Geburtshilfe in Bad Honnef

Ein Mahnmal für die Geburtsstation im Krankenhaus

Die Schließung der Geburtsstation im Bad Honnefer Krankenhaus bleibt Thema in der Region: Als sichtbares Zeichen des Protests entsteht derzeit ein Mahnmal an der Endhaltestelle der Stadtbahnlinie am Treppenaufgang zur Steinbrücke auf die Insel Grafenwerth. Die ersten Steine wurden am Weltfrauentag abgelegt. Alle können einen kleinen, bunt bemalten Stein ablegen, um für eine bessere Versorgung in der Geburtshilfe für Bad Honnef und den benachbarten Gemeinden zu demonstrieren. Vielleicht kommen besonders viele Steine von Menschen zusammen, die selbst im Bad Honnefer Krankenhaus geboren wurden oder deren Kinder dort auf die Welt gekommen sind. Die Idee kommt von Carsten Krause und Vera Raths. Bürgermeister Otto Neuhoff und Erster Beigeordneter Holger Heuser unterstützen die Aktion. Sie kritisieren insbesondere, dass die Station ohne vorherigen politischen Prozess geschlossen wurde.

Bürgermeister Otto Neuhoff sagt: „Eine sichere Entbindung bedingt angemessene Fahrzeiten zur nächsten Geburtsstation. Die Besonderheit von Bad Honnef ist, dass wir Grenzregion sind und die Rheinland-Pfälzer auch auf das Bad Honnefer Krankenhaus zählen.“

Carsten Krause weiß, dass sein Sohn und dessen Mutter nur überlebt haben, weil ihnen im Bad Honnefer Krankenhaus in einer schwierigen Situation schnell und professionell geholfen worden war. Er hat bereits eine erste Petition mit 6 000 Unterschriften an den Petitionsausschuss des Landes Nordrhein-Westfalen geschickt. Eine Antwort steht noch aus. Die zweite Petition, für die aktuell noch Unterschriften gesammelt werden, geht an den Landtag von Rheinland-Pfalz. Möglichst viele Unterstützende können sich noch beteiligen:

Vera Raths liegt das Krankenhaus am Herzen, denn sie ist eine geborene Schülgen. Die Familie Schülgen hatte einst gestiftet, um die Honnefer Bürgerschaft im Gesundheitsbereich versorgt zu wissen. Geriatrie und Schmerztherapie seien profitabler, sagt sie, Geburten rechnen sich nicht mehr. Deshalb schlägt sie vor, alternativ ein Geburtshaus einzurichten. Sie selbst habe sich bei den Geburten ihrer Kinder im Bad Honnefer Krankenhaus gut aufgehoben gefühlt. Für Vera Raths und Carsten Krause fängt familiengerechte Politik bei der Geburt an. Niemand wolle, dass Babys auf dem Weg nach Bonn im Tunnel der B 42 vor Oberdollendorf oder auf der Südbrücke zur Welt kommen.

Ratsmitglied von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Laura Hoffmeister sieht durch die Schließung eine Schwächung des ländlichen Raumes. Eltern in Aegidienberg und Windhagen haben einen deutlichen Nachteil durch die wesentlich längeren Anfahrtszeiten nach Bonn oder Neuwied.

Der Rat der Stadt Bad Honnef hatte am 25.02.2021 einstimmig eine Resolution beschlossen, um die wohnortnahe Geburtshilfe im Rhein-Sieg-Kreis und Kreis Neuwied zu fordern. Darin heißt es: „Die Landesregierungen sollen eruieren, unter welchen Voraussetzungen die GFO bereit ist, die im Cura-Krankenhaus Bad Honnef vorgenommene Schließung des Kreißsaals und der Wochenbettstation zurückzunehmen.“ Die GFO ist die gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe und die Trägerin des Bad Honnefer Cura-Krankenhauses. Alternative Modelle wie ein hebammengeführter Kreißsaal mit Belgärzt*innen, ein Geburtshaus oder die Wiedereinführung des Belegarztsystems sollen, so der Rat, entwickelt werden. Weiter heißt es: „Der möglichen Entwicklung, gesundheitliche Grundleistungen einer reinen Wirtschaftlichkeitsberechnung zu unterziehen, treten wir insbesondere im Bereich der Geburtshilfe entgegen.“ cp

Wer die Petition von Andrea Behrendt und Carsten Krause unterstützen möchte, klickt hier: https://www.openpetition.de/petition/online/wiedereroeffnung-und-erhaltung-der-geburtshilfestation-in-der-cura-klinik-bad-honnef

Foto: Ein Mahnmal aus Steinen vor der Brücke zur Insel Grafenwerth für die Einrichtung einer Geburtsstation im Bad Honnefer Krankenhaus – v. l. – mit Abstand: Vera Raths, Bürgermeister Otto Neuhoff, Carsten Krause mit Arian, Erster Beigeordneter Holger Heuser und Ratsmitglied Laura Hoffmeister.

GFO: Verlagerung von Bad Honnef nach Troisdorf und Bonn

GFO steht zur Geburtshilfe in der Region. Umfassende und leistungsstarke Angebote 

Die GFO stellt im Rhein-Sieg-Kreis ihre Geburtshilfe neu auf. Dafür wird die kleinste der drei Abteilungen Anfang Februar 2021 verlagert: vom Cura Krankenhaus Bad Honnef zu den rechtsrheinischen beiden Standorten der GFO Kliniken Troisdorf sowie an das linksrheinische St. Marien-Hospital der GFO Kliniken Bonn. An diesen Standorten gibt es bereits starke Abteilungen Geburtshilfe und Gynäkologie. Daher bleiben die Leistungen in der Region erhalten. Mit der Integration in die vorhandenen großen Geburtskliniken ist zugleich die Chance gegeben, die Qualität der Geburtshilfe weiterhin zu steigern und werdenden Müttern und Eltern eine umfassende Versorgung anzubieten. 

Geburtsmedizin ist ein zentrales Angebot im Verbund der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO). Zum GFO-Verbund gehören acht Krankenhäuser mit 14 Standorten. „Geburtshilfe hat für uns eine sehr große Bedeutung, auch wenn sie von den Kostenträgern nicht ausreichend finanziert wird“, unterstreicht GFO-Geschäftsführer Dr. Christoph Heller: „Deshalb stehen wir auch seit vielen Jahren zu den kleineren Abteilungen in unseren Krankenhäusern des Verbundes und decken Verluste aus anderen Einnahmen. Dies ist jetzt auf Grund der veränderten Rahmenbedingungen in Bad Honnef aber leider nicht mehr möglich.“ 

Die GFO unterhält gynäkologisch-geburtshilfliche Fachabteilungen am Standort Dinslaken der GFO Kliniken Niederrhein, dem Standort Vinzenz Pallotti Hospital der GFO Kliniken Rhein-Berg in Bergisch Gladbach, dem Standort St. Marien der GFO Kliniken Bonn, dem Marienhospital Brühl, dem St. Martinus Krankenhaus in Langenfeld und an den Standorten St. Josef in Troisdorf-Stadt und St. Johannes in Troisdorf-Sieglar. „Als regionaler Verbund mit vielen Krankenhausstandorten sind wir in der Lage, eine qualifizierte Geburtshilfe an vielen unserer Standorte anzubieten, weil wir Schwerpunkte bilden können. Diese Konzentration fordert die Politik, und das ist die Folge gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen, auf die die Krankenhäuser keinen Einfluss haben“, erklärt Dr. Heller. Die GFO hat trotz immenser Defizite viele Jahre lang an der kleinen Abteilung Geburtshilfe und Gynäkologie im Cura Krankenhaus in Bad Honnef festgehalten. Dort hat sich die Situation nun aber deutlich verändert. Ein wesentlicher Aspekt ist: Es fehlt an Hebammen und auch an Ärztinnen und Ärzten. Das ist zugleich ein bundesweites Problem. Trotz intensiver und lang anhaltender Anstrengungen ist es nicht gelungen, genügend Fachkräfte zu gewinnen, um die Geburtshilfe und Gynäkologie am Cura Krankenhaus dauerhaft betreiben zu können. Zum Fachkräftemangel kommt ein weiterer wichtiger Grund: Der Tarifabschluss des Marburger Bundes für Ärztinnen und Ärzte. Dieser sieht zusätzliches ärztliches Personal auch für gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilungen vor. Das führt zu einer deutlichen Kostensteigerung. Das ist insbesondere für kleinere Abteilungen nicht mehr zu verkraften. „Vor diesem Hintergrund ist deshalb ein Weiterbetrieb der Geburtshilfe und Gynäkologie am Cura Krankenhaus wirtschaftlich nicht mehr zu verantworten“, erklärt der zuständige GFO-Regionaldirektor Hans-Joachim Ehrhardt. Im Cura Krankenhaus werden jährlich knapp 500 Kinder geboren. Eine gynäkologisch- geburtshilfliche Abteilung benötigt aber mindestens 1.000 Geburten, um finanziell kostendeckend arbeiten zu können. da

Foto: Sabine Ullmann/Pixelio