Gender-Sternchen

Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Sprache wird derzeit mächtig „verhunzt“. Lockdown, Shutdown und aktuell Flockdown beherrschen die Schlagzeilen. Und, ganz schlimm, ist auch das „Gender-Sternchen“. Dazu schon mal zwei Lesermeinungen: „Lieber Herr Böndel, das ist kein Leserbrief, nur eine Anmerkung. Vielleicht habe ich es bisher überlesen – aber heute war ich schon erstaunt, als ich in Ihrem Blatt dieses schreckliche Gender-Sternchen mehrfach entdeckte. Das war doch hoffentlich nur ein Versehen? Es wäre zu schade, würde auch bei Ihnen unsere schöne deutsche Sprache so gequält und verhunzt. Es ist ja schon unerträglich, wenn mittlerweile Nachrichtensprecher das Sternchen „sprechen“. Von den Eskapaden des Dudens gar nicht zu reden“. Und: „Diese Sternchen sind total bescheuert! Nicht nur, dass sie unser Sprachbild und Leseempfinden extrem stören, bedeuten sie doch gegenwärtig nur das äußerliche Glattbügeln von verkrustetem Gedankengut. Dieser ganze Genderkram und die queere-Bewegung (oder wie das alles heißt!?), was uns derzeit überrollt, mag ja vielleicht ein Anfang von „Wir sind alle Menschen!“ sein. Aber momentan sehe ich das eher als weitere Ab- und Ausgrenzung. Die Jugend sieht das anders. Und da die Jugend die Zukunft ist, wird vielleicht „am Ende“ alles gut ….“ Zwei Meinungen. Ich bin gespannt auf ihre Meinung. Und nun zu unserem arg verblüfften Innenstadtversteher Georg Zumsande: „Herr Pinkwart (amtierender Aalkönig und NRW-Wirtschaftsminister) wurde kürzlich in den Nachrichten zitiert, dass wir alle durch seine Unterstützung gut durch die Pandemie gekommen sind! Hab ich da was verpasst“? Nein, lieber Georg, du hast nichts verpasst. Politiker müssen so reden (Wahlkampf). Wir hören das doch täglich in den Talkshows: Politik und Realität passen nun mal nicht mehr zusammen. Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer schrieb kürzlich: „Wir werden von „Trotteln“ regiert…wohin man auch schaut, nichts funktioniert, nichts geht zusammen…“ Und wenn etwas funktioniere, dann hätten wir das den Kommunen zu verdanken. Also uns. Der Lockdown wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Vereinzelung wird zur ersten Bürgerpflicht. Doch zugleich befreit uns das Virus aus vielen der bisherigen Abhängigkeiten. Denn der „pandemische Mensch“ ist gezwungen, sein Leben möglichst autonom zu organisieren, seinen Einkauf, seinen Kontakt zu Arbeitgeber und Kunde, seine finanziellen und kulturellen Transaktionen, seine politische Kommunikation und seine Partnerwahl, womöglich bald auch seine Sexualität. Durch den Zwang des kontaktfreien Lebens erfährt das Mobiltelefon wieder einen unfassbaren Aufstieg – vom digitalen Assistenten zur Kommandozentrale des eigenen, des eigenständigen Lebens. Für alle Unternehmer bedeutet das wohl: Produkte und Dienstleistungen, die sich nicht durch das Mobiltelefon organisieren lassen, befinden sich auf der Verliererseite. Gut also, dass alles schon erfunden wurde, um dieses „neue, kontaktlose Leben“ zu ermöglichen. Quasi aus der Not heraus. Aber, die Einsamkeit wird uns zermürben. Krank machen. Wir fürchten uns vor der weiteren sozialen Isolation. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen und braucht physische Kontakte wie das tägliche Essen und Trinken.  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert