Ganz klar im Fokus stehen in Bad Honnef die vielfältigen Integrationsprojekte. Trimborn: „Anfangs stand dabei der Aspekt der Freizeitbeschäftigung für Geflüchtete im Mittelpunkt – das wird nun mehr und mehr – auch entsprechend dem Integrationskonzept, auf alle Bürger der Stadt ausgeweitet“. Herausragend: Das Internationale Café in Aegidienberg und im Talbereich. Die Holzwerkstatt (bald neu im Talbereich im Menzenberger Stadion) unter Leitung von Toni Stamnas. Kochprojekte in Aegidienberg und im Talbereich, Fußballtraining auf der Insel Grafenwerth, die Fahrradwerkstatt, Am Spitzenbach 23; Leitung: Helgi aufm Kampe und Reinhard Brix. Die Internationale Nähstube, Leitung Frau Meyer auf der Heide; Gewinner des Integrationspreises im RSK.

Die Internationale Plauderrunde auf deutsch; Leitung: Bianca Jarisch und die Starthilfe mit Sigrid Hoeffken. Ein grandioses Netzwerk. Trimborn: „Die meisten Ehrenamtlichen haben sich 2015 gemeldet, aber es kommen auch immer noch neue hinzu. Aufgaben wandeln sich. Anfangs waren es die Patenschaften, nun sind es viel speziellere Aufgaben. Derzeit arbeiten unsere Ehrenamtlichen aktiv als Paten, Erstbegleiter, Leiter bzw. Helfer/innen von/bei Projekten/Angeboten, Sprachlehrer, Nachhilfelehrer, Dolmetscher, Öffentlichkeitsarbeit (badhonnef-hilft.de; Newsletter)“. Dennoch bestehe weiterhin Bedarf an Nachhilfelehrern für Kinder und Azubis, pensionierten Handwerkern, die bereit sind Sozialarbeit zu leisten, Betreuung und Begleitung psychisch Erkrankter zu Behördenterminen oder Freizeitangeboten, schnellen Hilfen bei Fahrten zu Ärzten und/oder Behörden. Jeder, der Interesse hat in der Flüchtlingsarbeit mitzuarbeiten, der sollte sich melden. Felix Trimborn und Jessika Voss haben wunderbare Aufgaben zu vergeben. Aber eben auch „Problemfälle“ zu bearbeiten. Eine hohe Anzahl an traumatisierten und psychisch Erkrankten. Perspektivlosigkeit von abgelehnten und eigentlich ausreisepflichtigen, meist jungen Männern, die Arbeitsverbot haben, aber noch nicht abgeschoben werden können bis hin zur Wohnungssuche für anerkannte Geflüchtete. bö

Foto:

Felix Trimborn und Jessika Voss koordinieren das ehrenamtliche Engagement in Bad Honnef-Tal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert