Weihnachtsmärchen

Der warme Sommer liegt Monate zurück. Wenn nun die Sonne scheint, ist es klirrend kalt; Raureif liegt über Dächern und Wiesen. In einen rosafarbenen Mantel gehüllt, hüpft die kleine Prinzessin freudig durch die weihnachtlich beleuchtete Stadt. Eifrig beteiligt sie sich an den Vorbereitungen für das baldige Fest: Sie hilft, den Adventskranz zu basteln, übt Weihnachtslieder und malt ihren Wunschzettel.

Am liebsten tanzt sie zum (elektronisch) erklingenden „Jingle bells“ einer Hüften schwingenden Weihnachtmannpuppe. Und für den echten Weihnachtsmann möchte sie eine Überraschung an Heilig Abend bereithalten. Als dieser wundervolle Abend endlich gekommen ist, legt sie ihr Geschenk unter den in Gold und Purpur geschmückten Tannenbaum. „Mama? Meinst du, der Weihnachtsmann wird sich über mein Bild freuen, das ich ihm gemalt habe?“ „Ganz sicher wird er das!“ lächelt die Mutter.

Zur Dämmerung, verlässt die Familie für einen besinnlichen Spaziergang das Haus. „Oh! Stopp!“ ruft die Mutter. „Ich muss nochmal rein; ich habe meine Handschuhe vergessen“ flunkert sie. Denn eigentlich muss sie heimlich ihrer Aufgabe als Weihnachtsmann nachkommen und die Geschenke unter den beleuchteten Baum legen. Routiniert schnell geht das von Statten. Dann wandert die Familie beschwingt durch die Straßen.

Wieder zu Hause leuchten die Schokoladenpudding-Augen der Prinzessin wie nie zuvor. Unter dem glitzernden Baum liegen so viele Geschenke! verpackt in buntem Papier. Aber: „Mama! Da ist ja immer noch mein Bild!“ Enttäuschung und Zweifel hört man in der Stimme der Prinzessin. „Dann hat er es sicher vergessen“, versucht die Mutter ihre eigene Unachtsamkeit zu vertuschen. „Wir legen es nächstes Jahr wieder unter den Baum“, schlägt sie vor. Und siehe da: Ein Jahr später ist das Bild zur Bescherung tatsächlich verschwunden. Franziska Lachnit (2016)