Das Aalkönig-Komitee ist eine Marke

ENGAGEMENT: Initiativen in Bad Honnef (7)

Helmut Kloss hatte von Fischer Jansen den Aalschokker Aranka gekauft. Wenn schon das kleine Dorf am Honnefer Hafen zunehmend sein Gesicht verlor, so sollte wenigstens Aranka bleiben. Denn die ist mehr als ein Boot. Sie macht etwas her. Berichtet von einem wesentlichen Teil des Honnefer Werdens und Wachsens. Das schien Kloss, Mitbegründer des hiesigen HIT-Markts, wichtig.

Doch so ein schon recht großer Kahn braucht permanente Pflege. Weil er vor sich hin rottet. Helmut Kloss fragte seine Freunde, und es begann der große Ratschlag. Aranka sei doch das Wahrzeichen von Bad Honnef. Das echte Wahrzeichen. Signal für ein Stück Heimat. Symbol für all das, was 15 Jahre später in der „Dachmarke“ kulminiert. Die Stunde fundamentaler, purer Philosophie hätte schlagen können – doch dafür war der Freundeskreis zu praktisch veranlagt. Die Parole hieß, Aranka „über Wasser halten“ zu wollen.

So erinnert sich Friedhelm Ost, zuvor in den späten Achtzigern Bonner Regierungssprecher und jetzt Honnefer. 25.000 Euro sollte der Werftbesuch kosten. Ost, seinerzeit auch „Krautkönig von Wersen“ bei Osnabrück, übertrug die royale Grundidee ins Rheinland. Recht unproblematisch, gab es hier doch Schützenkönige, Wein- und Rosenkönigin sowie zahlreiche Prinzen mit und ohne verwandtschaftliche Beziehungen untereinander.

Ein modernes Märchen erfand sich von selbst: Mönche auf Nonnenwerth fingen Aale, ernannten Potentaten, begründeten damals jetzt nützliche Tradition. Irgendwie stellte sich fast alles als quasi-korrekt heraus, mehr oder weniger. Nur, dass die Inselmönche Nonnen waren. Diesmal wurde es in der Tat philosophisch. Es entstand der Plot für ein Fest, der Aalkönig war geboren.

Wolfgang Clement, damals Superminister und Freund, gab den ersten Regenten. Michael Holmer Gerdes steuerte als Hoteldirektor den Kursaal bei und sagte: „Das wird schon klappen.“ Die Sause brachte den gewünschten Erfolg, Aranka konnte in die Werft, das Fest wurde perpetuiert. Schon in der zweiten Auflage erwirtschaftete es Gewinn. Jetzt hieß das Motto: „Aranka bringt Hilfe.“ Im Fokus der Unterstützung standen nun Sozialprojekte im Jugendbereich. Bis heute gute 400, mit mehr als 400.000 Euro Spendengeldern.

Verdienstvolle Absichten profitierten. 2015 kam der Rekord von 50.000 Euro zusammen und half im Geiste der Honnefer Willkommenskultur für Flüchtlinge bei Jugend-und Integrationsprojekten. Seit 2014 war Gewaltprävention Thema, 2016 gründeten sich die „Rhein Refugee Youngstars“ als gemeinsame Band junger Migranten und einheimischer Nachwuchsmusiker. Die Reihe der Beispiele lässt sich fortsetzen, ihre Vielfalt ist überzeugend. Ab 2008 gibt es dokumentierte Festschriften. Der amtierende 14. Regent Wolfgang Bosbach, MdB und deutscher Talkshow-Patriarch, übergibt am 13. Oktober an Dr. Eckart Eckart von Hirschhausen. Der wird es ganz anders machen, aber nicht weniger wortgewaltig.

Nebenbei durfte Aranka ein weiteres Mal in die Werft. Genau am heutigen Escheinungstag der HWZ feiert der Aalschokker seinen 100. Geburtstag. Am 10. September, dem bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, wird Aranka versuchen, wie im letzten Jahr fast 500 Besucher in Wechselschichten an Bord zu nehmen. Als Träger des Gesamtengagements fungiert inzwischen der Verein „Aranka e.V.“ mit fast hundert Mitgliedern. Dem Mann und Frau beitreten können.

„Aranka e.V. begreift sich als Bürgerinitiative.“ Friedhelm Ost lässt da keinen Zweifel. Man wolle sich für die Stadt einsetzen, stets rund um die Jugend als Fokus. Es besteht gute Hoffnung, denn Ost weiß Projekte langfristig und nachhaltig zu kreieren. Das von ihm entworfene ZDF-Wirtschaftsmagazin Wiso läuft seit einer gefühlten Ewigkeit. „Das habe ich 1982 auf die Antenne gelegt.“ bh    

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