Geblödelt

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; gerade in unserem heutigen, elektronischen Zeitalter. Wobei, letztens ist mir doch nochmal der Unterschied zwischen passivem Bildschirmkonsum, wie z.B. beim Fernsehen, und dem aktiven Mitmischen im digitalen Geschehen, wie z.B. bei Facebook, vor Augen geführt worden. Ausgangspunkt war der Post eines befreundeten Musikers, die von mir bereits erwähnte Rede Wladimir P.‘s vor dem deutschen Bundestag vom 25.09.2001 (lohnt sich).

Daraufhin entspann sich im Netz eine ausschweifende Diskussion, in der eine Freundin irgendwann den Begriff des Whataboutism in den Raum warf. Da ich ja neugieriger bin als meine beiden Katzenkinder zusammen, zog ich mein Wiki heran und weiß jetzt, dass es sich um einen Begriff aus der Zeit des Kalten Krieges handelt, eine angebliche Propagandataktik des Ostblocks, eine Anschuldigung oder schwierige Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten; Eltern kleiner Kinder wissen, wovon ich rede.

Auf jeden Fall führte unsere anschließende Diskussion über die dunklen Seiten von Wikipedia, Mars, Raider und Twix bis hin zu Einsteins Mondparadoxon – Herrlich, lange nicht mehr so intelligent geblödelt. Kann ja doch manchmal zur kulturellen Bildung beitragen, das Netz – wenn man nur will. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Wodka

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; aber mindestens ebenso wichtig wie das Bewahren der eigenen ist manchmal das Erinnern an die Kultur, die man mit anderen Völkern teilt. Jüngst stolperte ich über eine Rede des russischen Staatspräsidenten Wladimir P. vor dem deutschen Bundestag von 2001.

Gerade noch die unterirdische Pressekonferenz von Donald T., Oberclown elect, im Ohr hörte ich fasziniert dem bösen Sowjet zu, wie er eloquent einen langen Bogen gemeinsamer deutsch-russischer Kultur in den Reichstag spannte.

Nein, ich plädiere jetzt nicht für einen neuen NATO-Bündnispartner und nein, ich stimme auch sicherlich nicht mit seiner Art zu regieren überein. Allerdings wurde mir bereits nach einer kurzen Recherche bewusst, wie weit die kulturellen Beziehungen der Deutschen zu den Russen zurück reichen.

Das fängt mit der Öffnung des alten Zarenreiches gegenüber dem damaligen, zersplitterten Europa an, noch bevor 1492 ein gewisser Christoph K. die Neue Welt überhaupt erst entdeckte, geht über die Habsburger Handelsbeziehungen und die der Hanse Richtung Osten weiter, und hört bei Puschkin, Dostojewskij und Tolstoj noch lange nicht auf, die sich intensiv mit deutschen Schriftstellern auseinander gesetzt haben.

Da uns ja gerade unsere bisherige „Leitkultur“ um die Ohren fliegt, vielleicht sollte ich in Wodka investieren. Bis nächste Woche also, na sdorowje.

Netzwerken

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; so will ich heute mal über eine Geste unseres abendländischen Kulturkreises sinnieren, die recht weit verbreitet ist, nämlich, sich zu unterschiedlichsten Gelegenheiten die Hände zu schütteln. Ich möchte hier nicht näher darauf eingehen, dass einige Frauen sich nach dem Schüttelvorgang angeekelt ans Waschbecken verziehen, da sie ihrem Gegenüber selbst fundamentalste Hygienekenntnisse absprechen. Unter Männern gilt es oft als Zeichen von Stärke, seinem Partner die Hand bis zum Blauanlaufen zu zerquetschen. Der umgekehrte Fall allerdings ist noch unangenehmer, wenn ein figürlich in der Bud-Spencer-Klasse anzusiedelnder Mensch einem die Hand reicht wie eine Flipperflosse – Uuaah! Aber ich wollte ja noch kurz zum Ursprung. Angeblich rührt diese universelle Geste von unserer kriegerischen Vergangenheit her, mit der offenen Hand zu zeigen, dass man keine Waffe trägt. Ich meine eher, man kann es mit dem Begriff „Manus manum lavat“ (lat.: eine Hand wäscht die andere) deuten, oder wie schon Johann Wolfgang von G. es interpretierte: „… Hand wird nur von Hand gewaschen, wenn du nehmen willst, so gib …“ Somit wären wir beim Netzwerken, quasi in meinem Revier. Also Jungs und Mädels: ordentlich waschen, dosierter Druck und auch mal das volle Händchen von sich strecken, dann klappt‘s auch mit dem Nachbarn. Bis nächste Woche also, schütteln Sie wohl.

Wintergartenambiente

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; gerade eben erst ist die letzte Rakete knallend im Neujahrsdunst verschwunden und los geht‘s, 2017. Das alte Jahr vorbei, das neue schon ein paar Tage alt, es nimmt Fahrt auf.

Am Sonntag, 08.01., findet ab 11 Uhr im schönen Wintergartenambiente des Hotels Weinhaus Hoff in Rhöndorf die erste Jazzmatinée statt mit dem Meinhard Siegel Trio aus Essen, das bereits zum wiederholten Male im Lineup der 7MMN aufgetaucht ist.

Dort werde ich dem erlauchten Gästekreis auch die ersten Katzenohren meines diesjährigen, musikalischen Sackes präsentieren. Die Weichen sind gestellt, die Termine stehen fest. Das ein oder andere Jahresgespräch steht noch aus, die ein oder andere Location wird noch hinzukommen, aber das Grundgerüst meines und Ihres Kulturjahres wackelt schon sanft in der Januarluft.

Nachdem das vergangene Jahr für mich wie für viele andere auch ein sehr biestiges war, welches sich insbesondere durch in den Weg geworfene Steine aus allen Richtungen ausgezeichnet hat, wird sich 2017 wieder der Flow einstellen und alles ist möglich – sagt zumindest mein Neujahrsorakel. Glauben Sie es oder glauben Sie es nicht, wir machen den Realitätscheck. Bis Sonntag also, hören Sie wohl.

Geflüstel

Ein weihnachtlichel Gastbeitlag unseles chinesischen Kolumnisten Mal Cel Laich La Ni Tsci

Kultul, meine sehl geehlten Damen und Hellen, Kultul ist entbehllich; abel die ulalte Tladition des abendlichen Vollesens aus sogenannten Bücheln ellebt glade in del Volweihnachtszeit hielzulande eine wahle Lenaissance.

Hielbei besondels zu empfehlen ist die übelliefelte Handschlift del beiden altchinesischen Dichtelblüdel Max und Mo Lits Glimm, die beleits wählend del Flau Hol Le Dynastie ihl Standaldwelk asiatischel Mälchen, den Stlu Vel Pe Tel, velöffentlichten. Die Handschlift beginnt damit, dass Hen Sel und Gle Tel, Blüdelchen und Schwestelchen, sich mit ihlem Wolf und sieben jungen Geißlein im finstelen Wald velillten.

Als es glade so lichtig dunkel und auch so bittelkalt wulde, tlafen sie die böse Hexe Doln Lös Chen, die sie gemeinsam mit ihlem Gefählten Doktol Al Vis End in eine Su Pel Ma Lio Wii Station einspellte und wochenlang mit dümmlichen Bewegungsspielen und Adventule-Games mit blutalen Ballelszenalien füttelte.

Täglich kamen die Hexe odel del Doktol aus ihlem Knuspelhäuschen und schauten nach, ob die Gehilne von Hen Sel und Gle Tel beleits weich und glibbelig genug walen, um sie an das schlecklichste allel Ungetüme zu velfütteln, ihl Haustiel, den alten Felnsehdlachen, del beleits seit dem 25. Dezembel 1952 das Leich del eulopäischen Mitte legielte, und mit jedem Jahl seinel Legentschaft glößel, stälkel und dümmel wulde, und sein ihm huldigendes Volk, das ständig Zulauf elhielt, immel mehl velblödete.

Gelade, als es so lichtig gluselig und spannend wulde, litt jedoch Stlu Vel Pe Tel auf einem Goldesel auf die Lichtung, schlie laut: „Tischlein, deck dich!“ und holte den Knüppel aus dem Sack, um damit den Felnsehdlachen zu elschlagen. Stlu Vel Pe Tel, ein unehelichel Bastaldsohn des Königs Dlos El Balt und seinel Geliebten La Pun Cel, wal einel, del mit seinel Boygloup, den Blemel Stadtmusikanten, auszog, den Floschkönig und seinem eiselnen Heinlich das Fülchten zu lehlen. Sein gelissenel Managel Lum Pel Stil Zchen liet ihm jedoch zu einel Solo-Kalliele als wundellichel Spielmann, um so mit einem singenden Knochen mehl Stelntalel zu veldienen.

Nach einem jahlelangen Plaktikum beim tapfelen Schneidellein, seinel liebleizenden Flau Lot Kep Chen und ihlen Töchtelchen Shne Weis Chen und Lo Sen Lot, löste somit Stlu Vel Pe Tel seinen elsten und einzigen Fall, indem el das ganze Lumpengesindel vol del glausigen Hellschaft des allmächtigen Felnsehdlachens bewahlte. El lebte anschließend mit seinel wahlen Blaut Shne Vit Chen und ihlem gemeinsamen Sohn, dem stalken Hans und seinen sieben Laben, glücklich und zuflieden bis zum Tode des Hühnchens dulch Gevattel Tod. Bis nächste Woche also, hölen Sie wohl.

Das Meinhard Siegel Trio im Hotel Hoff

Am 8. Januar ,11 Uhr, beginnt das Helge Kirscht-Musikjahr 2017 mit einem musikalischen Frühschoppen im Hotel Hoff. Dort sollen im kommenden Jahr, so ist der Plan, regelmäßig Veranstaltungen statt finden. Den Anfang macht das Meinhard Siegel Trio.

Seit mehr als fünfzehn Jahren ist die Band um den Essener Pianisten Meinhard Siegel auf den unterschiedlichsten Bühnen der Region zu hören. Dabei spielt der Kern der Gruppe bereits seit über 30 Jahren zusammen. Vermutlich ist das der Grund für diesen homogenen, beinahe schwerelos wirkenden Sound der Band.

Zwar wird die Gruppe oft als Jazzband bezeichnet, doch trifft diese Umschreibung nicht die eigentliche Intention der Musiker. Der größte Teil des Repertoires stammt dabei aus der Feder des Bandleaders Meinhard Siegel. Die Tatsache, dass er drei Monate des Jahres in der Einsamkeit der schwedischen Wälder lebt und arbeitet, spiegelt sich unmittelbar in seinen Kompositionen wieder:

Mal heiter und beschwingt, mal melancholisch und verträumt, mal liedhaft und verspielt – eben typisch skandinavisch.

Ein kleiner Teil des Repertoires besteht aus Bearbeitungen bzw. Interpretationen. Dabei bedient sich Meinhard Siegel ebenso an skandinavischer Volksmusik wie an zeitgenössischen Kompositionen aus dem hohen Norden. Nicht von ungefähr führte die erste Auslands-Tournee die Gruppe im Sommer 2014 ins schwedische Värmland. eb

Infektionen

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; insbesondere, wenn das Hirn und die Stirn verstopft sind. Allerorten grassieren zur Zeit Infektionen, Ansteckungen, Übertragungen, Krankheiten, Infizierungen, Entzündungen und sonstige Mikroben, und ich mittendrin.

Ob beim Bäcker, im Laden, auf dem Marktplatz oder an der Theke des Vertrauens, überall lauern die kleinen, miesen Bakterien, Viren, Erreger, Bazillen und Krankheitskeime auf Haut, Haaren, Kleidung, Türklinken und Urinalspülungen. Als permanent unter Leuten sich befindender Netzwerker hat man da natürlich vorab verloren.

So gerne, wie ich mich in der dunklen Jahreszeit mal unter der Decke verkriechen würde, so verlangen die Nächstjahresvorbereitungen durchaus noch den ein oder anderen wichtigen Termin. Also rein in die Seuche und Tschüß. Mich hat es dann am Wochenende flach gelegt. Somit reihe ich mich ein in die Schar der Leidenden und Klagenden.

Wobei die am lautesten klagen meistens am wenigsten … aber lassen wir das. Ich hoffe, mein Herausgeber verzeiht mir die 24-stündige Redaktionsschlussverzögerung und meine Leserschaft vergibt mir diesen Exkurs in die Krankenkultur. Erst schreibt er über seine Militärzeit, dann legt er mit Gebrechen los – alt wird er. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.

Lübeck

Kultur, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur ist entbehrlich; allerdings ist das natürlich von Region zu Region unterschiedlich. Ich habe heute die entspannte Freude, meine Kolumne in der wunderschönen Hansestadt Lübeck zu schreiben. Abgesehen davon, dass es mich schon seit geraumer Zeit immer wieder in den Norden zieht, vorzugsweise an die deutsche Ostseeküste, wurde der mittelalterliche Stadtkern Lübecks, die Altstadtinsel, 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, als erste nordeuropäische Altstadt überhaupt.

Na gut, Weltkulturerbe ist unser schönes Oberes Mittelrheintal ja ebenfalls, auch wenn es (noch) nicht ganz bis ans Siebengebirge reicht. Aber Lübeck ist auch in Sachen sonstiger Kultur ein wahrer Leuchtturm im Norden, die städtischen und freien Kulturaktivitäten hier aufzuzählen würde meinen Kolumnenrahmen sprengen. Immer, wenn ich mir eine lübsche Auszeit erlaube, genieße ich neben der klaren Luft und dem Bummeln an Trave und Wakenitz entlang auch tägliche Livekonzerte in den unterschiedlichsten Lokalitäten, der hiesige Veranstaltungskalender hat fast hamburgische Dimensionen.

Dass Lübeck auch die Stadt der 7 Türme genannt wird, macht sie mir nicht unsympathischer. So, und jetzt freu ich mich auf fangfrischen Fisch und Störtebeker vom Fass­­. Bis nächste Woche also, hören Sie wohl.