Lebendiges Bad Honnef

„Gemeinschaft Lebendiges Honnef“ wirbt für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid – zugunsten von bezahlbarem Wohnraum und einer Verjüngung der Stadt

Aufklärung und direkte Gespräche mit den Wahlberechtigten – darauf setzt die „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“, um in den nächsten Wochen für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid am 6. Januar zu werben. Am vergangenen Samstag startete die Initiative ihren Straßenwahlkampf mit einem Infostand am Vogelbrunnen in der Bad Honnefer Fußgängerzone.

Beim Bürgerentscheid geht es um die Frage, ob der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan „Neues Wohnen Alexander-von-Humboldt-Straße/Am Spitzenbach/B 42“ aufgehoben werden soll. Gibt es eine Mehrheit für „Ja“, ist der Planungsprozess für den möglichen Bau von neuen bezahlbaren Wohnungen unmittelbar gestoppt. Die „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“ wirbt daher für ein „Nein“. Nur damit wird ein Planungsstopp verhindert und nur dann kann geprüft werden, ob und unter welchen Bedingungen Wohnungsbau auf dem Gelände nördlich des Stadtgartens in Frage kommt. „Bereits jetzt ein Stoppschild aufzubauen, bevor alles gründlich recherchiert ist, das wäre grob fahrlässig“, betont Guido Oberhäuser, Initiator der Initiative.

Bad Honnef brauche zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum, um die dringend benötigte Verjüngung der Einwohnerschaft voranzutreiben. Bereits jetzt drohe aufgrund der demografischen Entwicklung eine Verödung der Innenstadt. Schulen, Kindertagesstätten, Vereine und weitere städtische Einrichtungen, wie zum Beispiel die Musikschule und die Bücherei, seien bei weiter rückläufigen Schülerzahlen in ihrem Bestand gefährdet, heißt es in einer Erklärung der Initiative. Stephan Gerwing, Mitstreiter der „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“ und Jurist beim Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft, verweist auf eine Analyse der NRW Bank, nach der in Bad Honnef der Anteil der über 75-Jährigen überdurchschnittlich zunehme. Eine Prognose bis 2040 sage dagegen einen deutlich über dem Landesdurchschnitt liegenden Rückgang des Anteils unter 25-Jähriger voraus. Hier müsse die Stadt deutlich gegensteuern, um zu verhindern, dass Bad Honnef zu einer gehobenen Schlafstadt verkümmere, betont die Gemeinschaft Lebendiges Honnef.

Ökologische Funktion

Das zur möglichen Bebauung vorgesehene Gelände nördlich des Stadtgartens habe durchaus auch eine ökologische Funktion, räumt Till Sitzmann ein, der als Neu-Honnefer und hauptberuflicher Experte des Amtes für Stadtplanung in Köln die „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“ unterstützt.

Aspekte des Artenschutzes, der Lärmbelastung und des Hochwasserschutzes würden in dem vorgesehenen Planungsverfahren ausdrücklich berücksichtigt. Für eventuelle Belastungen müsse und könne man konzeptionelle Lösungen finden, so Sitzmann. Aufgabe der Stadtplanung sei es, sämtliche relevanten Fakten zu ermitteln und miteinander abzuwägen. Dabei gelte es auch, so Initiator Oberhäuser, „das Allgemeinwohl ins richtige Verhältnis zu Partikularinteressen zu setzen“.

Stadt im Grünen

„Bad Honnef bleibt auch nach einer möglichen Bebauung des Geländes nördlich des Stadtgartens eine Stadt im Grünen“, betont Gerlinde Neuhoff, Mitstreiterin der Initiative. Bei der zur Planung vorgesehenen Fläche handele es sich immerhin nur um 0,04 Prozent der städtischen Gesamtfläche und selbst dieser verschwindend geringe Anteil würde im Falle einer Bebauung voraussichtlich mindestens zur Hälfte als Grünfläche erhalten bleiben. In jedem Fall bleibe es dabei, dass Bad Honnef zu 60 Prozent aus Wald bestehe, so Neuhoff. Zusätzlicher Wohnraum in zentrumsnaher Tallage habe darüber hinaus den Vorzug kurzer Schul- und Arbeitswege, die mit dem Rad oder zu Fuß zu bewältigt werden könnten. Dies vermeide innerstädtischen Autoverkehr. Darüber hinaus bietet dieses Grundstück eine ideale Anbindung an die Stadtbahn-Linie 66.„Es ist also aus ökologischen Gründen und auch unter dem Aspekt einer gleichmäßigen Stadtentwicklung zu begrüßen, dass Wohnungsbau nicht nur für die Berglagen oder den Honnefer Süden angedacht wird“, stellt Neuhoff fest.

Nur mit der Planung neuer Wohnmöglichkeiten lässt sich die dringend benötigte Verjüngung Bad Honnefs in Angriff nehmen, betont die „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“. Viele junge Familien aus der Region würden nur deshalb nicht in Bad Honnef wohnen, weil sie keinen passenden Wohnraum fänden. Bei dem Bürgerentscheid gehe es daher im Kern darum, die Chance auf Einwohnerwachstum und zur Verjüngung der Bevölkerung wahrzunehmen. Nur eine Abstimmung mit „Nein“ verhindere, dass diese Chance schon im Keim, also vor der Prüf- und Planungsphase, erstickt werde.

Foto (von links) Britta Gerwing, Gerlinde Neuhoff, Andrea Schneider, Guido Oberhäuser, Till Sitzmann und Peter Gebhardt. Foto: Hartmut Schneider/Gemeinschaft Lebendiges Honnef

Lebendiges Bad Honnef

Nein beim Bürgerentscheid

Die Diskussion um den Bebauungsplan „Neues Wohnen Alexander-von-Humboldt-Straße/Am Spitzenbach/B42“ gewinnt an Breite. Mit Blick auf den Bürgerentscheid am 6. Januar 2019 haben sich am Mittwoch dieser Woche engagierte Einwohner zu der offenen Gemeinschaft Lebendiges Honnef zusammengeschlossen. „Wir möchten die zur Wahl aufgerufenen Bürgerinnen und Bürger umfassend informieren und die Thesen der Bürgerinitiative, die sich gegen den Fortgang der Planung ausspricht, einem Faktencheck unterziehen“, sagt Guido Oberhäuser, einer der Initiatoren der Gemeinschaft.

Lebendiges Honnef zählt inzwischen bereits mehr als drei Dutzend Unterstützer – eine Zahl, die nach Angaben der Initiatoren täglich wächst. Wie die Gemeinschaft betont, brauche Bad Honnef mehr junge Familien. Die Möglichkeiten der Stadt, preiswertes Wohnen zu entwickeln, seien aber begrenzt. „Wir möchten nicht, dass solche Möglichkeiten schon im Keim, also vor der Prüf- und Planungsphase, erstickt werden“, betont Gerlinde Neuhoff, eine aktive Mitwirkende der Gemeinschaft.

Insbesondere wehren sich die Unterstützer der Gemeinschaft Lebendiges Honnef „gegen jede Initiative, die der Stadt Denkverbote auferlegen will“, heißt es in einer Erklärung. Vielmehr wolle sie sich auch für die Familien einsetzen, die noch nicht in Bad Honnef leben, weil sie nichts Passendes fänden. Hier gehe Gemeinwohl vor Anliegerwohl. Mit Info-Ständen in der Stadt, Aufklärung in sozialen Medien und einer zielgruppenorientierten Öffentlichkeitsarbeit will die Gemeinschaft die Zeit bis zum Bürgerentscheid nutzen, für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid zu werben. Bei dieser Abstimmung geht es um die Frage, ob der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Neues Wohnen Alexander-von-Humboldt-Straße/Am Spitzenbach/B 42 aufgehoben werden soll. eb