PETER PROFITTLICH: Der Stollenmacher aus Rhöndorf

Wer in diesen vorweihnachtlichen Tagen das Café Profittlich betritt, erlebt emsiges Treiben in allen Räumen rund um die Backstube: Christstollenzeit. Die Geschichte sagt, das kostbare Rezept für den heute legendären Stollen, habe ein Kriegskamerad aus dem sächsischen Zittau dem Großvater von Peter Profittlich (Foto) verraten.

Das war im Jahre 1925. „Auf Anhieb hatte der so zubereitete Christstollen bei unseren Kunden einen solch guten Anklang gefunden, dass wir diesem Rezept nun schon seit Jahrzehnten die Treue halten,“ sagt Profittlich, der natürlich nicht allzu viel über die Rezeptur verrät. Dennoch: Für die Herstellung wird reine Butter verwendet, hinzu kommen ausgewählte, zuvor in Rum eingesetzte Früchte, wie Sultaninen und Zitronat, und eine Edelmarzipanfüllung.

Die Krönung ist eine Mandelkruste, die der Großvater einst, als er sich in der Weihnachtszeit immer wieder über den mit Staubzucker verschmierten Anzug ärgerte, zusammen mit seinem Sohn Karl-Heinz entwickelt hat. Diese Mandelkruste, von Karl-Heinz Profittlich im Laufe der Jahrzehnte mehr und mehr verfeinert, gibt dem Stollen nicht nur seinen einzigartigen Geschmack, sondern schützt ihn in besonderer Weise vor dem Austrocknen. Das wissen Kunden aus aller Welt zu schätzen. „Unsere Christstollen werden alljährlich in der Weihnachtszeit über die deutschen Grenzen hinaus in viele europäische Länder und sogar nach Übersee verschickt.

So reisen sie als Weihnachtsgruß aus Rhöndorf bis nach Chicago, Mexiko, oder sogar bis nach Peking“. Und so ist oftmals das Porto teurer als die Ware. Der Stollen-Boom beginnt mit der Bonner Regierungszeit. Als Geschenkidee made in Germany. Die Stollen wurden in das auswärtige Amt geliefert, von dort aus in alle Welt verschickt, auch die deutsche Botschaft in Moskau gehörte zu den Empfängern. Knapp zwei Tonnen Mehl verarbeitet Profittlich in der Stollenzeit. Und nur die allerfeinsten Zutaten. Morgens kurz nach Mitternacht geht das Licht an in der Backstube. Von Oktober bis Dezember. Das Rezept ist das bestens gehütete Geschäftsgeheimnis im Hause Profittlich. So bereitet der Chef persönlich jeden Teig vor.

Die Teiglappen werden übereinandergeschlagen und so entsteht eine ganz besondere Form: Der Christstollen stellt das gewickelte Christkind dar. Die Kartons mit den weihnachtlichen Leckerbissen stapeln sich. „Gleich werden 1.200 Stollen abgeholt“. Ausnahmezustand. Ein Honnefer Geschäftsmann bestellt 90 Stollen. Für seine besten Kunden. Sonderschichten. Überall helfende Hände. Wenn die Stollen aus der Backstube kommen, müssen sie ruhen, dann werden sie penibel kontrolliert, verpackt und mit dem Empfängerschild versehen. Und dann erobern sie wieder die Welt. bö