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Haushalt

Bürgermeister Otto Neuhoff brachte den Doppelhaushalt für die Jahre 2019 und 2020 in den Bad Honnefer Rat ein. Ein zwar formaler Akt, aber von hoher Wichtigkeit und Bedeutung. Er informierte über die grundlegende Ausrichtung, begründete, legte die Perspektiven für die Stadt dar. Diskutiert wird dann später, nachdem die Fraktionen das Präsentierte beraten haben.

Bad Honnef hat es geschafft, sich aus der sogenannten Haushaltssicherung zu befreien. Das heißt, dass die Stadt wieder selbst Beschlüsse fassen darf zu Investitionen in Bereiche, die nicht absolut verpflichtend und genehmigt sind. Das ist gut so, dafür haben die Bürgerinnen und Bürger höhere Gebühren und Steuern auf sich genommen.

Bad Honnef will erhalten, was es an Werten und Qualität besitzt. Nicht mehr nur Tafelsilber verkaufen und über die Verhältnisse leben. Auch diese Orientierung ist gut und richtig.

Risiken existieren. Renovierungen wie an Rathaus oder Kursaal, Sanierungen von Straßen und Infrastruktur allerorten, Notwendigkeiten für Schulen und andere Einrichtungen. Vielleicht steigen auch die Zinsen wieder, was die Rahmenbedingungen verschärfen würde. Gut, dass dies im Detail verdeutlicht und gelistet ist.

Kritik, ob der Haushalt präzise genug informiert, leicht genug zu lesen und nachzuvollziehen ist, folgt später. Allerdings bleibt es vorerst beim Doppelhaushalt; so wird Geld gespart und nur alle zwei Jahre das ganz große Besteck herausgeholt. Vorteile, die so verlorene Flexibilitäten als Nachteile überwiegen sollen.

Neues aus dem „Eispalast“

Die Saison war gut, und das überrascht nicht. So ist das nun mal in der Gelato-Welt – wenn Alle ächzen und schwitzen in der Glut des Supersommers, dann haben zwei wesentliche Aspekte menschlicher Existenz Hochkonjunktur. Mensch will Speiseeis, und mensch erkennt zunehmend die Realität des Klimawandels.

Alessandro“ in Rhöndorf  hat sich einen Fundus von zirka 30 Eissorten erarbeitet und stellt davon jeweils zwei Dutzend in seiner Kühltheke zur Wahl. Cookie oder Mango-Yoghurt gehören längst zum Standard, heute geht es um Feigen, Zimt, Basilikum. Alessandros Kreativität schwappt über. Als Resultat löffeln bei ihm nicht nur die gleichen Besucher mehr Kugeln; er gewann erkennbar neue Kunden. Es schmeckt, macht Spaß und ist manchmal sogar unterhaltsam. Was sich rumgesprochen hat.

Sehr nett, wenn samstags jetzt schon gut fünfzehn „Rocker“ ihre Twins auf die Bürgersteige stellen. Zur Vermeidung von Kollisionen guckt man genauer hin; neue Zahnarzt-Harleys sind die Norm, inzwischen aber nicht mehr nur ergänzt durch diverse Japaner, sondern in freier Interpretation bis hin zur Moto Guzzi als Basis der Individualisierung. Während die schwarz uniformierten Kerle brav Eis schnabulieren oder Latte trinken, gucken die anderen Besucher zu und tauschen tuschelnd Kommentare zu den aufgebockten Geräten. Wenn die dann wieder bollernd Richtung Parkresidenz verschwinden, ist es manchem Verbliebenem doch „sehr laut, zu laut“. Tatsächlich allerdings war man bestens unterhalten, und ohne den grollenden Abgang hätte schon etwas gefehlt.

Alessandro versucht, den Genuss zu steigern. Mit einem Premium-Pistazien-Eis. Für 30 Cent mehr die Kugel. Wenn er das mit noch zwei weiteren Sorten macht, kann er eine Coppa für Fortgeschrittene kreieren. Rhöndorf wird zum Mekka des gefrorenen Schmelzes. Schade nur, dass der benachbarte Laden mit Post, Tabak und Zeitschriften schließen musste. Spürt der Künstler das? Nicht wirklich, aber er hat schon den Eindruck, dass es jetzt manchmal mehr freie Parkplätze vor der Häuserzeile gibt.

Da in Bad Honnef nichts ohne Gerüchte geht, wurde Alessandro wiederholt gefragt, ob er nächste Saison überhaupt wieder öffne. Wie bitte? Seine Familie ging im September nach Italien. Was immer Traum und Plan war, denn dort ist Zuhause. Jetzt oder nie. Beide Töchter müssen bald zur Schule. Das Eiscafé schließt von Ende Oktober bis Mitte Januar, damit auch der Chef im heimischen Umfeld Energien tanken kann. Batterien laden. Was macht Rhöndorf dann in der Phase der Tristesse? – Vorfreude ist die beste Freude.                                                                                                        Burkhard Hoffmeister/Grüne

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Buslinie 566 in Selhof

Wegen Kanalbauarbeiten in den engen Straßen Alt-Selhofs wurden Haltestellen geschlossen und Strecken verlegt. In der Folge war der Stadtteil zu weiten Teilen nicht mehr mit Öffentlichem Personenverkehr versorgt. Und dieser unbefriedigende Zustand dauert an  auch nach Abschluss der Kanalsanierung. Die St. Martinskapelle als Zentrum des Viertels wird nicht mehr angefahren. Wobei unzweifelhaft ist, dass Alters- und Bevölkerungsstruktur Selhofs gerade dort Busverkehr unverzichtbar machen.

Tatsächlich haben moderne Busse es schwer in Alt-Selhof. Zu eng sind die Fahrbahnen – und das gleich an mehreren Stellen. Die Selhofer wissen, dass dies immer wieder zu Staus führt und so nicht nur „eigentlich“, sondern wirklich nicht funktioniert. Was für die Kapellenstraße gilt und ganz besonders für die Beueler Straße. Dort ist ein Nadelöhr, und dennoch gibt es für den Stadtteil keine Alternative zur Rückkehr der RSVG-Busse.

Drei Lösungen bieten sich an. Die Busse können über die Selhofer Straße die Martinskapelle zwar ansteuern, dann aber wieder „zurück“ und die Engstellen großflächig umfahren. Was in der Tat erheblichen Aufwand und Zeitverlust bedeutet. Allerdings könnten auch kleinere Fahrzeuge zum Einsatz kommen, wenn man Allgemeine Sammel-Taxen (AST) einsetzt. Was die Beförderungsgelder steigen ließe, weniger berechenbar wäre und eine reale Verschlechterung der Bedingungen für die Selhofer. Als effektivste Lösung bietet sich die Streichung von fünf bis acht Parkflächen entlang der Beueler Straße an, damit die Busse durchkommen. Das wäre für Anlieger nicht angenehm, würde jedoch den benötigten Manövrierraum bringen. Der Kreis in Siegburg wird entscheiden in Abstimmung mit Bad Honnef und der RSVG.

Übergangslösung für Post in Rhöndorf

Seit letzter Woche steht Rhöndorf ohne Postfiliale da. Die Schließung des Geschäfts neben der Eisdiele Alessandro nimmt dem Stadtteil nicht nur auf einen Schlag die Versorgung mit Zeitungen, Tabak und Reinigungsannahme; dort waren eben auch die Dienste von DHL und Post untergebracht. Auf die eine oder andere Weise sind so Jede und Jeder im Dorf betroffen. Das tut weh.

Der Bürger- und Ortsverein ist bereit zu helfen. Er würde zustimmen, die Post und deren Dienste in die Räume seiner „Rhöndorfer Heimatstuben“ in der Löwenburgstraße hinter dem Ziepchen ziehen zu lassen. Schon das Angebot ist aller Ehren wert. Es würde für eine Zeit des Übergangs gelten, bis auf dem ehemaligen Penatengelände Ersatz geschaffen wird.

Dabei gilt es, Probleme zu klären. Unter welchen Bedingungen würde die Post diesen Vorschlag akzeptieren? Wer dürfte mit welcher Schulung den „Schalter“ besetzen? Wie wäre das Gebäude zu sichern? Hier Lösungen zu finden, das scheint nicht einfach. Wenn es jedoch jemand schaffen kann, dann ist es der Bürger- und Ortsverein. Denn dessen organisatorische Kraft ist groß, bekannt und bewährt. Mindestens ebenso kompliziert sieht es allerdings „Auf Penaten“ aus. Der dortige Investor verhält sich momentan recht passiv. Er wollte sehr dicht und intensiv bebauen, was Anwohner ihre Interessen wahrnehmen ließ. Die eröffnete juristische Auseinandersetzung lähmt den Fortgang des Projekts – was ja auch Ziel der Initiative ist. Für eine langfristige Lösung wird man also abwarten müssen.

Bürgerbegehren zum Stadtgarten

CDU, Bürgerblock und FDP wollen dem Bürgerbegehren nicht beitreten. Sie erklärten, den 4.416 Unterzeichnern nicht zu folgen und das entsprechende Gebiet weiter als Wohnungsbauareal prüfen zu lassen. Wenn in den drei Fraktionen keine Stadtratsmitglieder mit ihrer Stimmabgabe abweichen, dann muss die Bevölkerung Bad Honnefs in einem Bürgerentscheid bestimmen, wie es mit dem Stadtgarten weitergeht.

Zur Vorbereitung dieses absehbaren Bürgerentscheids schlägt das Rathaus vor, sich auf ein Briefwahlverfahren zu konzentrieren. Alle Bürgerinnen und Bürger würden angeschrieben, alle erhielten frankierte Briefumschläge samt den Abstimmungsunterlagen. Hierfür braucht es allerdings eine Satzungsänderung zum Verfahren bei Bürgerentscheiden, was weitere Verzögerung mit sich brächte.

Die Initiative „Rettet den Stadtgarten“ sieht sich bei den vielen Unterzeichnern des Begehrens in der Pflicht und möchte, dass sofort im Stadtrat abgestimmt wird. Ziel: „Beitritt“ zum Bürgerbegehren, Vermeidung des (teuren) Bürgerentscheids, Aufgabe des Projekts. Ihr Standpunkt ist klar: Das überragende Ergebnis des Begehrens ist ein imperatives Mandat, man könne nicht mehr zurück.

Wie immer der Rat sich verhalten will – es bleibt zu wünschen, dass die Auseinandersetzung in der Sache mit einer Entscheidung in der Sache endet und nicht mit einem weiteren Streit über Verfahren oder Bürokratie. Die Chance dazu besteht. Vielleicht ermöglicht eine geheime Abstimmung den Ratsleuten, lösungsorientiert zu votieren jenseits disziplinierender Fraktionszwänge.

Burkhard Hoffmeister/Grüne

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Klare Beschlüsse zu von-Stauffenberg- und Brückenstraße

Für beide Straßen wird die Planung fortgesetzt und der Ausbau vorbereitet. Mit großer Mehrheit sah es der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen so, dass zuvorderst die weitere Sanierung zahlreicher Honnefer Straßen zu sichern ist. Der Prozess zur Erledigung dieser Aufgabe soll nicht unterbrochen werden. Bedenken vor allem der Grünen zu fehlender Transparenz in Kostenfragen und zur Würdigung von Anwohnerinteressen blieben in der Minderheit. Ebenso eine Klärung der Frage, ob es sich bei der Brückenstraße tatsächlich um eine Anwohner- oder doch eher um eine Durchgangsstraße handelt.

Es wurde ausgiebig diskutiert und argumentiert. Insbesondere die Höhe der Anwohnerbeiträge sei bereits eine Woche zuvor im Haupt- und Finanzausschuss per Beschluss zur Prüfung befohlen worden; die Chance einer neuen Bemessung und damit auch ggf. zur Senkung der Anwohnerbeiträge sei damit grundsätzlich eröffnet. Demnach sei aus solchen Gründen ein Zaudern bei beiden Straßen nicht gerechtfertigt.

Damit folgt der Ausschuss prinzipiell auch jener Konsequenz, die Bürgermeister Neuhoff schon bei der maroden Kanalisation in der City oder bei den morschen Fenstern des Siebengebirgsgymnasium demonstriert hatte. Dinge, die wirklich kaputt sind, werden sofort repariert oder saniert – auch wenn es weh tut.

Generell mahnten die Parteien zu verständlichen, differenzierten und transparenten Kostenberechnungen. Die gäbe es nicht. Was in der Tat zutrifft. – Die Verwaltung lobte Besserung.

Debatte über Anstand

In der Diskussion wurde an Anstand appelliert. Fachbereichschef Fabiano Pinto hielt daraufhin Kritikern vor, dass Planung nie eine Frage von Anstand oder gar Moral sei. Recht hat er. Und eben eine klare Perspektive und Sicht der Dinge.

Er reagierte damit auf den Vorwurf, auf eine irgendwie transparente und aussagekräftige Kostenberechnung werde verzichtet. Der Griff in die Konten von Anlegern würde in seiner Höhe nicht seriös begründet. Das jedoch geböte der Anstand seitens Verwaltung und Kommunalpolitik gegenüber Bürgerinnen und Bürgern. Recht haben wohl auch Jene, die dies vertreten und die Sache so sehen.

Glaubensfrage? Wohl eher ein Problem, das oft auftaucht, wenn es um Rechthaben geht. Ambivalenz der Perspektiven. Das ewige Thema nicht nur lokaler Politik. Welche Aspekte sind wichtiger, wessen Interessen wiegen schwer, wessen schwerer?

Mobilitätskonzept?

Die sogenannte „Karreelösung II“ wird als neues Konzept der Verkehrsführung in der Innenstadt nicht weiter verfolgt. „Die weitere Prüfung und Planung… wird eingestellt; bei Planungen und Maßnahmen… innerhalb des betroffenen Stadtbereichs wird am bestehenden Straßennetz bzw. Verkehrssystem festgehalten.“

Das ist ein radikaler Beschluss. Er wurde in sehr großer Einmütigkeit gefasst. Und soll den Weg freimachen, weitere Lösungen abzuwägen. Was glaubhaft begründet wurde bis hin zum Vorschlag, zunächst ein generelles Mobilitätskonzept für Bad Honnef zu erarbeiten. Eine Idee, die gleich mehrere Parteien in ihren kommunalen Programmen führen. Aber auch eine Idee, die bei manchen Pragmatikern eher Skepsis erzeugt, ob so aktuelle Hausaufgaben liegen bleiben könnten.

Katholisches Pfarrzentrum von der Tagesordnung genommen

Das große Projekt zwischen der Kirche am Marktplatz und dem Rathaus wollte der Planungsausschuss nicht behandeln. Hier seien erst weitere Fragen zu beantworten.

Bei der Auswahl dieser Fragen wurde Raum zur Interpretation gelassen. Im Wesentlichen geht es um drei Problemfelder. Wird es zu einer Erweiterung der Planung um Gruppenräume und Platz vor allem für die der Kirche verbundene Jugend kommen? Und finden die Bedenken der gerade gegründeten Anwohnerinitiative zu baulicher Gestaltung und Dominanz, aber auch zu anderen Aspekten Berücksichtigung? Und was ist mit Parkplätzen, die zum Bau einer Veranstaltungsstätte doch zwingend gehören in ausreichender Zahl? – Im Prinzip bestätigte sich der zuvor schon einige Male geäußerte Eindruck, dass hier dem katholischen Investor zu früh zu viel Raum bei zu wenig Nachfragen  gegeben wurde. 

Englischer Rasen oder Wiese und Natur?

Was würden Bienen bevorzugen, was Insekten oder sonstige Fauna? Wenn Bienenweiden diskutiert werden und gleichzeitig weitgehend naturbelassene Grünflächen planiert, dann ist das bemerkenswert. Und passt nicht wirklich gut zusammen.

Einst waren es BUND, NABU und Grüne, die für Blumenwiesen und naturnahe Gestaltung warben. Inzwischen wissen TV, Internet und auch Regenbogenpresse um den Wert von Bienenweide&Co.. Wenn heute weniger Arbeit bei der Tankstelle zum Reinigen der Windschutzscheibe anfällt, dann geht das einher mit weniger Insekten ganz allgemein. Was dann wiederum weniger Bestäubung folgert, weniger Honig und Obst im Garten, weniger Vögel als Folge von Nahrungsmangel. Das mag man nicht; das will man nicht.

Also mühen sich erste Privatgärten um blumenreiche Magerwiesen mit Nelken jenseits der Vase auf dem Esstisch. Lassen Hecken zu, die den Namen verdienen. Penibel gezirkelte Rabatten passen immer seltener zum Charme einer grünen Oase ums Haus herum. Nicht mehr jede Fuge zwischen den Platten des Gartenweges wird sofort mit Flammen oder Gift bekämpft. Dahinter steckt zunehmende Erkenntnis: Aufgeräumtes Grün ist oft eher ausgeräumte Natur.

Jedenfalls liegt nahe, dass im Bad Honnefer Stadtgarten der später angebaute parkähnliche Bereich nicht der wertvollere ist. Weder für die Natur noch für die Artenvielfalt noch für Menschen in ihrer Umwelt. Schon gar nicht als Bienenweide.              Burkhard Hoffmeister

Foto: Andreas Hermsdorf/Pixelio

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Im Trend: öffentlich geförderter Wohnungsbau

Es ist eine leidvoll gemachte Erfahrung, dass der Wohnungsbau insgesamt vernachlässigt wurde. Dass die Notwendigkeit bezahlbarer Wohnungen nicht nur politischer Evergreen bestimmter Parteien ist, sondern bei anderen über Jahre in keiner Weise genügend Beachtung fand. Das Vertrauen auf einen sich selbst regulierenden Markt hat sich nicht bewährt. Viele können Wohnraum dort, wo sie leben wollen, nicht mehr bezahlen; diese Kunden weichen aus auf das Umland und lassen dort Mieten, Grundstücks- und Eigenheimpreise steigen. Für immer mehr Menschen wird es eng. Nicht mehr nur Arme sind stark betroffen, spüren Druck und Not.

Für Leute ohne die Finanzkraft, selbst zu bauen und in Eigentum zu leben, gab es kürzlich im Rhein-Sieg-Kreis ein erstes Forum. Und was für eines. Im Kloster der Steyler Mission Sankt Augustin fand die Fachtagung „Wohnen für Alle“ statt. Der große Versammlungsbereich war voll. Rotes Kreuz, Diakonie, AWO, katholische Sozialdienste, Mieterbund und Andere hatten eingeladen, die SKM-Wohnungslosenhilfe organisierte. Von Frauenhaus bis preiswerter Energie reichten die Themen der aufgebauten Informationsstände. Fulminant meldeten sich Jene, die das Interesse an bezahlbaren Mietwohnungen treibt. Sonst geben Kredite anbietende Banken für Eigenheimbauer den Ton an – diesmal war es anders.

Bemerkenswert, dass Landrat Sebastian Schuster die Schirmherrschaft übernommen hatte. Dass Wolfgang Overath kam, weil er das Thema wichtig findet. Dass sich Beigeordnete, Bürgermeister und der Kreistag die Klinke in die Hand gaben. Wertschätzung.

Und Bad Honnef?

Die Stadt war nicht vertreten. Es mag Personalmangel in der Planungs- und Bauabteilung des Rathauses sein, der den Besuch nicht zuließ. Tatsache allerdings bleibt, dass in Bad Honnef öffentlich geförderter Wohnungsbau bei fast jedem Stadtentwicklungsprojekt mitbedacht wird. Mit gleich 42 Wohneinheiten findet das aktuell größte Vorhaben der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) des Kreises in Aegidienberg statt und steht kurz vor seiner Fertigstellung.

Die Zusammenarbeit von Stadt und GWG wird fortgesetzt, neue Treffen werden gerade vereinbart. Auch in den umstrittenen Planungsgebieten Stadtgarten und Hockeyplatz soll öffentlich geförderter Wohnungsbau ein Kernbereich der dortigen Vorhaben sein. Im Rat der Gemeinde gibt es keinen Widerstand (mehr) gegen das, was einst „Sozialer Wohnungsbau“ hieß. Ein Wechsel der Paradigmen, bei dem Bad Honnef eine Vorreiterrolle übernimmt. Vorbei die Zeiten, dass ein Gros der Kommunen den Bau preiswerten Wohnraums eher vermied, um weniger vermögende Zuzügler in andere Städte umzuleiten. Solche Grundeinstellung mag hier und da noch existieren; doch den Ton gibt jetzt ein neues, anderes Denken an.

Dabei sind sozial schwächere Wohnungssuchende sicher besonders betroffen, doch auch mit höheren Mieten verhält es sich wie mit den Kosten im Eigenheimbau: Sie steigen weiter. Mit Abstand sind sie jener Faktor, der die sonst moderate Inflationsrate nach oben drückt. Niemand will die Schere zwischen teurem und öffentlich gefördertem Wohnen weiter auseinander klaffen lassen, immer mehr zum Empfang von Wohngeld berechtigte Familien bringen den kommunalen Haushalten erhebliche Risiken. Auch deshalb wäre es überzeugend, der Stadt Bad Honnef die Erkenntnis zuzutrauen, dass das Schielen nach möglichst hohen Erträgen beim Verkauf eigenen Baulands in der Tat dessen Preise anheizt.

Auch Städte treiben die Preise für Wohnraum

Kostentreiber in Sachen Mieten und Bauen sollten die Kommunen allerdings zuletzt sein. Schon aus eigenem Interesse und dem ihrer Einwohnerschaft. Gezielte Zurückhaltung, besonders bei Flächen für den öffentlich geförderten oder bezahlbaren freien Wohnungsbau, übt steuernde Funktion aus. Beim neuesten Vorzeigeprojekt der GWG macht es die Stadt Sankt Augustin gerade vor und verzichtet in bester Lage auf einen beträchtlichen Teil ihrer Erlöschancen für den Baugrund. Ein weises Vorgehen, das auch bei der erfreuten GWG für mehr als nur eine hochgezogene Augenbraue sorgte. Denn so lassen sich anspruchsvollere Lösungen wie Quartiersmodelle wirklich in die Tat umsetzen.

In der Tat wäre es logisch, dass Kommunen eigenes Bauland eher in Erbpacht vergeben als es möglichst teuer zu verkaufen. Auf solche Weise nehmen Städte und Gemeinden Druck aus dem Kessel, entziehen ihr eigenes Land jener Spirale, die Bauland ganz allgemein immer teurer werden lässt. In Rat und Ausschüssen kam das Thema „Erbpacht“ bisher nicht zur Debatte. Der Trend dahin allerdings ist unübersehbar. Und sollte sich dieser Trend als effizient und wirkungsvoll erweisen, so kann nur mitmachen, wer noch Bauland hat und nicht bereits alles zwecks kurzfristiger Haushaltssanierung zu möglichst viel Geld machte.

Was dann auch strategische Entscheidung wäre. Denn wenn tatsächlich Familien mit Kindern erwünscht sind als Neubürger, dann helfen Zurückhaltung bei Grundstückspreisen oder Erbpachtlösungen. Die Stadt kann so ihre Steuerfunktion bewusst wahrnehmen, gestalterische Verantwortung für die eigene Entwicklung übernehmen. Ob das passt oder tatsächlich gewollt wird, darf offen beraten werden und auch den Weg auf eine Bürgerversammlung finden.

Man munkelt: Verlegung in die Ferien macht es dem Bürgerbegehren schwer

Bereits im April und kurz nach dem Aufstellungsbeschluss zur Planung im zuständigen Ratsausschuss informierte die Bürgerinitiative „Rettet den Stadtgarten“ die Kommune, dass sie ein Bürgerbegehren anstrebt. Ab dem Moment solcher Information sind Gemeindeverwaltungen gesetzlich in der Pflicht, bestimmte Schritte zu unternehmen und definierte Leistungen zu erfüllen. Neben der Prüfung des Abstimmungstextes sowie dessen Begründung betrifft das vor allem eine durch die Verwaltung selbst erstellte offizielle  Schätzung von Folgekosten, welche ein Begehren im Falle des Erfolges nach sich ziehen würde.

Jetzt beginnt der Juli. Die Initiative wartet – und kann weder tun noch planen. An einem besonderen Schwierigkeitsgrad der „Kostenschätzung“ kann es nicht liegen, denn das Begehren hat ja gerade zum Ziel, kein (!) Geld für Planung und Erschließung im Grüngürtel entlang der Schnellstraße auszugeben. Diese Einsparung wäre dem angenommenen Erlös durch den Verkauf städtischen Grundes gegenüber zu stellen. In recht übersichtlicher Zeit leistbar und zudem vom Gesetzgeber festgelegte Pflicht.

Zu den Motiven der Verzögerung gibt es Spekulationen. Da eine Abstimmung der Bevölkerung selbst wohl kaum für die Befürworter der Bebauung zu gewinnen wäre, gelte es, die Abstimmung als solche zu verhindern. Probates Mittel: Sorge dafür tragen, dass die erforderlichen Unterschriften – mit 1.850 wäre die Initiative auf der sicheren Seite – erst gar nicht zusammenkommen. Die Online-Petition zeichneten mit 2.798 rund tausend Unterstützer mehr als demnächst nötig; da läge der Gedanke nicht ganz fern, die Kampagne in die Ferien zu legen. Bad Honnef ist reich, Bad Honnef verreist. Und wer weg ist, kann nicht eigenhändig unterschreiben.

Es stellen sich Fragen: Wäre das fair? Wäre das noch eine Frage des Stils – oder stünde schon mehr in Zweifel? Zum Beispiel ein Bankrott des Modells eines seriösen Dialogs mit Honnefs Menschen? Der rheinische Volksmund sagt: Da kann‘ste dran fühlen. Und wenn das nur Unterstellung ist und unbegründete Paranoia? Dann freut sich die Initiative auf eine reelle Terminierung nach den Ferien.

Englischer Rasen oder Wiese und Natur?

Was würden Bienen bevorzugen, was Insekten oder sonstige Fauna? Wenn Bienenweiden diskutiert werden und gleichzeitig weitgehend naturbelassene Grünflächen planiert, dann ist das bemerkenswert. Und passt nicht wirklich gut zusammen.

Einst waren es BUND, NABU und Grüne, die für Blumenwiesen und naturnahe Gestaltung warben. Inzwischen wissen TV, Internet und auch Regenbogenpresse um den Wert von Bienenweide&Co.. Wenn heute weniger Arbeit bei der Tankstelle zum Reinigen der Windschutzscheibe anfällt, dann geht das einher mit weniger Insekten ganz allgemein. Was dann wiederum weniger Bestäubung folgert, weniger Honig und Obst im Garten, weniger Vögel als Folge von Nahrungsmangel. Das mag man nicht; das will man nicht.

Also mühen sich erste Privatgärten um blumenreiche Magerwiesen mit Nelken jenseits der Vase auf dem Esstisch. Lassen Hecken zu, die den Namen verdienen. Penibel gezirkelte Rabatten passen immer seltener zum Charme einer grünen Oase ums Haus herum. Nicht mehr jede Fuge zwischen den Platten des Gartenweges wird sofort mit Flammen oder Gift bekämpft. Dahinter steckt zunehmende Erkenntnis: Aufgeräumtes Grün ist oft eher ausgeräumte Natur.

Jedenfalls liegt nahe, dass im Bad Honnefer Stadtgarten der später angebaute parkähnliche Bereich nicht der wertvollere ist. Weder für die Natur noch für die Artenvielfalt noch für Menschen in ihrer Umwelt. Schon gar nicht als Bienenweide. bh