Berghütte

Die hölzerne Terrasse der Berghütte ist vollgestopft mit Tischen, Bänken, Stühlen und Gästen. Die Sonne haut ihre Hitze auf die Terrasse. Nur hier und da wirft ein Schirm wohltuenden Schatten. Die Aussicht allerdings ist grandios: Unverstellter Blick über schneebedeckte Bergspitzen und andererseits schwindelerregend hinab ins Tal.

Dünn schlängelt sich der Gebirgsbach, und Häuser erscheinen einer Modelleisenbahnlandschaft entsprungen zu sein. Aber statt Gebirgsbachrauschen hört man nur ein chaotisches Stimmengewirr unterschiedlichster Sprachen – kaum auseinanderzuhalten. Zwischendrin die Kellnerin, die die Bestellungen laut preisgibt und nach dem passenden Empfänger ruft. Endlich bringt sie das Bier!

Es zischt und verdampft quasi im trockenen, heißen Mund. Kalt, nass und würzig! Kurz darauf wird auch die bestellte Mahlzeit serviert: Bauernbrot mit Schmalz und grünem Salat. Deftig und sättigend! Das Brot ist frisch und mit krosser Kruste, das Schmalz hausgemacht und fettig, der Salat knackig und mit seinem säuerlichen Dressing eine geschmackvolle Ergänzung zum Schmalzbrot. Darüber vergisst man glatt die tosende Geräuschkulisse – Das Bier kühlt die Kehle. Das Mahl beruhigt den Magen.

Und das Gemüt lässt sich entspannt zurückfallen. Die Anstrengung des Aufstiegs in der sommerlichen Hitze ist beinah vergessen; lediglich die Waden erinnern noch daran. Sie sind verspannt, und ihnen wird am nächsten Tag mit Sicherheit ein ausgewachsener Muskelkater beschert sein. Am Nachbartisch wird geraucht.

Zigarettenrauch hoch oben in der klaren Gebirgsluft – eigentlich ein Frevel. Aber vor Jahren wäre das eher verführerisch als abstoßend gewesen. Jetzt Augen schließen. Satt sein. Ein halbes Glas Bier steht da noch – Genuss verheißend. Angenehmer Halbschatten. Beine ausstrecken und die Seele baumeln lassen. Dann steht der Abstieg bevor! Franziska Lachnit (2016)

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