Wein – Der Jahrgang 2017

Die zwei elementaren Fraktionen der Deutschen unterscheiden sich in einer Frage grundsätzlich. Biertrinkern gibt das Wetter vor allem den Ort der Verrichtung vor – Biergarten outdoor oder Theke indoor. Weintrinker leben deutlich und umfassend wetterfühliger. Nicht, dass Bier nicht von der Qualität des Hopfens und der Gerste abhinge. Doch das Produkt Wein reagiert sensibler auf klimatische Einflüsse. Es weist substantiell viel größere Schwankungen auf, die alljährlich für sehr unterschiedliche Menge, Güte und Charaktereigenschaften sorgen. Immer vorausgesetzt, dass Fass und Flasche jeweils von kundiger Hand auf geeignetem Terroir befüllt werden.

Wie in den letzten Jahren berichtet die HWZ auch im Sommer 2017 vom Drachenfels. Diesmal fragten wir Winzer Karl-Heinz Broel. Der Rhöndorfer bearbeitet die Bereiche rechts, wenn Sie zum Drachenfels hinaufblicken. In seinem Keller fielen weinselige Entscheidungen schon, als Konrad Adenauer noch nicht dort mit Kumpanen konsumierte und die aktuelle Republik erfand.

„Was man heute schon sagen kann: In diesem Jahr liegt die Akzentuierung auf der Menge.“ Karl-Heinz Broel freut sich. „Endlich mal wieder ein voller Herbst!“ Voller Herbst heißt reiche Ernte. Selbst wenn mancher Kollege das nicht ganz so rosig sieht, scheint auch diesem mindestens ein normaler Ertrag gesichert, sofern keine wirklichen Tragödien mehr passieren. Wie der kürzliche Hagelschlag gut hundert Kilometer südlich. Verknappung jedenfalls ist bisher kaum zu befürchten.

Die ersten Beeren werden gerade jetzt durchsichtig und weich. Das ist ein Grad für die Reife. „In diesem Jahr liegen wir acht Tage vor dem langjährigen Durchschnitt.“. Wofür der sonnige Frühsommer so nachdrücklich sorgte, dass auch die folgenden Regenwochen nicht alles ruinieren konnten.

Die Qualität betreffend gibt es noch keine Hiobsbotschaften. Im Gegenteil sind die Aussichten offen. Zwei Faktoren nennt Karl-Heinz Broel für gute Resultate: eine ausgiebige Phase stabilen Hochdrucks im September für Ausreifung und Finish – sowie gern bald trockeneres Wetter. „Damit die Trauben gesund bleiben.“ Und nicht platzen, denn bei Überangebot von Wasser durch dauernden Regen ziehen die Beeren immer weiter Feuchtigkeit, werden prall und praller – bis ihr Fassungsvolumen erreicht ist und die Haut bersten muss.

So bleiben 2017 bei allen Unwägbarkeiten gute Chancen. Auf genügend Wein, auf guten Wein. Der sonnige Frühstart des Jahres lässt auf eine gründliche Ausreifung hoffen. Entsprechende klimatische Umstände sind für die nächsten Monate auch tatsächlich prognostiziert. Das Zusammenspiel der einzelnen Aspekte mag kompliziert bleiben wie eh und je – doch im August sah es in anderen Jahren durchaus bereits schwieriger aus. bh

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