Familienbewusste Personalpolitik

Kreisverwaltung erhält Zertifikat

Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das eine große Herausforderung. Der Rhein-Sieg-Kreis unterstützt seine Beschäftigten mit betreuungspflichtigen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen durch vielfältige Maßnahmen. Dafür, dass die Kreisverwaltung ihre Angebote weiterentwickeln und verbessern will, erhält sie jetzt das Zertifikat des audits berufundfamilie.

Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster l.), seine allgemeine Vertreterin Svenja Udelhoven (m.) und die Gleichstellungsbeauftragte Brigitta Lindemann konnten das Zertifikat von John-Philip Hammersen von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung und Oliver Schmitz, dem Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, entgegennehmen.

„Es bedeutet immer eine Herausforderung, berufliche Verpflichtungen und ökonomische Notwendigkeiten mit familiären Betreuungsaufgaben und –Wünschen  zu vereinbaren“, sagt Landrat Sebastian Schuster im Vorfeld der Veranstaltung. „Insbesondere Mütter stehen vor der Herausforderung, allen Anforderungen gleichermaßen gerecht zu werden.“

Die Unterstützungsangebote der Kreisverwaltung sollen sich zukünftig verstärkt am Ziel der Chancengleichheit orientieren, damit die  Wahrnehmung familiärer Aufgaben kein Hindernis für eine berufliche Entwicklung und Karriere darstellt.

Der Rhein-Sieg-Kreis bietet seinen Beschäftigten derzeit rund 350 verschiedene Teilzeitmodelle. Die Kreisverwaltung hat großes Interesse daran, gut ausgebildete Fachkräfte zu halten – auch um die Ansprüche einer qualifizierten Aufgabenerfüllung und eines hochwertigen Dienstleistungsangebots für die Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden.

„Wir suchen daher nach Möglichkeiten, die die familiären Betreuungsgegebenheiten berücksichtigen und gleichzeitig – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels – dem Bedarf der Verwaltung an gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen kommen“, so Landrat Sebastian Schuster. „Diese Bemühungen und nicht zuletzt die Zertifizierung steigern die Attraktivität des Rhein-Sieg-Kreises als Arbeitgeber.“

Der Zertifikatserteilung ist ein etwa dreimonatiger Auditierungsprozess vorausgegangen, der von der berufundfamilie Service GmbH gesteuert wurde. So wurde zunächst der Status quo der bereits angebotenen familien- und lebensphasenbewussten Maßnahmen ermittelt. In anschließenden Workshops wurden dann Maßnahmen und Ziele für die kommenden drei Jahre entwickelt. Diese orientieren sich an den Handlungsfeldern Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitsort, Information und Kommunikation, Führung, Personalentwicklung sowie Service für Familien. An deren Umsetzung wird der Rhein-Sieg-Kreis unter Beteiligung des Personalrates kontinuierlich arbeiten.

Schirmherrin der Maßnahme ist Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey.

Familienfreundliches Bad Honnef

Familienfreundlichkeit ist ein wichtiger Standortfaktor für die Stadtentwicklung und muss für messbare Erfolge ein gemeinsames Anliegen von Politik, Verwaltung, Unternehmen und Bürgern sein. Das war das klare Fazit der Veranstaltung zu Zukunftsperspektiven für mehr Familienfreundlichkeit, zu der das Bad Honnefer Bündnis für Familie am 15. Juni in den Ratssaal eingeladen hatte.

Bürgermeister Otto Neuhoff wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Angebote zur Unterstützung von Eltern für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht allein Aufgabe der Kommune sein können und ergänzte: „Wir sind deswegen dankbar für die vorbildlichen Initiativen des Bündnis für Familie hier in Bad Honnef!“

Benedikt Eikmanns, Mitarbeiter der Servicestelle der Lokalen Bündnisse für Familie in Berlin, entwickelte in seinem Impulsreferat Zukunftsthesen für „Gutes Leben in Familie 2030“  und erläuterte, wie die Servicestelle in Berlin dabei unterstützen kann, Unternehmen und Kommunen im Austausch über die Entwicklung von besserer Vereinbarkeit vor Ort zusammenzubringen. Einige seiner Praxisbeispiele für Familienfreundlichkeit aus der Bündnisarbeit in Deutschland  könnten auch für Bad Honnef interessant sein: Ein Online-Familienatlas mit allen Angeboten rund um die Familie aus Erlangen,  das Angebot  von Zeitinseln für die Kurzzeitbetreuung von Kindern bzw. Zeitbrücken zur Entlastung pflegender Angehöriger aus Hanau oder eine flexible Tagesbetreuung für Kinder bis zum Abend aus Steinbach am Wald.

Heinz Zohren ist Familienbeauftragter der Stadt Aachen und koordiniert in der Stadtverwaltung das dortige Bündnis für Familie. Er machte in seinem Vortrag deutlich, wie wichtig der Konsens von Verwaltung und Politik ist, Familienfreundlichkeit bei der Stadtentwicklungsplanung auf allen Gebieten mit in den Vordergrund zu stellen. An Beispielen erläuterte er, wie dieses Konzept  Aachen seit Jahren mit guten Ergebnissen voranbringt. Bürgermeister Neuhoff kommentierte den Vortrag mit den Worten: „Besonders beeindruckt hat mich die Konkretisierung von Familienfreundlichkeit  in Prinzipien der Stadtplanung.“, worauf er von Heinz Zohren als Erster eine Broschüre mit den Aachener Kriterien für eine familienfreundliche Stadtplanung überreicht bekam.

Die Zuhörer diskutierten im Anschluss lebhaft über diese Impulse. Aus dem Stadtrat waren Mitglieder der SPD, des Bürgerblocks und Bündnis 90/Die Grünen anwesend, die das Thema mit in ihre Fraktionen nehmen wollen. Norbert Grünenwald und Julian Schimkowski vertraten die Fachdienste Bildung und Sport bzw. Kinder und Jugend und Familie  in der Stadtverwaltung. Beide Fachdienste haben die Arbeit des Bad Honnefer Familienbündnisses von Anfang an unterstützt.  Mit Vertretern des Stadtjugendrings, des Stadtelternrats und des Katholischen Familienzentrums  waren  weitere wichtige Mitgestalter in einem lokalen Bündnis für Familie an diesem Abend dabei. Im Blick auf die vorangeschrittene Zeit lud Beate Schaaf als Vorsitzende des Fördervereins Hautsache Familie- Bündnis für Bad Honnef abschließend alle Interessierten zu einem Folgetreffen ein, um aus den Ergebnissen der Diskussion ein gemeinsames praxisbezogenes Konzept zu entwickeln.                                                                                                                                                Beate Schaaf 

Foto: Pixelio