Zwischen Bad Honnef und Berlin

NICOLE WESTIG: Die Bad Honneferin im Bundestag

Ihr Fachgebiet ist die Pflege. „Pflegebedürftigkeit kann jeden Menschen treffen. Dann vertrauen wir auf eine menschliche und qualitativ hochwertige Betreuung. Daher müssen die Arbeitsbedingungen in der Pflege dringend verbessert werden: Erforderlich sind eine bedarfsgerechte Personalbemessung und mehr Karrierechancen. Ein Schlüssel zur Entlastung für Pflegekräfte und pflegende Angehörige ist die Digitalisierung, die auch in der Ausbildung eine größere Rolle spielen muss“. Nicole Westig ist Freie Demokratin (FDP), Bundestagsabgeordnete für den Rhein-Sieg-Kreis, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Vorstandsmitglied der Frauengruppe der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. Und mehr.

So eben auch alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Ihr Terminkalender ist rappelvoll. Voller Sitzungen im Bundestag, Konferenzen, Besprechungen und Tagungen. Daher wohnt sie auch nicht im „Schmelztiegel“ Berlin-Mitte, sondern in Berlin-Schöneberg. „Die Sitzungswoche schluckt dich Montags und spuckt dich Freitags wieder aus. Dann brauchst du Abstand vom politischen Betrieb“. Ein Gläschen Wein mit Freunden, Theater-oder Museumsbesuche stehen dann auf dem Programm. „Leider viel zu selten“. Verschnaufpausen gelingen ihr nur hier in Bad Honnef, am Rhein, auf der Insel Grafenwerth. Aber zurück nach Berlin. „Der Umgang mit den Kollegen dort ist sehr kollegial und vernünftig (außer AfD). Bei den Koalitionsverhandlungen hat man sich schon ganz gut kennengelernt. Karl Lauterbach beispielsweise ist sehr humorvoll. Sein Fachwissen hat uns alle schwer beeindruckt.

Sarah Wagenknecht zeigt sich dagegen eher unnahbar. Gute Verbindungen zu Politikern habe ich natürlich in meinem Fachbereich. So kommt es eher selten zu Begegnungen oder Gesprächen mit Olaf Scholz oder Robert Habeck. Scholz erinnert mich mit seiner Zurückhaltung ein wenig an Angela Merkel. Sie war darüber hinaus absolut uneitel, das habe ich an ihr bewundert, ebenso wie ihre humorvolle Art“. Berlin ist Berlin. Bonn ist Bonn. „Viele der jungen Abgeordneten haben Bonn überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Daher habe ich mich sehr über eine SMS von Christian Lindner gefreut: Im Mai soll die Finanzministerkonferenz auf dem Petersberg statt finden. Das ist ein sehr gutes Zeichen für unsere Region“.

Apropos Region: Auch hier setzt sich Nicole Westig ein. Beispiel Nonnenwerth: „Es muss nun alles unternommen werden, um das Ende des Gymnasiums abzuwenden. „Ich bin überzeugt, dass in Kürze vernünftige Lösungsvorschläge auf dem Tisch liegen. Peter Soliman hat immer behauptet, dass ihm die Zukunft der Schule am Herzen liegt. Ich kann ihn jetzt nur auffordern, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und wie ein ehrbarer Kaufmann zu handeln“, so die Bundestagsabgeordnete, „wenn er die Schule schließt, dann hat er in der Region keine Chance mehr“. So richtig verschnaufen kann Nicole Westig wohl auch in ihrer Heimat nicht wirklich. Sie schmunzelt: „Dafür bin ich jetzt mit Karl Lauterbach per Du“. bö

Foto: Nicole Westig mit Andreas Pinkwart

NICOLE WESTIG: XXL-Bundestag möglich

Der Deutsche Bundestag hat trotz anhaltender Kritik die Wahlrechtsreform von Union und SPD beschlossen. Die FDP-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der FDP Rhein-Sieg Nicole Westig kritisiert: „Union und SPD haben erst monatelang einen fairen Kompromiss blockiert, um dann im Alleingang ein Gesetz durchzuboxen, das den Namen Wahlrechtsreform nicht verdient.“ Denn damit würde ein XXL-Bundestag im nächsten Jahr nicht verhindert. Zu dieser Einschätzung kommen auch namhafte Experten. Westig betont: „Durch monatelange Verzögerungen sind CDU/CSU und SPD dafür verantwortlich, dass der nächste Bundestag möglicherweise aus allen Nähten platzt.“ Damit gefährde die Große Koalition die Arbeitsfähigkeit des Parlaments und verursache unnötige Kosten für die Steuerzahlern. „Ich frage mich wirklich, wie Union und SPD das den Wählern erklären wollen“, so Nicole Westig. Die FDP-Fraktion habe gemeinsam mit Grünen und Linken einen fairen Gesetzentwurf vorgelegt und sei jederzeit kompromissbereit gewesen. Union und SPD hätten sich dem jedoch verweigert und die Opposition in einer so zentralen Frage ausgesperrt. „Union und SPD wollten offenbar weder einen fairen Kompromiss noch überhaupt eine echte Wahlrechtsreform“, resümiert Nicole Westig.

Nicole Westig: Zwischen Bad Honnef und Berlin

Foto: Nicole Westig mit ihrem Büroleiter Benedikt Limbach

Im Deutschen Bundestag ist Nicole Westig (FDP) zuständig für das brandaktuelle Thema „Pflege“. „Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich auch darin, wie wir mit den Schwachen umgehen. Ich möchte zeigen, dass Freie Demokraten empathisch sind und Lösungen anbieten, um den Pflegenotstand zu beseitigen. Es muss aber klar sein, dass dies nicht zu Lasten der nachfolgenden Generationen gehen darf,“ sagt sie.

Mit ihren beiden Kindern Felix und Laetitia lebt sie in Bad Honnef in fußläufiger Nähe zum Rhein. „Den Ausgleich zu Beruf und Politik bietet mir der Sport: Ich schwimme gern, liebe Inline-Skaten, Wandern und Skilaufen, das ich erst mit 45 Jahren gelernt habe. Als Genussmensch koche ich leidenschaftlich gern, am liebsten für meine Familie und Freunde. Die langen Staus auf dem Weg zur Arbeit überstehe ich am besten mit Hörbüchern, mein liebstes Urlaubsland ist Italien“. Zum Termin in ihrem Büro am Rathausplatz kommt sie knapp 2 Minuten zu spät, weil: „Ich war im Freibad auf der Insel noch ein paar Runden schwimmen“.

Empfangen werde ich von Büroleiter Benedikt (Benny) Limbach. „Beim Aalkönigsfest habe ich Benny gefragt, der hier im Ort ja bestens vernetzt ist, ob er jemanden kennen würde, der mein Büro leiten könnte, und da hat er sich gleich selbst beworben“ schmunzelt sie. „Seine Mitarbeit ist der pure Luxus für mich“. Limbach koordiniert die Termine im Wahlkreis, organisiert Bürger- Sprechstunden und sorgt für die inhaltliche Zuarbeit. Zwei Wochen im Monat verbringt Westig in Berlin. Die Sitzungswochen dort sind vollgepackt mit Terminen. Montags tagt die Landesgruppe NRW, Dienstags ist Gremien- und Fraktionstag, Mittwochs tagen die Ausschüsse, dann finden die Bundestagssitzungen im Plenum statt, oft bis spät in die Nacht. Freitags geht´s dann mit dem Flieger zurück in die Heimat.

Da Westig einen engen Draht zur hiesigen Kommunalpolitik hat, wartet auch in ihrem Bad Honnefer Büro eine Menge Arbeit auf sie. Zurück nach Berlin: Zeit für ihre sportlichen Aktivitäten bleibt ihr dort kaum. Immerhin ist ihre Wohnung in der Bundeshauptstadt groß genug, damit ihre Kinder samt Freunde dort hin und wieder auch übernachten können. Über ihre „Kollegen“ in Berlin sagt sie: „Die Bundeskanzlerin ist freundlich, wertschätzend und herzlich“. Einen guten Draht habe sie zu den „Grünen“. Wolfgang Schäuble, Claudia Roth oder Wolfgang Bosbach seien sehr angenehme Menschen mit feinem Humor. Und: „Die Abgeordneten der AFD sind dagegen sehr unangenehm. Unter allen demokratischen Parteien gibt es in bestimmten Fragen einen Konsens und Spielregeln, an die sich alle Fraktionen halten. Darin findet sich die AfD nicht wieder. Die kennen keine demokratische Kultur.“

Natürlich „zoffe“ man sich auch mal im Bundestag im Sinne der Sache, aber danach könne man sich auch wieder in die Augen schauen und zusammen ein Bier trinken gehen. Aber eben nicht mit den Abgeordneten der AFD.

Ansonsten vergleicht Westig das Regierungsviertel in Berlin mit Bad Honnef: „Jeder kennt hier jeden“. Ein und aus gingen dort beispielsweise auch die Bad Honnefer Friedhelm und Fabian Ost, Annette und Manfred Stegger oder Simon Selzer.

Seit September 2017 ist Nicole Westig Mitglied des deutschen Bundestages und pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Sie ist Schriftführerin und ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit. Im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist sie stellvertretendes Mitglied. Zudem ist sie Kreisvorsitzende der FDP Rhein-Sieg und Beisitzerin im Landesvorstand der FDP NRW.

Nicole Westig wurde 1967 in Menden in Westfalen geboren und kam mit 20 Jahren ins Rheinland. In Bonn studierte sie Romanistik und Öffentliches Recht, neben dem Studium arbeitete sie für Bundestagsabgeordnete. Nach dem Magisterabschluss war sie zunächst für einen Wirtschaftsverband tätig, später freiberuflich in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Viele Jahre arbeitete sie als Kreisgeschäftsführerin der FDP Rhein-Sieg und für den nordrhein-westfälischen FDP-Fraktionsvorsitzenden und heutigen Landtagsvizepräsidenten, Dr. Gerhard Papke.

Ein Schmankerl am Rande: Nicole Westig hat Siebengebirgswein vom Weingut Pieper in den Berliner Regierungskreisen hoffähig gemacht. Vielleicht ist das der Grund für den derzeitigen Erfolg der FDP mit dem Bad Honnefer Aalkönig Christian Lindner an der Spitze.                                                                                                               Helmut Böndel   

Herzensthemen für Bad Honneferin

Bundestagsabgeordnete Nicole Westig in den Gesundheitsausschuss berufen

Die für den Rhein-Sieg-Kreis neugewählte FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Westig aus Bad Honnef wird künftig ihre Fraktion im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags vertreten. Als stellvertretendes Mitglied wird Westig zudem in den Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und in den Ausschuss für Familie entsandt. Dies hat die FDP-Bundestagsfraktion in der vergangenen Woche entschieden. „Ich freue mich, dass ich mich künftig mit meinen Herzensthemen aus dem sozialen Bereich beschäftigen darf“, so die FDP-Abgeordnete nach der Fraktionssitzung.

Dabei möchte Westig sich vorwiegend um das Thema Pflege kümmern und damit ihre beruflichen Erfahrungen aus der Diakonie Michaelshoven in Köln in ihre politische Arbeit einbringen. „Die Beseitigung des Pflegenotstands gehört ganz oben auf unsere gemeinsame politische Agenda“, sagte sie anlässlich ihrer Jungfernrede am Freitag im Deutschen Bundestag. Die Freien Demokraten fordern unter anderem eine angemessene Bezahlung und verbesserte Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte.

Westig betonte weiter, als Stellvertreterin im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit den Schulterschluss mit den vielen in der Region ansässigen Hilfsorganisationen zu suchen, die Bonn als Standort für Entwicklungszusammenarbeit stärken.

„Und im Familienausschuss will ich für eine moderne Familienpolitik und für die Gleichstellung von Mann und Frau eintreten sowie eine Stimme für die Alleinerziehenden sein“, so die Politikerin, die ihre 15jährige Tochter und ihren 17jährigen Sohn alleine erzieht.

Den Einsatz der Ausschüsse hat der Deutsche Bundestag am vergangenen Mittwoch beschlossen, Ende Januar werden diese sich konstituieren. eb