Die Wahlen aus Bad Honnefer Sicht

BUNDESTAGSWAHL: Viel Raum zur Auswertung

Schon immer wurde auf kommunaler Ebene differenzierter gewählt als zum Bundestag. Besonders in Bad Honnef. Weil in der kleinen Stadt die Wege auch der Informationen kürzer sind, weil Viele mehr kennen und wissen – und das auch noch besser. So strotzt dann ein „Bürgerblock“ vor Kraft, neben dem sich zudem immer noch Reste von Freien Wählern halten. Und die Großen hatten stets Schwierigkeiten, so nah an Wählerin und Wähler wie in der eigenen Kommune ihre Ergebnisse der Landtags- oder nationalen Wahlen zu erreichen.

Dieses Gefälle ist aufgehoben. Nicht nur in Bad Honnef, aber eben auch da. Besser informiert und weniger gläubig verteilen die Leute ihre Stimmen differenzierter. Auf ein breiteres Spektrum von Parteien, mit geringeren Häufungen hinter ein C für Christlich oder ein S für Sozialdemokratisch. Natürlich sind es unter anderem Internet und Digitalisierung, die zu passgenauerem Votum befähigen. Aber auch gestiegene Detailtreue in der Berichterstattung der Medien sowie größere Neugier angesichts einer diffusen Großen Koalition mit Mini-Opposition bewirkten: Der Bürger ist einfach besser im Bild. Weil er nachliest und die Sache selbst in die Hand nimmt. Es reicht nicht mehr das Gefühl, irgendwie schon vertreten zu werden; es ist dezidierter Wählerwille, bestimmte eigene Positionen im Parlament präsent zu sehen. Elemente direkterer Beteiligung, Elemente von Partizipation und Emanzipation?

Zuvorderst wurde die FDP bei den Bundestagswahlen besonders stark. Digitalisierung, Breitbandversorgung, Eigenverantwortung werden ihr zugeschrieben. Außerdem kommt die Kandidatin – weit oben auf der Landesliste und folgerichtig jetzt auch im Bundestag – aus Bad Honnef. Und taktisches Wählen kommt noch hinzu: Erststimme CDU, Zweitstimme FDP. Jedenfalls erreichte die Partei einen Riesenerfolg, überflügelte die SPD ganz knapp und war diesmal Nummer Zwei in der Stadt. Mehr Umwälzung geht kaum. Zieht man die 19 Kommunen des Kreises zum Vergleich, so ist die FDP nur in Wachtberg noch stärker; dort wohnte jahrzehntelang die liberale Ikone Hans-Dietrich Genscher.

Auch bei den anderen Parteien ist Manches eine Betrachtung durch die lokale Brille wert. Eine SPD unter 20 Prozent sieht man hier nicht oft – und auch selten im gesamten Kreisgebiet. Die Honnefer CDU verlor noch mehr (minus 8,2 Prozent) und ist an Rhein und Sieg ziemlich genau Mittelmaß. Das Ergebnis der Honnefer Grünen wird nur in Alfter und Königswinter übertroffen. Besonders überraschend: Die Linke überflügelt mit sieben Prozent in unserer Stadt auf hohem Niveau die AfD. Deren Rechtspopulisten erzielten in Bad Honnef kreisweit ihr schlechtestes Ergebnis. Kein Wunder bei dem hier praktizierten Umgang mit Flüchtlingen und Integration, und so organisierte sich unsere Bürgerschaft diesen Erfolg für demokratische Positionen selbst.

In Berlin gibt es jetzt eine Ansprechpartnerin für die Stadt: Nicole Westig ist MdB und aus Bad Honnef. Eine ungewohnte Option für die Stadt, kann sie doch jetzt noch einfacher dort „anrufen“ und für Unterstützung in ausgesuchten Fragen werben. Es wird sich zeigen, was daraus zu machen ist.

Die Wahlbeteiligung, seit Adenauer stets relativ hoch in der Stadt, stieg noch einmal. 81,76 Prozent liegen weit über dem Bundesdurchschnitt und sind schon etwas Besonderes. Erwähnenswert auch deshalb, weil es in Bad Honnef eben keine Massen von Protestwählern gab, die vorher nicht zur Urne gingen und diesmal die AfD stützen wollten.

Zu guter Letzt lassen sich noch diverse besonders spezifische Effekte beobachten. Oft fällt im Vergleich der Bundestags- zu den Kommunalwahlen auf, wie sehr den Parteien in gleich einer Reihe von Wahllokalen der Anschub durch besonders profilierte Kommunalpolitiker und –politikerinnen als Kandidaten auf den Wahlzetteln fehlt. So sehen in Rhöndorf die Ergebnisse der CDU diesmal anders aus als bei den Ratswahlen 2014. Ebenso können die Zahlen der Grünen diesmal keinesfalls die Ergebnisse der Kreistagswahlen oder der Ratswahl in Aegidienberg erreichen. Wobei das nur Beispiele sind für ein Phänomen, welches oft beobachtet werden kann. Und wie haben sich die Zuzüge in den wachsenden Stadtteilen ausgewirkt – z.B. in Rhöndorf? Es bleibt also viel Raum zur Auswertung. Schön, oder?                                                                                                                       bh

Foto: Pixelio

Ergebnisse der Bundestagswahl auf einen Blick

Die Ergebnisse der Bundestagswahl am Sonntag werden mit Spannung erwartet. Nach der Schließung der Wahllokale um 18 Uhr werden die Ergebnisse nach und nach ins Internet eingestellt und stetig aktualisiert.

Wer auch von unterwegs gut informiert sein möchte, kann sich im Internet unterhttp://rsk.de/wahl2017 oder auch über die kostenlose Votemanager-App informieren.

Auch bei der App werden laut Hersteller Schnellmeldungen, in Form von Tabellen und Grafiken, direkt aus den Datenbanken der Wahlämter erstellt. Die kostenlose Applikation kann im iTunes Store oder im Google Play Store heruntergeladen werden.

Einladung:

Der große Sitzungssaal des Kreishauses wird am Wahlabend zum Wahl-Infozentrum, in dem die Wahlergebnisse aus allen 19 Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises zusammenlaufen. Landrat Sebastian Schuster lädt alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, ab 17:30 Uhr ins Kreishaus zu kommen und sich aus erster Hand über die Ergebnisse der Bundestagswahl im Rhein-Sieg-Kreis zu informieren. ar

Von Bad Honnef nach Berlin

NICOLE WESTIG: FDP-Kandidatin zur Bundestagswahl

Mit sozialen Problemen wird die Bad Honneferin Nicole Westig jeden Tag konfrontiert: Als Fundraiserin der Stiftung Diakonie Michaelshoven sammelt sie nicht nur Spenden für soziale Projekte, sondern beschäftigt sich auch mit der Verwendung der Gelder.

„In der letzten Zeit haben wir zahlreiche Projekte umgesetzt, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Familien leben können und wenig Chancen auf eine gute Zukunft haben: Projekte wie Ferienfreizeiten für diese Kinder oder eine Kochgruppe, in der sie für gesunde Ernährung und auch Tischmanieren sensibilisiert werden, liegen mir dabei ganz besonders am Herzen“, erklärt die 49jährige, die als FDP-Kandidatin zur Bundestagswahl für den Wahlkreis Rhein-Sieg-Kreis II antritt.

Dazu zählen außer Bad Honnef, Königswinter und Sankt Augustin auch die linksrheinischen Kommunen Alfter, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg.

Soziale Fragen spielen nicht nur in ihrem Beruf, sondern auch in ihrem politischen Leben eine wichtige Rolle. Nicole Westig ist Kreistagsabgeordnete, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion und Sprecherin für Bildungs- und Sozialpolitik.

Dabei kämpft sie besonders für den Erhalt der Förderschulen im Rhein-Sieg-Kreis. „Gerade die Förderschulen für Emotionale und Soziale Entwicklung sind mir wichtig. Denn diese besuchen besonders viele Kinder, die sich in der Jugendhilfe befinden“, so Westig. Diese Schulen schafften es, einen hohen Anteil ihrer Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf an Regelschulen zu bringen. Das sei aktive und vorausschauende Sozialpolitik.

Die gebürtige Westfälin kam 1988 zum Studium nach Bonn und ist dort schnell heimisch geworden. „Am Rheinland gefällt mir die Mentalität und die Fröhlichkeit der Menschen besonders“, erklärt Westig. Nach dem Magisterabschluss in Romanistik und öffentlichem Recht war sie zunächst beim Bundesverband Mittelständische Wirtschaft tätig, später arbeitete sie als wissenschaftliche Referentin für FDP-Parlamentarier in Rheinland-Pfalz und NRW. Heute lebt sie mit ihren beiden Kindern in Bad Honnef und genießt die Nähe zum Rhein.

Mitglied der Freien Demokraten wurde Nicole Westig bereits mit 19. „Am Tag meiner ersten Bundestagswahl habe ich den Mitgliedsantrag der FDP unterschrieben. Nur mein Kreuz zu machen, war mir einfach zu wenig. Ich wollte mitmischen“, erinnert sie sich. Seitdem hat sie sich in den unterschiedlichsten Positionen für die liberalen Ideen engagiert. 1989 übernahm sie die Spitzenkandidatur der Jungen Liberalen NRW zum Europäischen Parlament, sie war aktiv im JuLi-Landesvorstand und hat in den 2000er Jahren auf kommunaler Ebene in Rheinland-Pfalz gearbeitet.

Auf einem aussichtsreichen Listenplatz 12 bewirbt sich Nicole Westig nun für einen Sitz im Bundestag, in den sie ihre beruflichen und politischen Erfahrungen einbringen möchte. „Bei meiner Arbeit in der Diakonie erlebe ich tagtäglich, wie Menschen in schwierigen Situationen in die Lage versetzt werden, auf eigenen Füßen zu stehen. Und das möchte ich auch für die Menschen in unserem Land erreichen. Ich möchte mich für eine Politik einsetzen, die den Einzelnen stärkt statt ihn ständig zu gängeln“, so die FDP-Kandidatin. mi