Selbst schuld!

„Hotel Mama? Nicht mit mir!“ – Das dachte sie vor einigen Jahren. Und jetzt? Jetzt ist sie Köchin, Zimmermädchen, Putzfrau, Wäscherin, Autoverleih und Handwerker. Gelegentlich sogar Krankenschwester, Masseuse oder Psychotherapeutin. Also „all inclusive“ hier bei Mama! Wie es dazu kam? – Vor vielen Jahren, als die Kinder noch wirklich Kinder waren, hat sie natürlich auch all diese Tätigkeiten ausgeübt.

Damals war sie außerdem noch Chauffeur! Als die Kinder noch Kinder waren, erfüllte sie damit ihren Traumjob. Sie hat alles selbstverständlich und von ganzem Herzen getan. Wenn Sohn oder Tochter zuversichtlich fragten: „Mama, kannst Du das reparieren?“ – und das konnte sie in den meisten Fällen! – war sie mit Stolz erfüllt. Wenn es darum ging, ein Kind plus ein paar Freunde von A nach B zu chauffieren, war sie bereit – per Dienstplan mit den anderen Muttis: Mama-Sorglos-Bereitschaftsdienst!

Wenn die Kleinen krank waren, kümmerte sie sich liebevoll und brillierte mit einem bewundernswerten Repertoire von angelesenen medizinischen Kenntnissen. Das machen Mamas so! Der gesamte Haushalt steht unter ihrer Fittiche. Aber inzwischen sind die Kleinen nicht mehr klein, sondern volljährig. Und was hat sich damit geändert? Nichts!

Mama kocht, räumt auf, putzt, wäscht, verzichtet auf ihr Auto, und repariert nach wie vor alles. Gelegentlich steht sie mitfühlend am Krankenbett, holt Medikamente aus der Apotheke, bereitet Wadenwickel, kocht Tee. Sie streichelt Verspannungen weg und hört nächtelang zu, wenn die Seelen Qualen leiden. Ist das jetzt immer noch ihr Traumjob? Vielleicht … Aber einen Teil ihres Jobs hat sie im Laufe der Zeit offensichtlich übersehen: das Lehren, das Übergeben und das Loslassen. Selbst schuld, wenn sie sich jetzt nach wie vor für alles verantwortlich fühlt. Franziska Lachnit (2019)

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