Schlaf

Sommernächte in unserer Straße sind anstrengend. Das Fenster ist geöffnet, um der drückend heißen Zimmerluft die Chance zu geben, zu verschwinden oder sich mit Frischluft zu mischen.

Leider will sie nicht hinaus, die stickige Luft, und auch kein erfrischender Luftzug will herein. Stattdessen aber die Geräusche aus der Nachbarschaft: Das Einsatzkommando des Rettungsdienstes bezieht lautstark seinen Posten: Gespräche, Lachen, Radiostimmen.

Nicht spannend, aber laut! Und schon bald wird ihr Einsatz verlangt: Ein Dieselmotor dröhnt; man gibt Gas und braust in die Nacht hinein. Das Blaulicht winkt in mein Fenster; an der Kreuzung ertönt das Martinshorn. Schon wieder was passiert! Immerhin ist nebenan vorläufig Ruhe eingekehrt.

Jetzt aber gehen die Hundehalter mit ihren Liebsten eine letzte Runde um den Block. Wenn dabei ein revierbewusster Hund auf einen streitsüchtigen Artgenossen trifft und daraufhin ein weiterer Kläffer aufwacht, wird es laut. Ich ziehe mir genervt die Decke über die Ohren. Langsam wird es still. Ich entspanne, sacke in die Tiefen des Schlafs und die Abenteuer meiner Träume: Wasser tröpfelt von der Zimmerdecke. „Oh Nein!“

Ich wache auf. „Nicht schon wieder ein Wasser-Traum!“ Die Uhr sagt: kurz nach zwei. Jetzt kehrt der Rettungswagen zurück und rangiert mit „Piep-Piep-Piep“ in die Garage. Ich versinke wieder in untiefen Schlaf, träume lebhaft von einer Verfolgungsjagd. Laute Stimmen dringen plötzlich zu mir: besoffen und liebeshungrig. Wieder wache ich auf. Es ist kurz vor vier. Die Lallenden bleiben ausgerechnet vor meinem Fenster stehen! „I need a boyfriend!“ schreit ein Mädel.

Ich denke: „Kommt Männer dieser Stadt! Und nehmt euch das lüsterne Weib!“ – Keiner kommt. Irgendwann findet dieses nach Hause und ins einsame Bett. So wie ich seichten Schlaf finde. Kurz darauf steht die Katze vor meinem Bett mit dem flehentlichen Miau, dass sie unbedingt jetzt Freigang benötigt. Ich stehe auf, erfülle meinen Job als Türöffner. Am Himmel steht schon die Morgendämmerung, und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Franziska Lachnit (2016)

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