ZUKUNFT: Was Rektor Stefan Rost in St. Josef wirklich will:
„Eine gute Schule bauen“
Die Zeit ist eine andere. Hätte vor zehn Jahren ein Visionär vorausgesagt, Bad Honnef werde seine Bildungslandschaft mit einer Katholischen Gesamtschule arrondieren – er hätte mehr als ein Glaubwürdigkeitsproblem gehabt. Auch vor drei Jahren noch waren sich Stefan Rost als Realschulrektor und Otto Neuhoff als wahlkämpfender Kandidat ihrer gemeinsamen Ambition bewusst, als sie sich zum ersten Mal begegneten und den Plan erörterten. Und heute ist alles real. Sankt Josef wird völlig neu errichtet. Mindestens dreizügig und mit Option auf einen vierten.
Die HWZ interviewte Schulleiter Stefan Rost: „Auf allen Seiten hat sich viel geändert.“ Ein Diözesanadministrator, der für frische Lösungen offen war, gefolgt durch den neuen Kardinal Rainer Maria Woelki. Eine neue dynamische Stadtspitze, die die Suche nach Lösungen in den Fokus stellt. Geblieben ist der dringende Bedarf. „Wir haben lange beobachtet und uns dann entschlossen: Wir machen was. Worauf sich bald die Frage stellte: Sanierung oder Neubau?“ Nach der Priorisierung des Neubaus wurde die erste Kalkulation von 22 Millionen Euro seriös überarbeitet und auf 30 Millionen korrigiert. Nicht ohne Stolz weiß der Rektor: „In Köln steht das Projekt ganz oben auf der Agenda. Wir wollen eine gute Schule bauen. Eine Schule in der Stadt mit kurzen Wegen, eine Schule für die Stadt.“
Die klare Gangart führte in der Tat und überraschend zügig zu einer konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit von Stadt und Bistum. Neuhoff nennt sie „ausgezeichnet.“ Das Verhältnis war zuvor „nicht spannungsfrei“; zu sehr verunsichert hatten der verpasste dritte Zug wegen Nicht-Erfüllung der „Konfessionsquote“ von 75 Prozent sowie der Verlust einiger sonstiger kirchlicher Honnefer Institutionen in wenigen Jahren. Die rasante Veränderung kommentiert Stefan Rost bescheiden: „Das ist jetzt ein guter Prozess. Wir kooperieren gut mit dem kommunalen Schulamt, dem zuständigen Ratsausschuss und dem Siebengebirgsgymnasium. Das gilt für die Sachebene und oft auch die persönliche zu den Akteuren.“ Dies gelte auch für andere, alltägliche Bereiche. So gäbe es seit geraumer Zeit einen Runden Tisch aller Schulen der Stadt zu den Neuen Medien. „Ziel ist hier die Erarbeitung die von Empfehlungen und einheitlichen Regularien.“ Was erst der Anfang sei, denn mit dem Sibi werde die Kooperation ausgeweitet.
Zweifellos profitiert die Lebensqualität in der Stadt. Das tut sie zu guten Konditionen. „Bad Honnef erhält eine neue Schule. Eher noch ein nagelneues gutes Schulzentrum. Es geht um eine wirklich große Investition, für die nicht der kommunale Haushalt aufkommen muss.“ Das trifft zu. Ist dies nun ein Wandel in der Haltung der Diözese zu einer bestimmten Kommune? Doch eher trifft es Rosts: „Wir reden über eine Schule im Süden des Bistums, das auch Unkel, Rheinbreitbach, Erpel und Bruchhausen umfasst. Was nicht mit den Landesgrenzen zusammenfällt. Aus Königswinter kommen vor allem Kinder der Tallage, Aegidienberger Schüler bilden eine Schnittmenge zwischen Oberpleis und Sankt Josef.“ Diese spezifische Art Interkommunaler Zusammenarbeit kann stilbildend wirken und Vorbild sein.
„Wir orientieren auch und gerade auf Schüler, die Empfehlungen unterhalb der gymnasialen mitbringen.“ Das passe in die Zeit und durchaus auch zu Erzbischof Woelki oder Papst Franziskus. 108 Mädchen und Jungen haben sich zum ersten Jahrgang der neuen Schulform angemeldet – 68 davon aus Bad Honnef. 70 kamen mit einer Empfehlung für Realschulen, 22 für Gymnasien, 14 für Hauptschulen und 2 mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Inklusion soll zukünftig groß geschrieben werden. Es gilt ein Vorrecht für Kinder mit nicht-gymnasialer Empfehlung, welches bereits im ersten Anlauf gut umgesetzt werden konnte.
Das Projekt befindet sich gut im Zeitplan. 2020/21 soll es abgeschlossen sein. Zuerst werden die Gebäude im Südosten abgerissen – auf dem Foto der Bereich oben rechts. Dabei handelt es sich um Turnhalle, Tagungshaus Magdalena, Aula, Mittagsbetreuungsraum und alte Kapelle. Nach Erstellung des Neubaus ziehen die Klassen in diesen um, und auf dem Gelände der bisherigen Realschule entsteht eine Zweifachsporthalle. Dass diese nachmittags und abends auch Vereinen offenstehen wird, ist genauso zusätzlicher infrastruktureller Nutzen für die Stadt wie Ausbau und Aufwertung gleich mancher öffentlicher Verkehrsräume in der Umgebung.
Bleibt für die Zukunft ein letztes augenfälliges Manko in der Bad Honnefer Bildungslandschaft: Aegidienberg mit seinen fast 9.000 Einwohnern hat noch immer keine weiterführende Schule. Hier kann Sankt Josef nicht helfen. Auch nicht mit einer Dependance, denn eine solche geben weder das Konzept des Bistums noch die Zahlen des Schulentwicklungsplans her. Stefan Rost: „Ich denke, wir sind gut beraten, uns auf das Projekt in seiner heutigen Gestalt zu konzentrieren. Mit aller Kraft für eine gute Schule.“ bö/bh
Für weitere Informationen:
Tag der Offenen Tür in Sankt Josef
Samstag, 5. November, 10 – 13 Uhr