Ludwig v.B.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Weltgeschichte muss quasi umgeschrieben werden. Gerade rechtzeitig zum 1.April erblickt ein schier unglaubliches Dokument das Licht der Öffentlichkeit. Aber lesen Sie selbst: „Im kürzlich entdeckten und beachteten Fund einiger Handschriften Ludwig van Beethovens als Teil eines Nachlasses unbekannter Provenienz fand sich für die Region Bedeutendes. Mögen die Briefe des Komponisten sonst eher schmachtend und vom Inhalt her banal sein, so kann insbesondere Bad Honnef hier aufhorchen. Folgt man dem Zeugnis, so spielt der Weinberg im Norden Rhöndorfs eine durchaus relevante, amouröse Rolle. Offensichtlich improvisierend auf dem Knie geschrieben verbindet Beethoven seine physische Existenz mit einem Ausflug der Eltern dorthin.

Mehr noch empfiehlt er die Gegend Wanderern und Rastenden. Pikant ist dies besonders angesichts der Sperrung des Hohlwegs am Domstein. Gemäß den gar nicht so spärlichen Angaben des großen Bonners ist die beschriebene Stätte recht exakt dort zu verorten. Das Kuratorium der NRW-Stiftung hofft jedenfalls, hierüber Klarheit bis zum Jubiläumsjahr 2020 schaffen zu können. Sollte Beethoven so in gewissem Maße zum „Honnefer Jung“ avancieren, so wäre es nur konsequent, motiviert die Mühen zur Wiedereröffnung des Hohlweges zu intensivieren“. Das schwer lesbare Originalschriftstück haben wir für Sie aus dem Altdeutschen übersetzen lassen:

„Wien im fruehen Maerzen AD 1827. Unsterbliche Geliebte, nie wird verlautet seyn von meinen Lippen, wer Ihr seyet hinter der Complimentierung. Unerfüllet die Lieb umso dräuender, da dero Zeit der Hingabe mir im Gedächtniß haftet. Ließ mich vors Haus tragen aus dem Bette, an daß mich Lunge und Leber fesseln. Sitze am Grase und stelle mir für versetzet zu sein ins Rhenania der Jugend.

Einstmals am güldenen Fluße im Haus numero 515, getaufet in st. Remigien. Erfahren solle Ihr heut ein kleines Geheimniß, daß ich gezeuget im Wingert zu Rhoendorp am wilderen Ufer. Dort wo der Felsen Siegfried testieret die unsterblichen Tathen des großen Recken samt Fafnir, der diesem seine hörnerne Haut lieh. So lehrte es die Mutter, die junge Witwe, daß sie gebet dem neuen Gatten den Sohn. Romantik sey dort am Domstein, Nathur und ein Bett weich wie von Daunen. Sie hat mich erbethen wie die Vielen aus Rhoend. und dem Hunefe im süden, die dort unter dem Monde sich überwälthigen lassen vom Gefuehle. Das ist ein mysthische, verzaubernde Gegent.

Selbst suchet ich sie mit dem seeligen Ännchen und Hannah v. Honrath, die mir am Drachenfels nah war und viel inniger als im Hause am Neumarkt zu Cölln. Der Rhein bracht die Inspiration, die meine drei Wiener Graeffinnen nicht bräuchten. Und auch nicht die Buergerlichen, deren Marie zum sittsamen Lohne den Autograph meiner Appassionata erhielth und Lisbeth die Chimaere Für Elise. Mir ist nunmehr nichts mehr gegeben als meine Hinnfälligkeit. Empfinde als Glueck, die Conversation der Anderen nicht hören zu können im Verzicht auf Rohr und Hefte. Mag mein Bild mitnehmen und kein fremdes in’s Elysium . Grueßet mir den Drachenfels und sorgett dafuer, daß seine Auen wie Wege offen seyen für viel Leut, die dort sich laben. Auf immer der Eure Ludwig vB.