Schland

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist unentbehrlich; zumindest, solange Schland nicht spielt. Aber Moment mal, wo wer wie war nochmal Schland? Richtig, fast unbemerkt in Frankfurt gelandet und weg waren sie. Die ganze Fußballnation trauert. Und ich dreister Renegat? Freue mich über 4 zusätzliche Tage am Strand; garantiert ohne finale Ambitionen. Ach Schland, ich liebe dich. Ohne deinen Fußball bist du fast wieder richtig normal.

Sogar unser Schlandesinnenminister tritt zum wiederholten Male von seinem mehrfach fast vollzogenen Rücktritt zurück und findet damit tatsächlich nochmal den Weg in die Abendnachrichten. Selbst die Kultur poppt wieder auf. Statt dem unumgänglichem Public Viewing ist nun wieder freies Singen angesagt, z.B. am letzten Wochenende bei den 7 Mountains Street Beats in Königswinter mit geschätzten 5.000 Besuchern aus aller Herren Länder und gefühlten 50 Musikern ebensovieler Nationalitäten.

Aber halt, ein wackeres Häuflein freundlicher Sportfreunde versammelt sich bei bestestem Wetter zum ja nun einmal geplanten Rudelgucken und jubelt fröhlich den Russen zu. Den Russen, ausgerechnet. 1 Woche vorher noch durfte ich mir aus ähnlichem Kreis ein dezentes „Du linke Bazille“ anhören, wenn ich Wladimirs Politik gegen Donalds Politikversuche, insbesondere in Sachen Militäreinsätze ohne UN-Mandat, auch nur ansatzweise gegeneinander aufgerechnet hab.

Ach, ist das alles kompliziert. Meine Schwägerin weilt übrigens gerade mit meiner Nichte bei Ihrer Mutter in Sibirien. Dahin würden mir wohl einige Leute, nicht nur aus Königswinter, gerne ein freies One-Way-Ticket spendieren, incl. aller Musiker im Handgepäck, damit wir dann alle zusammen zum Empfang des neuen Fussballweltmeisters auf dem Flughafen Wnukowo die offizielle Gulag-Hymne intonieren. Bis in 4 Jahren also, hören Sie wohl.

Geburtstag

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; es gibt zur Zeit wohl kaum einen überholteren Spruch als diesen. Ich muss gestehen, ich bin völlig baff. An alle, die in mir nur den erfolgsverwöhnten Sonnenschein sehen: in den letzten 9 Jahren Festivalorganisation hatte ich beileibe auch meine dunklen Zeiten, teilweise sogar ziemlich düster.

Aber da ich ja heute an diesem schönen Tage meinen Geburtstag zelebriere, scheint das Universum gerade sein Füllhorn vehement über mich auszuschütten. Wenn ich mich letzte Woche schon bei allen Unterstützern herzlich bedankt habe, muss ich diesen Dank nochmal um einiges erweitern. Gerade in den vergangenen Tagen hat mich die erste Publikumsresonanz durch die 7 Berge gewirbelt, dass mir Hören und Sehen verging. Die Erstauflage von 20.000 Festivalflyern löst sich gerade vor meinen Augen in Luft auf.

Von allen Seiten prasseln die diversesten Nachfragen auf mich ein und die Vorfreude der 7MMN-Community trägt mich durch die letzten Abschlussarbeiten. Dadurch, dass der wirtschaftliche Druck genommen wurde, kann ich nun all eure positive Energie dazu einsetzen, der längsten Nacht des Jahres am 2, Juni den letzten Feinschliff zu verpassen. Ach, noch was: nachdem ich 9 Jahre daran gearbeitet habe, das Fass zu füllen, machen wir es zum Jubiläum 2019 alle zusammen auf. Mal sehen, was da noch so drin ist. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

7mmn

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; großes Gelächter. Der Countdown läuft. Ab diesem Wochenende wird die nächste 7 Mountains Music Night omnipräsent sein in der Region. Die Layouts sind raus, Drucksachen unterwegs und die ersten Tentakel der vielarmigen PR-Krake ausgefahren.

Aus dem Vorab-Feedback bereits ist das große Publikumsinteresse zwischen Dollendorfer Hardt und der südlichen Landesgrenze mehr als fühlbar. An dieser Stelle sei mal ein herzliches Dankeschön an das treue und umfangreiche Netzwerk aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gerichtet, das durch seine Unterstützung dieses einzigartige Festival bereits zum 9. Mal ermöglicht.

Nicht zuletzt dank der großzügigen Förderung unseres langjährigen Partners und örtlichen Energieversorgers, der Bad Honnef AG, konnten dieses Jahr die Marketing-Bemühungen auch verstärkt im Bonner Raum ausgeweitet werden. Also, wenn Sie demnächst mal ins Woki gehen, am BonnTicket-Schalter stehen, eine der zahlreichen Restaurationen in der Altstadt und in Godesberg besuchen oder mit den Stadtwerken Bonn unterwegs sind, die 7MMN wird Sie begleiten.

Und ab Mai geht es natürlich so richtig in den sozialen Netzwerken los, die zahlreichen Musikfans sind schon neugierig auf die Clips der teilnehmenden Bands. Nie war das Festival so facettenreich wie diesmal. Freuen Sie sich mit und teilen Sie Ihre Erregung ausgiebig mit Ihrem Umfeld. Das Fieber steigt, der 2. Juni ist nicht mehr weit. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Swingjazz

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; insbesondere das ganze Drumherum wie Mails, Verträge, Rechnungen, Steuern, etc. Aber was beschwer ich mich über die Geister, die ich rief, und die ich jetzt mit Beelzebub nicht mehr aus dem Wald gefegt bekomme, in den ich vorher hineingerufen habe, damit es mir doppelt so laut wieder heraus brüllt. Also gibt‘s angedenk des bevorstehenden HWZ-Redaktionsschlusses erstmal ein kleines Entspannungsgeflüster für mich, Lockerungsübung für Geist und Finger.

Da freu ich mich besonders, zur Abwechslung auch wieder mal eine Konzertankündigung machen zu dürfen. Diesen Sonntag, 18.3., begrüßen wir den Frühling ab 11 Uhr mit der letzten Wintermatinée und der Formation BLUESTONE. Das in der Region beheimatete Quintett um die charmante Sängerin Ruth Zimmermann lockt die Sonne mit einem smoothigen Swingjazz hervor.

Clemens Chamai wird im gleichnamigen Restaurant in Rhöndorf am Ziepchesplatz mit seinem Team dafür sorgen, dass die Atmosphäre durch ein passendes Weinchen und einen leckeren Imbiss dementsprechend aufgelockert wird. Tja, und ab April geht es dann weiter mit dem 7 Mountains Summer Jazz Festival, welches am 8. seine Premiere in der Talstation der Königswinterer Drachenfelsbahn feiert. Später dazu an dieser Stelle mehr. Alsdenn wieder zurück zu Finanzamt, Bank, Rechtsanwalt und Provider. Bis Sonntag also, hören Sie wohl.

Kuss

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; obwohl Kultur ja immer mit Sinneseindrücken zu tun hat. Und manche Sinneseindrücke sind bleibend. Steig ich doch neulich früh morgens zu meinem Fahrgemeinschaftskollegen ins Auto, läuft im CD-Player „I’ll meet you at midnight“ von der Gruppe Smokie aus dem Jahr 1976. Just zu jener Zeit war ich mit der Familie auf Verwandtenbesuch in der damaligen DDR.

Wir verbrachten den Jahreswechsel in einem kleinen Örtchen mitten im tief verschneiten Harz. Als 14-jähriger Wessiejunge kam ich natürlich schnell mit der Dorfjugend in Kontakt, die mich ausgiebig in ihre Partykultur einführte. Da Alkohol die Stimmung diesseits und jenseits des Eisernen Vorhanges lockert, begab es sich zu vorgerückter Stunde, dass ein süßes Harzer Mädel mir in einem kleinen Hinterzimmer den ersten Erwachsenenkuss meines Lebens ins Gesicht drückte. Unforgettable.

Die morgendliche Fahrt wurde zur Zeitreise 40 Jahre in die Vergangenheit. Verkehr, Regen und Ausweiskontrolle gingen unter in einem Schleier von bollerndem Kaminofen, wohligem Holzgeruch und weicher Zunge mit Hasseröder-Bier-Aroma; I’ll meet you at midnight. Kultur kann, wenn sie einen zum passenden Zeitpunkt ereilt, zum unvergesslichen Erlebnis werden. Bis nächste Woche also, küssen Sie wohl.

Veränderung

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber doch hoffentlich nicht im Neuen Jahr, oder? Sind sie gut hineingekommen? Eher so mit Böllern und Raketen? Oder eher so mit gutem Essen und Trinken? Oder mit beidem? Aber höchstwahrscheinlich doch mit guten Vorsätzen.

Die meisten von uns möchten Dinge in ihrem Leben verändern. Ich z.B. habe mir fast die gleichen Sachen vorgenommen, die ich bereits für 2016 auf der Pfanne hatte, da ich sie 2015 nicht umsetzen konnte, obwohl ich schon 2014 keine Zeit dafür fand, und 2013 war auch zu stressig um die 2012 bereits aus 2011 kopierten Dinge umzusetzen. Und doch hat sich in dieser Zeit viel in meinem Leben geändert. Wir alle sind Produkte unserer Gewohnheiten und die sind bekanntlich hart zu brechen.

Und wenn einem schon zum Abschied von netten Menschen ein gut gemeintes „Bleib-so-wie-du-bist“ mitgegeben wird, wie soll man sich da noch aufraffen? Wird 2018 also ein anderes Jahr als 2017? Sicherlich. Werden wir uns ändern? Sicherlich auch; zwangsläufig, auch wenn wir es selbst manchmal nicht wahr haben wollen. Ob Veränderung immer in unserem Sinne ist, sei mal dahin gestellt. Aber dass sie stattfindet, ist Fakt, ob mit oder ohne unser Zutun. Bis nächste Woche also, bewegen Sie sich wohl.

Tanz

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; wie es aussieht, bereits zum 100. Male. Ein passendes Jubiläum für die Abschlusskolumne eines, vorsichtig ausgedrückt, interessanten Jahres 2017. Menschen meiner Generation (welcher nicht?) kennen das: kaum isses da, das Jahr, schon isses weg.

Die Zeit rennt einem mit zunehmendem Alter immer mehr davon. Kaum ist die letzte Rakete im Rauchnebel verglüht, werden schon wieder die neuen verkauft. Der Rhythmus der Jahreswechsel trommelt immer schneller auf einen herab. Während er im Kleinkindalter vorrangig als Langsamer Walzer einher kommt, wo die Spanne zwischen zwei Beats einen unendlich langen Zeitraum umfasst, wandelt er sich als Teenager zum Foxtrott; noch nicht allzu anstrengend, doch man freut sich schon aufs nächste Dinner for one.

Als junger Erwachsener erlebt man die Samba, in der man sich geschmeidig durch die Jahreszeiten bewegt, aber die einzelnen Steps immer mehr an Bedeutung verlieren, da dazwischen so viel stattfindet, was das Verstreichen eines Jahres zu einem puren Kalenderwechsel degradiert. Ganz unmerklich gehen wir in einen furiosen Jive über, welcher sich in einem: Wo ist nur das Jahr geblieben? manifestiert.

Und bevor wir uns versehen, befinden wir uns im Rock‘n‘Roll, bei dem Beine und Datumsblätter einem nur so um die Ohren fliegen. Das Leben ist ein kosmischer Tanz. Der alte Shiva hat es schon gewusst. Also darf ich Sie bitten für 2018? Oder ist Damenwahl? Bis nächstes Jahr also, tanzen Sie wohl.

Herbstblues

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; allerdings sollten wir besonders in der üseligen Jahreszeit unsere Esskultur pflegen. Die Schlemmerabende, das neue Format unseres umtriebigen Centrums e.V., sind leider soeben für diese Saison zu Ende gegangen. Passend zum letzten Termin hatten alle Teilnehmer noch Glück mit dem Wetter, 20° + und die Füllung der Innenstadt hatte Stadtfestformat.

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, gerade wenn die Tage kürzer werden und man es in Gesellschaft ausüben kann. Doch leider war schon der Budenabbau am nächsten Tag von einem Temperatursturz mit schlagartig steigender Befeuchtung begleitet. Wohl dem, der sich in den warmen 4 Wänden verkriechen konnte.

Passend dazu streikte dann kurzfristig meine Heizung, laut meines dankenswerterweise umgehend erscheinenden Heizungsmonteurs ein weit verbreitetes Einstellungsphänomen der Steuerung in der Übergangszeit. So konnte ich denn bei langsam ansteigender Wärme mal wieder zur Gitarre greifen, um meinem Herbstblues Ausdruck zu verleihen. Aber schon ein Heißgetränk und ein leckerer Happen aus dem Ofen machten aus dem Herbstblues einen Oktoberlimbo.

Also achten Sie in der nächsten Zeit besonders auf die Füllung Ihrer Speisekammer, Ihre Stimmung wird es Ihnen danken. Wir treffen uns wieder zum Rudelfuttern auf dem Martini-Markt. Bis nächste Woche also, speisen Sie wohl.

Regen

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; insbesondere, wenn es regnet, ach was sag ich, kübelt, schüttet, gießt wie aus Eimern. Der derzeitige Witterungswechsel zwischen senkrechter und waagerechter, kleintropfiger und großtropfiger, kalter und saukalter Befeuchtung von Montags bis Sonntags zu jeder Tages- und Nachtzeit geht mir langsam auf die verwaschenen Nerven. So viele witterungsbedingte Konzertabsagen wie dieses Jahr hatte ich noch nie.

Wobei mir meine Kollegen vom Green Juice aus Bonn noch mehr leid tun, deren erzwungene freitägliche Auszeit ihres 2-Tage-Festivals reißt gleich ein vielstelliges Loch in die Kasse. Da geht es dann schon ans Eingemachte und die Fortsetzung des Festivals steht auf dem Spiel. Ein ganzes Jahr Arbeit – Petrus, du kannst so ungerecht sein. Deshalb bitte ich dich für die nächste Woche beginnenden letzten Konzerte des 7 Mountains Summer Jazz um deinen Septembersegen.

Die Parkfreunde Reitersdorf und die weiteren Veranstalter sowie natürlich auch die beteiligten Künstler hätten ein wenig Milde und Trockenheit verdient. Und diesen Sonntag ist ja auch noch unser Bürgerbeteiligungsfest auf der Insel. Hoffen wir im Sinne Aller, dass unserem neuen Markendach nicht direkt die Regenrinne überläuft. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

bad

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; culture is bad, wie sich US-Präsidentenkarikatur Donald T. wohl ausdrücken würde. Da ist jetzt der Kolumnistensprung nicht weit zu der in Städtekreisen begehrten Vorsilbe, mit der sich unser schönes Honnef seit dem 27. Januar 1960 offiziell schmücken darf.

Ich gestehe, in der Redaktion ist ein bilateraler Zwist entstanden, ob man das englische bad als Wortspiel in Zusammenhang mit Honnef überhaupt noch bringen kann. Seit Entstehen der Bürgermeisterband ist „bäd“ Honnef in der regionalen Wahrnehmung ja bereits besetzt. Who‘s bad? Aber interessant in dem Zusammenhang ist die Deutungshoheit für diese drei Buchstaben, um die sich die führenden deutschen Nachrichtenmagazine jetzt klöppen.

Ob wir Deutschen (und wir Honnefer erst recht) nun schlecht, schlimm, böse, übel, arg, ungültig oder sonst was sind, ist doch eigentlich wurscht. Alleine der Google-Translator macht hier 17 Übersetzungsvorschläge. Kann man mal sehen. Die Eskimos haben 24 Wörter für Schnee, logisch. Und wir Deutschen? 17 Wörter für bad, auch irgendwie typisch. Mr. President, all Germans are bäd but we in Honnef have a Städtische Bäder GmbH. So let‘s say, America first, Honnef second, ok? Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.