„Das ist ein gutes Gefühl“

INTEGRATION: Engagement auf allen Ebenen   Teil 3

„In der Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und die eigene Familie haben sich im Lauf der Jahrhunderte Millionen von Migranten auf den Weg gemacht“, daran erinnerte Papst Franziskus erst kürzlich wieder. Jesus Christus selbst habe den dramatischen Auszug von Flüchtlingen erlebt, als er mit seinen Eltern nach Ägypten floh. Die Geschichte der Menschheit ist also damals wie heute eine Flüchtlingsgeschichte. Jeder Flüchtling aber ist mehr als eine zusätzliche Arbeitskraft, mehr als ein weiterer Steuerzahler und Finanzier der Renten. Er bereichert uns kulturell und spirituell.

Schon vor 2.000 Jahren überlebte der Emigrant aus Nazareth nur, weil seine Eltern mit ihm vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten geflohen sind. Sein Leben und seine Lehre wurden eine Bereicherung für die ganze Welt. Zu unserer Zeit ist der charismatische Religionsführer Dalai Lama zum »spirituellen Lehrer der Welt und zum großen Vorbild für Toleranz« (Barack Obama) geworden, nachdem er 1959 aus Tibet nach Indien geflohen war. Die ganz großen Ereignisse der weltweiten „Flüchtlingsgeschichte“ werden sich nicht wiederholen lassen, dennoch prägen sie nach wie vor unser Leben, besonders in den Kommunen. Wie in den ersten beiden Folgen (HWZ 687 und 689) bereits beschrieben, ist Bad Honnef bei der Flüchtlingsthematik besonders gut aufgestellt, „weil sie sofort von Bürgermeister Otto Neuhoff zur Chefsache erklärt wurde“, meint Hotelier Carsten Schmitz aus Rhöndorf.

„Ich war 2015 auch ganz neu hier und ich war total begeistert von dem ausgeprägten Engagement der Stadtverwaltung und der vielen Bürger“. Das kannte Schmitz aus seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, nicht wirklich. Angesteckt von der Welle der Hilfsbereitschaft kümmerte sich Schmitz, in Absprache mit der Stadtverwaltung, fortan um die Belange der Flüchtlinge, organisierte Gerätschaften und Möbel und lernte ganz schnell das bürgerschaftliche Netzwerk sowie die „unfassbare“ Willkommenskultur in der Stadt kennen. Aber: „Ich habe auch sehr schnell festgestellt, dass für diese Menschen neben all den vielen Möglichkeiten, die sie in dieser Stadt haben, eins ganz besonders wichtig ist, nämlich Beschäftigung und damit soziale Anerkennung.

Den ganzen Tag nur „abhängen“ macht depressiv. Gut, einige, besonders jüngere Migranten, nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau. Anfangs. Wenn sie dann selber merken, wie wichtig das ist, dann ist das Thema schnell vom Tisch“. So arbeiten immer wieder Migranten im Hotel „Weinhaus Hoff“, das er mit „meiner Chefin“ Ehefrau Inga leitet. „Das ist ganz nebenbei ein Glücksfall für uns, denn Mitarbeiter für die Gastronomie sind aktuell sehr rar gesät. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, obwohl es auch heute noch große Unterschiede gibt. So sprechen manche perfekt deutsch, andere hingegen kaum. Viele waren in ihrer Heimat eben nicht auf einer Schule“. Aber: „Alle sind glücklich und zufrieden, die Arbeit macht ihnen sichtlich Spass, ob in den Zimmern, in der Küche oder im Garten. Und unser Lohn ist definitiv das schöne Gefühl, Gutes zu tun“. So funktioniert eben die Willkommenskultur. bö                        Fortsetzung folgt    

Foto: Mustafa Faqiri, Carsten und Inga Schmitz und Alem Asmerom

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