„Ein magischer Ort“

ERINNERUNGEN: Als Hermann Joseph Nolden vor 33 Jahren auf die Insel kam. Die Geschichte des Rheincafés.   Teil 2

1986 übernahm Hermann Joseph Nolden mit einem überzeugenden Konzept den gastronomischen Betrieb im Rheincafé auf der Insel Grafenwerth und eröffnete dort einen Biergarten, um die Insel touristisch aufzuwerten. Das gelang. Besucherscharen aus dem gesamten Rheinland strömten auf die Insel. Mitten im Sommer 1990 sah sich die Stadtverwaltung auf Druck von SPD und Bürgerblock gezwungen, den Biergarten zu schließen. Das sorgte für massive Empörung in der gesamten Region und so wurde die Schließung letztendlich wieder aufgehoben. „Und das war auch gut so“, erinnert sich Nolden: „Damals gab es noch keinen einzigen Biergarten zwischen Koblenz und Bonn direkt am Rhein“.

Nach den Querelen mit der Politik nahm das Geschäft in und um das Inselcafé gewaltig Fahrt auf. „Es war und ist schon eine Herausforderung in den Sommermonaten um die 600 Besucher zu versorgen“. Und nicht nur das. Während sich im Biergarten überwiegend junge Leute tummelten, wurde im Rheincafé über viele Jahre lang „Sterne-Küche“ angeboten. „Damals galt es durchaus als sehr angesagt, auf der Insel zu speisen“. Abgearbeitet wurde die komplette Bandbreite. Von Hochzeits-,Weihnachts-, und Geburtstagsfeiern bis hin zu Betriebsfeiern, Ausstellungen oder Konzerten. „Und das Geschäft lief bis 2010 wie ein Uhrwerk. Alle waren zufrieden, Politiker wie Gäste.

Über allem schwebte Hermann Joseph Nolden, im wahrsten Sinne des Wortes, denn er wohnte jahrelang in der Wohnung über dem Restaurant. „Ich habe mich quasi rund um die Uhr um das Café und den Biergarten gekümmert. Morges um 8 Uhr raus, und Nachts um 2 Uhr ins Bett. Jeden Tag“. Nun könnte man sagen, „Marmor, Stein und Eisen bricht, nur unser Inselcafé nicht…“: Aber: „Früher hatten wir mit dem Inselbiergarten ein Alleinstellungsmerkmal. Heute gibt es entlang des Rheins unzählige Biergärten. Früher standen die Aushilfskräfte Schlange. Heute bekommst du eher selten vernünftiges Personal. Und: Früher gab es kein Smartphone. Heute gilt dem Wunderwerk die allerhöchste Aufmerksamkeit. Bei Mitarbeitern und Gästen“.

Dennoch: „Die Menschen wollen magische Orte besuchen. Die Insel gehört zweifelsfrei dazu. Dabei ist es völlig egal, welches Bier sich im Ausschank befindet, oder wie lang die Bratwurst ist“. Nolden wird es wissen. Nach 33 Jahren verlässt er nun den magischen Ort. Ab dem 1.Januar 2019 übernimmt ein neuer Pächter das Inselcafé samt Biergarten. Dem Vernehmen nach sind sind zwei Bewerber in der engeren Auswahl. Wie auch immer. Vor ein paar Jahren sagte Nolden in einem Gespräch mit der HWZ: „Das Rheincafé war meine ganz große Liebe“. Trotzdem ist er mindestens zweimal „fremd gegangen“. Noch während er mit der Insel leiert war, übernahm er die Gastronomie auf dem Drachenfels und die Villa Leonhard in Königswinter. Davor lagen Abstecher nach Bonn und Linz. Nun kann Nolden entspannt vom zweiten magischen Ort in der Region, dem Drachenfels, auf die Insel herunterschauen, und sich an die turbulenten Zeiten dort erinnern. bö

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