Regionale Netzwerke für das Wirtschaftswunder 2.0

Regionale Netzwerke für das Wirtschaftswunder 2.0 – Eindrücke von (m)einer Deutschlandreise! Birgit Eschbach

„Nach der Coronakrise braucht es ein Wirtschaftswunder 2.0“ so vor einiger Zeit der Titel des Gastkommentars von Thomas Sattelberger im Handelsblatt. Von sieben Forderungen war Forderung 2 die Realisierung von Innovations-Clustern. Um für Startups und KMU wirksam zu sein, sind regionale Netzwerke von besonderer Bedeutung und hier fällt Wirtschaftsförderern im wesentlichen Sinne eine besondere Rolle als Katalysator dieser Netzwerke zu, wobei wir als “Wirtschaftsförderer“ auch solche  Organisationen ansehen, die außerhalb der üblichen kommunalen Strukturen wirksam sind. Grund genug, „Wirtschaftsförderer“ im Rahmen einer ungewöhnlichen Deutschlandreise zu besuchen – hier mein Erfahrungsbericht von meiner 6 Wochenreise durch 25 Regionen Deutschlands („Wundertour“). 

Meine Hauptaussage: Es besteht bundesweit viel Grund zur Hoffnung und genau das braucht es jetzt! Eine Vielzahl kleiner, regionaler Wunder bewirken manchmal mehr als große Visionen, die sich als Luftschlösser erweisen. Hier stimme ich mit Prof. Hermann Simon überein. Deutschland hat das Potenzial zu diesen Wundern, sie über neue Netzwerke zu katalysieren ist eine spannende Aufgabe. 

Deutschlands Wirtschaftsförderung zwischen 0.5 und 2.5

Um es konkreter vorweg zu verraten: Meine Reise durch Deutschland und der Besuch bei Wirtschaftsförderern und Bürgermeistern in Regionen aller Bundesländer war für mich zwar ein Wechselbad der Gefühle. Von wirklichen Leuchttürmen der Transformation bis zu Vertretern des vor-digitalen Zeitalters – Deutschlands Wirtschaftsförderer sind so vielfältig in ihrer Digitalisierung wie Deutschlands Unternehmen im generellen. Es gibt also immer noch viel zu tun. 

Als Lebensoptimistin haben mich vor allem die vielen Positivbeispiele erfreut. Ein erstes ungewöhnliches Beispiel vorweg: Ostwestfalen-Lippe und regionale Netzwerk-Förderer wie „owl Maschinenbau“ und Leuchtürme wie „it’s OWL“. In Ostwestfalen-Lippe besuchte ich Almut Rademacher, Geschäftsführerin von „owl Maschinenbau“, die mich menschlich und fachlich begeisterte. OWL ist nicht nur wegen des Netzwerks seiner Hidden Champions 4.0 vorbildlich. 

Auch Gründerinnen und Gründer finden z.B. bei der Ausarbeitung ihres Geschäftskonzepts in OWL umfangreiche Unterstützung durch die Partner der regionalen Netzwerke. Wie man bei it’s OWL lesen kann: „Das Innovationslabor OWL der vier staatlichen Hochschulen bietet beispielsweise Qualifizierungs- und Beratungsangebote. Inkubatoren wie die garage33 in Paderborn, das Innovationszentrum auf dem Campus Bielefeld, der knOWLedgeCube auf dem Campus Lemgo, die Founders Foundation und das Denkwerk Herford bieten zielgerichtete Programme und Coworking-Spaces. Der Technologiefonds OWL und die Business Angels OWL ermöglichen Zugang zu Wachstumskapital.“ 

  1. Regionale Netzwerke als Hoffnung für das Wirtschaftswunder 2.0

Alles aus einer Region. So weit, so vorbildlich.

Warum das so wichtig ist? Das hat etwas mit dem Wirtschaftswunder 2.0 und Thomas Sattelberger zu tun, der für mich und meine Wundertour durch Deutschlands Regionen eine wichtige Inspirationsquelle war und ist! 

Thomas Sattelberger ist Ex-Telekom-Vorstand und mit 71 Jahren jetzt vor allem Jungpolitiker und Bundestagsabgeordneter. Er fordert ein positives Narrativ des Neuaufbruchs aus der wirtschaftlichen Corona-Krise. Für sein sogenanntes Wirtschaftswunder 2.0 sieht er vor allem regionale Innovations-Netzwerke als erfolgsentscheidend an. Hier greift er u.a.  auf die Theorien von Professor Florida zurück, der viele Jahre Erfolgsfaktoren der neuen Kreativwirtschaft untersuchte. Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Wirtschaftssystem – dem Wandel von der Industriegesellschaft zur „kreativen Wirtschaft“, so der amerikanische Ökonom von der George Mason Universität in Virginia. 

Wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in „Talente, Technologie und Toleranz – wo Deutschland Zukunft hat“ schreibt: „Ob Potenziale der Kreativwirtschaft entstehen und sich auch entfalten können, hängt von den politischen und sozialen Rahmenbedingungen ab – etwa von der Wirtschaftsförderung, vom Maß an Bürokratie, aber auch von der Zahl der kreativen Köpfe. Diese Faktoren entscheiden über die Zukunft der Regionen.“ 

Die ungenutzten Potenziale im Netzwerk gemeinsam zu heben und neue zu entwickeln, kann der Faktor sei, der entscheidend zur ökonomischen Erholung beiträgt. Für KMU und Startups sind oft die regionalen Netzwerk von so entscheidender Bedeutung, weil sie vor allem in der Region wirtschaftlich aktiv sind. Hier finden sie ihre Kunden, aber auch mögliche Partner für die „digitale Transformation“ oder auch Mitarbeiter bzw. “Talente“ wie Florida formuliert. 

Dies gilt es nun besonders im ländlichen Raum zu fördern, denn Deutschland ist nicht nur Berlin, Deutschland ist auch Bad Belzig. Dort ist mit dem Coconat ein erstes Coworking in Brandenburg entstanden ist, welches Wohnen und Arbeiten kombiniert. „Workation“ ist das Zauberwort, mit dem auch Brilon im Sauerland die Kreativarbeiter aus dem Ruhrgebiet erfolgreich anlockt. Hier können sie sich tagsüber im Coworking vernetzen und abends auf der Flutlichtpiste gemeinsam Ski fahren. So mancher hat sich nach diesem Erlebnis schon für einen Umzug in die Region entschieden – eine Chance gegen den Fachkräftemängel ist dies allemal.

Was aber macht den Erfolg regionaler Netzwerke aus? Thomas Sattelberger hat in seinen Vorträgen zu Potentiale & Chancen regionaler Innovationscluster immer wieder gerne das Silicon Valley mit der Region um die Route 128, die ähnliche Erfolgsvoraussetzungen hatten. Seine Botschaft: Das Silicon Valley war erfolgreich wegen seines besonderen regionalen, netzwerkbasierten Systems von informeller Kommunikation und kollaborativen Praktiken – trotz intensiver Konkurrenz! Solche regionalen Netzwerke brauchen Katalysatoren und Plattformen, damit zusammenkommt, was zusammengehört.

  1. Wirtschaftsförderer als Schlüsselpartner regionaler Netzwerke

Wirtschaftsförderer können in diesem Szenario regionaler Netzwerke als Erfolgsplattformen ganz entscheidende Katalysatoren sein. Das Beispiel Almut Rademacher und owl Maschinenbau zeigt dabei, dass die wirtschaftsfördernde Wirkung, nicht unbedingt die Form der Institutionalisierung wichtig ist. Normalerweise sind klassische Wirtschaftsförderungen „öffentliche Organe“, aber vielfach eben auch private Unternehmen bzw. Initiativen. Sie alle eint, die Wirtschaft in einer bestimmten Region zu beleben. Wichtig ist also die Wirkung, nicht die Form, in der Wirtschaftsförderung realisiert wird.

Wirtschaftsförderer können für Regionen dabei deutlich mehr leisten als Beratung bei Ansiedlungen oder Förderprogramme. Im besten Fall werden sie gerade jetzt zunehmend zum Netzwerker und Katalysator. 

Weitere konkrete Hoffnungsträger auch außerhalb von OWL!

Soweit zur Theorie. Waren Almut Rademacher und Torsten Feicke nun auf meiner Wundertour ein Einzelfall auf meiner Deutschlandtour? Natürlich zum Glück nicht. Während meiner Deutschlandreise konnte ich in Duderstadt erleben, dass sich Unternehmer dort besonders gut betreut fühlen, weil es den täglichen, direkten Draht zu Bürgermeister Torsten Feike gibt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar und ansprechbar. In Großstädten begegnet man sich bestenfalls einmal im Jahr auf dem Neujahrsempfang.

Mich freut es natürlich besonders, dass auch in meiner Region, dem Rhein-Sieg-Kreis digitale und kreative Netzwerke entstehen. Mit „Niederkassel-Live“ ist eine regionale Social-Media-Plattform entstanden. Bürgermeister Stephan Vehreschild und Wirtschaftsförderer Sebastian Fischer vernetzen darüber Privatpersonen, Unternehmer aber auch Schulen und Vereine. Das ist nicht nur identitätsstiftend für eine Regionalmarke, es macht auch Spaß.  Bad Honnef hat als erste Kommune über eine digitale Lernplattform Unternehmen mit Fördermitteln und Händlern und Beratern aus der Stadt vernetzt, um mobiles Arbeiten in der Coronakrise zu ermöglichen.  Otto Neuhoff war einer der Pioniere dieser Digitalisierungshilfe für kleine gewerbliche Unternehmer. Wirtschaftstrend Förderung – eine gute Basis für mehr Hoffnungsträger!

Nächste Schritte: Aufbruch der Regionen!

Deutschland steht jetzt vor großen Herausforderungen. Wir wollen in Zukunft Leuchttürme regionaler Netzwerke und Wirtschaftsförderer auszeichnen, damit ihr Beispiel zum Vorbild wird. Vielleicht gelingt es ja tatsächlich, vielleicht nicht direkt das Wirtschaftswunder 2.0, aber der Aufbruch der Regionen. 

Birgit Eschbach auf „Wundertour“

Mission „Wirtschaftswunder 2.0“

„Unser Job ist es, kreativ zu sein und aus dem, was vorhanden ist, das Beste zu machen“, sagt die überzeugte Rhöndorferin Birgit Eschbach, Gründerin der Agenturen „Rheintoechter“ und „Isarsoehne“. Innerhalb von zwei Wochen brachen ihr anfangs der Corona-Krise sämtliche Aufträge weg. Niemand benötigte mehr Dekorationen, farblich passende Hussen oder Raumausstattung aus Stoff. Der Veranstaltungsmarkt war zusammen gebrochen.

Was tun in dieser Corona-Krise? Zwei Tage zerbrach sie sich mit sechs Näherinnen aus einem Atelier in Südhessen ihren Kopf, machte sich Sorgen um ihre Existenz. Recht schnell hatte sie den rettenden Einfall. Eine Woche später lagen die ersten 5.000 Bestellungen vor. Schnell wurden die ersten Pakete ausgeliefert. Ihr Inhalt: Mundschutz. Die richtige Idee zur richtigen Zeit. „Wir haben mittlerweile zwei Werkstätten und über 30 Schneiderinnen beschäftigt und verkaufen pro Woche mehr als 5.000 Masken. Das tut mir gut, denn in den letzten Wochen habe ich gefühlt mehr „Sinnvolles“ gemacht als in den letzten 20 Jahren“. Nun setzt Birgit Eschbach einen neuen Plan um, der bereits in manchen bundesweiten Medien Wellen schlägt:

„Im Sommer 2020 werden wir 6 Wochen lang Wirtschaftsförderer, Bürgermeister, Unternehmer und Digitalisierungsexperten besuchen. Damit wir lernen, wo der Schuh drückt. Verstehen, was es braucht, damit das digitale Wirtschaftswunder gelingen kann. Vor allen Dingen aber besuchen wir die ersten Hoffnungsträger in der Coronakrise und blühende Landschaften. „Wer sind Eure #nexthopes“?

Im Gepäck haben wir digitale Präsente des Zukunftsinstituts: Harry Gatterer und Matthias Horx haben die Auswirkungen der Corona-Krise auf Wirtschaft, Gesellschaft und die 10 wichtigsten Lebenswelten analysiert. 6 Wochen durch Deutschland – zu Besuch bei Unternehmen, Wirtschaftsförderern und Bürgermeistern –  in der Mission des Wirtschaftswunder 2.0.

Sehr gerne besuchen wir Eure Kommune oder Euer Unternehmen im Juli und August. Ladet uns ein, lasst uns zusammen einen Cappucino oder ein Glas Wein auf dem Marktplatz Eurer Stadt trinken. Stellt uns Eure Unternehmen vor, die jetzt in der Krise zu Hoffnungsträgern geworden sind. Wir möchten Euch kennenlernen. Wir möchten Eure Stadt, Euer Dorf – wir möchten Deutschland kennenlernen. 

Die WUNDERtour ist gleichzeitig Auftakt der WUNDERtalks. Die Gespräche mit Euch möchten wir mit anderen Menschen teilen. So vernetzten wir Wirtschaftsförderer, Bürgermeister und Unternehmen aller Regionen. Analog und digital. Denn seien wir ehrlich:  Wir können alle voneinander lernen. Inspirationen und Mutmacher sind daher die zentralen Themen, mit denen wir uns auf eine optimistisch-unterhaltsame Art austauschen möchten“. Und die Tour begann am vergangenen Wochenende am Kölner Dom. Das macht Sinn. Mittlerweile hat die Rhöndorferin viele uns „unbekannte“ Städte in NRW kennengelernt. Und eben auch Bielefeld, einer Stadt, die es quasi nicht gibt. bö

Wir werden die Tour begleiten. Bleiben Sie gespannt…

Ein ganzes Dorf jetzt Gastgeber

New Work in Rhöndorf: Erfolgreich mit neuem Tagungskonzept dank kurzen Wegen, viel Natur und inspirierender Bodenständigkeit 

Übernachten im anonymen Businesshotel, viele Stunden im sterilen Konferenzraum brüten mit Beamer, Notebook, Mobiltelefon und zur Auflockerung eine Gruppen-Rallye mit App durch die Stadt, plus Buffet am Abend. So laufen täglich tausende von Tagungen, Fortbildungen und Unternehmensevents in aller Welt ab. Egal ob in Köln, Prag oder Tokio. Das malerisch am Rhein gelegene und als Wohnort Konrad Adenauers bekannte Rhöndorf öffnet jetzt mit seinem neuen Erfolgskonzept „Tagen im Dorf“ interessante, nachhaltige Möglichkeiten. Im Mittelpunkt stehen Natur pur, kurze Wege, verbindende Bodenständigkeit und inspirierendes Netzwerken.   

Hier ist der Name Programm: Dienstleister, Hoteliers, Bäcker, Winzer treten gemeinsam als Gastgeber auf – für Unternehmen, die das Innovative an back to the roots erkennen und bewusst für ihre Prozesse nutzen wollen. Raus aus dem Trubel der Stadt, schneller zur Quelle.  

„Es heißt, man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Warum sollte diese Idee nicht auch für Schulungen und Personaltrainings bestens passen“, erklärt Birgit Eschbach, Initiatorin des Dorfmarketings und Chefin der Bad Honnefer Agentur Rheintoechter. Die weltoffene Rheinländerin, Profitrainerin für New Work, kennt und beobachtet die Personalwelt schon viele Jahre. Seit Sommer geht sie konsequent den neuen Weg, Digitalisierung und moderne Unternehmenskultur auf Natur, Ursprung und Ruhe auszurichten. Dabei bricht sie ganz bewusst mit gewohnten Modellen: „Die Entwicklung in die digitale Gesellschaft kann nur gelingen, wenn wir das Menschliche im Vergleich zur künstlichen Intelligenz stärken. Das bedeutet auch: Wir müssen neue Lernumgebungen schaffen und echtes Erleben möglich machen. Unser Dorf stellt daher keine Station dar, die es bei einer Challenge abzuhaken gilt. Es lässt die Menschen ankommen, sich deutlich schneller öffnen und vieles von hier mitnehmen.“  

Den Beweis, wie gut dieser Ansatz funktioniert, tritt Rhöndorf, 20 Kilometer von Bonn entfernt, ganz praktisch an. Weniger ist hier am Rande des Mittelrheintals mehr. Das schätzen besonders auch internationale Firmen. Getagt wird in außergewöhnlicher Umgebung in einem Traditionsweingut. Das Plenum ist in der Kelterhalle, die Workshopräume sind in der Probierstube, dem Weinkontor und historischen Fasskeller. Anstatt Wettbewerbe durch die Stadt gibt es gemeinsame Natur- und Walderlebnisse mit dem Förster. Der Tagesabschluss wird am urigen Lagerfeuer mit Spezialitäten aus dem Siegengebirge zelebriert. Ein weiterer Höhepunkt ist die originelle Schlüssellotterie, bei der die Übernachtungsmöglichkeiten rund um den Dorfplatz zwischen Suite und Zimmer über der Backstube ausgelost werden. Am nächsten Morgen werden die Teilnehmer vom Duft aus der Backstube begrüßt, beim rheinromantischen Frühstück an den Sandbuhnen am Fluss können sie ihre Erfahrungen austauschen und vielfach inspiriert noch einmal ganz tief durchatmen. be

Weitere Informationen und Programmbeispiele: www.tagenimdorf.de