Geschenkt

Heute habe ich meinen Pickup gewaschen. Einen dunkelroten „Chevy Cameo“. Tolle Karre – echt irre! Geschwungene Formen; Spiegel, Stoßstangen und Zierleisten – alles verchromt. Alles „Vintage“, wie man heute so sagt. Große Ladefläche und im Cockpit ausreichend Platz für mindestens drei, vielleicht sogar vier Personen. Echt tolle Karre! Dieses Auto war schon lange mein Traum.

Zusammen mit dem Traum nach Unabhängigkeit, einem einfachen Leben auf weitem, ursprünglichem Land … Bei meinem Pickup kann ich die Türen und die Ladeklappe öffnen, aber ich kann mich leider nicht hineinsetzen und entspannt das Lenkrad schwingen, um über das weite Land zu streifen. Mein Pickup ist ein Spielzeugauto – „Made in China“ – gerade mal 14x 6x 6 cm groß. Und nur durch meine Wunschträume gewinnt es manchmal eine reale Größe und Funktion. Immerhin wurde mir mit diesem kleinen Spielzeugauto ein Herzenswunsch zumindest teilweise erfüllt!

Und das auf zauberhafte Art: Mein Sohn verfügte in seinen Jahren als Kindergarten-Knirps über einen wahrhaft großen Fuhrpark an Spielzeugautos und Baustellenfahrzeugen. Auf dem „Straßenteppich“ – in Kitas und Wartezimmern von Arztpraxen sehr beliebt – ließen wir die Autos kreisen. Hier wurde eine Baustelle eröffnet; dort pesten die Sportwagen. Immer wieder kamen andere Automobile ins Spiel. Auf einmal hielt ich den dunkelroten Pickup in Händen und ließ leise verträumt verlauten „So ein Auto hätte ich gerne!“ – „Mama, das schenke ich Dir; Du kannst es haben!“ Wow! Geschenkt … der Pickup … einfach so! In dem Moment war es egal und ist es heute noch, dass es nur ein Spielzeugauto ist. „Made in China“ – Was soll’s?! Dieser Pickup war ein besonderer Wunsch, der auf besondere Weise in Erfüllung gegangen ist. Franziska Lachnit (2019)

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