Belgien

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wo gehobelt wird, da fallen Späne, heißt es. Oder: Jedem kann mal ein Fehler passieren. Bei Zeitungen ist das natürlich besonders schlimm. Denken wir an die gefälschten Hitler-Tagebücher im Stern. Oder an Überschriften die nicht wirklich zum Text passten. Fehler passieren eben.

Jetzt, nach 17 Jahren Zeitung in Bad Honnef, ist uns auch ein Fehler unterlaufen. Ich schiebe das mal auf mein fortgeschrittenes Alter, und bitte um Vergebung. Zur Geschichte: Unsere freien Mitarbeiter und ich reichen die Texte, die hereinkommen, bei unserem begnadeten Grafiker ein. Der verteilt die Beiträge auf die beschaulichen acht Seiten. Freiräume kennzeichnet er schön bunt mit sogenanntem „Blindtext“, damit wir Schreiberlinge wissen, wo, wieviel noch fehlt. Dazu eine Meldung, die mir jetzt ganz gut in den Kram passt:

„Ein Teil der Frühausgabe der „Berliner Zeitung“ ist am Dienstag unvollständig erschienen. Anstelle eines redigierten Artikels über das Landesamt für Gesundheit und Soziales erschien ein unvollständiger Entwurf, der teilweise mit Blindtext aufgefüllt worden war“. Das passiert halt schon mal. In der letzten Ausgabe der HWZ ist uns das auch passiert. Ausgerechnet auf dem Titel. BLINDTEXT steht da über dem Artikel „Wachstum“ als Textspitze. Wahrscheinlich wird das niemand bemerkt haben, aber es wurmt mich doch ganz heftig. Für alle, die es bemerkt haben, sage ich:

Da hätte AUFSCHWUNG stehen müssen. Oder so ähnlich. Die „Berliner Zeitung“ stellte nach der Panne fest: „Dem Leser sei kein weiterer Schaden entstanden“. Ich hoffe, das geht Ihnen auch so. Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe keine „Kammer“ mehr in Holland bekommen, so sitze ich nun in einem Strandpavillon an der belgischen Nordseeküste. Auch nicht so schlecht. Aber: In Belgien fehlt mir die holländische Leichtigkeit des Seins. Aber hier gibt es eben die legendären belgischen Fritten.

Die ganz dicken Dinger. Ich zitiere: „Längst gelten Fritten in Belgien nicht mehr als ein „Arme Leute-Essen“. Die knusprigen, goldgelben Kartoffelstäbchen sind aus der belgischen Küche nicht wegzudenken und gehören wie Pralinen und Bier zum kulturellen Erbe der Nation“. Also ganz ähnlich wie in der Heimat Bad Honnef. Trotzdem fehlen mir hier in Belgien die original holländischen Meidje. Aber das bringt mich ja auch nicht weiter. Wenn ich farbigen Blindtext übersehe, dann übersehe ich wahrscheinlich  auch alle anderen Reize. Sie merken, verehrte Leser, ich bin stinksauer auf mich.

Mag die „Berliner Zeitung“ ruhig Fehler machen, aber wir doch nicht. Ein belgisches Meidje spaziert am Strand vor meinen Augen vorbei. Das Leben macht doch noch einen Sinn. Zumindest für die müden Augen, die doch noch nicht alles übersehen.Gut zu wissen. Sie merken, für einen Schreiberling heißt Urlaub auch Arbeit. Es muss ja weiter gehen. Möglichst ohne Blindtext. Ich lese jetzt völlig entspannt ein Buch am Strand, nein, einen Thriller von Adler Olsen: „Selfies“. 596 Seiten. Mal schauen, ob  ich da auch ein wenig Blindtext entdecke…

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